Geburtsbericht von Sarah Mareike

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Diana mit Sarah

Am Donnerstag, den 13.12.2001 sollte unsere kleine Maus zur Welt kommen. Ich habe allerdings fest damit gerechnet, dass sie später kommt. Nur Weihnachten sollte es nach Möglichkeit nicht werden. Am 04.12.2001 hatte ich die letzte VU bei meinem FA. Er stellte fest, dass der MuMu schon fingerdurchlässig war. Da ich bis dahin noch keine spürbaren Wehen hatte und auch erst selten einen harten Bauch, baute mich dieses Ergebnis sehr auf. Das CTG zeigte jedoch wie gewohnt keinen einzigen Ausschlag.
Am ET hatte ich die nächste Untersuchung beim FA. Wieder ein völlig Wehenloses CTG, MuMu jedoch auf 1-2 cm offen. Ich spielte mit dem Gedanken, einen Wehencocktail zu nehmen. Als ich in der Apotheke das Rhizinusöl kaufen wollte, riet mir jedoch das gesamte Personal davon ab, das wäre viel zu gefährlich. Ziemlich eingeschüchtert verließ ich die Apotheke wieder.
Dann viel mir ein Rezept für einen Wehentee in die Hände: Ingwer, Nelken, Zimt und Eisenkraut. Von diesem Tee trank ich täglich ca. einen Liter, zusätzlich zum Himbeerblättertee, den ich auch schon seit ca. 4 Wochen getrunken hatte.
Am Samstag, den 15.12.2001 musste ich zur CTG-Kontrolle ins Krankenhaus. Dort das übliche Bild: keine einzige Wehe. Dafür tobte unsere Maus wie verrückt in meinem Bauch herum, so dass die Herztöne ständig um die 160 waren, oft auch über 170. Deshalb „durfte“ ich am nächsten Tag, also Sonntag, noch mal ins Krankenhaus. Alles wie gehabt. Die Hebamme dort gab mir dann homöopathische Kügelchen, die die Wehen anregen sollten.
Ob es an den Kügelchen lag, an der Unmenge Tee, oder am GV, den mein Göttergatte als Methode der Geburtseinleitung bevorzugte, Sonntag Abend setzten die ersten Wehen ein. Leider alles andere als regelmäßig. Nach einigen Stunden wurden die Abstände sogar immer länger, so daß wir schlafen gingen.
Montag Abend das gleiche Spiel: mehrere Stunden unregelmäßige Wehen.
Als am Dienstag spät abends wieder Wehen einsetzen, mache ich mir keine großen Gedanken. Das kannte ich ja schon. Doch die Nacht war alles andere als erholsam. Ich wurde alle halbe bis dreiviertel Stunde durch Wehen geweckt. Gegen fünf Uhr morgens kamen die Wehen alle zehn Minuten. An Schlaf war nicht mehr zu denken.
Nach einer Stunde Wehen in acht- bis zehnminütigen Abständen weckte ich meinen Mann. Wir tranken Kaffee, duschten und überlegten, was wir tun sollten. Da ich einen falschen Alarm ausschließen wollte und auf keinen Fall zu früh ins Krankenhaus wollte, beschlossen wir, erst einmal spazieren zu gehen. Nachdem wir uns eine Stunde Stop-and-Go mäßig fortbewegt hatten, kehrten wir mit frischen Brötchen bewaffnet nach Hause zurück. Während des Spazierganges kamen die Wehen etwa alle sieben Minuten.
Zuhause während des Frühstücks kamen die Wehen wieder in zehnminütigen Abständen. Ich versuchte noch etwas zu schlafen, was auch gelang, da die Wehen währenddessen „nur“ in 20-minütigem Abstand kamen. Nach dieser kleinen Verschnaufpause kamen die Wehen wieder regelmäßig alle 10 Minuten.
Gegen 13.00 Uhr hatte ich keine Lust mehr auf stundenlange Wehen in zehnminütigen Abständen. Ich wollte ins Krankenhaus. Dort sollten sie entweder dafür sorgen, dass sich die Sache beschleunigt oder aufhört.
Im Krankenhaus angekommen, wurde sofort ein CTG gemacht, welches auch Wehen alle zehn Minuten anzeigte. Die anschließende Muttermunduntersuchung ergab eine Öffnung von 5 cm. Das hieß, dass die Anstrengungen der letzten Stunden nicht umsonst waren.
Mein Mann übernimmt die Anmeldung im Krankenhaus, währenddessen werde ich noch einmal mit US untersucht. Dem Kind geht es gut, das Gewicht wird auf etwa 3200 g geschätzt. Leider liegt der Kopf immer noch nicht im Becken. Nach der Untersuchung darf ich mir einen Kreissaal aussuchen. Meine Wahl fällt auf einen mit Gebärwanne. Dort angekommen, wird erst einmal Blut abgenommen und zur Sicherheit ein Venenverweilkatheder gelegt, damit ich später nichts mehr damit zu tun habe. Dann wieder ein CTG - unverändert.
Wir gehen noch eine Runde im Krankenhauspark spazieren. Dann gab es das erste Essen auf Station.
Um 18.00 Uhr mussten wir wieder im Kreissaal sein, wieder CTG, immer noch 10 Minuten. Zur Wehenförderung darf mein Mann mir den Bauch mit Eisenkrautöl einreiben.
Da ich in die Gebärwanne möchte, und die Hebamme damit rechnet, dass das Kind bald kommt, beschließen wir, dass sie mir einen Einlauf gibt. Die Wirkung ist allerdings recht harmlos. Dann macht sie mir die große Wanne fertig, in der ich dann die nächsten Stunden verbringen werde. Die Wehen sind in der Wanne nämlich ganz gut auszuhalten, allerdings nicht, wie oft gesagt, sehr wirkungsvoll. Sie kommen ca. alle 7 – 8 Minuten. Die Untersuchung um 22.00 Uhr ergibt dann auch gerade mal eine Muttermudöffnung von 6 cm. Das bedeutet 1 cm in 6 Stunden!! Ich bin ziemlich enttäuscht.
Auf anraten der Hebamme gehen wir noch eine Weile spazieren. Gegen Mitternacht treffen wir wieder im Kreissaal ein. Die Wehen kommen jetzt alle 5 Minuten und der Muttermund ist ca. 7 – 8 cm geöffnet.
Die Hebamme schlägt eine PDA vor. Ich überlege zuerst, da die Wehen eigentlich noch auszuhalten sind. Die Hebamme berät sich mit dem Arzt, der auch die PDA befürwortet. Also Aufklärungsgespräch, Unterschrift und los geht’s. Während der Vorbereitung für die PDA wird mir allerdings ein wenig mulmig.
Die PDA wird gelegt, es gibt keinerlei Probleme. Ich werde verkabelt: ein Schlauch auf dem Rücken für die PDA, ein Schlauch in den Venenverweilkatheder für Kochsalzlösung um den Kreislauf stabil zu halten und am anderen Arm die Blutdruckmanschette. Dazu noch ständig am CTG.
Die PDA wirkt. Das CTG zeigt starke Wehen alle 2 bis 3 min., die ich jedoch nicht spüre. Die Kochsalzlösung wird durch Traubenzucker ersetzt.
Die PDA wird nach einer Stunde noch einmal aufgefrischt. Die MuMu-Kontrolle ergibt gute 8 cm. Jetzt wird es Zeit für einen Wehentropf, meint die Hebamme. Also Traubenzucker weg und Wehentropf dran (0,2 mg/h).
Da das Köpfchen immer noch nicht im Becken ist, soll ich mich auf die Seite legen. Mein Mann und ich versuchen, ein bisschen zu schlafen, was allerdings nicht so gut klappt. Ich bin sowieso zu nervös, und mein Mann ist so mit Kaffee vollgepumpt, dass an Schlafen nicht zu denken ist.
Das CTG zeigt jetzt Wehen alle 2 min. Der Wehentropf wird auf 0,3 mg/h erhöht.
MuMu-Kontrolle ergibt eine vollständige Öffnung!!! Das Köpfchen ist allerdings immer noch nicht im Becken. Die Hebamme sprengt die Fruchtblase. Die PDA lässt wiederum nach einer Stunde langsam nach und ich spüre einen leichten Pressdrang.
Jetzt übernimmt die Hebamme völlig das Kommando und spornt mich immer mehr zum Pressen an. Ich schiebe mein Kind milimeterweise dem Ausgang entgegen.
Nach einer Stunde pressen versagen mir die Kräfte. Das Köpfchen ist noch ca. 2 cm vom Scheidenausgang entfernt.
Hebamme und Arzt beraten sich. Bei der nächsten Presswehe drückt der Arzt sehr fest auf meinen Bauch. Wenn ich nicht genug mit mir zu tun gehabt hätte, wäre er k.o. gegangen. Aber dadurch hat er mir die Saugglocke/Zange erspart. Zum Schluss konnten nämlich keine Herztöne mehr abgeleitet werden.
Der Arzt hilft so von außen mit, das Kind herauszupressen. Ich kann es nicht glauben, aber alle sagen, der Kopf ist schon draußen, ich soll noch einmal pressen, obwohl ich wirklich kaum noch kann, und dann spüre ich, wie der Rest des kleinen Köpers geboren wird.
Hurra, es ist geschafft!!! Um 5.08 Uhr wird die kleine Sarah Mareike geboren. Die Hebamme legt sie mir auf den Bauch.
Jetzt muss noch die Nachgeburt heraus, der Arzt verabreicht mir noch ein Medikament, die Hebamme drückt auf meinem Bauch herum, dann ist es endlich geschafft.
Mein Mann durchtrennt die Nabelschnur. Zögerlich fängt mein kleines Mädchen an, zu schreien. Da die Nabelschnur ziemlich kurz war, kann ich sie jetzt erst in den Arm nehmen.
Ich werde auf Verletzungen untersucht, aber außer Abschürfungen an den Schamlippen ist nichts passiert. Es muss also nicht genäht werden.
Die kleine Sarah Mareike wird vermessen: 3360 g schwer, 54 cm lang, KU 35 cm, dann wird sie von ihrem Papa gebadet und angezogen. Ich kann es noch gar nicht fassen, dass ich jetzt eine kleine Tochter habe, irgendwie bin ich noch ziemlich weit weg. Die Apgar-Werte sind 9/10/10, also alles bestens.
Ich werden in einen anderen Kreißsaal geschoben. Jetzt haben wir drei endlich die Gelegenheit, uns in Ruhe kennen zu lernen. Nachdem die Kleine beim ersten Versuch noch nichts trinken wollten, versuchen wir es nun noch einmal in Ruhe. Sie nuckelt ein bisschen.
Ich werde auf die Entbindungsstation geschoben. Dort organisiert mein Mann erst einmal ein Frühstück für uns. Unser kleines Mädchen schläft friedlich in ihrem Bettchen. Und wir können uns gar nicht sattsehen.
Bei der späteren Untersuchung wird festgestellt, dass sie etwas unterkühlt ist und deshalb ins Wärmebettchen muss. Aber am Abend hatte ich sie schon wieder bei mir. Auch die Probleme mit dem niedrigen Blutzucker sind dann gelöst.
Jetzt sind wir eine richtige kleine Familie...
 
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AnneW

Hallo Diana, :winke:

eine sehr lange Entbindung hatte ich bei meiner Tochter auch, aber das Ergebnis zählt, oder?! :jaja:

Ich finde den Geburtsbericht schön, habe mich ein paarmal "wiedererkannt".

Vielleicht noch etwas früh - ? :oops: ? - aber beim nächsten Mal kann es viel, viel schneller gehen, die Erfahrung habe ich zum Glück gemacht! ;-)

Liebe Grüße, AnneW :blume:
 
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