Angst und Eifersucht

Anja mit Paul

Dauerschnullerer
Hallo,

ich bin im Moment mit Paul an einem Punkt, wo ich mich frage, ob das noch normale "Phasen" sind, oder wir uns intensiver damit beschäftigen müssen.

Ich muss dazu etwas weiter ausholen:

Meine Schwester und ich wohnen im selben Haus. Als Paul geboren wurde, hat auch sie viel Zeit mit ihm verbracht. Man kann sagen, dass Paul sie täglich gesehen hat und sie auch wirklich viel Zeit mit ihm verbracht hat (gespielt, gewickelt etc)
Seit Februar diesen Jahres hat meine Schwester selbst ein Kind, und die Zeiten, die sie ausschliesslich Paul widmen kann sind natürlich (fast) vorbei. Man merkte Paul schon an, dass er eifersüchtig war, es hielt sich aber noch in Grenzen. Elina (die Tochter meiner Schwester) kommt nun aber auch ins Krabbelalter (ist jetzt 7,5 Monate), erobert also auch hin und wieder Pauls Spielzeug. Paul reagiert immer mehr total wütend drauf, fängt an zu meckern und nimmt es ihr weg. Dabei ist es egal, ob es sich um sein oder ihr Spielzeug handelt. Auf Nachfrage, ob Elina denn nichtmal mit diesem Spielzeug spielen darf, schüttelt er energisch den Kopf und reisst alles an sich.
Paul hatte vor ein paar Monaten auch ganz wilde Zeiten mit beissen. Er biss alles und jeden. Das hat sich mittlerweile soweit gelegt, dass er nun nur noch meine Schwester beisst (sie steht z.B. nur da, er kommt angerannt und beisst in´s Bein) und es auch bei Elina versucht, was wir bis jetzt aber GsD immer noch abwenden können. Wie sollen wir damit umgehen? Es ist auch nicht so, dass ich mich zu wenig um ihn kümmere -- im Gegenteil... Wir haben viele Spiel- und Kuschelzeiten unter Tags, wo auch alles normal läuft. Ich denke, dass er sich in der Zeit, seit Elinas Geburt doch mittlerweile auch an die Situation gewöhnt haben müsste, aber es wird ja immer schlimmer... Was können wir tun? Meine Schwester versucht schon, wenn sie bei uns ist, sich vorrangig mit Paul zu beschäftigen, aber Elina fordert ja nun auch ihr Recht.

Das nächste Problem ist die Angst vor anderen Kindern:
Wenn wir auf dem Spielplatz sind, bekommt Paul schon nen Meckeranfall, wenn sich ein Kind nur ansatzweise dem Sandkasten nähert. Erst dachte ich, dass er den Sandkasten "für sich" beansprucht, aber ich denke, es ist die Angst vor den anderen. Er jammert und meckert dann und mag nix mehr machen, ganz zu schweigen, MIT den anderen Kindern was zu spielen. Nehmen andere Kinder ihm Spielsachen weg, lässt er es geschehen und schimpft und weint dann.
Er ist beim spielen auch sehr in sich gekehrt, kann ewig lang EINZELNE Sandkörner in seinen Eimer fallen lassen, dabei stört es ihn dann nicht, wenn ne Horde Kinder um ihn rumhüpfen, er ist da voll konzentriert.

Bei Kindern, die er kennt, sind seine Reaktionen nicht so schlimm, aber doch vorhanden.
Ich muss dazu sagen, dass wir bis jetzt noch nicht wirklich viel in Krabbelgruppen waren (fängt aber nächste Woche an...), wir haben hier aber in der Hausgemeinschaft viele Kids, allerdings unterschiedlicher Altersgruppen (1-5 Jahre), mit denen er mehr oder weniger regelmässig beim spielen auf dem Spielplatz zusammen trifft.

Paul spricht auch noch nicht, was die Sache zusätzlich erschwert. Ich habe die Hoffnung, dass es sich dann doch etwas bessert, wenn er sagen kann, was ihn ängstigt.
Aber bis dahin wüsste ich gern nen Rat, wie ich ihm die Angst, und, vordergründig, die Eifersucht zu Elina und meiner Schwester "nehmen" kann.

Bewegt sich das, eurer Meinung nach, noch im normalen Angst- und Eifersuchtsrahmen?

Alle, die es bis hierher gelesen haben: DANKE :prima:
 

Su

Das Luder
Hmm Anja,

meine Kinder sind da total anders, deswegen fehlt mir jetzt ein bischen das Gespür dafür.

Was ich aber an Deiner Stelle auf alle Fälle machen würde, ein bis zwei Kinder in seinem Alter öfter einladen oder den Kontakt herstellen, so daß er sich nur mal mit einem Kind seines Alters auseinandersetzten kann und das am besten regelmäßig.. Vielleicht ist am Spielplatz zu viel los für ihn.

Das war jetzt meine erste Idee,
Lg
Su
 
G

Giovanna

Hallo Anja!

Ich kenne beides von Marlene und m.M.n. ist das völlig normal :) .

Bei Geschwistern ist es so, dass die Eifersucht wenn das jüngere Kind ca. 8 Monate alt ist, einen Höhepunkt erreicht und dann laaaaaaaangsam wieder abnimmt.
Die Rivalität ums Spielzeug zwischen Kleinkindern und das nicht Teilen wollen und alles haben wollen, sind ganz normale Entwicklungs"phasen". Speziell wenn es um die Gunst/Aufmerksamkeit wichtiger Erwachsener geht, dann versucht ein Kleinkind, sich selber mit einem möglichst großen "Schatz" von Spielsachen "aufzuwerten". Kleinkinder definieren sich noch sehr über ihre Besitztümer und können auch zwischen MEIN und DEIN noch nicht ganz unterscheiden. In der letzen Eltern stand, ein Kleinkind zum Teilen/Abgeben aufzufordern wäre vergleichbar mit der Forderung sich einen Arm abzuhacken...so sehr fühlt sich ein Kind mit seinen Spielsachen verbunden.
Die Phase dauert an, bis der Egoismus im Kleinkindalter dem Streben nach Freundschaften im Vorschulalter weicht. Das ICH immer unwichtiger und das WIR immer wichtiger wird. Lass Paul noch Zeit und versuch wirklich verständnisvoll zu reagieren, wenn er dem Baby was wegnimmt. Vielleicht kann er ja Kompromisse eingehen und was anderes herborgen, als das Teil, das sich das Baby grad gegrabscht hat.

Die Angst vor anderen Kindern ist ein Temperamentsfaktor. Vielleicht gehört Paul auch eher zu der schüchternen, zurückhaltenden Sorte Kind, wie z.B. auch meine Tochter. Marlene braucht ne Weile bis sie mit anderen Kindern warm wird, solage sich Paul auch mit vertrauten Kindern ein bischen spielen kann, brauchst du keine Sorge zu haben. Respektiere seine Angst und lass ihm die Zeit die er braucht um aufzutauen. Wenn du merkst, dass ihn seine Angst vor anderen z.B. am Spielplatz dabei hindert, ein Gerät zu benutzen, dann geh mit ihm mit, wenn es ihm dann leichter fällt seine Scheu zu überwinden. Allmählich wird sich das bestimmt geben, wenn er einige "gute" Erfahrungen mit anderen Kindern gemacht hat und gemerkt hat, dass es letzlich ein gutes Gefühl bringt, wenn man seine Ängste überwindet.

lg, Johanna
 
F

Frau Maus

@Giovanna: Hast wie immer toll geschrieben ! Immer wenn hier im Forum "unser" Thema aufkommt, bin ich ganz eifrig am mitlesen !!!
Glen hat gestern einen großen Schritt nach vorn gemacht. Er ist bei einer anderen Person (Nachbarin) geblieben für 3/4 Std. und ich war sooo uninteressant. Als ich dann wieder nach ihm geschaut habe, hat er mir freudestahlend erzählt was er mit Alina (1 1/2 ) und deren Mama gemacht hat. Man bin ich stolz. Ist sicher noch nicht dasselbe wie Kiga, aber wir wollen es jetzt weiter "üben". Ich hoffe, es geht Euch gut und ihr seid alle gesund ! Alles Liebe Claudia
@Anja
Glen ist auch ein seh ruhihes, schüchternes Kind. Auf dem Spielplatz kam es oft vor, daß er geflüchtet ist, weil die Kinder ihm zu laut waren oder ein anderes Kind geweint hat, ihm was weggenommen hat etc. Es ist aber schon besser geworden. In für ihn beängstigenden Situationen nehme ich ihn zur Seite und wir schauen uns das Geschehen an und reden darüber. Das hilft ihm sehr und er kehrt wieder zu seinem Spiel zurück. Auch läßt er sich jetzt nicht mehr alles aus der Hand reißen, sondern sagt lau : Das ist meins ! Und weint aber nicht mehr. Bei Kindern, die er kennt achte ich darauf, daß er auch Spielzeug abgibt, welches er aber vorher aussuchen darf. Johanna hat mir geraten, auch öfters mal andere Location aufzusuchen, wir fahren jetzt auch mal ein Stück mit dem Rad, damit er auch mal andere Spielplätze und so auch andere Kinder kennenlernt. Ansonsten sind wir aber schon lange in Krabbelgruppe, Musikgarten und Kinderturnen. Da klappt es unterschiedlich gut. Mal freut er sich über neue Kinder/neue Situationen, mal ist ihm das einfach zu viel und er schaut lieber zu. Da laß ich ihn gewähren, fordere ihn aber immer freundlich auf, doch wenigstens was mit mir zusammen zu machen.
Zu dem anderen Thema kann ich Dir leider nichts sagen.
Ich wünsche Dir aber mit Deinem Paul eine schöne Zeit und denk dran, Du bist nicht allein !
LG Claudia
 

Anja mit Paul

Dauerschnullerer
Hallo ihr 3,

vielen Dank für eure tollen Antworten :bravo:. Speziell auf ne Antwort von Dir, Johanna, hatte ich gehofft :prima:. Aber auch Su und Claudia -- :bussi:

Schön zu wissen, dass man nicht alleine ist ;-). Ich werde natürlich an dem Thema dran bleiben und Paul auch zu nichts drängen... Ab nächste Woche geht auch die Spielgruppe los, mal sehen, wie es sich da entwickelt. Bei uns im Ort gibt es auch Kinderturnen ab 2 Jahren, da werde ich uns auch anmelden.

Ich verfahre in der Regel schon auch so, wie ihr es geraten habt: in Situationen, in denen er Angst hat, nehm ich ihn an der Hand und geh mit ihm zusammen hin. Das passt auch, solange ich daneben steh -- beim 2. Versuch muss ich wieder dabei sein ;-). Ist aber ok für mich...

Spielen eure Kinder eigentlich auch so in sich versunken? Das macht mir manchmal richtig Angst, wie er ewig lang die Welt um sich vergessen kann und Sandkörnchen "sortiert"... Auch ist mir aufgefallen, dass er auch so spielt, wenn er mit Kindern zusammen ist, welche er kennt (und nicht gleich in Tränen und Gemecker ausbricht ;-)). Er spielt trotzdem für sich allein...

Ene FRage dazu noch: hat sich die Situation etwas gebessert, als eure Zwerge sprechen konnten? Da leg ich doch grosse Hoffnung hinein!

Zu dem anderen Thema:
ich habe jetzt ein Bilderbuch gekauft, wo genau diese Geschwisterproblem aufgegriffen werden. Das schauen wir öfter an und Paul nickt auch eifrig, wenn ich ihn frage, ob er mit Elina auch so spieln und teilen möchte... Naja, wir haben das Buch ja erst 2 Tage :bissig: ;-)

Noch eine Frage:
Paul spricht noch nicht wirklich. Das problem, denke ich, ist, dass er sich geniert... Er plappert was nach, und im gleichen Moment versteckt er sich an mir, als obs ihm peinlich wäre. Er hat da irgendeine Hemmschwelle. Nur leider wüsste ich nicht, wo diese her rührt. Es macht sich keiner lustig über ihn, im Gegenteil, wir loben ihn immer, auch wenn eigentlich das Wort völlig unverständlich war, er hat es wenigstens versucht... :prima:
Fragen über Fragen...:D

Euch einen schönen Abend!
 
G

Giovanna

Hallo Anja!

Zu deinen Sorgen wegen dem "versunkenen Spiel". Wie sieht denn Pauls Beziehung zu dir aus? Hängt er an dir, zeigt er in Stressituationen "Trennungsangst", fremdelt er? Dann ist das versunkene Spiel bestimmt normal und du wirst es auch zu schätzen wissen, wenn sich dein Schatz ne Weile allein beschäftigen kann.

Gib ihm noch etwas Zeit. Andere Kinder werden als Spielpartner erst im Kiga-Alter wirkich wichtig. Vorerst ist Paul noch eher mit sich allein zufrieden.

Die Sprachentwicklung wird auch bestimmt viel erleichtern. Vor allem auch das Spielen mit anderen Kindern.
Wobei das Sprachverständnis bestimmt schon viel weiter vortgeschritten ist. Paul wird, denke ich, so ziemlich alles verstehen, was du ihm sagst, oder?

Die "Hemmungen" beim Sprechen werden auch plötzlich verschwinden, du wirst sehen, es ist alles eine Frage der Zeit.

glg, Johanna
 
A

andeo

Die Kinder in der Krabbelgruppe von Liann konnten alle unterschiedlich schnell gut sprechen. Eine konnte plötzlich rot, grün, blau unterscheiden - alle anderen nicht, einer wußte plötzlich, wo die 12 auf der Uhr ist, die anderen alle nicht. Irgendwann können es aber alle. Mit der Zeit wird man da lockerer.

Ich hatte z.B. in der ELTERN gelesen, daß man Kinder nicht ständig vorbeten soll, wie dieses oder jenes Wort gesprochen wird
(Sag mal: Känguruh! "KÄ GU!"), weil sie das korrekte Sprechen automatisch lernen, wenn man sich korrekt mit Ihnen unterhält.
So ließ ich denn Liann auch monatelang "Luftabong" sagen (was meine Schwägerin maßlos aufregte) bis daraus ganz automatisch Luftballon wurde.

Wenn allerdings ein Mädchen aus der Krabbelgruppe mit großem Bruder und mit fast 3 Jahren noch keine 3 Wörter aneinander reihen kann, muß man sich ersthaft Gedanken machen. Sie ist ist in der Tat schwerhörig und versteht kaum ein Wort...

Witzigerweise sprechen mein Mann und ich jetzt manchmal Wörter so aus, wie Liann sie früher gesprochen hat: "Nives is litzelein. Ich bin droß."
Liann verbessert uns dann aber sofort.

Zur Eifersucht: Bei meinen beiden finde ich es auch oft schwierig, zu entscheiden, wie ich mit diesem "Das ist meine Mama." "Du darfst nicht zu Nives gehen, sonst muß ich weinen." umgehen soll. Auch die Kleine ist mit ihren 13 Monaten schon sehr eifersüchtig.
Wenn Liann und ich uns umarmen, kommt sie sofort schreiend angetapst, haut ihre große Schwester und versucht sie zu beißen oder mit dem Kopf zu schubsen.
Ich denke, es ist wichtig, daß Kinder mehrere Bezugspersonen haben, damit sie sich nicht auf eine (nämlich die Mutter) versteifen.
Dadurch das die Kleine mit ihrer Neurodermitis so schwer geschlagen ist und ich monatelang mit ihr geschlafen habe (wegen der stundenlangen Kratzerei) und sie tagsüber im Tragetuch mit mir rumschleppte, hängt sie viel mehr an mir als Liann es in ihrem Alter tat.
Ich versuche, jeden Tag auch besonders intensive Momente mit der Großen zu haben. Nives soll jeden Tag auch Zeit mit jemand anderem verbringen, bei Oma oder mit meinem Mann unterwegs oder ähnliches.
Liann versteht es erstaunlicherweise schon, daß Nives noch zu klein ist, um länger auf mich zu verzichten. Deshalb sagt sie oft (aber nicht immer), wenn sie die Kleine protestieren hört: "Besser gehst Du zu Nives, sie weint. Ist sie noch klein, mußt Du sie nehmen. Wir schmusen nachher, wenn Nivi schläft. Kein Sorge Mama, ich bin groß, kann ich warten."
Da kommen mir dann echt die Tränen.

Seit Liann in den Kindergarten geht, ist es aber bei beiden mit der Eifersucht besser geworden.
 

Anja mit Paul

Dauerschnullerer
Hallo ihr Lieben,

vielen Dank nochmals für eure Gedanken :prima:.

@Johanna:

Ja, Paul versteht wirklich ALLES, auch das, was er nicht verstehen sollte ;-).
Da mach ich mir auch keine Gedanken. Nur dieses genieren find ich eigentümlich. Nun ja, irgendwann wird der grosse Knall schon noch kommen :).

Ich muss euch auch von 2 Erfolgserlebnissen berichten:
als hätte Paul hier mitgelesen, fängt er nun doch laaaangsam an, sich mit seiner Cousine zu arrangieren, d.h., er gibt u.U. auch mal ein Spielzeug ab :prima:. Zwar manchmal nur kurz, aber immerhin. Er verfällt auch nicht mehr in Geschrei, wenn Elina sich im selben Zimmer wie er aufhält. Ich bin total stolz auf ihn!!!

Heut waren wir auch das 1.Mal in dieser neuen Spielgruppe. Und, was soll ich sagen: Paul hat erst für sich allein im Sandkasten gespielt und dann gemeinsam mit nem Mädchen gesandelt...:bravo:. Er hatte Spass in dieser fremden Gruppe, man könnte meinen, ich hab mir die "Probleme" nur ausgedacht...

Diese Spielgruppe bietet auch 1x die Woche vormittags 2h Kinderbetreuung an -- das wird unser nächstes Etappenziel -- mit fremden Kindern ohne Mama... Aber alles mit der Zeit ;-)

Ich danke euch nochmals, manchmal lösen sich Sorgen wirklich plötzlich in Wohlgefallen auf...
 
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