Wenn ich ihn abhole wird er agressiv

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waffelmanu

Bisher war Max ganz "normal", wenn ich ihn von der Tagesmutter abgeholt habe. Er kam zu mir, hat mich umarmt, mir richtig gezeigt dass er sich freut.
Aber seit ein paar Wochen ist er ganz anders...
Wenn ich komme, dann versteckt er sich erstmal unterm Tisch. Wenn sich dann ein anderes Kind nähert, dann fängt er an zu schimpfen, es soll weggehen...macht es das nicht, dann kommt er raus und tut dem Kind weh. Er schubst oder haut...immer mit irgendeinem fadenscheinigen Vorwand.
Den ganzen Tag ist er lieb, das macht er nur wenn ich komme sagt Tina. Sie meint das könnte daran liegen, dass er lieber zu Hause bleiben würde. Aber er weiß daß das nicht geht und sich damit abfindet, aber wenn ich ihn dann hole muss es raus.
Wir haben jetzt abgesprochen, wenn er sowas macht gehe ich raus.
Gestern war es mal wieder so weit. Er hat Jeremy geschubst und der hat geweint. Ich hab erstmal Jeremy getröstet, dabei kam Max und wollte mich umarmen. Da hab ich ihm gesagt dass ich es nicht schön finde wenn er anderen Kindern wehtut und darum draussen auf ihn warte.
Er hat sehr geweint und Tina hat ihm beim anziehen noch mal erklärt warum ich draußen warte.
Heute gings schon besser, allerdings hat Tina ihn auch abgelenkt als ich kam.
Ich würde zu gerne wissen was das ist...
Wenn sich Max das nächste Mal verkriecht, dann werde ich mal richtig mit zu ihm unter den Tisch kriechen um ihn zu begrüßen. Vielleicht liegt es daran? Warum muss immer das Kind vor Freude angerannt kommen?!
Er ist von 8 Uhr bis 16 Uhr bei Tina. Sie hat 5 Kinder, von denn Max der Zweitälteste ist.
Habt Ihr Ideen was das sein kann?
 

Silly

Moni, das Bodenseeungeheuer
AW: Wenn ich ihn abhole wird er agressiv

Hallo Manu!

Ich denke Max macht eine Entwicklungsphase durch.
Er möchte Deine Aufmerksamkeit - Du sollst ihn suchen, wenn er sich unter dem Tisch versteckt. Dazu kommt, daß Du seine Mama bist und nicht die der anderen Kinder - daher seine Aggresivität diesen gegenüber. Du sollst Deine Aufmerksamkeit nicht den anderen Kindern mitteilen, wenn Du IHN abholst. Was m.A.n. auch etwas Berechtigung hat, zumal er 8 Stunden bei der Tagesmutter ist, das nicht einmal gerne - so wie Du schreibst. Er möchte Dich nach dieser Abwesenheit nicht mit den anderen Kindern teilen.

Dazu kommt, daß er als großer Junge in der Gruppe eine Art "Vorbildfunktion" zu erfüllen hat. Die wird nicht zugewiesen, die ergibt sich total automatisch. Allerdings scheint er diese Rolle nicht gerne erfüllen zu wollen, was durchaus mit der Entwicklung zusammenhängen kann.

Ansonsten kann ich Dich nur noch um eines bitten: laß Deinen Sohn nicht drinne und geh nach draußen. Für ihn ist nicht nachvollziehbar, warum Du rausgehst, wenn er ein Kind geschubst hat ;)

Lieben Gruß Silly
 
W

waffelmanu

AW: Wenn ich ihn abhole wird er agressiv

Danke Silly, Du sprichst mir aus der Seele!
Gestern bin ich rein zu ihm, habe ihn gesucht, geknuddelt und ihm gesagt das ich ihn vermisst habe. Er hat super reagiert. Ich denke das braucht er. Ich hab auch mit Tina über mein Gefühl gesprochen und sie meint auch dass wir das probieren sollten. Mal sehen! Es würde wieder einmal zeigen, dass negativ reagieren auf negative Dinge nicht die beste Lösung ist.
 
W

waffelmanu

AW: Wenn ich ihn abhole wird er agressiv

Tja, nun sind ein paar Wochen vergangen und das Problem besteht immer noch...
Mittlerweile machen wir es so, dass ich anrufe wann ich komme, Max zieht sich dann an und ich nehme ihn draußen in Empfang. Ist ne Lösung, aber toll find ichs nicht.
Kann es sein, dass er mit meiner "Antiautorität" ein Problem hat? Mir ist nämlich aufgefallen, dass es beim Streit meistens darum geht, dass er seinen Willen nicht bekommt... da bin ich zu lasch. Ich lass ihn als ersten die Tür auf machen wenn er will, wenn ich sag ich geh pullern, dann will er vor mir pullern... er darf viel machen wenns mich nicht wirklich stört. Bei Tina gibts feste Regeln und die hält er klasse ein, aber sobald ich da bin, fällt er halt in das andere Extrem.
Kann es daran liegen?
 

Silly

Moni, das Bodenseeungeheuer
AW: Wenn ich ihn abhole wird er agressiv

Hallo Manu

kurz eine Frage: ist Max der Herr im Haus bei Euch? ;)

Das Max sich bei Tina an die Regeln hält, ist eigentlich normal. Tina ist eine Respektsperson für ihn, ein Fremde, bei der sich ggf. nicht traut viel Blödsinn zu machen oder Widerworte zu geben.
Oft sind die Kinder, die daheim den Kasper machen ;) anderswo die liebsten und zuvorkommensten Persönchen.

Was Du beschreibst mit den Machtkämpfen um seinen Willen, ist wahrscheinlich eine ganz normale Phase
Ich denke mal, wenn Du sagst, Du mußt jetzt auf die Toilette, dann sei so konsequent und gehe! Er muß die Regeln lernen, später in der Schule kann er auch nicht den anderen vom Klo schubsen ;)

Du könntest natürlich versuchen diesen Machtkämpfen aus dem Weg zu gehen - z.B. in dem Du ihn fragst - "magst Du die Türe aufschließen" oder "mußt du jetzt zur Toilette"
Sozusagen vor der Eskalation auf ihn zugehen

Liebe Grüße Silly
 
W

waffelmanu

AW: Wenn ich ihn abhole wird er agressiv

Silly hat gesagt.:
ist Max der Herr im Haus bei Euch?
Bis jetzt ja!
Aber man muss es halt erst merken. ;)
Nee, genau das was Du schreibst mach ich jetzt auch...er darf nicht immer der erste sein...
Vielleicht interpretiert man auch einfach zu viel in sowas rein? Dann ist es halt so, dass er mir angezogen vor die Tür geliefert wird! Na und? Heute war ich mal ohne Anruf vorher da und da hat er mich "rausgeschmissen"! "Mama Du sollst draussen warten!"
 

NeverTouchARunningSystem

Familienmitglied
AW: Wenn ich ihn abhole wird er agressiv

waffelmanu hat gesagt.:
Mittlerweile machen wir es so, dass ich anrufe wann ich komme, Max zieht sich dann an und ich nehme ihn draußen in Empfang. Ist ne Lösung, aber toll find ichs nicht.

Wie du es schon geschrieben hast, lieber diese Lösung als gar keine Lösung. ;-)

Kann es sein, dass er mit meiner "Antiautorität" ein Problem hat? Mir ist nämlich aufgefallen, dass es beim Streit meistens darum geht, dass er seinen Willen nicht bekommt... da bin ich zu lasch. Ich lass ihn als ersten die Tür auf machen wenn er will, wenn ich sag ich geh pullern, dann will er vor mir pullern... er darf viel machen wenns mich nicht wirklich stört. Bei Tina gibts feste Regeln und die hält er klasse ein, aber sobald ich da bin, fällt er halt in das andere Extrem.
Kann es daran liegen?

"Lasch" zu sein kann manchmal auch vorteilhaft für Kinder sein. Einige Kinder gehen an der Strenge ihrer Eltern zu Grunde, während andere sie schon ein wenig brauchen als Eckpfeiler, so dass sie wissen, woran sie sich orientieren können. Zuviele Freiräume ist auch nicht das Wahre, genauso wenig wie zu viele Grenzen nicht das Wahre sind.

Jene "Phase" haben wir ein wenig hinter uns, aber sie wird ganz gewiss im Laufe der nächsten Jahre auf die eine oder andere Art und Weise auftauchen.

Das Problem im Generellen ist, dass man sich als gleichwertige Menschen versteht und jenes auch ausleben möchte. Nicht das Kind steht unter den Eltern oder das Kind über den Eltern, sondern alle stehen auf einer Stufe und jeder darf mitbestimmen. Manches Mal muss auch ein Kompromiss geschaffen werden. Einfach ist es nicht, im Grunde ist es der schwerste Erziehungsstil von allen. Komplett "lasch" zu sein ist ein Extrem, was dann eben so ist und Ende der Geschichte. Es stört keinen und man lebt es eben. Völlig "streng" zu sein ist das andere Extrem - jenes lebt man dann auch, bis sich irgendwann einmal Kinder mit starker Rebellion aus ihrer Herkunftsfamilie ablösen. Jenes muss aber nicht immer geschehen.

Was vor einigen Jahren in der Fachliteratur beschritten wurde, kann auch ein Weg sein, jedoch muss man wissen, dass alles nur irgendwelche Richtungen sind und man nie so genau weiß, ob der Weg richtig ist oder nicht.

Legt man jetzt 100 Jahre zugrunde und vollzieht den gesellschaftlichen Wandel, so hat sich eine Menge in der Kindererziehung verändert. Was nun 100 % richtig ist, weiß man heute auch nicht so recht. Irgendwas wird schon richtig sein, aber im großen Dschungel der vielen Weggabelungen muss man sich einen Weg aussuchen.

Die ersten Grundsteine wurden bei euch gelegt und sind entscheidend für die nächsten Jahre. Verändern und abändern kann man eine Menge, aber man sollte einen "Stil" beibehalten. Man kann noch was hinzunehmen oder ergänzen, aber eine klare Linie sollte man sich als Weg planen und beibehalten.

Viele würden jetzt sagen, bei so vielen Freiräumen wird euer Sohn euch irgendwann auf der Nase rumtanzen. Kann geschehen, muss aber nicht.

Stelle dir den Weg als eine Wildwasserfahrt vor und du hast das Steuer in der Hand und lenkst das Boot so, dass es selbst Strömungen überlebt. Sprich einen Teil überläßt du schon deinem Sohn, aber wenn es hart auf hart kommt, dann muss die große Big Boss Stimme sagen, wo es lang geht. Er darf schon Herr im Hause sein, er lebt ja in einer Gemeinschaft, aber für einige Jahre haben seine Eltern das letzte Wort und jenes wird konsequentvoll eingehalten. Alles kann er noch nicht überblicken, im Laufe der Jahre wird er es aber können. Kurzfristig wird er schon denken können, aber nicht längerfristig. Dafür hat man Eltern, die für Kinder längerfristig denken.

Vieles wird der Kleine schon zielstrebig entscheiden können, was er will und möchte, aber man sollte auch bedenken, dass es eine Phase geben kann, wo man dann nicht so selbstsicher und willensstark seine Meinung vertreten kann. Wo das Kind vorher immer so zielsicher sagen konnte, was er lieber zum Abendessen hätte, ist es auf einmal überfordert. Da servieren die Eltern dann einfach eine Mahlzeit und das Kind ist zufrieden. Eine völlig andere Situation, als wie man das Kind vorher gekannt hat. In jenem Moment benötigen die Kinder die Eckpfeiler, die Fundamente, an denen sie sich orientieren können. Sie selber können jene nicht setzen, irgend jemand muss sie für sie gebaut haben. Sie erblicken die Pfeiler dann auch ganz gut und respektieren sie ohne Schwierigkeiten. Hin und wieder gibt es ellenlange Diskussionen, warum wieso weshalb - sprich das alte Kind erblickt man dann wieder. Wie es weiter geht? Jenes kann man nie wissen, aber man sollte wie ein starker Berg schon mal da sein, so dass Kinder wissen, wie es im Leben weiter geht. Sie entdecken schon vieles selber, aber ab und an benötigen sie jemanden, der ihnen den Weg zeigt.

Hut ab, wie ihr es bis jetzt gemeistert habt. Wenn sich das Problem mit der Tagesmutter auf jene Art und Weise gelegt hat - wunderbar. Einen Vorteil sollte man in jener "Übung" schon sehen; sobald Kinder in die Schule gehen, ziehen sie sich auch selber an und die Eltern warten vor der Türe. Dort dürfen die Eltern ihre Kinder abholen und nirgendwo anders. Eigentlich ein sehr wichtiger Grundstein, den ihr dort beschritten habt. Ein Grundstein, der im Kindergarten wieder hinfällig werden kann und es dort nicht vollzogen wird, aber irgendwann wird auf Erlerntes wieder zurück gegriffen.
 
W

waffelmanu

AW: Wenn ich ihn abhole wird er agressiv

und man nie so genau weiß, ob der Weg richtig ist oder nicht.
Das hab ich mittlerweile auch gemerkt. Man weiß erst später dass was richtig oder falsch war... da hilft kein Buch.
Ich werde mich demnächst mehr auf mein Gefühl verlassen...nicht immer denken "wie würde es Katja (Saalfrank) machen".
Aber eins will ich noch ändern: Max soll mir vorher sagen dass er das Tor zu machen will. Wenn er es vergisst, dann hat er Pech. Das ist eine Verantwortung, die er übernehmen sollte. ;)
 
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