Menschen Hautnah grad beim WDR - hat´s wer gesehen?

Dilla

Familienmitglied
AW: Menschen Hautnah grad beim WDR - hat´s wer gesehen?

Na dann werde ich mich mal outen, gerade auch für dich Bribra.
Als ich (ungeplant) mit 40 schwanger wurde und das Kind auf die Welt kommen sollte, habe ich mir nicht vorgenommen , Langzeit stiller zu werden. Ich dachte, wir stillen einfach so lange, wie es geht und gut ist. Mein erstes Kind wurde nur acht Wochen gestillt, weil ich wieder zur Arbeit musste, mein zweites Kind nur vier Monate, dann hatte ich "genug" davon, allein für die Nahrung zu sorgen. Damals war ich noch verheiratet.
Nun dieses Kind, mit 18 Jahren Abstand zum Geschwisterkind.
Und ob du mir glaubst oder nicht, wir sind in das Langzeitstillen reingerutscht.
Sie hat nicht mit fünf Monaten aufgehört, als wir mit Beikost anfinge, auch nicht mit einem Jahr, auch nicht als alle Zähne da waren.
Und ich bin absolut nicht der Gluckenmuttertyp. Eher gar kein Muttertyp. Meine Kinder sollen ruhig hinaus in die Welt und sie entdecken.
Und ich war alleinerziehend.
Wenn ich wirklich mit dem Stillen aufhören wollte, habe ich sie ja trotzdem immer mal auf dem Arm gehabt, weil sie viel schrie und schlecht schlief. Da hat sie natürlich immer nach der Brust gesucht, egal ob mit 6 oder mit 16 Monaten.

Mit Nahrungsaufnahme hat das das Langzeitstillen meist nicht so viel mehr zu tun.
Viele Kleinkinder (die meisten?) werden auf den Arm genommen, es wird mit ihnen gekuschelt, zum Einschlafen noch Händchen gehalten o.ä.
Bei den Stillkindern kommt eben noch die Muttermilch dazu. Je älter die Kinder sind, um so weniger geht es um Nahrungsaufnahme.
Es gibt Stillkinder (ältere natürlich), die können sogar mal zwei Tage ohne Mama auskommen und dann in ihrem Rythmus wieder weiterstillen. Die Bandbreite ist groß.

Mütter können ihre Kinder an sich binden, auf vielerlei Art, unabhängig vom Stillen. Es gibt sogar 40-jährige Kinder, die immer noch nicht von den Eltern "losgelassen" und nicht gestillt werden.

Und ich habe erst angefangen zu schreiben, hier in diesem Thread, als nicht mehr nur von "befremdlich" die Rede war sondern von "gegen die Natur" und "nicht normal". Ich bin kein Alien und halte mich durchaus für normal, auch wenn ich die Lütte fast 3,5 Jahre gestillt habe.
Niemand hier weiß, wie meine Familiensituation aussah und aussieht und wie mein Kind als Baby und Kleinkind so drauf war und was sie wirklich brauchte.

So. Meine Meinung. :)
 

Flugente75

Familienmitglied
AW: Menschen Hautnah grad beim WDR - hat´s wer gesehen?

Dilla, ich finde deine Erfahrungen klingen sehr entspannt, was ich leider bei den Frauen in der Doku nicht so empfunden habe. Und spätestens wenn man selber schon ein Problem damit hat, sollte man vielleicht doch besser aufhören?

Klar geht es, je älter das Kind wird umso weniger um Nahrungsaufnahme, das dürfte wohl jedem klar sein. Aber gerade das Bedürfnis des Kindes nach körperlicher und auch emotionaler Nähe ("Ich bin immer für dich da, du kannst mir vertrauen,...") lässt sich doch auch anderweitig befriedigen. Ich meine, Stillen kann, muss das aber nicht zwangsläufig begleiten. Im Idealfall können beide Elternteile dem Kind diese Nähe bieten, dann sollte es auch nicht zu solchen Szenen kommen, wie in der Doku, wo der 3jährige sich abends ohne Mutterbrust nicht beruhigen ließ. Ich meine, hier ist eine für meine Begriffe zu enge Abhängigkeit entstanden.

So und um mich jetzt selbst auch zu outen (in die andere Richtung): bei mir war's so ähnlich wie bei dir, d.h. ich habe auch im Vorfeld nicht darüber nachgedacht, wie lange ich stillen werde, dachte auch, das würde sich "von selbst" regeln. Nach 4 Wochen war dann erst mal Schluss wegen einem schlimmen Milchstau mit heftigen Schmerzen. Ich musste Medikamente nehmen, die die Milchmenge arg zurückgehen ließen, hab dann aber noch ca. 3 Monate lang versucht, das wieder hinzukriegen, indem ich abgepumpt habe. Irgendwann war mir das echt zu anstrengend, geb ich zu.

Dem Kleinen dann keine Muttermilch mehr geben zu können, hat mit mir was gemacht, ich hab mich irgendwie schlecht gefühlt. Hinzu kamen die Kommentare "Was du stillst nicht mehr, hast aber noch Milch, warum gibst du dann einfach so auf?" Die hatten auch alle keine Ahnung, dass es eben nicht einfach so war.

@Bribra: mit nicht stillen können meinte ich nicht unbedingt, weil event. keine Milch da ist, sondern auch nicht können, weil es die Lebensumstände nicht ermöglichen.

Danke an alle, die sich hier getraut haben, ihre Meinung zu äußern. Ich fand's wirklich sehr interessant.

Ach so und bei Dilla würde mich noch interessieren, wenn du sowohl nur kurz gestillte Kinder und ein Langzeitstillkind hast, konntest du irgendwelche gravierende Unterschiede ausmachen? Ich meine jetzt solche Dinge wie Allergien, Gewichtsprobleme, Erkrankungen oder auch die Bieziehung deiner Kinder zu dir?

LG, Kathrin
 

Blümchen

Mama Biber
AW: Menschen Hautnah grad beim WDR - hat´s wer gesehen?

Dilla, ich finde, das klingt doch alles sehr sympathisch. :zwinker:
Und hätten die Frauen aus der Reportage die Möglichkeit, ohne Zusammenschnitt frei zu antworten, dann sähe das Bild von ihnen ganz sicher auch viel weniger negativ aus. :jaja:

Noch ein Wort zu dem Kind, das sich abends so schwer beruhigen ließ: Abends ohne die Mama zu sein, das kannte er ja, war ja nicht das erste Mal. Aber die Kombi aus Mama weg, Wohnzimmer voller Kameraleute und unbekannten Gesichtern, evtl. bestimmte Handungsaufforderungen vom Filmteam... das ist dann doch schon ganz schnell eine reizüberflutende Situation, die die Protagonisten so vorher vielleicht auch nicht bedacht haben (die dem Filmteam wiederum aber nicht unbekannt gewesen sein dürfte, insofern hätten die Kommentare und Schnitte da ruhig schon von sich aus ein wenig deeskalierender sein dürfen, finde ich).
Aus jedem Material kann man, je nach Wunsch und Vorstellung, vollkommen unterschiedliche Schwerpunkte bieten. Und hier war es eben so, dass die Leute eher lächerlich gemacht wurden.
 

Dilla

Familienmitglied
AW: Menschen Hautnah grad beim WDR - hat´s wer gesehen?

Dilla, ich finde deine Erfahrungen klingen sehr entspannt, was ich leider bei den Frauen in der Doku nicht so empfunden habe. Und spätestens wenn man selber schon ein Problem damit hat, sollte man vielleicht doch besser aufhören?

Klar geht es, je älter das Kind wird umso weniger um Nahrungsaufnahme, das dürfte wohl jedem klar sein. Aber gerade das Bedürfnis des Kindes nach körperlicher und auch emotionaler Nähe ("Ich bin immer für dich da, du kannst mir vertrauen,...") lässt sich doch auch anderweitig befriedigen. Ich meine, Stillen kann, muss das aber nicht zwangsläufig begleiten. Genau, auch meine Meinung.

Im Idealfall können beide Elternteile dem Kind diese Nähe bieten, dann sollte es auch nicht zu solchen Szenen kommen, wie in der Doku, wo der 3jährige sich abends ohne Mutterbrust nicht beruhigen ließ. Ich meine, hier ist eine für meine Begriffe zu enge Abhängigkeit entstanden. siehe Blümchens Beitrag. Aus einem anderen Forum weiß ich, dass die Situation nicht geplant war und auch nicht gezeigt werden sollte. Die Familie hatte sich nicht damit einverstanden erklärt, gerade weil es eine extreme Ausnahmesituation war.


Ach so und bei Dilla würde mich noch interessieren, wenn du sowohl nur kurz gestillte Kinder und ein Langzeitstillkind hast, konntest du irgendwelche gravierende Unterschiede ausmachen? Ich meine jetzt solche Dinge wie Allergien, Gewichtsprobleme, Erkrankungen oder auch die Beziehung deiner Kinder zu dir?

Die Große war fast die Hälfte der Krippenzeit mit Erkältungen krankgeschrieben bis sie etwa 2,5 J. war, danach kaum noch krank, der Junge hatte endogenes Ekzem und chronische Bronchitis.
Die Lütte hatte weniger und leichtere Erkältungen, keine Bronchitis, keine Hauterkrankung
en. Aber das kann man nicht einfach auf das LZS schieben, immerhin war ich nun eine erfahrenere Mutter (trotz viel Geschrei und Stress doch insgesamt entspannter), arbeite nur Teilzeit, und: die Lütte hat einen anderen Vater als die Großen (deren Vater war Raucher, sogar in der Wohnung :umfall:)

Liebe Grüße
 

Raupe Nimmersatt

lieber nackig & knackig als kackig
AW: Menschen Hautnah grad beim WDR - hat´s wer gesehen?

Hm...ich bin hier eher der stille Mitleser in dem Thread, mag aber nun doch was einwerfen.

Ja, für mich persönlich wäre Langzeitstillen wohl eher nichts. Ein Baby an der Brust zu haben, ist für mich etwas anderes, als ein Kleinkind, das mir ungefragt das T-Shirt hochhebt.
Aber "unnatürlich"? Wir finden es auch nicht unnatürlich, wenn ein 2-3 jähriges Kleinkind sein Saugbedürfnis an einer Milchflasche stillt oder wir ihm einen Plastiknuckel in den Mund stecken, oder?
Vieles, was hier als "befremdlich" beschrieben wird, ist sicher gesellschaftsbedingt. Arbeit, Partner, etc. Ich bin allerdings auch nicht der Typ Mensch, der sagt "meine Brust gehört mir und dem Partner". Im Gegenteil, ich bin eigentlich immer noch ziemlich sauer auf die Dinger, weil sie ihren natürlichen Zweck, nämlich meinen Sohn zu ernähren, nicht erfüllt haben und meiner (komischen) Ansicht nach nun eben da "ohne Sinn herumhängen". :heilisch:

Was ich schlimm finde, ist tatsächlich, wenn Frauen ihre Kinder zum stillen zwingen. Ich kenne eine Mutter - persönlich - die ihren 4jährigen Sohn noch stillt. Er mag eigentlich gar nicht, sagt aber, dass die Mama dann immer traurig ist und sagt, dass er sie wohl nicht genug lieb hat. DAS finde ich befremdlich, pervers und unnatürlich.
Wenn eine Mama ihr 2-3jähriges Kind auf dessen Wunsch hin noch stillt...ja, wieso denn nicht, wenn es beiden gut bekommt? Ehrlichgesagt finde ich das ganz neutral betrachtet sogar natürlicher, als dem Kind einen Plastiknuckel in den Mund zu stopfen, um den gleichen Zweck zu erfüllen.

...sagt die, die keine 4 Wochen gestillt hat, das immer noch furchtbar traurig findet und ihrem Sohn auch Plastik in den Mund steckt... :rolleyes:
 

gummibär

Gehört zum Inventar
AW: Menschen Hautnah grad beim WDR - hat´s wer gesehen?

also ich hab da aus ganz anderen Eindrücken "dagegen" geschrieben.ich fand die Art der Selbstbedienung am BUsen der Kleinkinder im Film nicht schön.während dem gespräch (Arzt/Stillgruppe) einfach so wehemennt nach der Brust greifen und auch das sofortige zulassen der Mütter mag ich nicht.

ich seh das aber auch in anderen Situationen(nich im Film)so-wenn zb Kinder immer wieder auf die körperlichen Grenzen anderer nicht hingewiesen werden.sprich die Mutter erträgt nicht nur (schlagen/beißen/schubsen) sondern schreitet auch nicht bei Fremden ein die so von ihrem Kind behandelt werden.-das ist für mich genauso grenzüberschreitend(meine Grenze) wie dieses "an derBluse reißen und Busen rausziehen".ich wollte das schlicht nicht.

bei dem sechsjährigen der gestillt wurde sehe ich es allerdings wirklich nochmal ganz anders:da ist eine Grenze von körperlicher Distanz überschritten.da wäre kuscheln auch vollkommen "ausreichend".da muss ich als eltern auch die verantwortung übernehmen-ganz bewusst-bestimmte Grenzen zu ziehen.
sonst redet immer jeder von " die Kinder das gefühl entwickeln lassen,dass sie sich bei übergriffen schützen können" und hier ist unter "ist ja nur stillen" so ein intimer Kontakt in Ordnung?für mich nicht.....
 
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