Trotzanfälle und das richtige Umgehen damit

Lilienfrau

Moderatorin
Moderatorin
Hallo Ihr Lieben,

Madame ist ein Prachtexemplar eines trotzköpfigen Kindes :???: und probt hier regelmäßig mehrmals am Tag den Zwergenaufstand.

Nun bin ich mir nicht sicher, wie ich damit umgehen soll. Ignorieren (wie es ja häufig empfohlen wird) liegt mir 1. nicht und 2. dauern die Anfälle dann eeeewig lange (kommt mir jedenfalls so vor), ich hab es zumindest noch nicht geschafft die junge Dame so lange zu ignorieren, bis sie sich wieder beruhigt hat.

Ich schildere Euch mal eine Situation, wie sie bei uns ständig vorkommt... Johanna möchte etwas haben (daß zB oben auf dem Schrank steht und von dem sie WEISS, daß sie es nicht haben darf, zB ein Glas Cola, meine Brille (die sie leider heute morgen in die Finger gekriegt und vernichtet hat :shock: ) etc. Sie zeigt dann drauf, ruft laut und vernehmlich "Da" (ungefähr 100mal, immer lauter werdend) und ich sage ihr dann immer "Nein, Johanna, das weißt Du, das darfst Du nicht haben, das gehört Mama/Papa/das macht aua, das ist heiß etc - je nachdem, um was es sich handelt eben). Aus dem Da wird ein Gebrüll, mein kleines zartes Mädchen trampelt mit den Füßen, kreischt und weint als täte man ihr sonst etwas an und irgendwann wenn's ganz schlimm wird lässt sie sich einfach hintenrüber fallen auf den Kopf und gibt dann nochmal richtig Gas beim Brüllen. Ich bin sooo genervt davon!

Ich kann das meistens gar nicht ignorieren und nehme sie dann auf den Arm und lenke sie ab, spiele irgendwas oder biete ihr was anderes an, um ihr Interesse von dem Objekt der Begierde wegzulenken.

Nun meine Frage - ist das grundsätzlich falsch? Bestärke ich sie damit in ihren Anfällen? Ich gebe ja nicht nach, d.h. ich bleibe bei meinem Nein. Aber trotzdem bin ich mir nicht ganz sicher, ob das so ok ist.

Liebe Grüße

Alex
 
M

Märilu

Hallo ALex!

Probiers doch mal damit, dass Du ihr Verständnis zeigst - in dem Sinne, das Du verstanden hast, was sie möchte. "Gell, Du magst mal mein Glas Cola haben?!" - Und dann, wenn sie sieht, dass Du ihr Anliegen bemerkt und gesehen, dem Beachtung geschenkt hast kann ein "Nein, das geht leider nicht, das ist Mamas Glas, Du kannst aber ... haben." folgen. Wenn sie dann brüllt vor Enttäuschung wäre z.B. mein Standardspruch: "Ja, jetzt bist Du enttäuscht (wütend, ärgerlich, je nachdem was besser passt), gell? Aber das ghet leider nicht, das ist Mamas Glas, usw. usf"

Ignorieren mache ich auch nur gaaaanz selten und finde ich in den meisten Fällen auch grundverkehrt, denn Kinder möchten und sollen in Ihrem Anliegen und Emotionen beachtet werden. Sie müssen erst einmal lernen, ihre Gefühle wahrzunehmen, wir können ihnen die Wörter dafür geben und den Umgang damit anregen und vorleben. Wenn wir die Wut ignorieren, dann lernen sie das nicht daraus. Wut ist ein wichtiges Gefühl und ich befürchte, dass Ignoranz nur dazu führt, dass gerade bei Mädchen die Wut heruntergeschluckt und nach innen gelenkt wird. Kinder DÜRFEN wütend sein!

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein Eingehen auf die Wünsche der Kinder in der Form, dass man sie wahrnimmt, benennt und Verständnis dafür äußert - und dann entweder erfüllt oder konsequent ablehnt - kooperatives Verhalten der Kinder fördert. Mama hat mich gesehen, sie hat verstanden, was ich möchte, aber leider geht das nicht - wenn sie älter werden kommt ein "Schade aber auch" noch hinzu. Bei dem Ansatz fällt es auch leichter, ruhig zu bleiben, als wenn man von Vorneherein rigoros ablehnt. Johanna sieht in solch einer bisherigen Situation nur Dein NEIN, nicht Dein Verstehen.
Natürlich kann es trotzdem sein, dass ie das blöd findet und ärgerlich wird. Darf sie ja auch.

:winke:

Gute Nerven wünsch ich Dir! Umzug mit Zeitbremse zwischen den Beinen ist absolut nervig!
 
G

Giovanna

@Märilu

:bravo: :bravo: :bravo: Diesen Ansatz finde ich wirklich toll! Ich hab auch schon oft gelesen, dass man mit Verständnis und Konsequenz auf den Trotz der Kleinen reagieren sollte. Mir war nur bis jetzt nicht klar, wie ich das genau umsetze. Super! *freu*

Lg, Johanna
 
P

piccolina

Das ist bei maya genauso, sie wird allerdings richtig böse haut extra mit dem Kopf gegen den Boden ,Tür usw.
Ich finde das auch ganz schön schwierig dabei ruhig zu bleiben :shock:

lg Annika
 
G

Gabriele Lembke

:prima:

Kerstin,

ein bißchen las sich das erst so als ob man sich nun auch noch lustig macht, aber es stimmt, den Zirn ernst nehmen hilft dem Kind damit umzugehen und sich auch zornig geliebt zu fühlen.
Und mal ehrlich, was kann ich zornig werden, wenn was nicht klappt und ich was nicht bekommen kann!

@ Alex das wird sie wohl von Dir haben! :-D

gabi
 

jackie

buchstabenwirbelwind
Moderatorin
sehr schön, wie kerstin das beschreibt :jaja:

das mit dem ignorieren ist glaub ich auch eher so gemeint gewesen (in den diversen erziehungsratgebern) dass man sich nicht anstecken lassen und ruhig bleiben soll. auch wen man manchmal am liebsten berlaut drüberbrüllen möchte :-D

jani ist ja jetzt kein großer trotzer, aber ruhig bleiben, anteilnahme zeigen und trotzdem konsequent bleiben hilft sehr, auf eine "normale" ebene zu kommen, wo dann kommunikation wieder möglich ist.

eine schöne formulierung ist auch noch: "ich verstehe, dass du wütend (auf mich) bist, weil..."

wie kerstin schon sagte: gefühle wie wut udn frustration sind völlig normal udn dürfen auch sein. die kleinen lernen erst damit um zu gehen, am besten mit unserer hilfe

:winke:
jackie
 
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