Ich kann nicht mehr - ich habe einen kleinen Thyrannen

sandra

the best of 74
Mädels, ich kann nicht mehr!
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Mein ruhiger braver Junge von einst verwandelt sich gerade in einen heftigen Wutbrocken.

Das geht etwa seit 4 - 6 Wochen so, dass er auf einmal vereinzelt mal ein paar Wutanfällchen hatte. Heute ist es das 3. Mal in dieser Zeitspanne so eskaliert und ich war völlig mit der Situation überfordert. Wahrscheinlich, weil ich sowieso momentan völlig daneben, verwirrt und traurig bin und merke, wie ausgezehrt und fertig ich durch die Zeit in meiner Ehe bin.

Es fing an beim Essen. Er wollte auf seine Fleischwurst ein bisschen Majo. Ich habe ihm einen Klecks draufgemacht. Er grinst mich an: "Nö Mama, ich mag die Fleischwurst nicht mehr essen. Da ist Majo drauf." Ich habe ihm dann gesagt, dass er das so wollte und er nun die Wurst essen möge. Das geht nicht, dass er sich ständig umentscheidet. Irgendwann habe ich ihm die Wurst weggenommen. Dann wollte er ein Käsebrötchen. Eigentlich hätte ich das schon gar nicht mehr machen dürfen, aber ich habe ihm dann das Käsebrötchen gemacht. Ich merkte schon, dass er es nicht ganz so lecker fand, denn er verzog das Gesicht, sagte aber, dass es schmeckt. Mitten drin wollte er dann aber auch das Käsebrötchen nicht mehr haben.

Das ging dann ständig hin und her. Das Brötchen weichte schon langsam in seinen Händen auf vom rumknatschen.

Irgendwann war ich es dann leid und habe ihm das Brötchen mit samt dem anderen Essen weggenommen und meinte, dass er nun ohne Essen ins Bett geht. Dann kam es zu dem Wutausbruch. Brüllen, treten, spucken, sich auf den Boden werfen - alles!

Ich war so wütend und so überfordert, dass ich ihn in sein Zimmer getragen habe. Er hat nach wie vor wild um sich getreten. Ich kam einfach nicht mehr zu ihm durch. Er biss sich auf seinen Fingern rum und mir gingen plötzlich so die Pferde bei diesem Anblick durch, dass ich ihn ziemlich angeschrien habe und ihn fest an seinen Armen packte und etwas unsanfter ins Bett legte.

Ich bin dann raus, habe erst mal geheult und ein paar Mal tief Luft geholt. Kurz danach ging ich wieder rein zu ihm (er brüllte immer noch wie ein wild) und sagte ihm, dass ich ihn aus dem Bett hole, wenn er aufhört so rumzubrüllen. Ich nahm ihn dann zu mir auf den Schoss und sagte eine Weile gar nichts. Irgendwann meinte ich dann, dass ich ihn jetzt ins Bett bringen würde damit er bisschen schlafen kann, dann ginge es ihm und mir wieder besser. Ich sagte ihm auch, dass ich gerade über sein Verhalten unheimlich wütend war, ihn aber trotzdem lieb habe. Über den Vorfall reden wir später.

Ich glaube, ich habe alles in der Situation verkehrt gemacht, was man nur verkehrt machen kann. Ich habe mich auf einen Machtkampf eingelassen und habe die Grenze nicht früh genug gesteckt und es eskalieren lassen.

So geht es uns öfter in letzter Zeit. Außerdem provoziert er mich momentan wo er nur kann und grinst mich dabei auch noch frech an. Und ich weiß nicht mehr, was ich in den Momenten machen soll. Er nutzt meine momentane Schwäche einfach nur aus.

Ich habe keine Lust mehr zu schreien und zu schimpfen. Ich kann mich selber schon nicht mehr hören.

Ich kann nicht mehr. Weiß nicht mehr, wie ich auf solche Verhaltensweisen reagieren soll bzw. sie abfangen kann.

Ich bin so kopflos - ich brauche wirklich mal ein paar gute Anstösse bzw. ein kleines Konzept, wie ich künftig solche Situationen entschärfen kann. Und vor allen Dingen, was mache ich, dass er mich wieder ernst nimmt?

Verzweifelte Grüße

Sandra
 

Tanja

Gehört zum Inventar
AW: Ich kann nicht mehr - ich habe einen kleinen Thyrannen

Puh,

wirklich weiterhelfen kann ich Dir da auch nicht, weil es bei uns nicht so extrem eskaliert, aber ich kenn das in etwas abgeschwächter Form von Leah auch.

Sie darf sich zum Abendessen aussuchen, was sie aufs Brot haben möchte, wenn sie dann sieht, dass ich was anderes aufs Brot nehme, will sie ihres natürlich nicht mehr und sie zickt dann auch extrem rum.

Das geht teilweise so weit, dass ich esse und sie im Stuhl sitzt und heult, ich versuch dann, sie zu ignorieren, und irgendwann isst sie von allein weiter.

In anderen Situation, wo sie rumkreischt und tobt, weil sie etwas nicht darf oder will, sage ich dann, sie kann in ihr Zimmer gehen zum weinen und wenn sie sich beruhigt hat, kann sie wieder kommen. Meist klappt das auch ganz gut, manchmal geh ich dann aber nach einer gewissen Zeit schon rüber und tröste sie und rede mit ihr.

Wir hatten es bisher ein einziges Mal, dass sie sich so reingesteigert hat, dass sie von allein nicht mehr aufhören konnte zu heulen.

Generell scheinen die Kleinen einfach ne Phase zu haben, in der sie austesten, wie weit sie gehen können. Und Deiner und unsere scheinen das halt etwas extremer zu machen ;-)

Kopf hoch, da müssen wir wohl oder übel durch...........aber es geht vorbei (hoff ich doch mal ganz stark).

Schick Dir ne Portion Ruhe und Gelassenheit rüber, die könnte ich auch mal gut gebrauchen ;-)
 

Suum

Gehört zum Inventar
AW: Ich kann nicht mehr - ich habe einen kleinen Thyrannen

Huhu Sandra....

ich kenne solche Anfälle auch zur Genüge...:pfeif:

wenn es zu schlimm wird, schick ich Jule auf ihr Zimmer und sie darf rauskommen, wenn sie wieder lieb ist. Das klappt auch ganz gut. Wenn sie dann rauskommt, nehmen wir uns ganz doll in den Arm und sagen das es wieder gut ist....:zwinker:
Ich bin dann aber auch konsequent. Wenn sie z.b. rauskommt und ist noch total wütend, frag ich nach und meist kommt dann als Antwort....neee ich muss noch meckern...:nix: ..und sie geht wieder in ihr Zimmer.

Aber was ich nie machen würde, sie ins Bett zur Strafe schicken...:ochne: ...ins Bett gehn, soll ja für die Mäuse was schönes sein, da hätte ich Bedenken, das unsere Kleine dann Abends nicht ins Bett will, weil sie denkt, sie war nicht lieb...

Achso wegen des Essens...da bin ich leider auch nicht immer so konsequent....:heilisch: ....meist kündige ich an, das ich morgen dann nur noch ein Essen für sie zubereite und sie es sich gut überlegen soll, was sie mag...das ziehe ich dann aber auch am nächsten Tag durch....wo es komischerweise dann auch klappt....:)

lg und starke Nerven
wünscht susi
 

JASMIN

Gehört zum Inventar
AW: Ich kann nicht mehr - ich habe einen kleinen Thyrannen

Sandra wie selbständig ist dein Sohn ??

Essen: war bei uns ein Punkt. Sie dürfen allein ihr Brot machen ich mache nichts auser auf ausdrücklicher Bitte und nur das was sie mögen und wie sie es mögen jeder Mensch hat einfach andere Essgewöhnheiten.

Anfall: Ignorieren nicht beachten erst wenn sie sich beruigt haben mit ihnen darüber reden.

Bett gehen ist keine Strafe
Essensenzug ist keine Strafe

Direkte konkrete Anweisungen ohne dabei selber überzureagieren lieber Zwischendurch dampf woanders ablassen (ich rauche dann eine :heilisch: )

Glaube mir das ist eine PHASE die andauert aber lasse ihn nicht die Oberhand gewinnen sonst nutzen sie es aus.


Liebe mitfühlende Grüße
Jasmin
 

Brini

ohne Ende verliebt
AW: Ich kann nicht mehr - ich habe einen kleinen Thyrannen

Hallo Sandra,

ich habe jetzt nur deinen Beitrag gelesen, möchte aber einfach von meiner Erfahrung erzählen.

Melissa hat letzten Sommer damit angefange, dass sie sich dermassen reingesteigert hat und nicht wieder rausfand. Meist spielte etwas müdigkeit mit. Dann konnte irgendeine kleinigkeit ausreichen und das Kind drehte richtig ab. Schreien, Toben, Türen knallen, stämpfeln, wälzen... alles..und das ganze über eine Stunde!

Die erste Zeit liess ich sie im Zimmer toben, dann legte ich mich zu ihr aufs Bett, begann leise zu reden und holte sie so nach und nach in die Wirklichkeit zurück. Das war anstrengend, besonders da es pro Tag 2-3 solche Anfälle waren.

Dann begann das ganze Abends, wenn sie schlafen sollte. Irgendwann, einige Monate später haben wir, Stephan und ich ernst gemacht. Wir liessen sie im Zimmer bis sie einschlief. Nun gibts bestimmt gleich gemecker, doch wir konnten wirklich nicht mehr. Melissa brüllte ganze 1 1/2 Stunden in diesem Zimmer. Ich wollte immer mal wieder rein weil ich am Ende war, doch Stephan hielt mich davon ab. Schlussendlich sass ich im Badezimmer, Tränen überströmt in meinem Gefühlschaos. Mittleid, wut, enttäuschung, versagergefühle...

Es war das letzte mal dass Melissa dermassen austickte und so lange brüllte. Danach hatte sie nie wieder diese Ausdauer!

Im Moment häufen sich Trotzanfälle auch wieder, wenn es nicht nach ihrem Kopf geht wird gebrüllt. Ich habe diese Anfälle einige Zeit vermeiden wollen und bin dadurch immer auf ihre Wünsche eingegangen. Total falsch natürlich! Nun ziehe ich seit dem neuen Jahr wieder strenger durch. Und es fruchtet schon sehr! Seit ich strenger durchgreife verkürzen sich die Trotzanfälle, weil sie merkt dass sie nichts bringen. Zwar heult sie mal kurz, doch meist geht sie dann auch freiwillig ins Zimmer um sich abzureagieren. Nach 5-10 Minuten steht sie wieder da und ist wieder lieb.

Ich glaube, am meisten müssen wir an uns arbeiten, nicht an den Kindern. Wenn WIR konsequent sind, und uns sicher sind bei dem was wir tun, lernen es die Kinder einfacher!

Viel geduld und Nerven wünsch ich Dir!

Liebe Grüsse Sabrina
 

Stephanie

The one and only Mrs. Right
AW: Ich kann nicht mehr - ich habe einen kleinen Thyrannen

Oh Sandra, ich versteh dich sooo gut und drück dich erstmal wenn du magst ((((sandra))))

Ich denke nicht dass du alles falsch gemacht hast. Es gibt halt Zeiten, in denen man als Mutter ganz gefestigt, fit, ruhig und gelassen ist und auch so auf Wutanfälle und andere kleine Katastrophen reagieren kann. Und dann gibt es Tage (auch Wochen) an denen man einfach viel viel schneller explodiert. Das finde ich normal, das ist menschlich. Zudem merkt dein kleiner grosser Mann sicherlich, dass du gerade nicht so auf der Höhe bist und vermutlich verunsichert ihn das. Deshalb glaube ich dass es wichtig ist dass du dir für dich eine Strategie, Eckpfeiler und Richtlinien für solche Situationen überlegst damit du immer auf die gleiche Art reagierst. Das gibt euch beiden Sicherheit.

Ich lese gerade mit Begeisterung Thomas Gordons 'Familienkonferenz'. Ein Klassiker, uralt, aber ich konnte Vieles für mich rausziehen. Das leg ich dir nun einfach mal ans Herz.

Vivians Wutanfälle laufen ähnlich heftig ab. Vor nicht allzulanger Zeit biss sie mich vor Wut so heftig in den Unterarm, dass mir die Tränen in die Augen schossen und ich einen riesigen Bluterguss hatte. Doch noch schlimmer als der Biss an sich war das Gefühl dass ich nicht verstand, warum sie das tat und wie ich es hätte verhindern/in andere Bahnen lenken können.

Bei uns ist es momentan besser, ich hab ein bischen an meiner Reaktion auf ihre Anfälle gearbeitet und es scheint zu fruchten.

Du schaffst das!

Liebe Grüsse,

Stephanie
 

sandra

the best of 74
AW: Ich kann nicht mehr - ich habe einen kleinen Thyrannen

Hallo Ihr Lieben,

danke für Eure Antworten. Ich hatte nun Zeit mal bisschen darüber nachzudenken und mir ein kleines Konzept zu machen, denn so wie gestern darf das nicht mehr ablaufen - zumindest meinerseits nicht. Der Vorfall hat mich arg mitgenommen. Mir kamen Gedanken und Handlungen in den Sinn, die ich um Gottes Willen niemals ausleben darf.

Es ist schon richtig was Brini sagt, erst mal muss ich an mir wieder arbeiten. Bin ich ausgeglichen, kommt es erst gar nicht zu solchen Auseinandersetzungen. Aber wann war ich das letzte Mal ausgeglichen. Schon länger her...

Hätte ich ihn gestern in seinem Zorn und seiner Verzweiflung aufs Zimmer geschickt, hätte bzw. hat er komplett dicht gemacht. Keine Chance - er war zu sehr in seiner Spirale drin.

Mit dem Bett, das war ziemlich blöd von mir gewesen - ich wusste mir einfach nur in dem Moment nicht mehr zu helfen.

Seit einiger Zeit hat er ja nun schon mal so ein paar Wutanfälle gehabt. Wenn ich ihn dabei so sehe, sehe ich mich selber als Kind. Ich war genauso. Ich kann demnach gut nachfühlen, wie es ihm gehen muss. Ich kann es kaum in Worte fassen.

Wie gesagt, ich hatte Zeit zum Nachdenken. Ich habe mir nun ein Konzept ausgedacht wie ich künftig versuchen werde zu handeln.

Wenn er sein Essen nicht mehr mag bzw. das was er sich sogar selber ausgesucht hat grinsend auf den Teller flatscht, um mich zu testen, dann ist das Essen für ihn beendet - ich diskutiere nicht wie gestern noch 100 Stunden rum und gebe ihm noch div. Alternativen - sondern ich räume wortlos seinen Teller ab. Essen beendet. Fertig!

Ich versuche nichts tot zu diskutieren, wieso, weshalb warum und noch 3x durchkauen bis er muttertaub wird - kurze knappe Ansagen.

Wenn er wieder einen Anfall hat und ich merke, dass ich damit völlig hilflos und überfordert bin, gehe ich ins Bad und reagiere mich dort selber ab. Ich rede später, wenn die Situation wieder entschärft ist nochmal kurz, ruhig und sachlich darüber.

Ich fühle mich gut bei diesen Gedanken und denke, dass es so ganz gut klappen kann. Nur kenne ich mich leider auch ganz gut udn weiß, dass ich in so Zeiten wie diesen einfach meine eigenen Grenzen nicht erkenne und auf einmal ufert es aus.

Wenn ihr noch mehr Tipps und gute Erfahrungen auf Lager habt - immer her damit - ich überdenke das gerne.

Liebe Grüße

Sandra
 
S

Stefan70

AW: Ich kann nicht mehr - ich habe einen kleinen Thyrannen

Hallo Sandra!

Direkt kann ich Dir nicht helfen.

Aber an mir selber habe ich, nach langen Monaten, eines gemerkt/gelernt:
Die Ruhe und gelassenheit, die man selber hat, überträgt sich mehrfach aufs Kind!

Ich habe es gelesen, ich wußte das. Aber ich brauchte echt ewig, um zu kapieren, daß ich ein Kind habe!

Seit ein paar Wochen ist es besser...die Aggressionen lassen gewaltig nach.

Und: Wenn ich den ganzen Tag daran denke, wie Sch.... die Nacht wird - der kleine Kerl spürt das! Keine Ahnung, wie. Aber er tut das.

Ich kann Dich nicht wirklich trösten, Sandra, Pascal ist viel jünger. Uns/mir steht Deine Erfahrung vielleicht noch bevor.

:tröst:
 
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