Wut und Unverständnis

Laney

Strandluder
Heute Vormittag war ich beim Arbeitsamt und bei der ArGe zwecks Anträge zum Arbeitslosengeld I + II. Ich hatte mich bereits vor vier Wochen arbeitssuchend gemeldet, aber die Sachbearbeiterin hatte mir gesagt, dass wir mit den Anträgen auf die Leistungen noch warten, bis sich defintiv entschieden hat, ob es bei uns in der Firma zu einer Übernahme käme. Mir würde kein Nachteil entstehen, der Antrag sei ja schnell ausgefüllt und derzeit in zwei Tagen bearbeitet.

Heute dann nahm ich den Antrag auf Arbeitslosengeld I entgegen und teilte der Sachbearbeiterin mit, dass ich diesen heute noch komplett wieder reinreiche, es sei ja langer Donnerstag. Die Dame meinte dann: "Nein, nein, so geht das natürlich nicht. Sie müssen, wenn Sie den Antrag ausgefüllt haben, diese Telefonnummer wählen, sich dann einen Termin geben lassen und können dann den Antrag abgeben." Es lebe die Bürokratie. :bruddel:

Aber es kam noch schlimmer: meine nächste Stelle waren die Mitarbeiter, die für die Zahlungen von Insolvenzgeld zuständig sind. Der sehr nette Herr gab mir einen Antrag mit und informierte mich, dass die Zahlung aber noch zwei bis drei Monate dauern könnte. Die Gerichte seien nicht so schnell. Ich könnte aber einen Vorschuss beantragen, dazu müsste ich die letzten zwei Gehaltsabrechnungen einreichen. Eine Abrechnung von Juni habe ich aber nicht, da unsere Buchhalterin nicht mehr arbeitet. Dann, sagte der nette Mann müsse ich leider warten, bis entweder der Insolvenzverwalter die Gehälter abrechne und ich eine Abrechnung bekäme oder eben bis der Papierkram seinen gewohnten Gang nähme. Das würde heißen, dass ich kurzfristig nicht mit meinem Gehalt rechnen kann. :ochne:

Vom Arbeitsamt ging es dann zur ArGe, weil ich zusätzlich Arbeitslosengeld II beantragen muss. Die Mitarbeiterin fragte mich, wann ich denn mein letztes Gehalt bezöge bzw. wann es denn auf meinem Konto wäre. Ich informierte sie, dass ich das nicht wüsste, es aber nicht vor Mitte Juli wäre. "Tja in diesem Fall muss ich sie dann darauf hinweisen, dass Sie für Juli keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld II haben. Sie haben dann ja Einkünfte bestehend aus Ihrem Gehalt und dem Arbeitslosengeld 1." Ich versuchte Ihr klarzumachen, dass ich aber im Juni KEINE Einkünfte von Kindergeld und Unterhaltsvorschuß abgesehen habe. Das wäre Ihr schon klar, aber der für sie gültige Abrechnungszeitraum wäre der 1.7.07. Klartext: ich hätte im Mai bereits vorhersehen müssen, dass ich im Juni kein Geld bekomme und mich bereits zum 1.6.07 als "bedürftig" melden müssen.

Wie wir diesen Monat über die Runden bekommen sollen, ist denen völlig egal und wann ich mein Gehalt für diesen Monat bekomme, steht weiterhin den Sternen.

Ich finde das soooo unfair. Wisst ihr, ich gehöre zu denen, die immer versuchen, ohne Hilfe vom Staat auszukommen. Habe lange auf Unterhaltsvorschuß verzichtet, habe Wohngeld erst gar nicht beantragt, sondern mich durchgewurtschelt und Erspartes aufgebraucht. Nun bin ich "blank", völlig unvorhergesehen ohne Job und bekomme dank der Bürokratie nicht einmal Hilfe. :-(

Sorry, aber ich musste mir das mal von der Seele schreiben.
 

Stephanie

The one and only Mrs. Right
AW: Wut und Unverständnis

Moooooooooooment! Sylvia, lass das nicht auf dir sitzen! Meine Erfahrungen mit dem Arbeitsamt sind, dass sie es gerne mal auf diese Tour probieren, denn es gibt genügend Menschen wo genau das funktioniert und die sich dann durch anpumpen von Verwandtschaft o.ä. durchschlagen - und das Amt ist fein raus.

Fakt ist:

Gehalt wird rückwirkend gezahlt. D.h. dein Gehalt für Juni bekommst du normalerweise Ende Juni, also quasi jetzt, stimmts? Und damit kannst du dieses Mal nicht rechnen, d.h. die ArGe muss einspringen.

ALG II wird im Voraus gezahlt. Somit würde ich ordentlich auf den Tisch hauen und denen verklickern, dass sie für Juli gefälligst zahlen müssen! Falls du (wider Erwarten) doch noch dein Gehalt bekommst, kannst du davon die ALG Zahlung zurückbezahlen.

Lass dich nicht abwimmeln!! Glaub mir, ich hab' mit dem Laden Erfahrungen gemacht, die sind unter aller Kanone. Aber wer hartnäckig ist (und ich hab auch schon mehr als einmal den Teamleiter verlangt und zack! - auf einmal gings) bekommt auch Hilfe.

Ich wünsch dir ganz viel Kraft für die nächste Zeit und viel Durchsetzungsvermögen für die blöden Behördengänge :tröst: Ich weiss wie sich das anfühlt....

Liebe Grüsse,

Stephanie
 

Conny

Mrs. Snape
AW: Wut und Unverständnis

Ich kann dich auch gut verstehen - als ehrlicher und "bescheidener" Mensch hat mans nicht leicht. Im Gegenteil, man bekommt als "Dank" noch eins mit der Keule über. Aber lass dir das nicht gefallen, wie Steffi schon sagte, hau auf den Tisch!

LG Conny
 

Corinna

Forenomi
AW: Wut und Unverständnis

Ich kann da nur bei Steffi unterschreiben!!!

Das Arbeitsamt hat meinem Vater damals z.B. sogar mehrmals eine Lohnsteuerkarte verschlampt! :achtung:
Er hat von da an alles nur noch schriftlich fixiert, und wenn er Unterlagen (vor allem im Original!!) abgeben musste, hat er sich das gegen zeichnen lassen!

Die Damen vom Amt waren ziemlich knatschig darueber, aber mein Vater war son "Polter", da haben die echt gekuscht, zumal er die echt vor Gericht geschliffen haette ...

Geh noch einmal hin, sag, dass du sehr wohl ein Anrecht auf das Geld hast, mach einen Selbstsicheren Eindruck, weil wenn du dich duckst, dann nutzen sie das natuerlich auch!!!


*troest*

Ich druecke dir die Daumen, dass du ganz schnell weiter kommst!!!
 

happyfrolic

Erklärbär
AW: Wut und Unverständnis

Sylvia,

Wenn Du heute das erste Mal bei der ArGe warst, dann hast Du den Juni tatsächlich "verloren", denn Zahlungen können immer erst ab dem Datum der Antragstellung geleistet werden. Natürlich konntest Du Deine Zwangslage nicht voraussehen, aber so hat es der Gesetzgeber geregelt.

Was aber den Zeitraum ab heute angeht, stimme ich meinen Vorrednerinnen zu, Du solltest nochmal hingehen. Erläutern, dass in den Sternen steht, ob Dein Gehalt überhaupt gezahlt wird und darauf bestehen, den Antrag zu stellen. Alg2 kann auch darlehensweise gewährt werden, und ich denke, bei Dir wäre das das Mindeste. Wenn das Gehalt dann kommen sollte, muss die ArGe halt prüfen, inwieweit tatsächlich Ansprüche bestanden haben, und zurückfordern.

Freundlich und bestimmt kommt übrigens am weitesten - kann ich aus eigener Erfahrung berichten (und zwar von der anderen Seite des Schreibtisches). Wenn Dein Sachbearbeiter es nicht einsieht, verlange ein Gespräch mit dem Teamleiter, und auch der hat einen Vorgesetzten. Den wirst Du aber wahrscheinlich nicht brauchen. Übrigens ist das Schlüsselwort bei Alg2 "Mittellosigkeit". Wenn Du das nennst und glaubhaft darlegen kannst, dass Dir keinerlei finanzielle Mittel mehr zur Verfügung stehen, muss Dir geholfen werden.

Das mit dem Alg-Antrag ist blöde, hat aber den folgenden Vorteil: früher hast Du den Antrag abgegeben, und er hat wochenlang auf einem Stapel geschlummert, bis es zur Bearbeitung kam. Heute werden Fälle ohne grosse Komplikationen angenommen und bearbeitet, während Du noch da sitzt. So hat man wenigstens die Gewissheit, dass alles geklärt und erledigt ist, und muss nicht warten (ausser aufs Geld, versteht sich leider :-()

Ich habe bei der Agentur gearbeitet und bin jetzt bei der ArGe, und es gibt überall solche und solche Kollegen. Stimmt, manche meinen, sie würden das Geld aus ihrer eigenen Tasche zahlen müssen, aber es geht auch anders. Und das meine ich jetzt nicht nur, weil ich mich selber für eine von den "Anderen" halte, sondern weil ich auch genug Kollegen kenne, die diese Arbeitseinstellung haben. Ich drücke Dir die Daumen, dass Du auf möglichst viele von denen stösst, und gehe auf jeden Fall nochmal hin!! Am besten morgen, aber möglichst zeitig, von wegen Freitag ;-)

Ach so, und ganz nebenbei am Rande: Man gibt natürlich nirgendwo, auch nicht bei der ArGe, Unterlagen im Original ab, es kann alles kopiert werden. Darauf kann man ruhigen Gewissens verweisen, wenn doch mal eine Anfrage diesbzgl. kommt....


Natürlich ist es - auch wenn es bestens läuft - eine belastende Situation, aber es hilft ja nix :ochne: Ich drücke Dir die Daumen, dass sich bald eine neue Arbeit für Dich findet :tröst:

Sorry, dass es so lang geworden ist, aber hoffentlich hilft es ein bisschen.
 

Corinna

Forenomi
AW: Wut und Unverständnis

Ach so, und ganz nebenbei am Rande: Man gibt natürlich nirgendwo, auch nicht bei der ArGe, Unterlagen im Original ab, es kann alles kopiert werden. Darauf kann man ruhigen Gewissens verweisen, wenn doch mal eine Anfrage diesbzgl. kommt....

Heute wohl nicht mehr, aber damals, als mein Vater arbeitslos war (Jahrzehnte her, da war ich noch ein Kind!), war es wohl ueblich!

Ich kenne auch solche und solche Mitarbeiter bei den Aemtern, hab ja selbst mal eine Zeit davon leben muessen!
Und ich fand es sehr beschaemend, vor allem, wenn ich einen MiA vor mir hatte, der mich so von oben herab behandelt hat!

Ich denke, es ist ein Teufelskreislauf!
Die meisten MiA sind "barsch", weil sie bei ihren "Klienten" meist sowieso nicht gross auf Gegenliebe stossen, und die Beduerftigen werden sauer, weil sich alles so zieht und glaub mir, ich kenne das Gefuehl nicht zu wissen, woher man die naechste Miete nehmen soll (unverschuldet) und dann noch so von Pontius nach Pilates geschickt zu werden!

Wie auch immer, es ist eine bescheidene Situation, in der sie nun grad ist und ich hoffe doch sehr, dass das Amt ihr da raushilft!
Egal ob mit oder ohne Rueckzahlung!!!

:bussi:
 

happyfrolic

Erklärbär
AW: Wut und Unverständnis

Hab ich mir schon gedacht, Corinna, dass das bei Deinem Vater länger her war, das wird wirklich schon ewig nicht mehr gemacht. Ich wollte das auch nur als Tipp verstanden wissen. Manche Kunden gehen da wirklich aber auch total unbedarft ran und schicken mit der Post (die ja bekannterweise auch nicht die Zuverlässigste ist) die wichtigsten Unterlagen. Der absolute Hammer war mal eine Kundin, die ihre Kontokarte im Original! schickte, um eine geänderte Bankverbindung mitzuteilen :entsetzt:

Das mit dem Teufelskreislauf stimmt, da schaukelt sich sicherlich so einiges hoch, auf beiden Seiten. Was aber eben meiner Meinung nach nicht heisst, dass sich nicht beide Seiten immer wieder Mühe geben können und sollen, vernünftig zusammenzuarbeiten. Klappt ja zum Glück auch manchmal, aber offensichtlich noch nicht oft genug....
 

Corinna

Forenomi
AW: Wut und Unverständnis

Was aber eben meiner Meinung nach nicht heisst, dass sich nicht beide Seiten immer wieder Mühe geben können und sollen, vernünftig zusammenzuarbeiten.

Das seh ich auch so!

Und ich moechte von mir behaupten, dass mich meine MiA eher "gern" gesehen haben!
Dennoch bin ich mit der Zeit energischer geworden und damit "weiter" gekommen!
Man kann eben nicht alle ueber einen Kamm scheren!
Ich hab MiA erlebt, denen musste man muehsam alles aus der Nase ziehen, dann -nach einem Ortswechsel- bekam ich ploetzlich Weihnachtsgeld!!! :verdutz:

Ich bin anderntags erst mal hin um zu fragen, ob das ein Versehen gewesen sei.... :rolleyes: War es aber nicht, stuende mir zu, hiess es! :bravo:
Mit denen hab ich besonders gut zusammen gearbeitet, weil die immer ganz konkret gesagt haben, was "drin" ist und was nicht und mich nie so als "Bittsteller" behandelt haben!
Dass ich mich trotzdem so gefuehlt hatte lag nicht an ihnen! ....

:bussi:
 
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