Bericht über meine Stammzellenspende

RTA

Blumenfee
Hallo,

Ich schreibe meinen Bericht ganz bewußt hier in den KK, weil ich möchte, daß möglichst viele Menschen die Möglichkeit habe, das zu lesen. Mir haben im Vorfeld die persönlichen Erfahrungsberichte am meisten geholfen.

Dieses Verfahren ist wohl die neue, schonendere Alternative zur Knochenmarkspende.
Normalerweise sind die Stammzellen nur im Knochenmark vorhanden, weshalb man dieses dem Spender entnimmt. Es wird aus dem Beckenknochen (NICHT aus der Wirbelsäule) entnommen und diese Spende wird unter Vollnarkose gemacht.
Das hätte mir auch noch passieren können, wenn die andere Methode bei mir nicht gewirkt hätte.

Bei der neuen Methode ist das Risiko für den Spender geringer, weil er eben keine Narkose und keine OP braucht. Außerdem wachsen die Stammzellen schneller und besser bei dem Empfänger an.


Am Donnerstag ging es los. Da habe ich die erste Spritze bekommen. Das Mittel, was ich spritzen mußte, heißt Neupogen und darin ist ein Stoff (G-CSF) der das Wachstum der Stammzellen im Knochenmark anregt. Dieser Wachstumsfaktor kommt auch natürlicherweise im Körper vor, nur wesentlich geringer.
Diese Spritzen werden ins Unterhautfettgewebe (subcutan) gespritzt und das kann man selber machen. Das schlimmste daran ist, sich eine Nadel in den Bauch zu rammen. Das kostet echt Überwindung, aber wenn man es geschafft hat, stellt man fest, daß man das kaum merkt. Zumindest bei mir war es so. Das Stechen selber hat gar nicht weh getan. Danach habe ich den kleinen Knubbel Flüssigkeit unter der Bauchdecke gespürt und sollte ihn immer ein wenig verstreichen.

Die erste Nacht war noch ganz gut.
Der Oberarzt in der Klinik hatte mir auch gesagt, daß meistens am 3. Tag mit den ersten Nebenwirkungen zu rechnen sei, nämlich Gliederschmerzen.
Der Arzt, der mir die Spritzen ausgehändigt hat und mir alles erklärt hat, hat mir das so erklärt: durch das Mittel werden im Knochemark vermehrt Stammzellen gebildet. Und es werden so viele, daß es im Knochen eng wird und sie langsam durch die halbdurchlässige Membran nach außen ins Blut dringen. Und diese Enge ist es, die den Druck hervoruft, den man dann als Knochenschmerzen spürt.
Am ersten Morgen bin ich aufgewacht und habe mich gefühlt, als hätte ich einen heftigen Muskelkater, überall!
Morgens war auch die nächste Spritze fällig (alle 12 Stunden).
Im Laufe des Tages wurde der Druck dann doch langsam zu Schmerzen und ich habe dann doch das Schmerzmittel (Paracetamol), welches sie mir im KH mitgegeben hatten genommen.
Abends nach der 3. Spritze habe ich dann schon richtig gemerkt, wie sich das Mittel im Körper ausbreitet und anfängt zu wirken.
Das Wochenende war so...naja!
Tagsüber konnte ich es mit Paracetamol immer ganz gut aushalten. Ich glaube, auch ein wenig Bewegung hat mir ganz gut getan.
Aber die Nächte waren nicht so doll. Das Liegen war nicht so angenehm, bei jeder Bewegung hat es geschmerzt und meinen Kopf hatte es doll erwischt, daß jeder Druck auf ihn, selbst der vom Liegen sehr unangenehm war. Also geschlafen habe ich in der Zeit nicht sehr viel.

Am Montag morgen gab es dann die letzte Spritze und ich bin in die Klinik gefahren. Ich sollte um 7.30 Uhr da sein, damit man um 8.00 Uhr mit der Zellseparation anfangen könne.

Die Stammzell-Entnahme wird so ähnlich wie eine Blutwäsche durchgeführt.
Man bekommt einen Schlauch in den einen Arm, durch den das Blut rausfließt, durch die Maschine durch und in den anderen Arm fließt es wieder rein.
Der eine Arm war bei mir auch kein Problem, aber am andern war leider keine passende Vene zu finden (die lag zu tief). Sie haben es erst mit einer dünneren versucht, aber die hat sich leider immer wieder verschlossen, dann haben sie doch die Dicke, tiefliegende versucht, aber das ging gar nicht.
Schließlich haben sie dann eien Vene an der Hand genommen und dann ging es richtig los.

3 Stunden war ich an die Maschine angeschlossen, 15 Liter Blut sind in der Zeit da durchgelaufen. Mit Hilfe einer Zentrifuge sind die Stammzellen aus dem Blut herausgeholt worden.
Das Schlimmste in dieser Zeit war, daß ich mich so gut wie gar nicht bewegen durfte, weil sonst die Nadeln immer verrutscht sind und es war laaaangweilig. Aber ich habe mich ganz nett mit den Damen dort unterhalten.
Für den Kreislauf ist diese Methode auch recht schonend, weil immer nur 300 ml Blut auserhalb meines Körpers waren und ich auch fast alles zurückbekommen habe (sie wollten ja nur die Stammzellen, die sowieso nicht dorthin gehörten)

Vorher hatten sie mir schon noch mal Blut abgenommen und es untersucht und die Verantwortliche hat dann erzählt, daß sie normalerweise schon froh wären, wenn sie 50 Stammzellen pro Ml Blut hätten und bei mir wären es 180!!! Das heißt also, daß das Mittel bei mir ziemlich gut angeschlagen hat und sich die Schmerzen auf jeden Fall gelohnt haben.

Nach 3 Stunden war ich dann fertig und ziemlich geschlaucht. Ich hätte nicht gedacht, daß das so anstrengend ist.
Ich sollte dann noch 2 Stunden dableiben. Währenddessen haben die im Labor die Spende untersucht und geschaut, ob es genug ist, sonst hätte ich heute noch mal an die Maschine angeschlossen werden müssen.
Aber es hat gereicht.

Mein Bruder hat gleich am Nachmittag die Zellen noch bekommen.

Wenn sich jemand von Euch mit dem Gedanken trägt, Knochenmark zu spenden, erkundigt Euch, ob es auch bei Euch mit dieser neuen Methode möglich ist.
Hier in dieser Klinik war ich. http://www.uni-essen.de/kmt/
Die haben auf ihrer Seite auch noch jede Menge an Informationen. Wen es interessiert...

Wenn man damit vielleicht einem Menschen das Leben retten kann, dann sind diese Unannehmlichkeiten gut zu ertragen.


Liebe Grüße
Regina :blume:
 

Frau Anschela

OmmaNuckHasiAnschela
AW: Bericht über meine Stammzellenspende

:winke:

danke für den Bericht :bussi:

Sehr interessant das zu lesen. Ich bin zwar auch registriert, habe mich mit dem Thema aber noch nie weiter befasst. Schön zu wissen, dass man mit relativ kleinem Aufwand, einem Menschen helfen kann. Wenn es dann noch der eigene Bruder ist, umso besser. :)

Liebe Grüße
Angela
 

elfchen

Dauerschnullerer
AW: Bericht über meine Stammzellenspende

:respekt: Ich finde es bewundernswert, dass du das gemacht hast! :blumen: Ich hoffe für euch alle, dass deinem Bruder deine Spende hilft!!

Alles Liebe
Doreen
 

Bienski

die Tante aus dem Busch
AW: Bericht über meine Stammzellenspende

Lieben Dank fuer Deinen Bericht, liebe Regina! :bussi:
Ich hatte beim Lesen eine Gaensehaut nach der anderen - aber eine 'schoene' Gaensehaut. :jaja:
Ich glaube ich faende das Gefuehl auch toll, dass ich einem Menschen das Leben retten kann oder es zumindest versucht habe.
:bussi:
Sabine
 

Florence

Gehört zum Inventar
AW: Bericht über meine Stammzellenspende

Regina, Du hast auch meinen Respekt!
Nun drücke ich Deinem Bruder die Daumen, daß Deine Stammzellen sich bei ihm schnell zu Hause fühlen und es ihm damit dann bald besser geht.
Alles Liebe, Anke
 

Danielle

allerweltbeste Wichtelfee und Opas Hosenscheisser
AW: Bericht über meine Stammzellenspende

Danke für diesen wirklich interessanten und mutmachenden Bericht!
Ich denke auch immer wieder mal darüber nach mich registrieren zu lassen und kann eigentlich garnicht genau sagen, was mich bisher davon abhielt..

Deinem Bruder wünsche ich von ganzen Herzen alles Gute und dass es ihm bald besser geht!
 

Ines und Jannick

Gehört zum Inventar
AW: Bericht über meine Stammzellenspende

:respekt:

Danke für deinen Bericht.

Ich wünsche deinem Bruder sehr, das er mit deiner Hilfe gesund wird.

Ich hätte letztes Jahr auch fast Stammzellen spenden können, nur leider hat sich die DKMS für einen anderen entschieden.

LG, Ines
 

Nats

Jupheidi
AW: Bericht über meine Stammzellenspende

Hallo,

ich finde es klasse, das du es gemacht hast und es so ausführlich beschreibst. So kann sich jeder vorstellen, was gemacht wird.
Drücke deinem Bruder die Daumen, das die Stammzellen anschlagen.

Vielleicht haben jetzt mehr Leute den Mut zu spenden!

LG
 
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