Gedichte & Gedanken Wir brauchen hier keine Behinderten!

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NimueVerdandi

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Und damit meine ich nicht nur Berlin, wo ich wohne oder Deutschland. Ich meine den ganzen Planeten. Ich sehe keinen akzeptablen Nutzen in der Anwesenheit von Behinderten. Ich möchte sogar noch einen Schritt weitergehen und behaupten, dass wir alle besser dran wären, wenn wir hier keine Behinderten hätten.

Und dabei mache ich keine Unterschiede. Ob jemand beim laufen, sprechen, ruhig sitzen, klar denken, sehen, hören, sich artikulieren, tasten oder irgendeiner anderen Fertigkeit versagt, die sonnst jeder auf die Reihe bekommt.

Behindert ist behindert!

Nun will ich natürlich nicht nur hier sitzen und darüber klagen, dass wir mitten unter uns jede Menge störenden und überflüssigen Mist erdulden müssen. Nein – ich habe sogar eine, wie ich meine, brauchbare Idee, wie wir alle in einer Welt ohne Behinderte leben können.
Dazu unten mehr.

Du kennst das:
Arbeitsplätze, die ausschließlich oder aber auf gar keinen Fall an Behinderte vergeben werden;
Parkplätze, die nur für Rollstuhlfahrer reserviert sind;
Fußgängerampeln, die laut piepen;
Rollstuhlrampen an der S-Bahn;
Kontaktannoncen mit dem Hinweis „leichte Behinderung“;
mongoloide Kinder, die dich im Bus anlächeln …

Diese Aufzählung ließe sich mühelos auf mehrere Seiten ausdehnen, aber ich denke es genügt, um etwas zu bemerken:
Sie sind überall! Und sie alle haben etwas gemeinsam. Ganz gleich, um welche Art von Behinderung es auch gehen mag:
Sie werden von uns als Behinderte erkannt und dann behandelt.
Und ich sage Euch: ganz gleich, wie diese Behandlung im Einzelnen aussehen mag:

Es ist eine Erniedrigung!

Eine Ehre, auf die jeder von uns gerne verzichten möchte. Selbst im Falle liebevollster Führsorge ist es das Höchstmaß an Respektlosigkeit.

Sehe ich da fragende Gesichter?

Ich mache mal besser das Licht an.

Eine einfache Frage:
Welche Gemeinsamkeiten haben ein beinamputierter Rollstuhlfahrer und ein Delfin?
Keine Idee? Nie darüber nachgedacht? Sie sind gleich in genau dem Punkt, an dem der Beinamputierte als Behinderter identifiziert wird:
Sie könne nicht laufen!

Noch eine einfache Frage:
Hast du schon mal einen Delfin als Behinderten betrachtet?
Oder das edle Reitpferd, das selbst bei einfachsten Rechenaufgaben versagt? Die Katze, die das Essbesteck nicht halten kann? Die wunderschöne, drei Meter lange taube Boa? Den blinden Maulwurf? Den Papagei vielleicht? Das Meerschweinchen? Der Teufelsrochen? Der Eisbär? Der Königstiger?


Und worin versagt dein Hund an jedem einzelnen Tag?
Alles Behinderte?! Die Welt ist voll von ihnen. Sie gehört den Behinderten und wenn wir konzentriert darauf achten, worin wir selbst total versagen, gehört sie auch uns.
Was für ein unglaublicher Schwachsinn! Wir richten unsere Aufmerksamkeit auf das, was NICHT geht. Als ob davon irgendjemand auf dieser Welt etwas hätte.

Nein – Halt! Da fällt mir jemand ein. Der kleine Schwächling, der sich auf die Schultern eines anderen stellt, um sich dann größer fühlen zu können. Der von dort aus (und nur von dort aus) auf jemanden herabblicken kann. Dieses von Ängsten geschundene Kind, das andere schlagen muss, um sich selbst fühlen zu können. Das sich den „Geringen“ zuwendet, weil es sich vor den „Bedeutenden“ und ihrer Stärke fürchtet. Das lieber neue „Geringe“ erschafft, als sich selbst als kraftlos zu erkennen. Das seinen Blick auf die Unfähigkeiten anderer konzentriert, damit seine Fähigkeiten bemerkt werden. Oder das ein so einfaches Gemüt hat, dass es außer Schwarz und Weiß nichts in sein bescheidenes Hirn einzusortieren vermag.

Zu denen gehörst du nicht!

Du bist stark, hast ein liebevolles Herz und edle Motive. Auch dein Verstand funktioniert ausgezeichnet. Man kann mit dir reden und du verträgst die Wahrheit. Unterbrich mich, wenn ich irre.

Mein Vorschlag lautet also:
Wir behalten den eleganten Delfin, den hochintelligenten Spastiker, das schnelle Rennpferd, den verschmusten Kater, die Taube (welch ein Wortspiel), Fische, Flöhe, US Amerikanische Staatsbürger, Nashörner, Finanzbeamte, Wildschweine, sehende, tastende, denkende, liebende …
Ab Heute sagen wir „JA!“ zur Schöpfung.

Wir richten unseren Blick fortan auf die FÄHIGKEITEN und Bedürfnisse eines jeden Geschöpfes, mit dem wir in Kontakt sind.
Tu es und du lebst noch in derselben Minute in einer Welt ohne Behinderungen.

Ich jedenfalls liebe dich. Was immer du auch sein magst.

PS.: Wenn du schon mal dabei bist – mit Schwarzen, Juden, Moslems, Nachbarn, Ausländern, Katholiken und Fahrradfahrern geht das auch. Streck dich, atme tief durch, lächle entspannt in dich hinein oder aus dir heraus und dann freue dich, dass du dazugehören darfst.

Kasimir Bachmann

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Jacqueline

Ohneha mit der Lizenz zum Löschen
Mitarbeiter
Moderatorin
AW: Wir brauchen hier keine Behinderten!

*boah*

Was für ein toller Gänsehaut-Text!

Ganz viel zum Nachdenken, und zwar immer und immer wieder!

Liebe Grüsse, Jacqueline
 

Buchstabensalat

Lebenskünstlerin
AW: Wir brauchen hier keine Behinderten!

Ich würde ja tooootal zustimmen, aber die amerikanischen Staatsbürger... vielleicht doch? Ein klitzekleines Bißchen?
;-)

Gruß,
Buchstabensalat
 
G

gigi

AW: Wir brauchen hier keine Behinderten!

Buchstabensalat hat gesagt.:
Ich würde ja tooootal zustimmen, aber die amerikanischen Staatsbürger... vielleicht doch? Ein klitzekleines Bißchen?
;-)

Gruß,
Buchstabensalat
über die ausage bin auch auch gestolppert;-)
gigi
 
M

Mama-Huhn

AW: Wir brauchen hier keine Behinderten!

:prima: ein toller Text! Und habe mich bei der Überschrift schon gefragt, wer hier solche Hetzparolen verbreitet?
Das mit den Amerikanern hätte ich auch gern erklärt gekriegt.:lichtan:

liebe grüße
 
D

dorsana

AW: Wir brauchen hier keine Behinderten!

Wow, was für ein guter Text - für heut Abend mein Nachdenkfutter.
Danke!

:winke: Doreen
 

jackie

buchstabenwirbelwind
Moderatorin
AW: Wir brauchen hier keine Behinderten!

nachdem ich unsere silke kenne, wusste ich gleich, da kommt was zum lernen :-D

danke, silke :herz:

zum allgemeinen nachdenken, möchte ich noch folgendes dazufügen:

deborah tannen (kommunikationspsychologin) berichtet in einem ihrer bücher von einer jungen frau, einer amerikanischen ureinwohnerin, die zum studieren an eine durchwegs weisse uni kam. weil keiner sie diskriminieren wollte, wurde so getan, als gäbe es keinerlei unterschiede zwischen ihr und den anderen studentInnen, sprich ihre individualiät, kultur und herkunft wurden gleichsam übersehen, geleugnet, weswegen sie sich äusserst unbehaglich fühlte.

auch das kann diskriminierung sein.

liebe grüße
jackie
 
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