Jannis, abgebrochene Hausgeburt...

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Anna

Hallo Ihr Lieben, hier unser Geburtsbericht:





Kilians Geburt hat vom Blasensprung bis zum ungeplanten Kaiserschnitt 44 Stunden gedauert, mit schmerzhaften Wehen, im Krankenhaus – geplant war eigentlich eine ambulante Geburt…

Als ich dann wieder schwanger wurde, war für mich klar, diesmal gibt es eine Hausgeburt, in meinem Umfeld hat es mich viel Überzeugungsarbeit gekostet, es hat Zeit gekostet eine Hebammenpraxis zu finden, welche das Risiko nach einem Kaiserschnitt mit trägt, aber all diese Schwierigkeiten und einige mehr habe ich lösen können.

Die Vorsorgen habe ich weites gehend von Sarah, der Hebamme, machen lassen, die Schwangerschaft verlief ohne größere Komplikationen – so konnten wir alles für die Hausgeburt vorbereiten.
Der errechnete Termin war der 22. Juli 2006, es tat sich tagelang nichts, war furchtbar warm und ich habe immer gesagt, wir warten darauf, dass es kühler wird.
Doch irgendwann lief uns die Zeit davon, bei ET + 6 waren Sarah und ich im Krankenhaus um einen Ultraschall und einen Doppler machen zu lassen – dem Baby ging es gut, aber aufgrund des KS gaben die Ärzte uns nur bis zum ET + 10 Zeit, Sarah hätte uns noch ein, zwei Tage länger gegeben, aber trotzdem haben wir dann bei ET + 8 mit geburtseinleitender Akupunktur, Globulis, Nelkenöltampons und Eisenkrautöl angefangen, am Abend waren wir noch spazieren und ich habe ein halbes Glas Rotwein getrunken – aber, keine Wehen!

Am nächsten Tag, Montag, wollte Sarah am Nachmittag zum CTG kommen, rief allerdings in der Früh an, dass sie eine Frau hat, welche regelmäßige Wehen hat und, dass sie gern sofort zum CTG kommen würde.
Kurze Zeit später klingelte sie an der Tür, ich machte auf und merkte, wie ich etwas feucht wurde, sagte aber nichts, weil ich mir einfach nicht sicher war.
Das CTG war unauffällig, keine Wehen, wir sagten noch, dass das Baby heute Pause macht…
Nachdem Sarah wieder gegangen ist, habe ich mit dem Streifen Lackmuspapier getestet, und war mir noch unsicherer was den Blasensprung betraf, die Farbe war lang nicht so intensiv wie sie hätte sein sollen, nachdem aber immer wieder farblose Flüssigkeit abging rief ich Sarah mittags an und erzählte ihr von meiner Vermutung, rief meine Mama an, dass sie Kilian abholen sollte, rief Tim an, dass er zur Mittagspause Feierabend machen sollte.
Sarah kam gegen eins vorbei, meine Mama etwas früher, sie wollte Kilian noch bei uns Mittagsschlaf machen lassen – ich hatte schließlich noch keine Wehen – und Tim meinte er würde um 16 h kommen – ich hatte schließlich noch keine Wehen.
Sarah untersuchte mich und stellte einen hohen Blasensprung fest und öffnete noch einmal den Rest, sie sagte, bis zum nächsten Morgen müssen Wehen da sein, sie fuhr wieder um ihre VU`s zu machen und sich um die andere Frau mit Wehen zu kümmern.
Kilian wollte keinen Mittagsschlaf machen und nachdem er es endlich geschafft hatte einzuschlafen bekam ich die ersten Wehen, um 14.15 h rief ich Tim an er sollte kommen und meine Mama musste Kilians erste Regung dazu nutzen ihn anzuziehen und zu fahren, Tim kam und rief Sarah an – die Wehen kamen, hielten eine Minute an und dann gönnten sie mir eine Minute Pause – immer wieder…

Tim erinnerte sich offensichtlich an unseren Geburtsvorbereitungskurs in dem er gelernt hat, dass die Frau eine leere Blase brauchen würde, und sagte mir ständig dass ich zur Toilette gehen sollte – sehr witzig, ich kam ja nicht mal ohne Wehen hin…

Nachdem Sarah mich endlich untersuchen durfte stellte sie fest, dass der Muttermund gute 5 cm eröffnet war, jetzt kam ich allerdings nicht mehr vom Bett hoch – ich wollte doch auf jeden Fall so lange wie möglich aufrecht bleiben – es tat so furchtbar weh, ich dachte ich würde das nicht überleben – und rief das auch oft genug durch die Gegend.
Gegen 17.30 h flehte ich Sarah an mir etwas gegen die Schmerzen zu geben, aber sie sagte mir, sie kann mir erst etwas gegen die Schmerzen und die Wehen geben wenn wir ins Krankenhaus fahren würden – okay, zu diesem Zeitpunkt brach ich die Hausgeburt ab – ich konnte nicht mehr.
Sarah gab mir etwas gegen die Wehen, aber das Mittel half immer nur für zwei Wehen, und auch wenn das Krankenhaus nur fünf Minuten entfernt war, musste Sarah mehrmals nachspritzen.
Im Kreissaal wurde mir zuerst Blut für die PDA abgenommen, das Legen der PDA hat gute zwei Stunden gedauert, mit einigen Fehlversuchen, und am Ende hat sie nicht mehr wirken können, weil die Geburt einfach zu weit fortgeschritten war.
Tim wollte zwischendurch zur Toilette und eine Rauchen, aber ich habe ihn nicht mehr gehen lassen, er musste mein linkes Bein in einer ganz bestimmten Position halten.
Ich schrie, jammerte, weinte…
Die Presswehen fand ich übrigens kein Stück einfacher zu ertragen als die Wehen zuvor, sie haben mich eher überwältigt, mein Körper entwickelte ein Eigenleben.
Ich spürte wie sich der Kopf Stück für Stück nach vorne schob und verfluchte mich dafür jemals wieder schwanger geworden zu sein.
Als der Kopf langsam aus der Scheide austrat und merkte ich wie ich oben gerissen und nach unten hin geschnitten wurde, ich durfte den Kopf fühlen und wunderte mich, dass er sich so weich anfühlte, ich fühlte gar keine Knochen, nach ein paar weiteren Presswehen war der Kopf endlich da, ich merkte wie das Baby in mir die Schultern drehte und dann kam der Rest des Körpers – ich war erleichtert, aber weh tat mir noch immer alles.
Ich musste schnell die Nabelschnur durchschneiden, ich verlor zu viel Blut, die Plazenta musste noch schnell raus – es tat einfach weh. Die Wehen habe ich überall gespürt, im Bauch, im Rücken und – wie damals bei Kilian auch – in den Oberschenkeln.

Das Baby hat sofort nach der Brust gesucht, ich wurde genäht, das Baby hat getrunken.
Tim ist dann endlich eine Rauchen gegangen, meine Mama kam zu Besuch in den Kreissaal.
Selbst Sarah, die normalerweise überhaupt nicht raucht ist mit Tim rauchen gegangen.

Ich war einfach froh, dass die Geburt geschafft war.
Nachdem mein Blutdruck kontrolliert wurde, ich aufstehen konnte ohne, dass mir schwindelig wurde, brachte Sarah uns zum Auto und um 0.30 h waren wir wieder zu Hause.

Am nächsten Mittag kam Kilian endlich um seinen kleinen Bruder willkommen zu heißen, er sagt es sei sein Baby.

Ich bin schon traurig, dass ich die Hausgeburt abgebrochen habe, aber ich konnte einfach nicht mehr, wichtig war vor allem, dass wir die Nacht noch nach Hause gefahren sind, dass wir das Wochenbett gemeinsam zu Hause verbringen konnten.

So langsam kehrt ein neuer Alltag ein, ab Dienstag muss Tim wieder arbeiten – mal sehen wie ich alleine mit einem kleinen Schreibaby und einem quirligen 2-Jährigen zu Recht komme.

Ach, am Mittwochmorgen hat das Baby dann endlich auch seinen Namen bekommen.

Jannis,

31. Juli 2006
20.54 h

51 cm

3640 g

36 cm KU




Liebe Grüße, Anna
 

Tamara

Prinzessin
AW: Jannis, abgebrochene Hausgeburt...

Hallo Anna,
ein schöner Bericht und auch wenn Du nicht zu Hause entbunden hast, so hast Du Deinen kleinen Jannis ganz alleine auf die Welt gebracht und das ist doch trotz der Schmerzen ein wundervolles Erlebnis :herz:

Alles Liebe für Euch
Tami
 

Heidi

coole Mama
AW: Jannis, abgebrochene Hausgeburt...

Hallo Anna!

Danke für deinen Bericht.

Ja, es geht oft an die Grenze so eine Geburt.
Um so schöner ist es dann, wenn man sein Kind dann im Arm hält.

Viel Glück wünsche ich euch weiterhin.


Liebe Grüsse, Heidi
 
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