nachtrag zu jesper juul

kojomika

Familienmitglied
ich weiß jetzt nicht, ob es noch jemanden interessiert ...

... das war hier vor kurzem thema:

dass man das kind nicht um seiner leistungen willen loben soll, sondern um seiner selbst willen ...

weil ich mich doch gerade durch alle möglichen bücher wühle ....

ich bin auf genau diese stelle gestoßen und herr juul hat da ein beispiel gebracht, das ich so beeindruckend fand:

also stell dir vor, du hast einen guten freund zum essen eingeladen (du hast was selbst gekocht.)
ihr sitzt nach dem essen zusammen und redet und du fühlst dich total wohl und sagst: mensch, ist das schön mit dir zusammen zu sein - und der freund antwortet: ja, und du hast ja sooo gut kochen gelernt.

da fühlt man sich ja nicht so ganz verstanden...

(ich weiß jetzt aber nicht, ob die kinderchen ab einem gewissen alter nicht vielleicht doch auch ihre leistungen gewürdigt wissen wollen - aber das ist nicht thema bei herrn juul.)

liebgruß

:)
 
F

flatulenzio

AW: nachtrag zu jesper juul

Hallo, zusammen!

Leistungen sollten durchaus angemessen (nicht übertrieben) und nachvollziehbar (das Kind muss verstehen, warum es gelobt wird) gewürdigt werden! (Lob ohne Bezug auf bestimmte Leistungen oder Tatsachen lässt das Selbstwertgefühle auf sehr wackeligen Beinen stehen)

Wenn bei jeder nicht guten Leistung auch ein Lob kommt, als wäre gerade ein neuer van Gogh oder Albert Einstein geboren worden, gibt es schnell eine Verschiebung der Realität.
Wenn dann irgendwann jemand kommt, der Dinge objektiv beurteilt (Schule, Beruf) sind solche Kinder schnell aufgeschmissen...

Alles andere bezeichne ich bewusst nicht als Lob! Ich "lobe" niemals einen Freund, aber ich sage ihm, dass es schön ist, etwas mit ihm zu machen, manchmal ist es gar icht nötig, weil er es daran merkt, dass ich mich regelmäßig bei ihm melde oder eine gemeinsame Flasche Wein (nur als Beispiel) sichtlich genieße!

Was ebenfalls wichtig ist, ist die Vergleichbarkeit (für das Kind) von positivem (Lob, aber auch "Liebesäußerungen") und negativem (Kritik) Feedback! Wenn ich bei jedem Lob nur schlicht sage: "Oh, gut...", bei Negativem aber laut werde und sehr emotional, kommt es bei dem Kind (welches unbewusst vergleicht) so an, als sei es um ein vielfaches schlimmer als das Gute, was es getan hat. Auf dauer kann das einen Menschen sehr knicken...

Gruß
Benny
 

Sonja

Integrationsbeauftragte
AW: nachtrag zu jesper juul

also stell dir vor, du hast einen guten freund zum essen eingeladen (du hast was selbst gekocht.)
ihr sitzt nach dem essen zusammen und redet und du fühlst dich total wohl und sagst: mensch, ist das schön mit dir zusammen zu sein - und der freund antwortet: ja, und du hast ja sooo gut kochen gelernt.

Es kommt m. E. auch auf die Wortwahl an.

Was spricht dagegen, zu antworten: "Ja und das Essen hat auch super geschmeckt, das hast du toll hinbekommen" :???:

Ich werde mein Kind jedenfalls sicher weiterhin auch für Leistungen loben :jaja:

Oder hab ich da jetzt etwas Grundlegendes nicht verstanden?

:winke:
 

kojomika

Familienmitglied
AW: nachtrag zu jesper juul

ich wieder - ich spreche von irgendwas, was mir gerade durch den kopf geht und denke, alle wüssten, was ich meine ...

also noch mal genauer:

ich hab mich auf diesen fred bezogen:

http://www.schnullerfamilie.de/rund-um-erziehung/123656-unzufrieden-selbst-troedelliese.html

und das zitat dazu von juul lautet:
(dieses mal wörtlich und im größeren zusammenhang)

Kleine Kinder wissen, dass sie es brauchen, gesehen zu werden. Wenn die anderthalbjährige Kathrine mit ihrer Mutter auf dem Spielplatz ist und sie das erste Mal die Rutschbahn runterrutschen soll, blickt sie zu ihrer Mutter hin und ruft: "Schau her zu mir, Mama!" Die meisten Eltern schauen mehr als wohlwollend hin und geben dem Kind etwas ganz anderes als das, worum sie gebeten worden sind. Manche Eltern loben ihre Kinder: "Nein, wie bist du tüchtig! Ist das toll!"
Das ist lieb gemeint, aber ungeschickt, und zwar weil sie Dasein und Leistung vermischen. Wenn Erwachsene so miteinander reden, sagen wir, sie "reden aneinander vorbei". Wenn ich einen guten Freund zum Essen eingeladen habe und beim Kaffee zu ihm sage: "Es ist so schön, mal wieder mit dir zusammen zu sein!" und er antwortet: "Ja, du hast ja ganz toll kochen gelernt", so sind wir nicht zusammengekommen. Das gleiche erleben Kinder.
Kathrine ist nie auf die Idee gekommen, dass man gut oder schlecht darin sein könnte, eine Rutschbahn runterzurutschen. Sie ist mitten in ihrem Erleben, und wenn sie sagt: "Sieh mich!" bittet sie um eine Bekräftigung ihres Erlebens und ihrer Existenz. Nicht mehr und nicht weniger.


... und ich fand eben dieses beispiel aus der erwachsenenwelt total anschaulich und kann jetzt besser verstehen, was herr juul damit meint ...

ja, benny, es geht juul wohl genau um den unterschied:
lob versus schön, etwas miteinander zu erleben

:)
 
F

flatulenzio

AW: nachtrag zu jesper juul

ich wieder - ich spreche von irgendwas, was mir gerade durch den kopf geht und denke, alle wüssten, was ich meine ...

also noch mal genauer:

ich hab mich auf diesen fred bezogen:

http://www.schnullerfamilie.de/rund-um-erziehung/123656-unzufrieden-selbst-troedelliese.html

und das zitat dazu von juul lautet:
(dieses mal wörtlich und im größeren zusammenhang)

Kleine Kinder wissen, dass sie es brauchen, gesehen zu werden. Wenn die anderthalbjährige Kathrine mit ihrer Mutter auf dem Spielplatz ist und sie das erste Mal die Rutschbahn runterrutschen soll, blickt sie zu ihrer Mutter hin und ruft: "Schau her zu mir, Mama!" Die meisten Eltern schauen mehr als wohlwollend hin und geben dem Kind etwas ganz anderes als das, worum sie gebeten worden sind. Manche Eltern loben ihre Kinder: "Nein, wie bist du tüchtig! Ist das toll!"
Das ist lieb gemeint, aber ungeschickt, und zwar weil sie Dasein und Leistung vermischen. Wenn Erwachsene so miteinander reden, sagen wir, sie "reden aneinander vorbei". Wenn ich einen guten Freund zum Essen eingeladen habe und beim Kaffee zu ihm sage: "Es ist so schön, mal wieder mit dir zusammen zu sein!" und er antwortet: "Ja, du hast ja ganz toll kochen gelernt", so sind wir nicht zusammengekommen. Das gleiche erleben Kinder.
Kathrine ist nie auf die Idee gekommen, dass man gut oder schlecht darin sein könnte, eine Rutschbahn runterzurutschen. Sie ist mitten in ihrem Erleben, und wenn sie sagt: "Sieh mich!" bittet sie um eine Bekräftigung ihres Erlebens und ihrer Existenz. Nicht mehr und nicht weniger.


... und ich fand eben dieses beispiel aus der erwachsenenwelt total anschaulich und kann jetzt besser verstehen, was herr juul damit meint ...

ja, benny, es geht juul wohl genau um den unterschied:
lob versus schön, etwas miteinander zu erleben

:)

So macht das Sinn und er spricht mir aus der Seele! :winke:
(ich gestehe zu meiner Schande, dass ich gar nicht erst nach dem Thread gesucht habe... :rolleyes:



Gruß
Benny
 

jackie

buchstabenwirbelwind
Moderatorin
AW: nachtrag zu jesper juul

:prima:

ich finde es gerade in unserer leistungsgesellschaft so wichtig, diesen umstand wahrzunehmen.

klar soll man kinder loben, wenn einem danach ist. aber es geht eben um den unterschied: nehme ich mein kind wahr oder bewerte ich das, was es tut.

:winke:
jackie
 
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