Schlafprobleme (sorry, ganz schön lang....)

Tulpinchen

goes Hollywood
Marlene ist jetzt gut 8 Monate alt und hat ziemliche Ein- bzw. Durchschlafprobleme.

Das Durchschlafproblem ist schneller erklärt, darum fang ich damit mal an:
Sie wird von jeher nachts ca. alle 2, meist aber sogar jede Stunde wach und trinkt dann mindestens eine Brust leer.
Tagsüber geht sie vergleichsweise selten an die Brust (ca. 2 Mal am Tag), da sie dreimal täglich mit mäßigem Appetit Gläschen/Brei bekommt, und zusätzlich noch vor dem Einschlafen.
Ich merke, wie das häufige nächtliche Aufstehen an meinen Kräften zehrt und finde es daher nicht verwunderlich, daß Marlene tagsüber - selbst, wenn sie gerade geschlafen hat - völlig unausgeglichen, quengelig und anhänglich ist, denn auch ihr fehlt ja das nächtliche Durchschlafen und -träumen. Sie wird auch nur sehr selten "ausgeglichen" wach. Meist schläft sie nur eine gute Stunde und wird dann weinend/schreiend wach.

Nun zum zweiten Problem:
Bevor wir Anfang Juli in Urlaub geflogen sind, schien es langsam ganz gut zu klappen mit dem fast-ohne-Stillen-Einschlafen. D.h. ich habe Marlene abends nach dem Wickeln gestillt, habe dann noch ein Weilchen mit ihr aus dem Fenster geguckt, Vorhänge vorgezogen und dann ab ins Bett. Sie hat zwar gemeckert, ließ sich aber mit Singen und Händchen-streicheln binnen 5 Minuten beruhigen und zum Einschlafen bewegen. Im Urlaub ist dann alles aufgrund der Schlafumgebung, aber auch durch meine Bequemlichkeit (wollte ja auch Urlaub haben) ein bißchen aus der Bahn geraten. Ich habe sie im Urlaub immer gleich nach dem Stillen hingelegt und meist war sie von den Abenderlebnissen so platt, daß sie schon an der Brust eingepennt ist.

Als wir dann wieder zuhause waren, habe ich mit dem ihr bekannten Fenster-Ritual wieder angefangen, aber das anschließende Einschlafen klappt nun überhaupt nicht mehr und ist ein einziges Geschrei. Allerdings muß ich dazu sagen, daß Marlene im Urlaub gelernt hat, zu krabbeln und sich hochzuziehen, was sie jetzt anstelle des Einschlafens eifrig zelebriert und dabei lautstarkt ihren Ärger über das ins-Bett-bringen kundtut. Da ich aufgrund der Arbeitszeiten meines Noch-Partners so gut wie alleinerziehend bin, liegen bei mir abends häufig ohnehin schon meist die Nerven blank, so daß auch für mich das allabendliche ins-Bettchen-bringen (was ich früher wirklich genossen habe) zur Zerreißprobe wird. Sowie ich sie hinlege, dreht sie sich um und zieht sich hoch, ich lege sie wieder hin, sie dreht sich um und zieht sich hoch usw. ...

Weil ich abends einfach weder Kraft noch Nerven habe, diese Prozedur zu überstehen, bin ich dazu übergegangen, sie unmittelbar vor dem Hinlegen zu stillen und dann mehr oder weniger schlafend ins Bettchen zu legen. Das klappt natürlich meist prima, ist aber ja nicht im Sinne des Erfinders. Wenn sie beim Hinlegen dann doch mal wach wird, gibt es (verständlicherweise) Zeter und Mordio und wieder das umdrehen, hochziehen, hinlegen-Spiel und meine Nerven liegen fast blank, weil sie mich tagsüber ja auch schon so einspannt.

Ich habe auch schon probiert, sie einfach mal schreien zu lassen, halte das aber zum einen nicht lange durch, zum anderen denke ich aber auch, daß unkontrolliertes Schreien-lassen nicht viel bringt und habe schon hin und her überlegt, die Ferber-Methode (von der ich allerdings nicht viel weiß) anzuwenden. Sehr wohl ist mir allerdings nicht bei dem Gedanken...

Ich weiß im Augenblick einfach nicht, was ich machen soll. Ich würde mir so sehr wünschen, daß ich sie einfach so hinlegen kann, sie dann noch ein bißchen mit ihren Stofftieren rumspielt oder so und dann ganz einfach einschläft (wie im Auto z.B.)

Weiß jemand Rat? Ich wär echt super dankbar...
 
P

Petra Altmannshofer

Hallo Katja,

das Einschlaf- und das Durchschlafproblem hängen miteinander zusammen. Sie benutzt den Busen als Einschlafhilfe. Wenn sie in der Nacht sichert, vermisst sie den Busen zum Einschlafen. Denn wenn sie stündlich - wie Du schreibst - an den Busen will, trinkt sie ihn in dem Sinn nicht leer. Soviel Milch ist dann ja garnicht nachgelaufen.

Bitte poste auch mal genauen Essensplan, damit man sieht, ob hier Ansatzpunkte vorhanden sind. Sicher gibt es Kinder, die auch in fortgeschrittenem Alter mal Nachts Hunger haben, aber das sind Phasen und nicht stündlich.

An Deiner Stelle würde ich mal am Essensplan arbeiten. Außerdem am Einschlafen. Ein Einschlafritual für ein Kind dieses Alters sollte schon eine gewisse "Länge" haben so 15 bis 20 Minuten halte ich für angebracht. Außerdem kannst Du euch helfen, indem Du schon den Ablauf des Abends sehr gleichförmig gestaltest. Zum Beispiel Baden, Buch anschauen, Abendspaziergang oder ähnliches. Also keine wilden Spiele oder kurz vor dem Schlafengehen noch Besuch.

Wenn Du ein Abendritual entwickelt hast, das euch beiden guttut (auch Mama darf abends zur Entspannung in die Wanne oder an die frische Luft)
leg sie wach in ihr Bett. Eventuell musst Du das letzte Stillen extra etwas vorziehen, damit sie nicht zu müde ist.

Sie wird natürlich wieder schreien, aber sorry da müsst ihr durch. Stell Dir einen Stuhl nebens Bett und beruhige sie ohne Busen. Wenn sie aufstehen will, leg sie wieder hin. Schimpf nicht mit ihr, werd nicht aggressiv. Sie weiß noch nicht, dass man im Krabbeln nicht schlafen kann.

Du wirst das schaffen und wirst sehen, dass sie von Tag zu Tag besser damit zurecht kommt. Vom Ferbern halte ich nicht viel. Ich bin immer der Meinung, wo das schreiende Kind durch muß, muß man selber mitgehen.

Ich habe auch mit dem Schreien- aber nicht-Alleine-Lassen die allerbesten Erfahrungen gemacht. Wann immer wir so eine Aktion durchziehen mussten, war der Spuk in maximal drei Tagen vorbei. Denn dem Kind wird ganz klar: es geht nicht darum dass Mama mich verlässt, es geht darum, dass dies oder jenes jetzt anders läuft als bisher. Gerade durch Deine Anwesenheit untersützt Du Dein Ansinnen und da Dein Kind Dir gefallen will, ist schnell Ruhe im Karton.

Wenn Du sehr erschöpft bis, versuch mal an einem Wochenende (das Dein Mann vielleicht durch ein/zwei Urlaubstage verlängern kann?) etwas Kraft zu schöpfen unter tag zu schlafen. Und dann Montags geh die Sache an. Wenn Du denkst nicht mehr standhalten zu können, denk nicht daran wie schlimm das Schreien jetzt ist. So ist es halt. Denk dran, wie gut die Zukunft für euch beide sein wird. Dann wirst Du auch die Kraft zum Durchhalten haben. Mir hat auch oft in der Not geholfen wenn ich mir gedacht habe: Das kann doch nicht sein, dass dieses Kind einen längeren Atem hat als ich, wär ja wohl gelacht!

Du wirst sehen: wenn das Einschlafen besser klappt, kommt das Durchschlafen von ganz allein (Essensplan nicht vergessen!)

Ich wünsch Dir gute Nervern und melde Dich wenn noch Fragen.

Petra
 

Tulpinchen

goes Hollywood
Hallo Petra!

Du bist echt ein Schatz!!! Vielen, vielen Dank für die schnelle und ausführliche Antwort! Du hast mir mit Deinen Ratschlägen und Erklärungen richtig Mut gemacht. Fast würde ich Marlene am liebsten gleich wecken, um alles auszuprobieren (mach ich natürlich nicht).

Ganz besonders hat mir Dein Satz gefallen: "Sie weiß noch nicht, daß man im Krabbeln nicht schlafen kann.". Er ist so simpel und doch so wahr. Ich sollte ihn mir über ihr Bettchen pinnen.

Zu Marlenes Essensplan muß ich sagen, daß sie noch nicht so lange begeisterte Esserin ist. Die ersten Beikostversuche haben wir bestimmt schon vor 3 Monaten oder so gemacht; allerdings mit eher geringem Erfolg und dann habe ich Marlene auch gelassen. Irgendwann vor 3 oder 4 Wochen hat sie dann begonnen, ihr Hälslein zu recken und den Schnabel aufzumachen. Seitdem ißt sie regelmäßig, aber nicht wahnsinnig viel, wie ich finde:

Morgens nach dem Aufstehen und Anziehen bekommt sie Obstbrei (1 EL pürriertes Obst, 1 EL Reisflocken, angerührt mit HA-Milch). Je nach Stimmung ißt sie den Brei zur Hälfte bis fast ganz.
Mittags nach ihrem Schläfchen (wenn sie denn eines macht) ißt sie ein Viertel bis ein Halbes Gläschen (Möhre/Kartoffel, Kürbis/Kartoffel/Fenchel etc.).
Abends nach dem Schlafanzug anziehen bekommt sie wieder so einen Brei wie morgens, den sie auch wieder halb bis fast ganz aufißt.
Zwischen den Mahlzeiten bekommt sie immer mal was von mir in die Hand gedrückt (Weintraube, Dinkelstange, Apfelring, Kartoffel etc.), was sie dann meist zumindest teilweise vermampft.

Flüssigkeit bekommt sie fast ausschließlich über Muttermilch, da sie leider keine Flasche mag. Das aus-der-Flasche-trinken wollte ich ihr jetzt aber nicht auch noch antrainieren, wo das mit dem Essen ohnehin noch nicht so hundertprozentig klappt.

Dafür, daß sie jetzt schon einige Zeit "essen kann", finde ich die Mengen, die sie verdrückt, nicht gerade berühmt. Oft ist es aber so, daß wir das Essen abbrechen müssen, weil sie so quengelig ist, obwohl sie zu Beginn einer Mahlzeit immer ganz begeistert ist.

Was meinst Du? Sollte ich was an den Mahlzeiten ändern? Vielleicht öfter?

Dank Dir schon mal ganz, ganz arg!

Ach so...eine Frage hab ich noch: Soll ich ihr nachts erst noch stündlich die Brust geben, bis sie sich an das neue Einschlafen gewöhnt hat und erst dann an den Nachtintervallen anfangen zu arbeiten (wenn es dann noch nötig ist?)

Viele Grüße!
katja. :)
 
P

Petra Altmannshofer

Hallo Katja,

als erstes den Essensplan aufmöbeln so gut wie irgend geht.

Bitte bei Ute nachlesen, aber ich hab das Gefühl, Deine Maus erwischt unter tag tatsächlich nicht genug
http://www.babyernaehrung.de/beikost_ii.htm

Dann auf Einschlafen ohne Brust konzentieren. Nachts auch sehr zögerlich Brust anbieten, aber wenn es Dich weniger streßt????

Also ich würde mich eine Woche mal intensiv ums Essen kümmern. Und dann sieht man weiter.

Gruss
Petra
 

Tulpinchen

goes Hollywood
Danke, Petra!
Werde mir gleich mal Ute's Beikostseite zur Brust nehmen und heute abend mit unserem neuen Schlafprogramm beginnen.
Werde Bericht erstatten :jaja:
Gruß, Katja. :)
 

Tulpinchen

goes Hollywood
Hi Petra!
Ich wollte mal eben nen Lagebericht abgeben! :-D
Am ersten Abend als ich mir vorgenommen hab, das "neue Programm" zu starten, war ich völlig zuversichtlich, daß es klappen würde. Marlene muß das wohl gemerkt haben, denn - ich dachte, ich trau meinen Augen nicht - ich hab sie ins Bett gelegt und im nächsten Moment war sie ohne jeden Muck eingeschlafen. 8O

Die folgenden Abende lief das Ganze dann tatsächlich nicht ganz so ruhig ab, allerdings fand Marlene die Sache eher irre witzig und stand alle naslang kichernd am Bettgitter.

Bis heute hat sich das so entwickelt, daß sie zwar ein bißchen schimpft, aber im Schnitt nach maximal 15 Minuten eingeschlafen ist. Allerdings muß ich die ganze Zeit dabei sein und ihr Köpfchen streicheln. Sowie ich weggehe, fängt sie an zu knöttern und ist dann auch nur noch schlecht zu beruhigen. Aber das finde ich völlig im Rahmen und verständlich; wer schläft schon gern allein ein?

Ich bin ziemlich zuversichtlich, daß es so gut weiterlaufen wird und daß wir es irgendwann auch schaffen, daß sie ganz allein einschlafen kann. Aber ich bin schon froh, daß es so läuft, wie im Augenblick.
Dir ganz, ganz lieben Dank für Dein offenes Ohr und Deine kompetenten und doch eigentlich ganz einfachen Ratschläge!

Viele Grüße und ein schönes Wochenende! :bravo:
 
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