Ich bin ebenfalls der Meinung, dass Kinder authentische Eltern brauchen d.h. weder Eltern die in überzogene Jubelschrei ausbrechen wenn ihrem Kind etwas gelungen ist, noch Eltern die ihrem Kind sagen/verdeutlichen, wie "traurig" sie nun sind weil sie z.B. von ihm geschlagen wurden.
Es mag ja sein, dass ich als Mutter in gewisser Weise auch traurig bin wenn so etwas passiert, aber ich behaupte mal, dass bei der Mehrzahl von uns doch eher die Wut darüber überwiegt.
Natürlich versuche ich in solchen Situationen ruhig zu bleiben und in meinen Reaktionen zu berücksichtigen, dass ich ein kleines Kind vor mir habe (ohne das jetzt abwertend verstanden zu haben), was seine Reaktionen nicht immer steuern kann.
Ich bin überzeugt, dass Kinder schon sehr früh erkennen, inwieweit Emotionen anderer "echt" sind. Insoweit muß ich sagen: wenn ich eigentlich "verstimmt, wütend" und in gewisser Weise auch "hilflos" bin und dann aber so tue als sei ich "traurig"- ist das schon eine Veräppelung des Kindes :-?.
Letztlich frage ich mich wie so eine Reaktion in voller Konsequenz aussieht:
- ich "weine" also in der mehrmonatigen Trotzphase zig-mal am Tag vor meinem Kind? Es ist utopisch zu glauben ich müßte dies nur ein paar mal machen und dann ist mein Kind derart beeindruckt, dass es bestimmtes Verhalten abstellt. Es ist genau wie bei vielen Dingen- erst durch ständige Wiederholungen tritt ein Lerneffekt ein- ob dieser hier unbedingt positiv wäre bezweifel ich stark.
- in der Öffentlichkeit sitzte ich also traurig, schweigend oder gespielt heulend am Bordsteinrand weil mein Kind einen Trotzanfall hatte/ mich geschlagen hat?
- welche Wirkung hat soetwas in Bezug auf andere Bezugspersonen/Spielfreunde? Ist es realistisch anzunehmen, dass diese ebenso reagieren wie ich? Die Reaktionen kann ich ja dann nicht übernehmen- wie ist das Kind dann hierauf vorbereitet?
- nach meiner Erfahrung wird dieses Vorgehen oft bei jedem unerwünschtem Verhalten angewandt "Mama ist jetzt traurig weil Du nicht hörst wenn ich rufe und trotzdem wegläufst"
Hier wird noch deutlicher, dass die Eltern die Position des Kindes ausnutzen von einem guten Miteinander mit der Mutter/Vater abhängig zu sein.
Für mich hat es auch damit zu tun Konflikten aus dem Weg zu gehen und dem Kind bzw. der Beziehung auch nicht zuzutrauen mit einer Auseinandersetzung fertig zu werden.
Ich frage mich was so schlimm daran ist dem Kind auf Augenhöhe zu sagen, dass es nicht schlagen soll, weil es mir wehtut. Das Kind merkt von ganz alleine dass es nicht nur um körperliche Schmerzen geht, sondern auch eine emotionale Betroffenheit da ist.
Wenn meine Kleine dann nicht aufhört, halte ich es zudem für besser den Raum zu verlassen, durchzuatmen und wieder ein Gesprächs-Versöhnungsangebot zu machen, je nachdem ob das Kind hierzu wieder bereit ist.
Schlimmer finde ich dem Kind durch dieses "traurig-sein-heulen" zu signalisieren, dass es jetzt bzw. grundsätzlich dafür zuständig ist wie es MIR geht. Mit einer positiven Entwicklung eines "schlechten Gewissens" hat dies nichts zu tun, sondern mit einem "Last aufladen" die ein Kind eigentlich nicht tragen kann.
Gruß Petra