Homeschooling?

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FriMa

AW: Homeschooling?

Durch den effektiveren Unterricht zu Hause bleibt mehr Zeit für Aktivitäten in Vereinen, Gruppen und mit anderen Homeschoolern, z.B. bei Exkursionen. Die Sozialisierung im Klassenverband der Schule ist dagegen auf Gleichaltrige ausgerichtet - eine sehr künstliche soziale Situation. Negative Folgen wie Gruppendruck ('peer pressure') sind inzwischen bekannt. Kinder, die zu Hause unterrichtet werden, lernen und leben sozial viel intensiver mit gemischtaltrigen Geschwistern und Erwachsenen und eignen sich so bessere soziale Fähigkeiten an. Sie verbringen viel Zeit außer Haus und werden mit neuen sozialen Situationen gut fertig.

Das ist einzusehen. Andererseits: Geschwister? Die haben sie auch ohne Homeschooling (oder eben nicht), und es besteht ja wohl kein Zwang, zusätzlich zum Homeschooling in Vereine o. andere Gruppen zu gehen.
Man kann es nicht generalisieren, es hängt wohl - wie so oft - viel vom Engagement der Eltern ab. Die Frage müsste also nicht lauten: ob Homeschooling, sondern: wie und unter welchen Bedingungen.

Vielleicht meldet sich hier ja mal eine Grundschullehrerin zu Wort? Schließlich unterstellt das Homeschooling ihnen ja, ihren Job könne jeder und die Ausbildung sei unnötig... ;-)
 

lulu

Königin der Nacht
AW: Homeschooling?

Ich habe eine Freundin, die homeschoolt, und diese hat natuerliche widerum viele Freundinnen, die homeschoolen.

Fuer das KiGa-Alter sehe ich da gar kein Problem, wenn ausreichende soziale Kontakte trotzdem geknuepft werden, das Kind mal beim Freund zum spielen ist, im Sommer bei den staedtischen Schwimmstunden teilnimmt etc. Die meisten Homeschooler sind auch in einer Homeschooling-Gruppe, so dass regelmaessige Sozialkontakte gepflegt werden und gewisse Lehrinhalte geteilt werden (z.B. gemeinsamer Sport im Sommer).

Im Grundschulalter weiss ich nicht :-?. Ich weiss nicht, ob die Fixierung auf die Familie nicht zu gross wird. Die Schule ist halt auch Chance, sich einen eigenen Ruf aufzubauen, ein eigenes Profil zu entwickeln, Selbstaendigkeit zu erproben. Fuer die Eltern eine Chance Vertrauen in ihr Kind aufzubauen, weil sei eben nicht mehr alles kontrollieren koennen.

Ich denke, intelligente und engagierte Menschen, koennen den Grunschullehrplan schon vermitteln, dran sollte es nicht scheitern. Schoen ist auch, dass weniger Zeit mit Schule verbracht wird :). Frage ist, was mit der restlichen Zeit passiert? Eine Frau, die ich kenne, homeschoolt ihre zwei Kinder, und der grosse spielt jeden Herbst/Winter bei der staedtischen Laienschauspielerei mit. Ein richtiges 5 Monatsprojekt, mit Kostuemen-, Buehnenbild, Proben, Auffuehrungen etc. Das ist toll. Meine Freundin wird das mit ihren drei, bald vier, jungen Kindern nicht schaffen, alle zu "ihrer" Aktivitaet zu fahren. Das finde ich nicht so toll, denn sie lernen sich nicht, sich selbstaendig in eine Gruppe einzugliedern und einzubringen, ohne Mama im Hintergrund.

Insgesamt kommt es allerdings auch auf die Lebenssituation an: Wieviele Kinder in der Familie? In welchem Altersabstand? Wie hoch der Bildungsgrad der Eltern oder die Vermittlerfaehigkeit? Wohnsituation? (In einer Co-Housing Gemeinschaft, in der viel nachbarschaftlicher Kontakt besteht, lebt sich ja schon anders als ausserhalb mit vielleicht 2 Nachbarn ohne Kinder). Gibt es andere enge Bezugspersonen ausser den Eltern in der Naehe?

Ich haette keine Lust zu homeschoolen, ich arbeite auch gerne und habe dabei "meine Ruhe" von meinen Kindern. Und ich muesste auch meine Schwaechen durch Fremdunterricht kompensieren. Ich koennte nur schwer Musikunterricht geben z.B., finde es aber wichtig, das diese Faecher im Bildungskanon bleiben und vermittelt werden. Also muesste ich als Homeschooler meine Kinder doch in die Musikschule fahren. Bei den Kindern meiner Freundin faellt mir auf, dass sie in "Krisensituationen" wie dolle hingefallen nicht auf einen reagieren. Sie sind dann fast orientierungslos und sooo auf Mama als Troesterin fixiert, dass auch der Papa kaum eingreifen kann. Kann genetisch sein, kann auch daher kommen, dass sie einfach keine andere Bezugsperson zu akzeptieren gelernt haben. Das finde ich persoenlich "scary". Unersetzlich ist man als Elternteil eh, aber ich moechte auch dass meine Kinder lernen, sich auf andere Menschen zu verlassen. Ich bin wichtig genug und muss/moechte meine Postion nicht noch weiter ausbauen.

Lulu
 

NicSam

Gehört zum Inventar
AW: Homeschooling?

Hallo!
Eine freundin von mir hat Jahrelang homeschooling bekommen, und sie war sehr unzufrieden damit, gerade wegen der sozialen Kontakte, aber auch, weil sie immer ihre Eltern um sich hatte, und manchmal ist es leichter Dinge und Hilfestellung zu akzeptieren, wenn sie mal nicht von den Eltern kommt.
Ich selbst war ein Jahr in einer Klasse, die nach einem ameríkanischen Homeschooling Prinzip gearbeitet hat. Wir waren um die 12 Schüler, Alter von sieben bis dreizehn Jahren. Ich gehörte zusammen mit 3 anderen zu den Ältesten. Wir wurden aber von verschiedenen kompetenten und ausgebildeten Lehrkräften begleitet, mussten aber für uns selbst arbeiten. Allgemein hat mir das Jahr sehr gut gefallen, gerade die verschiedenen Altersgruppen waren total gut, wir haben uns alle gut verstanden und wir "Großen" haben auch die "Kleinen" schätzen gelernt. Aber bis zum Abitur hätte ich wohl kein Homeschooling Programm haben wollen,denke ich.
Richtiges Homeschooling kann ich mir nicht so gut vorstellen,weil man die meiste Zeit dann doch mit der Familie zusammen ist - Eltern/Geschwister, auch wenn man in anderen Gruppen aktiv ist. Aber etwas ähnliches wie die Klasse, die ich erlebt habe, finde ich schon sehr positiv, denke ich.

Viele Grüße
Nicole
 
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