Neele, 20.12.10, KH

mesmetron

Tourist
Es war die 39. Schwangerschaftswoche, bitterkalt, eisiger Winter, und die Heizung hat nicht richtig funktioniert- alles was sich eine hochschwangere wünscht. ;)
Am 18. Dezember hatte ich zum 1. Mal ein leichtes Ziehen und stechen, über den ganzen Tag verteilt, es kam, es ging und mal war es ganz weg. Am 19. Dezember dasselbe. Wir waren zum Geburtstag meiner Cousine eingeladen- sie wurde übrigens schon ganze 3 Jahre alt. Gesagt habe ich natürlich keinem etwas von meinen "Schmerzen", wollte niemanden in Panik versetzen- Sven, mein Freund, wusste Bescheid. Auf der Geburtstagsparty gab es Kuchen, Kaffee, Tee, Anna (meine Cousine) packte ihre Geschenke aus, spielte noch mit Sven, während ich mit meiner Mutter und meiner Oma über die Kliniktasche redete, die ich bis dato noch nicht gepackt hatte. Ich meinte nur "ET ist doch erst am 23., ich packe die Tasche morgen oder übermorgen." Meine Mutter überredete mich jedoch und meinte energisch, "Es könnte aber jeden Moment soweit sein!!". Nach der Party, fuhren wir noch zu meiner Mutter. Ich erzählte meiner kleinen Schwester von den Schmerzen und sie empfahl mir in die Badewanne zu steigen- sie selbst, 15 Jahre zählte sie seit dem 15. Dezember- hatte sich viel eingehender mit den Wehen, Geburtsvorbereitungen ect. beschäftigt als ich. Nach dem Bad waren die Schmerzen wieder verschwunden. Wir holten meine blaue Adidasreisetasche, fuhren nach Hause. Packte am Abend- es war schon ziemlich spät- noch ein paar Sachen wie Unterhosen ein, kam aber nicht weit da ich sehr müde war und immer stärkere Schmerzen hatte. Neele ist unser erstes Kind, und ich bzw. wir waren so auf den 23. als Entbindungstermin fixiert dass wir nie damit gerechnet hätten dass sie früher kommt! Dann gingen die Schmerzen wieder los, sie waren stärker als zuvor, und es war sehr sehr unangenehm. Sven machte mir eine Wärmeflasche, ich schrieb die Zeiten meiner Schmerzen- zunächst noch einfach, danach mit Müh und Not- auf, Abstand von 15 Minuten, dann Abstand von 8-5 Minuten. Vorwehen? An sowas dachte ICH doch nicht! :winke:
Irgendwann schlief ich ein, mein Schatz verbrachte noch einige Zeit auf dem Sofa und sah mit Amy, unserem Hund, fern. Plötzlich wachte ich von meinem eigenen schreien auf! Es tat so weh! Alles war nass- es war 2 Uhr, ich kannte mich garnicht aus, ich ging auf die Toilette, dachte ich hätte mich angepinkelt, aber eigentlich wusste ich es nicht genau. Ging wieder ins Schlafzimmer, zog mir eine frische Pyjamahose an, ging ins Wohnzimmer- weckte meinen Schatz auf, sagte ihm dass wir eventuell doch schon heute ins Krankenhaus müssten. Er kannte sich nicht aus, fing an Panik zu bekommen- ich muss an dieser Stelle erwähnen, dass mein geliebter Schatz nicht einmal den Weg in unser Krankenhaus kannte und sich diesen erst morgen oder übermorgen ansehen wollte! Ich musste mich hinlegen, hatte ziemliche Schmerzen, rief meine Schwester an, es war ca. 10 nach 2. Die redete nur wirres Zeug, ich hatte sie aufgeweckt. Sven rief aus irgendwelchen mir unerfindbaren Gründen im Krankenhaus an um zu fragen ob es"Okay" sei dass wir heute schon kommen!?!?!? :crazy:
Die leiteten ihn irgendwie nicht weiter oder sonstetwas, ich sagte sehr energisch er solle auflegen und einfach die Rettung rufen. Gesagt getan. Während wir auf die Rettung warteten, ich in Seitenlage auf unserem Bett liegend mit Wehen, bat ich Sven noch einige wichtige Dinge in die Tasche zu packen. Er ging ins Bad und kam mit ein paar Schminksachen in der Hand wieder und fragte mich allen Ernstes welche Schminkutensilien ich denn mitnehmen wolle. Das war der Zeitpunkt an dem ich resignierte und meinte er soll es doch bitte sein lassen.
Die Rettung kam, weigerte sich unser Grundstück zu betreten da wir einen Hund haben der bellt wenn jemand Fremdes kommt- wirklich harmlos! Sven war gezwungen Amy "wegzusperren" bis sie endlich ins Haus kamen. Sie fragten mich nur ob alles okay sei, ich hatte keine Energie mehr zu gehen, aber ich musste mir noch die Schuhe und meine Jacke anziehen und hinauf zum Rettungswagen gehen. Dort wurde ich in die Trage geschnallt, bei 40 Grad im Rettungswagen mit 3 dicken Decken zugedeckt. Mir war so unendlich heiß, das haben die nicht verstanden! Es war furchtbar. Dann telephonierte der Rettungsmann auch noch unendlich lange herum ob das KH ein Bett freihätte. Hatten sie, also fuhr er wie ein Wahnsinniger los. Ich wurde, trotz Angeschnalltheit, herumgeschleudert. Nicht sehr angenehm. Sven fuhr mit unserem Auto hinterher. Im Krankenhaus angekommen, kam ich in das "Vorbereitungszimmer", dort wurde ich angeschlossen, die Herztöne abgehört. Alles in Ordnung. Ich hörte eine Frau laut schnarchen- wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht dass ich später mit ihr im Zimmer sein würde. Die Hebamme war unfreundlich, unterstützte mich nicht, zu dem Zeitpunkt war es mir jedoch egal. Mir wurde gesagt wie ich atmen solle- das half. Als ich fragte wann es soweit sei, meinte sie, dass sie mir in 30 min. erstmal ein Bad einließe und ich mich dann erstmal entspannen solle. So ungläubig verdutzt war ich in meinem Leben noch nicht- WAAAS? 30 Minuten noch?? 5 Minuten später ging es richtig los, ich schrie, die Hebamme betrat wieder das Zimmer- meinte nur böse dass sie dachte dass ich zusammenbreche, so auf die Art, dass ich es doch unterlassen sollte. Ich sagte dass das Baby kommt. In dem Moment betrat ein Arzt das Zimmer, meinte zu mir stock und steif dass das Baby noch nicht kommt. Ich sagte ganz hektisch sie solle doch nachsehen wenn sie mir nicht glauben. "Ich sehe schon die Haare", darauf die Hebamme. 3 Presswehen und Neele Amélie war geboren. 3:28 Uhr. Sprachlosigkeit. Wunderschön. Unbeschreibliche Gefühle. Sven und ich befanden uns noch Stunden in diesem Vorbereitungszimmer mit Neele, ich lag nur da, erschöpft, schlief, Sven hielt sie in den Armen. Das Licht war ausgeschalten, es war mir zu hell. Wie viele Stunden es waren weiß ich nicht, ich bekam davon nichts mehr mit.

Das war unsere Geschichte :) Eine 2-Stunden Geburt und für mich zumindest- sehr nervenaufreibend.
 
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