Hallo Sandra,
So eine rechte Linie kann ich in der Behandlung nicht erkennen. Das erste Mal etwas entzündungshemmendes (Cortison-Abkömmling) und Pilzmittel. Nun ein ebenfalls entzündungshemmendes Medikament, das das Immunsystem in der Haut runterfährt und eigentlich nur gedacht ist in Fällen, wo bei einer Neurodermitis die Cortisonbehandlung nicht mehr ausreicht. Alternativ ein Antibiotikum...???
Das erinnert mich sehr an ein Rumprobieren, irgenwas wird schon mal irgendwann anschlagen.
Ich rate Dir wirklich, geht zum Hautarzt, und laßt Euch dort auch nicht abspeisen mit einem Termin in x Wochen.
Wenn eine Neurodermitis (oder deren Vorstufe) dahintersteckt, dann sollte man es auch als solche behandeln, vorher muß aber eine Pilz- oder bakterielle Infektion ausgeschlossen sein.
Das Protopic ist ein sehr neues Medikament (das sehr aggressiv beworben wird), das sehr vielversprechend zu sein scheint - a b e r: es gibt bisher nur wenig Erfahrungen damit, auch, was die Langzeitwirkungen angeht. Tierversuche damit haben ergeben, daß die Ratten unter Behandlung mit Tacrolimus (Wirkstoff von Protopic) ein erhöhtes Hautkrebsrisiko hatten, wenn die behandelten Stellen mit UV-Licht bestrahlt wurden. Ob das auch auf den Menschen übertragbar ist, wird sich erst in Jahren erweisen. Aber ich bin bisher sehr vorsichtig damit gewesen, diese Creme Kleinstkindern zu verordnen, und auch bei der Anwendung im Gesicht und an den Händen, also den lichtexponierten Arealen.
Wenn eine Infektion dahintersteckt, kann sie durchaus durch die Behandlung mit Protopic verschlechtert werden. Allerdings sieht man es nicht sofort, weil auch die Abwehrreaktion des Körpers heruntergefahren wird - der Erreger kann sich besser vermehren, aber der Körper kann keine warnenden Entzündungszeichen mehr zeigen (Rötung, Überwärmung, Schwellung, Juckreiz/Schmerz). So wird es erstmal vermeintlich besser, nach dem Absetzen wird es aber sehr schnell schlimmer als vorher. Wenn Ihr das Protopic mal ausprobieren wollt, bevor Ihr zum Hautarzt geht, dann tragt es vorzugsweise abends auf, damit nicht die Sonne auf gerade frisch eingecremte Haut scheint (und auch noch in den nächsten 3 - 4 Stunden danach).
Ich möchte Euch keine Angst machen, nur unterstreichen, warum ich so sehr dafür plädiere, von einem Fachmann eine fundierte Diagnose stellen zu lassen. Kinderärzte lernen in ihrer Ausbildung leider sehr wenig über Hautkrankheiten, sie kennen das, was sehr häufig ist, kennen aber auch die Medikamente nur vom selbst Ausprobieren oder vom Hörensagen, oder noch schlimmer, von der teilweise sehr aggressiven Werbung der Pharmavertreter. Kein Angriff auf die Kinderärzte, so soll es bitte nicht verstanden sein, aber eine Begründung, warum ich so vehement dafür bin, für jede speziellere Sache auch den entsprechenden Fachmann zu suchen. Keiner kann heute mehr alles!
Liebe Grüße, Anke