Elternabende - Lehrergespraeche

lulu

Königin der Nacht
Sind bei Euch in den Schulen die Eltern-Lehrer-Kontakte, sprich Elternabende und Lehrergepraeche zur Leistungsbeurteilung, auch immer sooo anstrengend und anspruchsvoll? Ich habe jedes mal das Gefuehl mindestens aus einer Hauptdiplomsveranstaltung zu gehen. Nun ist Klaas Lehrerin sehr engagiert und qualifiziert, was ja sehr zu begruessen ist. Aber meine Eltern mussten sich solche Vortraege nicht anhoeren, da bin ich sicher.

Irgendwie finde ich das alles recht leistungsorientiert. Oh je, wenn man einen Schueler, der in allen Bereichen bis auf dem Lesen und Schreiben (wo er immerhin genau durchschnittlich ist und all das erfuellt, was zu diesem Zeitpunkt erwartet wird) exellente Leistungen erbringt, schon so seziert, wie muss es dann bei leistungsschwaecheren Kindern erst sein ;-(?

Lulu, die heute morgen geschlagene 65 Minuten mit ihrem Mann, der Klassen- und Sprachlehrerin in der Schulbuecherei verbracht hat :farben: und jetzt extra Lesefoerdermaterial mit nachhause kriegt, damit Klaas die "visual clues" besser im Leseprozess einsetzen lernt, obwohl er prima Fortschritte macht und auf dem Level liest, auf dem er zu diesem Zeitpunkt lesen koennen soll, um den Quantensprung ueber die naechsten Level schneller heibeizufuehren, damit kein Frust entsteht :cool:. Irgendwann kommt der Sprung eh...
 

Silly

Moni, das Bodenseeungeheuer
AW: Elternabende - Lehrergespraeche

Hallo Lulu

also bei uns sind die Elterngespräche nicht sooo extrem. Der "Sprechabend" beraumt jedem Elternpaar eine Zeit von 20-30 min ein. Aber ich schaue immer, daß ich den letzten Termin bekommen, damit nach hinten etwas Luft ist.
Bei diesen Gesprächen! (bei uns sind das keine Vorträge...) geht es bei uns auch immer um den Stand des Kindes. Zu Fächer, in denen das Kind sehr gut ist, wird nicht viel gesagt, weil es einfach nicht viel zu sagen gibt. Zu Fächer in denen es nicht so gut ist, wird kurz überlegt, was man ändern könnte und wie man es ändern könnte. Außerdem wird stark auch auf das Wesen des Kindes eingegangen (zumindest bei unserem introvertierten und sensiblen Sohn).
Darüber hinaus kann ich jederzeit bei Problemen die Lehrerin anrufen und einen Gesprächstermin mit ihr ausmachen. Diese Gespräche dauern dann meistens ca. 1 Std. - sind aber wirklich Gespräche die von beiden Seiten gleichermaßen geführt werden.
Unserer Lehrerin ist auch sehr engagiert und versucht so gut wie möglich auf die Kinder einzugehen. Das ist gerade bei S. sehr wichtig, da er, wenn er nicht genügend direkte Ansprache bekommt, sich zurückzieht und dem Unterricht nicht mehr folgt, weil es ihm einfach zu langweilig ist.

Wenn Du schreibst die Kinder werden seziert, dann hat das einen sehr negativen Beigeschmack. Aber ich persönlich halte es für wichtig von den Stärken und Schwächen meines Kindes in der Schule zu erfahren. Vor allem deswegen, weil mein Kind mir nicht viel erzählt. Nur so kann ich ihn nach seinem Wissenstand fördern - und nur so kann ich der Lehrerin sinnvolles Feedback geben.
Klar kommen da die Schächeren vielleicht nicht so gut "bei weg" - aber mir als Elternteil hilft eine solche Beurteilung. Und ich kann eben mit ansetzen und das Kind zusätzlich unterstützen.

Zum Lesen: da haben wir genau das gleiche Problem. Sebastian liest, aber nicht sooo gerne. Schwierige Wörte liest er fliessend, während er einfache fast gar nicht rausbekommen :-? oder nur sehr stockend liest , ich versuche ihn täglich zum Lesen zu motivieren, lasse ihn aber, wenn er partout nicht will - weil ich darin keinen Sinn sehe. Ich finde es wichtiger Freude am Lesen zu haben und nicht fehlerlos vorlesen zu können.

Liebe Grüße
Silly
 

Michi72

Gehört zum Inventar
AW: Elternabende - Lehrergespraeche

Hallo,


oh, so ein Gespräch hatte ich gestern wegen Eric.Also seit ihr mit dem Leseproblem nicht allein.OK, Eric geht erst seit Ende August in die Schule, aber alles was mit Lesen zu tun hat, interessiert ihn wohl nicht so unbedingt:-? .Aber die Lehrerin sagt, das wird schon.
Ihr Hauptproblem ist bei Eric, das er sich im matheunterricht total langweilt.Alle zu erledigte Aufgaben macht er ohne gross nach zudenken in fünf Minuten und die restliche Unterrichtsstunde sitzt er dumm da.Auch der Versuch ihm schwerere Aufgaben zu geben schlugen fehl, die schafft er genauso schnell.

Jetzt haben wir uns so geeinigt, das er halt die restlichen Minuten vom der Stunde fürs lesen und schreiben übt.Sie wollte ihm ja erst Rechenaufgaben von der 2ten Klasse geben, aber dann hätten wir ja in der zweiten Klasse wieder die selben Probleme.

Allerdings war das Gespräch eine halbe Stunde und nicht über eine Stunde.Und es wurde alles verständlich erklärt,ich musste nicht vorher Studiert haben;-) .

Gruss
Michi
 
X

xkleinekroetex

AW: Elternabende - Lehrergespraeche

Die Lösung bei Eric find ich ja echt toll. Muss ich mir direkt mal merken :prima:
 

lulu

Königin der Nacht
AW: Elternabende - Lehrergespraeche

Hallo Ihr,
Silly, ich bin irgendwie zwiespaeltig, was diese Gespraeche/Elternabende anbelangt. Klaas Lehrerin ist super, daran besteht kein Zweifel. Die Kinder sind motiviert, lernen was, sie ist super-professionell, macht ganz tolles classroom managment (keine Warnings, Timeouts etc.) und ist sympathisch und erfahren. Ich finde es ganz klar richtig, dass in den Elterngespraechen Staerken und Schwaechen des Kindes diskutiert werden und sie haben auch uns gehoert, und ich denke wir haben eine aehnliche Einschaetzung von Klaas und von einander ueber das Kind dazugelernt. Von daher bingo. Ich finde es auch sensibel, dass sie merkt (kann ich zuhause ja nicht...), dass Klaas sehr hart an seiner Leserei arbeitet, seine Fortschritte trotz dem enromen Ehrgeiz, mit dem er da ran geht, "nur" normal sind. So weit so schoen. Dass sie mir dann alles ueber das Lesenlernen erklaeren und in welchem Punkt sie Klaas "Problem" sehen (eben diese visual clues) und Material um dieses zu trainieren mit nach Hause geben wollen, ja da weiss ich nicht, ob das wirklich angebracht ist??? Das Kind liest nicht schlecht, hat keine Probleme mitzukommen. Sie meinen, er leidet darunter, dass die Jungs, mit denen er sich gerne umgibt, schon besser lesen koennen und wollen ihn als Individuum foerdern, so weit es geht. Und ich weiss nicht, ob mir das nicht zu ehrgeizig erscheint. Ja, Freund J. liest besser. So what? Dafuer hat Klaas ein ausserordentliches Gefuehl fuer Zahlen und "Datenanalyse". Muss Freund J. jetzt unbedingt in diesem Bereich mithalten? Ist es nicht ok, manche Sachen nicht ueberdurchschnittlich zu meistern? Klaas hat weder einen Lernstillstand, noch liegt er hinter dem Klassenziel.
Da weiss ich echt nicht weiter und bin zwiegespalten :-?. Statt mehr Foerderung haette ich ihr gerne eine zweite Tobepause vorgeschlagen :).
Um es positiv zu sehen: Wortmemory macht mir bestimmt auch Spass, und Levin freut sich bestimmt, wenn Klaas ihm aus der Schule Buecher zum Vorlesen mit nach Hause bringt...

@Michi: Viele Jungs haben eine Staerke im mathematisch-logischen Bereich und eine Schwaeche im kommunikativ-sprachlichen. Das hat sich ueber Jahrtausende so entwickelt, und in unserem Zeitalter versuchen wir natuerlich die Evolution anders zu beeinflussen, wir sind ja keine Jaeger-Sammler-Gesellschaft mehr. Ich finde uebrigens, dass Klaas fuer einen Erstklaessler ganz prima liest und dass er gerade in den letzten zwei Wochen tolle Fortschritte gemacht hat. In Mathe rechnen sie hier gar nicht so viele Aufgaben, sondern denken auf viele Arten ueber Zahlen nach, werden dazu ermutigt verschiedene Problemloesungsansaetze zu finden. Irgendwie ein anderer Ansatz - das merkt man auch spaeter auf der Uni noch in den Natuerwissenschaften. Die deutschen Austauschstudenten werden immer als sehr logisch-lineare Denker beschrieben.

Lulu
 

Silly

Moni, das Bodenseeungeheuer
AW: Elternabende - Lehrergespraeche

Hallo

Lulu, ich verstehe was Du meinst.
Wie gesagt, ich lasse Sebastian die Freiheit zu lesen oder nicht zu lesen. Und ich habe über die Ferien gemerkt, daß es durch das fast täglichen Vorlesen besser geworden ist. Aber Sebastian wollte auch lesen, und wurde nicht dazu gezwungen.
Du schreibst, daß Klaas nicht schlechter liest, als er "darf" - aber, daß es ihn belastet das sein Freund besser liest. Das Problem kenne ich von Sebastian auch. Aber Sebastian steht inzwischen ÜBER diesem Problem. Er hat erkannt, daß er nunmal andere Dinge besser und auch schneller kann, als sein Freund. Somit ist die Sache bei uns ausgeglichen. Außerdem hat der BennyBär sein übrigens dazu getan. :prima:
Ich versuche immer, in der Bibliothek Bücher auszuleihen, die sehr groß geschrieben sind und viele bunte Bilder haben - und vor allem SEIN Interessengebiet abdecken. Mir ist aufgefallen, daß das Sebastian eher zum Lesen motiviert, als Bücher die kleiner geschrieben sind und weniger Bilder haben (obwohl diese seiner Altersstufe entsprechen).
Außerdem finde Sebastian den Kinderteil in der Zeitung (ist bei uns jeden Tag drin) faszinierend.
Klaas ist doch bis nachmittags in der Schule, oder? Ich persönlich finde es relativ viel von einem Kind verlangt, nach der Schule zuhause noch lernen zu müssen, wenn es erst spät nach Hause kommt - und die Hausaufgaben schon in der Schule erledigt hat.
Ich würde ihn also keinesfalls täglich zu diesen Lesespielen "nötigen". Laß ihn gewähren. Früher oder später wird das schon in seine richtigen Bahnen laufen.

Zu Deinen zwiespältigen Gefühlen ist mir noch etwas eingefallen.
Sebastians Lehrerin meinte Ende des letzten Schuljahres, daß wir mit Sebastian unbedingt mal bei einem Kinderpsychologen vorstellig werden sollten :o weil er eben, wenn er etwas nicht so gut wie andere Kinder kann, sich total in sich zurück zieht und nicht mehr auf den Unterricht eingeht. Da ich diesen Gedanken selber schon in Erwägung gezogen hatte, habe ich darüber nachgedacht. Bin aber zu dem Schluß gekommen, es nicht zu tun - denn: was mag das für den Rest seines schulischen Lebens in dieser Schule für Konsequenzen haben? So lieb und nett seine Lehrerin auch ist, ich denke solche Behandlungen gehen Lehrer (erst einmal) nichts an - und die sollten auch aufgrund von evtl. Vorurteilen nicht darüber wissen. Wir haben dann einen Benny besorgt und das Thema hat sich bis heute wirkich erledigt - wobei der Benny täglich mit zur Schule geht.

Ich, an Deiner Stelle, würde das wirklich aus dem Bauch heraus entscheiden. Wenn Du meinst, daß Klaas daheim nicht so viel Lesenüben soll, dann ist das die richtige Entscheidung - aber ich würde ihn trotzdem täglich fragen, ob er das Übungsmaterial durcharbeiten - spielen will. Denn vergiß nie: DU bist die Mutter, und DU kannst DEIN Kind immer noch am besten einschätzen.

@Michi - wir haben genau den anderen Weg gewählt und Sebastian Aufgaben für 2. Klässler geben lassen. Diese hat er zusätzlich mit Elan und Freude erledigt. Jetzt in der 2. Klasse erledigt er statt dieser Aufgaben seine Hausaufgaben in der "freien Zeit" während des Unterrichts.
Ansonsten - gibt es bei uns in den einzelen Klassen sogenannte "Ausruhecken" - dort können die Kinder, die den Stoff schon durch haben lesen oder spielen, solange die langsameren Kids noch arbeiten.
Sebastian durfte sogar seine eigenen Spiele mitbringen (ohne Lärmspiele).
Gibt es soetwas in Eurer Klasse nicht?

LG Silly
 

lulu

Königin der Nacht
AW: Elternabende - Lehrergespraeche

Silly hat gesagt.:
Klaas ist doch bis nachmittags in der Schule, oder? Ich persönlich finde es relativ viel von einem Kind verlangt, nach der Schule zuhause noch lernen zu müssen, wenn es erst spät nach Hause kommt - und die Hausaufgaben schon in der Schule erledigt hat.

Sie kriegen in der ersten Klasse keine Hausaufgaben :), aber ich finde auch der halbe, verbleibende Nachmittag sollte dem Rumschlumpfen und Spielen dienen und nicht dem Ueben.

Silly hat gesagt.:
daß wir mit Sebastian unbedingt mal bei einem Kinderpsychologen vorstellig werden sollten :o weil er eben, wenn er etwas nicht so gut wie andere Kinder kann, sich total in sich zurück zieht und nicht mehr auf den Unterricht eingeht.
Das passiert bei Klaas nicht. Er ist volle Kanone bei allem dabei. Wir haben das Gefuehl, dass der Schultag fuer ihn sehr anstrengend ist. (Du solltest ihn mal abends beim Essen sehen :o). Und jetzt wissen wir, dass er auch wirklich hart an seiner Leserei arbeitet. Ausserdem denkt er immer ueber irgendwas nach, ist also staendig in mentaler Aktion und keines der Kinder, das sich mal in seine Traumwelt zurueckzieht und nicht zuhoert. Das ist natuerlich auch anstrengend. Ich finde es fast schade, dass er sich selber wegen seiner Leserei Druck macht. Er kann es schon sooo gut. Vielleicht sollten wir ihm das (noch) oefter sagen?

Lulu
 
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