AW: Fütterstörung, Beikoststart und Trinkproblem
Hallo zusammen
Da Gelsenkirchen hier im Thread ja schon das ein oder andere mal zur Sprache kam und ich finde, dass meine Frau das etwas einseitig dargestellt hat, wollte ich noch ein paar Ergänzungen schreiben. Falls nochmal jemand im Internet nach der Füttertherapie in Gelsenkirchen sucht und zufällig hier drüberstolpert.
Die schwierigen/negativen Sachen in Gelsenkirchen hat meine Frau ja schon genannt und die werde ich jetzt einfach mal nicht wiederholen. Allerdings gibt es auch die gute Seite: Vor Gelsenkirchen hatten wir Phasen wo meine Frau etwa 10 Stunden am Tag nur mit Füttern beschäftigt war (da er ja nur im Schlaf getrunken hat war er teilweise so hungrig das er geschrieen hat, vom Schreien konnte er nicht Schlafen => er musste sich müde schreien um dann einzuschlafen damit er gefüttert werden konnte). Wir als Eltern völlig am Ende. Tobias hat angefangen zu schreien/winden wenn er die Flasche gesehen hat. Meine Frau hat das Haus nicht mehr verlassen und Besuch konnten/wollten wir auch keinen. KiA und Krankenhaus konnten uns nicht helfen, es sei ja nur eine Phase. Tobias konnte sehr schlecht für sich alleine sein und hat häufig angefangen sich zu beschweren wenn wir ihn nicht bespasst haben.
Nach Gelsenkirchen hat das Füttern etwa 1 1/2 Stunden am Tag gedauert. Der Kleine hat sich auf seine Flasche gefreut. Er schläft ohne Probleme im eigenen Zimmer mehr oder weniger die ganze Nacht durch. Durch den festen Tagesablauf können wir den Alltag besser planen, wir haben wieder Besuch, meine Frau kommt mal aus dem Haus, kann Leute treffen und macht sich keine Sorgen mehr dass der Kleine in ihrer Abwesenheit verhungert/verdurstet. Tobias ist vom Charakter her das selbe Baby geblieben, nur das es ihm auch besser geht. Dadurch dass er sich jetzt selber beschäftigen kann lernt er mehr. Wir haben ihm immer viel zu schnell geholfen wenn er unzufrieden wurde weil er irgendwas nicht konnte. Unsere Sicht auf den Kleinen hat sich komplett geändert. Vorher war er das arme kleine hilfsbedürftige Frühchen, dem wir nichts zugetraut haben und für den wir uns völlig verbogen haben, damit er auch ja nichts alleine schaffen muss. Jetzt sehen wir einen gesunden Jungen, dem wir Dinge anbieten und es ihm dann überlassen, was er damit anfängt. Wir geben Hilfestellung und er ist dafür verantwortlich zu lernen/trinken/etc.
Wir als Eltern haben jetzt Zeit für uns, während dem Vormittags- und Mittagsschlaf und nachdem er um 20 Uhr spätestens im Bett verschwunden ist.
Was ich damit sagen will: Durch Gelsenkirchen hat sich die Situation in unserer kleinen Familie dramatisch verbessert. Wir haben jetzt das Gefühl, dass es sich genau so anfühlen muss ein Baby zu haben: Schwere Zeiten und gute Zeiten halten sich in etwa die Waage und man wird nicht Tag für Tag, Woche für Woche immer weiter runtergezogen bis man nur noch der Abklatsch eines Menschen ist.
Besonders gut an Gelsenkirchen finde ich den ganzheitlichen Ansatz: Es wird nicht nur das Baby betrachtet, sondern die gesamte Regulation/Dynamik zwischen Mutter/Vater und Kind. Gerade wenn die Umstände der Geburt schwierig sind, sei es Frühchen oder das Kind ist schwer/schwerer krank etc., können die dadurch stärkeren/ungesunden Sorgen in den Eltern sich negativ auf Essen, Schlafen und andere Bereiche auswirken. Den Bezugspersonen wird in Gelsenkirchen klar gemacht was sie leisten können, was sie nicht leisten können, wie sie sich Zeit für sich nehmen und dass das ebenso wichtig ist wie für das Kind da zu sein, wie man Stress abbaut und das man seinem Kind vertrauen kann und ihm auch etwas zutrauen kann bzw. muss. Und den Kindern wird ein fester Rahmen gesetzt: Feste Schlafenszeiten, feste Essenszeiten, Zeiten wo man sich alleine beschäftigen muss und Zeiten in den man mit den Eltern spielt. Dieser feste Rahmen gibt den Kindern Sicherheit und sorgt dafür das Stress in den Babys abgebaut wird. Somit werden alle Beteiligten entstresst.
Ich hab dort verhaltensaufällige Kinder gesehen die den ganzen Tag rumgebockt haben, nicht ins Bett wollten und die ganze Nacht THeater gemacht haben die nach ein paar Tagen Gelsenkirchen an der Hand gelaufen sind, beim Essen auf ihrem Stuhl sitzen geblieben sind und Nachts auf einmal durchgeschlafen haben. Neurodermitiskinder die sich gekratzt haben um Aufmerksamkeit zu bekommen und sich am Ende nur noch gekratzt haben wenn es wirklich gejuckt hat und die Art und Weise des Kratzens eine ganze andere geworden ist. Dort war ein 9 Monate altes ehm. Frühchen, dass Nachts alle 2 Stunden an die Brust wollte, dass nach Gelsenkirchen die ganze Nacht durchgeschlafen hat und die Mutter nach Monaten auch mal wieder gescheit schlafen konnte.
Das Konzept in Gelsenkirchen ist meiner Meinung nach zu 90% stimmig, allerdings hapert es etwas an der Umsetzung. Babys werden genauso therapiert wie 3 Jährige Kinder. Die Betreuung der Kinder wenn die Bezugsperson in Seminaren sitzt und die Kinder aus welchen Gründen auch immer nicht im gemeinsamen Spielraum betreut werden können lässt zu wünschen übrig und als wir da waren wurde auf den ausbrechenden Norovirus auch nicht besonders zügig reagiert, sondern erst als alle Kinder es schon hatten.
Aber seis drum. Wenn man sich drauf einlassen kann und man Probleme mit Essen/Schlafen/Neurodermitis/Asthma hat bietet Gelsenkirchen auf jeden Fall die Chance das es besser wird. Mal ganz davon abgesehen dass dort ein Erziehungskonzept vermittelt wird, dem sich meine Frau und ich 100% anschließen können und das wir anwenden werden solange Tobias seine Füße unter unseren Tisch stellt
Sorry für die Wall of Text, aber jemand der sich für Gelsenkirchen interessiert leidet sicherlich genug um sich auch durch so einen Text zu quälen.
Gruß
Tobias Papa
PS: Meine Frau und Tobias sind übrigens übers Wochenende bei den Großeltern und auch dort klappt der Tagesablauf wie zuhause. Er steckt gerade in einem Entwicklungsschub und lernt unheimlich viel Neues. Es fängt an seine Kniee/Füße anzufassen und versucht vorwärts zu kommen durch rollen bzw. versucht verzweifelt seine Beine unter seinen dicken Po zu ziehen um sich nach vorne abzustoßen. Klappt aber noch nicht so wie er sich das vorstellt

Er trinkt ganz gut, und hat jetzt seinen ersten Brei mit Fleisch bekommen von dem er etwas Blähungen gekriegt hat. Bei uns läufts also rund momentan
