Gedichte & Gedanken Für Alle!!! Zum nachdenken und weinen

Jesse

sprachlos im Spreewald
Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde




Aber nach vielen Jahrmillionen

war der Mensch endlich klug genug.

Er sprach: Wer redet hier von Gott?

Ich nehme meine Zukunft selbst in die Hand.

Er nahm sie,

und es begannen die letzten sieben Tage der Erde.



Am Morgen des ersten Tages

beschloss der Mensch,

frei zu sein und gut, schön und glücklich.

Nicht mehr Ebenbild eines Gottes,

sondern ein Mensch.

Und weil er etwas gleuben musste,

glaubte er an die Freiheit und das Glück,

an die Börse und an den Fortschritt,

an die Planung und an seine Sicherheit.

Denn zu seiner Sicherheit

hatte er den Grund zu seinen Füßen gefüllt

mit Raketen und Atomsprengköpfen.



Am zweiten Tag der letzten Zeit

starben die Fische in den Industriegewässern,

die Vögel am Pulver aus der Chemischen Fabrik,

das den Raupen bestimmt war,

die Feldhasen an den Bleiwolken von der Strasse,

die Schlosshunde an der schönen roten Farbe in der Wust,

die Heringe im Öl auf dem Meer

und an dem Müll auf dem Grunde des Ozeans.

Denn der Müll war aktiv.



Am dritten Tage

verdorrte das Gras auf den Feldern

und das Laub auf den Bäumen,

das Moos an den Felsen

und die Blumen in den Gärten.

Denn der Mensch machte das Wetter selbst

und verteilte den Regen nach genauem Plan.

Es war nur ein kleiner Fehler

in dem Rechner, der den Regen verteilte.

Als die den Fehler fanden,

lagen die Lastkähne auf dem trockenen Grund

des schönen Rheins.



Am vierten Tag

gingen drei von vier

Milliarden Menschen zugrunde.

Die einen an den Krankheiten,

die der Mensch gezüchtet hatte,

denn einer hatte vergessen, die Behälter zu schließen,

die für den nächsten Krieg bereitstanden.

Und die Medikamente halfen nichts.

Die hatten zu lange schon wirken müssen

In Hautcremes und Schweinelendchen.

Die anderen starben an Hunger,

weil etliche von ihnen den Schlüssel

zu den Getreidesilos versteckt hatten.

Und sie fluchten Gott,

der ihnen doch das Glück schuldig war.

Er war doch der liebe Gott!



Am fünften Tag

drückten die letzten Menschen den roten Knopf,

denn sie fühlten sich bedroht.

Feuer hüllte den Erdball ein,

die Berge brannten, und die Meere verdampften,

und die Betonskelette in den Städten

standen schwarz und rauchten.

Und die Engel im Himmel sahen,

wie der blaue Planet rot wurde,

dann schmutzig braun und schließlich aschgrau.

Und sie unterbrachen ihren Gesang für zehn Minuten.



Am sechsten Tag

ging das Licht aus.

Staub und Asche verhüllte die Sonne,

den Mond und die Sterne.

Und die letzte Küchenschabe,

die in einem Raketenbunker überlebt hatte,

ging zugrunde an der übermäßigen Wärme,

die ihr gar nicht gut bekam.





Am siebten Tag

war Ruhe.

Endlich.

Die Erde war wüst und leer,

und es war finster über den Rissen und Spalten,

die in der trockenen Erdrinde

aufgesprungen waren.

Und der Geist des Menschen

irrlichterte als Totengespenst über dem Chaos.

Tief unten,

in der Hölle aber,

erzählte man sich die spannende Geschichte

von dem Menschen,

der seine Zukunft in die Hand nahm,

und das Gelächter dröhnte hinauf

bis zu den Chören der Engel.
 
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