Paul beisst fest und findet es lustig

P

Paulchen

Hallo,

heute hat Paul mich mal wieder an den Rand des Wasweissichdenn gebracht...

Er beisst. Fest. Und immer dann, wenn er seinen Willen nicht bekommt. Ausserdem fängt er auch an zu schlagen. Er hat ganz schlimme Wutanfälle, aber die hatten wir eigentlich ganz gut in den Griff bekommen.

Wenn ich aua sage, lacht er und beisst gleich nochmal. Und zwar richtig fest. Heute ist mir die Hand ausgerutscht und ich hab ihm auf den Hintern gehauen :-(. Super. Was ich noch ausprobiert habe. Nein sagen und ihn "in die Ecke" stellen (na da bleibt er nicht, ganz klar!). Die Tochter von der Tagesmutter hat er auch schon gebissen, die hat geheult, das hat ihn auch nicht gerührt, Hauptsache er bekam das buch zurück von ihr, dass sie ihm fortgenommen hatte. Si ehat ihn auch mal feste zurückgebissen, da hat er eine Minute geheult und es hat nichts genützt.

Ich hab ihn heute beim ersten Mal genommen und ruhig gesagt: "Paul das möchte ich nicht. Du darfst nicht beissen. Das tut weh." Und er hat einen Riesenwutanfall bekommen und sich auf den Boden geworfen und geschrieen wie am Spiess.

Beim zweiten Mal hat sein kleiner Freund ihm ein Buch weggenommen und leider war mein Arm gerade im Weg.... ihr solltet mal den Bluterguss sehen, den ich jetzt habe. Da hab ich ihn angemotzt und ihm einen auf den Hintern gegeben. Für alle: Ich schlage mein Kind nicht. Ich finde es auch nicht gut, wenn man sein Kind schlägt. Aber nun ist es passiert, ich habe ein schlechtes Gewissen und werde es nicht wieder tun.

Jetzt hab ich ne Strophe geheult und brauche Hilfe. Wie kann ich ihm beibringen, seine Wut in die richtigen Bahnen zu lenken. Normalerweise nehme ich ihn immer in den Arm und helfe ihm ruhig zu werden. Beim Beissen kann ich das nicht und auch nicht, wenn er mich (ins Gesicht) schlägt.

Wir haben eine tolle Beziehung und schmusen viel und toben viel und er ist ein toller Kerl. Aber heute ist er ein Monster.

Hat jemand einen Rat für mich?

dankbare Grüsse, Katja
 
P

Petra Altmannshofer

Paulchen hat gesagt.:
Wie kann ich ihm beibringen, seine Wut in die richtigen Bahnen zu lenken.

In dem Du versuchst, Deine Wut in die richtige Bahn zu lenken ?
:D
Was wäre denn für Dich die richtige Bahn? Überleg Dir das und versuch es vorzuleben.

Ne ehrlich, soll ich weinen oder lachen. Ich kann schon verstehen, dass man selber auch zur impulsiven, ausrutschenden Art gehört (tu ich nämlich auch). Und weißt Du was? Die eigenen Fehler stören einen beim eigenen Kind immer am meisten. :-D

Ich denke erster wichtiger Schritt: wenn Dein Kind lernen soll, dass körperliche Gewalt nicht akzeptiert wird und einen in Wut-Situationen nicht weiterbringt, dann darf auf keinen Fall die Bezugsperson selber in die Lage geraten, zu versuchen mit körperlicher Gewalt eine Situation in den Griff zu kriegen. Logisch soweit?

Außerdem: wie er seine Wut in den Griff kriegen kann, das muss er letztlich selbst lernen, und wird er auf die Dauer auch. Wenn er versucht den Weg Hauen/ Beißen einzuschlagen, entferne ihn einfach vom "Wutobjekt", egal ob Du das bist oder ein anderes Kind. Schluss, aus, fertig, gar kein großes Theater draus machen.

Du mußt nur aufpassen, dass er niemals, unter keinen Umständen sein Ziel erreicht. Egal ob er dann nen Schrei-Anfall kriegt oder nicht. Wenn er dauerhaft merkt, dass er sein Ziel nicht erreicht, wird er die Strategie Hauen / Beißen ganz von selbst als zwecklos verwerfen. Gut Erziehung will Weile haben.

Alles Liebe und gute Nerven
pa
 
P

Paulchen

Hallo Petra,

danke für deine offenen Worte. Ich habe Paul bis heute niemals aggressiv angefasst (und es ist mir oft schwergefallen ruhig zu bleiben!).

Ja, das war heute ein harter Tag für mich, vielleicht weil es sonst immer so harmonisch mit uns zweien (und mit Papa) ist. Ich bin auch in einer harten Zeit momentan (Firma) und auch selber nicht so ausgeglichen, wie ich gern wäre. Dann bekommt er auch noch Zähne. Und alles zusammen hat dann heute abend eine kleine Explosion ergeben. ;-)

Ich habe jetzt etwas Abstand von der Situation und finde: Was mich eigentlich gestört hat, war nicht Pauls Verhalten (so weh es auch tat, aua der Bluterguss kann sich sehen lassen). sondern dass ich die Sache nicht mehr unter Kontrolle hatte und nicht wusste, was ich tun sollte. Alles war irgendwie falsch und dann hab ich auch noch den Po gehauen. Nur ein Schlag und viel Beschämung in mir. Das wars wohl, was auch meine Tränen zur Folge hatte.

Paul ist ein zärtlicher lieber Kerl. Warum soll er nicht auch mal das Recht haben, seine Wut loszuwerden. Klar ist es nicht o.k. wenn er beisst. Das muss er lernen. Aber nochmal. Ich weiss jetzt, reflektiert, dass ich wütend auf mich war. Ich war mal wieder nicht die perfekte Mutter, die ich wohl gern wäre....

Liebe Grüsse, nochmal danke, Petra.

Katja, die viel von Paul lernen kann, wenn sie es zulässt.
 

Nats

Jupheidi
Ohne das ihr mich jetzt verurteilt, aber ich denke der Kleine sollte wissen, wie sehr beissen weh tut. Also ruhig mal zurückbeissen, das bewirkt Wunder. man muß wohl aufpassen, wie fest man beisst. Aber da hab ich wirklich die besten erfahrungen mit gemacht. Kinder achten nicht dadrauf, das es weh tun könnte und wie sehr es weh tut.

Natürlich gebe ich auch Petra Recht. Man sollte wirklich konsequent bleiben und auf gar keinen Fall nachgiebig sein. Er muß lernen, das man durch Wutanfälle seinen Kopf nicht durchbekommt.

So und jetzt lüncht mich
 
F

Familie Bechberger

Natascha, dann bist du aber ganz schön in der Zwickmühle mit dem Beissverbot!!
Du kannst doch nicht selbst beissen und dann es deinem Kind verbieten!
Das ist der Widerspruch in sich selbst.

Über das "Handausrutschen" würde ich mir jetzt nicht die Gedanken machen- das passiert. Du hast ja mit deinem schlechten Gewissen die Retourkutsche gleich bekommen :) .
Ich würde sagen, mach wie Petra sagt: Entferne das Objekt der Begierde :-D .
Die Beisserei ist doch nur interessant, wenn es auch was zu beissen gibt und der Wutanfall ist doch auch nur interessant, wenn jemand zuhört.

Bei Leni ist das auch so. Ihre Frustationstoleranz ist sehr sehr nieder- normal in diesem Alter. Wenn ich einfach weglaufe, ist ihr Anfall gleich wieder vorbei und sie spielt weiter- als wäre nichts gewesen.

Vielleicht wäre es noch gut, wenn diese "nicht-Sätze" vermieden werden. Kinder hören dieses "nicht" nicht. Du darfst nicht beissen wird dann zu du darfst beissen. Ist ein bisschen Übungssache, aber man bekommt es nach ner Zeit gut hin.

Kerstin
 
P

Paulchen

Liebe Kerstin,

hast du denn eine Idee, wie ich "Du darfst nicht beissen" positiv ausdrücken kann?????

;-) Katja, die schon gespannt wartet und heute wieder einen Horrortag (ohne Beissen) hatte
 
R

Rellielli

Hallo Alle,

bin froh dieses Thema gefunden zu haben.

Jesper beisst uns Eltern nur manchmal, dafür aber grundsätzlich andere Kinder, und zwar im Ernstfall blutig (Ernstfall=wenn man nicht schnell genug eingreift und ihn vom Kind trennt). Das macht er nicht nur 1x, sondern immer wieder, und das auch schon einige Monate ohne Besserung.

Anscheinend kommt er mit anderen Kindern nicht klar und ist mit ihnen überfordert. Nur, wenn es ganz kleine Kinder oder viel ältere sind (Jesper ist 1,5 Jahre alt, ab 5 Jahren akzeptiert er andere Kids), geht es gut.

??? Wir werden sogar aus Spielgruppen deswegen ausgeschlossen und auf dem Spielplatz mit "da kommt der Beisser" begrüsst.

Wir versuchen seitdem, ihn -trotzdem- viel mit anderen Kids zusammen zu bringen, um ihn dran zu gewöhnen. Im April kommt sein Geschwisterchen zur Welt - au weia!

In der Beiss-Situation nehme ich ihn weg vom Kind, aus der Situation heraus, sage erstmal deutlich NEIN, sage ihm dann "Beissen geht nicht, das tut weh, das Kind weint wegen Dir" (oder ähnlich), und er muß dann "ei" beim Kind machen.
Aber - nix hülft. Er scheint mich nicht zu hören und guckt mich meist nicht mal an.

Habt Ihr Tipps? Ich glaube langsam nicht mehr an den Spruch "das ist eine Phase, das geht vorbei". Vor allem, weil wir gemieden werden. Kann ich ja verstehen.
 
P

Paulchen

Liebe Elke,

das ist echt so ätzend mit dem Beissen, nicht? Jetzt muss ich aber auch etwas tröstendes erzählen. Als Paul mich das eine Mal gebissen hat letztens, das habe ich vor Schmerz und Enttäuschung geweint. Richtig echt und mit Tränen. Er war nicht besonders beeindruckt (dachte ich.).

Danach die Nacht war o.k. Die Nächte darauf hat er schlimm geweint und wollte nur bei uns im Bett schlafen (was er in letzter Zeit eigentlich hasst). Und gestern hat er meine Hand genommen und ganz zart hineingebissen und mich dann angeguckt und gesagt "aua". Und mich ganz lieb angesehen. Und heute hatte er einen schlimmen Wutanfall und hat sich meine Hand gegriffen und ich fühlte schon seine Zähne... er hat sich total beherrscht und mich wieder angesehen und gesagt "Aua".

Ich bin sehr froh, aber sicher dass es wieder einmal vorkommen wird. Und ich weiss leider auch keinen Rat, finde es aber total blöd, wenn ein Kind von einer Gruppe deshalb ausgeschlossen wird. So lernt es das dann doch nicht.

Liebe Grüsse, Katja
 
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