Erziehungssache oder Charakter?

Anthea

die-mit-dem-Buch-wandert
Hallöchen...

...das frage ich mich im Moment und ob alle Mütter solche Probleme/Sorgen haben. Es tut mir in der Seele weh (und ich hätte nie gedacht, das sowas passieren könnte) wenn ich sehe, wie begeistert Jana auf andere Kinder zugeht, abgewiesen wird und dann völlig enttäuscht da steht.

Klar, das alle Kinder irgendwann diese Erfahrung machen müssen, aber ist es wirklich charakterlich festgelegt, wie sensibel und "möge"-bedürftig ein Kind mit einem Jahr schon ist oder ist das Erziehungssache? Nachdem sie gestern im Warteraum beim Augenarzt arg aufgelaufen ist bei 2 Kindern und dann ganz bedröppelt im Raum stand und nicht wußte, wieso sie nicht mitspielen durfte hab ich heute beim Besuch einer Freundin drauf geachtet. Sie freute sich so richtig, mit Leon spielen zu können und war dabei aber arg "gefallsüchtig". Die ganze Zeit rannte sie mit Spielzeug zu ihm, brachte ihm sein trinken und schaute ihn völlig verdutzt an, als er sie mal aus dem Weg schubste.

O.K., wir sind nicht in einer Krabbelgruppe, aber die Woche kommen ca. 2x meine Nichte und mein Neffe uns besuchen (beide über 10), wir treffen uns einmal im Monat vom EX-GVK aus und natürlich sieht sie Leon auch 3-8x im Monat. Sie hat keine Scheu auf andere Kinder zuzugehen und tut das auch direkt. Gerade hatte ich angefangen zu akzeptieren, das Männe partout kein Kind mehr will, aber wenn ich Jana so sehe blutet mir echt das Herz :-( und ich denke, das sie eigentlich kein Typ dafür ist, ohne Geschwister aufzuwachsen.

Geht es anderen Müttern auch so? Und vor allem, wie kann ich ihr solche Ablehnungen leichter machen?

Liebe, leicht traurige Grüße,
Karin
 
M

Märilu

AW: Erziehungssache oder Charakter?

Hallo Karin!

Ist Jana- Marie denn wirklich so enttäuscht? Oder ist es nur eine völlig neue Umgangsweise, die sie vorher noch nicht kannte, die sie erstaunt und die Bewertung kommt von Dir? Ist es wirklich Gefallsucht oder in Kontakt treten wollen mit Anderen nach den bisher gewohnten Kommunikationsmustern (z.B. Gegenstand zeigen und Kommentar abholen)

Bisher war sie gewöhnt, mit Dir (oder einer anderen Bezugsperson) und einem Gegenstand/Situation über diesen Gegenstand/die Situation "zu reden" - sie zeigt es, Du sprichst darüber zu ihr. Das ist eine ganz normale Phase in der Sprachentwicklung und ein normales Verhalten erwachsener Bezugspersonen.

Nun kommt sie mit mit anderen zusammen, die keine Lust haben, so mit ihr zu kommunizieren - sind halt Kinder, die nach ihrer eigenen Lust und Laune leben.

Lea macht jetzt die Erfahrung, dass andere Personen anders auf sie reagieren und sie nicht unbedingt im Reaktionsmittelpunkt steht. Die Bewertung der Situation kommt von Dir. Überbewerten - Unterbewerten oder einfach nur Kommentieren und die Gefühle Deiner Tochter beobachten?

Mein Kommentar in solchen Situationen war meistens: "...möchte jetzt nicht mit Dir spielen." oder "...möchte jetzt dasunddas machen" - und evtl. noch ein "Schade." und abwarten, was weiter passiert.
Deine Tochter hat so und so viel Male erlebt: Ich zeige Mama etwas und sie reagiert so und so drauf. Nun erprobt sie, ob andere auch immer gleich drauf reagieren. Die Andersartigkeit der Reaktion mag sie verwirren oder überraschen, aber ob sie das schlecht oder gut empfindet oder es einfach nur akzeptieren lernt, ohne dass sie sich selbst als Person abgelehnt fühlt, das liegt mit an Dir!

Liebe Grüße
 
M

Märilu

AW: Erziehungssache oder Charakter?

Und hier kommt noch mein Beitrag Nr. 2 zu dem Thema:

Grundsätzlich denke ich schon, dass es Unterschiede in den Temperamenten gibt, wie Kinder damit umgehen. Dass es auch z.B. am Selbstbewusstsein hängt. Meine beiden sind da das beste Beispiel: Maria steckt es weg, Elias knuspert ewig daran rum, wenn er nicht mitspielen darf. Und das hat wenig mit Erziehung, viel mit Veranlagung zu tun.
Ob das schon mit einem Jahr ersichtlich ist, ist noch die Frage. Die Wege stehen offen!

:winke:
 

Anthea

die-mit-dem-Buch-wandert
AW: Erziehungssache oder Charakter?

Hallo Märilu,

je nach Situation. Gestern wirkte sie schon sehr enttäuscht, wobei sie ja nun nicht wissen konnte, das die ca. 4-jährige extrem schüchtern war (vermute ich mal, die traute sich kaum jemanden anzuschauen und war allgemein sehr zurückhaltend) und der ca. 5-jährige wollte allein Turm bauen. Die ca. 2-jährige fing gerade an mit ihr zu spielen, als wir leider rein mußten. Bei Leon guckt sie immer eher verdutzt und versucht es dann unermüdlich weiter. Was sie im übrigen auch bei uns, meinem Neffen und allen anderen Personen versucht, wenn die gerade keine Zeit für sie haben. Na ok, wir werden dann schon angemotzt ;)

Wahrscheinlich hab ich das auch nur dramatischer gesehen als es ist, aber ich mag sie halt nicht traurig sehen :(

Gesagt hab ich da bis jetzt noch nie was zu ihr, ich hab nur beobachtet (ok, ich hab sie zurückgehalten, als sie den schönen Turm von dem Jungen umschmeissen wollte: für sie ist das noch spielen, für ihn wohl weniger). Wahrscheinlich nagen da eher meine Erfahrungen als Kind und mein zu verdrängender Kinderwunsch an mir. Ich beobachte das einfach mal nächste Woche beim GVK-Treff, wie sie sich da verhält.

Liebe Grüße und danke für die Anregungen,
Karin
 

sandra

the best of 74
AW: Erziehungssache oder Charakter?

Hallo Karin,

ich kann dich sehr gut verstehen. Ich habe manchmal auch ein Problem damit, wenn Tizian nicht genügend beachtet wird. Mir tut es dann auch weh und interpretiere auch schon mal etwas in die Situation hinein.

Eine Ähnliche Situation fiel mir letztens ein paar Mal zwischen Tizian und meiner Mutter auf. Er hat irgendwas gemacht bzw. gesagt und sie hat nicht darauf reagiert. Aber das sind meine Gefühle - Tizian geht damit ganz locker um. Er macht dann halt irgendwas anderes.

Das sind die Dinge in meiner Mutterrolle, die ich für mich hinterfragen muss und an denen ich arbeiten muss. Oftmals projeziert man seine eigenen Ängste und Gedanken auf die Kinder und das kann dann letztendlich zu genau dem ungewünschten Ergebnis führen.

Ich könnte mir das jetzt auch selber sagen:;-) Mach dir nicht so viele Gedanken, die Kinder sind am Lernen und am Austesten. Und wenn man ihnen eine positive Einstellung vermittelt bzw. sie auch mal machen lässt, können sie das auch gut ab, mal nicht im Mittelpunkt zu stehen oder mal abgewiesen zu werden.

LG Sandra
 

Silly

Moni, das Bodenseeungeheuer
AW: Erziehungssache oder Charakter?

Hallo Karin,

sorry, aber Jana ist 1 Jahr und 1 Monat alt - Kinder in diesem Alter knüpfen noch keine wirklichen sozialen Kontakte. Normalerweise spielen Kinder in diesem Alter "alleine in der Gruppe" und noch nicht richtig miteinander.
Und ehrlich, ich glaube auch nicht, daß Jana wirklich ein Problem mit der "Zurückweisung" hat, ich bin der Ansicht, daß nur Du damit ein Problem hast - weil Du Dein Kind nicht als Teil der Gruppe sehen kannst.
WirKlich Gedanken über die Zurückweisung eines Kindes würde ich mir frühestens ab Kindergartenalter machen.

LG Silly
 
N

Natalia

AW: Erziehungssache oder Charakter?

Hallo Karin,

mein Maxim ist auch so einer, der sich sehr freut, wenn er andere Kinder sieht, sich sofort auf sie stürzt und dabei ziemlich stürmisch ist. Er hat einen "Freund", der ziemlich ängstlich ist und immer weint, wenn Maxim ihn küssen will. Der Hund von meinen Schwiegereltern mag es auch nicht wirklich und haut immer ab, da guckt Maxim auch mal ganz komisch. Aber ich glaube auch nicht, daß sie dann wirklich enttäuscht sind, wahrscheinlich eher verwirrt, und Du kannst es mit Deinen Kommentaren verhindern, daß es eine richtige Enttäuschung wird. Und Du kannst für sie andere Spielfreunde suchen, die genauso gerne mit ihr spielen, wie sie mit ihnen.

Ich weiß auch nicht, ob das am Temperament oder an der Erziehung liegt, wahrscheinlich kann man das nicht wirklich auseinanderhalten. Ich habe bewußt nichts gemacht, damit Maxim so kontaktfreudig ist, aber er ist das mehr als die meisten anderen Kinder in seinem Alter, die wir kennen.

LIebe Grüße,
Natascha
 

Anthea

die-mit-dem-Buch-wandert
AW: Erziehungssache oder Charakter?

Hallöchen...

Danke nochmal für die Antworten, ich hab mich auch schon wieder beruhigt. War tatsächlich eher meine Enttäuschung und wie es halt so ist, Krankheitsstreß, PMS, Verwandtenbesuch, Abschreibung des Kinderwunsches (an dem ich immer noch nage und wohl auch noch ein bißl länger nagen werde), es kam alles zusammen.

@Silly Ich weiß ja nicht, ob das mal irgendwo eine Studie gab, aber wenn Jana und Leon gemeinschaftlich Türen aufmachen um auf Tour zu gehen, zusammen vor der Lego-Raupe sitzen und die mit Steinen bestücken etc., etc., dann schaut es für mich schon nach zusammen spielen aus. Das wäre ja eigentlich auch mal eine interessante Frage: "Wie definiert man gemeinsam spielen?"...

Liebe Grüße,
Karin
 
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