Wie darf ein Kind sich wehren?

lulu

Königin der Nacht
AW: Wie darf ein Kind sich wehren?

Schäfchen hat gesagt.:
aber ich möcht sie gern vor meinem Schicksal bewahren. Und da hab ich nicht gesehen, dass man mit Abblocken Aggression stoppen kann.
Naja, haettest Du draufgehauen, waere eine schoene Schlaegerei entstanden. Waerst Du weggelaufen, haettest Du Angst (oder Klugheit?!) demonstriert. Das ist ja keine schlechte Variante, aber sie funkt nicht immer (hinterherrennen, Faust schon im Anschwung).
Wenn Du Dich nur selbst verteidigst, ob durch ducken, aus der Situation laufen oder eben blocken/festhalten etc, dann kannst Du wenigstens gerade stehen und Dir selbst ins Auge blicken. Wenn Dein Gegenueber auf kuehle Gelassenheit und Dein Ueberschauen der Situation greizt reagiert, heisst das doch eigentlich nur, dass er sich ueber darueber aergert, dass er selber nicht so klug reagiert. Dass das weiter Wut ausloesen kann, kann ich mir sogar vorstellen.
:???:

Lulu
 

Sonja

Integrationsbeauftragte
AW: Wie darf ein Kind sich wehren?

Ich bin heute nicht mehr in der Lage, meine Gedanken aktuell aufzuschreiben, aber ich tendiere auch zu der Haltung Märilu/Lulu :jaja:

Allerdings muss ich ein Erlebnis aus meiner eigenen Kindheit loswerden: Ich war immer schüchtern, wurde ständig gepiesackt, eingeschüchtert, geschubst usw.

Bis ich in der 7. Klasse ein Mal mit voller Kraft zurückgeschlagen habe bei einem zugegebenermaßen kleinen Angriff. Aber das hat das Fass zum Überlaufen gebracht.

Was soll ich euch sagen: Bis Ende meiner Schulzeit wurde ich nie mehr belästigt und hatte den Ruf weg, zuzuschlagen.

Darauf bin ich wahrlich nicht stolz, aber ich hatte meine Ruhe.

Zu den Kindern schreibe ich morgen noch extra was.

Liebe Grüße
 

nici

keiner Titel
AW: Wie darf ein Kind sich wehren?

In Luca's Kita ist das gerade ein großes Thema.

Die Kids üben dort, sich verbal zu wehren, abzugrenzen. Erst in normalem Ton sagen: "ich will das nicht", "laß mich", ... Und wenn das nicht beachtet wird vom anderen, darf man auch mal lauter werden, etc.

Das find ich ziemlich gut, daß sie das dort zum Thema machen und es scheint auch zu funktionieren.

Luca ist da auf jeden Fall ziemlich gut drin geworden. Was nicht bedeutet, daß sich die Jungs im Kindergarten - unter Kumpels - auch mal hauen und kabbeln.

Für mich ist bei allem noch wichtig, da0 ich versuche Luca darauf aufmerksam zu machen, daß man anderen durchaus auch helfen kann, wenn sie drangsaliert, geärgert werden bzw. und man sieht es, dann darf man da auch dazwischen gehen und für den anderen "nein" sagen.

Grüßle
Nici
 

christine

Weltreisende
AW: Wie darf ein Kind sich wehren?

@ lulu:

Mensch, da hast Du Deinen Grips aber gut benutzt. Oder: Mensch, wie mutig, dass Du dies oder jenes getan hast. Ich bin stolz auf Dich.

Das finde ich ja total gut. Darauf wäre ich nicht gekommen, also ich meine damit, das Mädchen gezielt in den Dingen zu loben, die nichts mit dem Äußeren zu tun haben, wie sie sind und was sie können. Ich glaube, ich tue beides in gleichem Maße, aber mal drauf achten, ist ja nicht schlecht man besinnt sich manchmal.


Für mich ist bei allem noch wichtig, da0 ich versuche Luca darauf aufmerksam zu machen, daß man anderen durchaus auch helfen kann, wenn sie drangsaliert, geärgert werden bzw. und man sieht es, dann darf man da auch dazwischen gehen und für den anderen "nein" sagen.

Find ich auch total klasse!!!

In Luca's Kita ist das gerade ein großes Thema.

Die Kids üben dort, sich verbal zu wehren, abzugrenzen. Erst in normalem Ton sagen: "ich will das nicht", "laß mich", ... Und wenn das nicht beachtet wird vom anderen, darf man auch mal lauter werden, etc.


In Julias KiGa wird gerade in einer Kleingruppe über das Thema Gewalt sinniert, weil es wohl gerade Thema ist. Ich hab gestern einen Infozettel erhalten, wo das draufstand. Es wird mit den Kindern über das geredet, was wir hier gerade diskutieren. Ich weiß nichts näheres, welche Altersgruppe da beteiligt ist, wer dabei ist und nach welchem Grundsatz sie vorgehen. Werd ich gleich mal fragen.

@ Sonja:

Bis ich in der 7. Klasse ein Mal mit voller Kraft zurückgeschlagen habe bei einem zugegebenermaßen kleinen Angriff. Aber das hat das Fass zum Überlaufen gebracht
.

Das ist ja wohl total mutig gewesen! Ich war auch immer als Kind die Schwächere und wurde immer gepiesackt, Sachen versteckt, gehänselt und Schulranzen rumgeworfen, kurz bevor der Bus kam usw. War nicht so dolle. Hoffentlcih erleben das meine Kinder mal anders. Martin hat da auch etwas Angst davor, weil er genauso war als Kind.

Christine
 

lulu

Königin der Nacht
AW: Wie darf ein Kind sich wehren?

christine hat gesagt.:
Das finde ich ja total gut. Darauf wäre ich nicht gekommen, also ich meine damit, das Mädchen gezielt in den Dingen zu loben, die nichts mit dem Äußeren zu tun haben, wie sie sind und was sie können. Ich glaube, ich tue beides in gleichem Maße, aber mal drauf achten, ist ja nicht schlecht man besinnt sich manchmal.
Mir ist das letztens bei meiner Freundin bewusst geworden. Sie ist Mama von vier Jungs und wuenscht sich herzlichst ein Maedel. Als sie sich letztes mal ueber Linnea entzueckte, waren es irgendwie die Schillerloeckchen und das suesse Kleidchen :piebts:. Ich meine, das ist ja alles gut und schoen, aber halt nicht wirklich wichtig. Meine Freundin ist ganz bestimmt alles andere als ein oberflaechlicher Mensch und war richtig erschrocken, als ich sie darauf hinwies. Aber dieses huebsch-sein-sollen bei Maedchen ist irgendwie noch tiiieeef in unserer Gesellschaft verankert.
Linnea ist hat so ein paar typische Maedchenattribute: allerfuersorglichste Puppenmama, liebt ihre "schicken" Schuhe (Sandalen und Gummistiefel), freut sich einen Ast ueber alles "Schicke", was die Omas schicken. Schon mit gerade einem Jahr hat sie die Sandalen, die Papa ihr mitgebracht hat, umgehend als ihre identifiziert und ins Herz geschlossen. Aber Linnea ist auch "tough" und wild. Sie lacht gerne und kann sehr empathisch sein. Sie ist am hibbeligsten von all unseren Kindern (so viel zum Thema beim Essen am Tisch sitzen *seufz*), ist total gern unterwegs und am liebsten mit allen von uns zusammen. Und das macht sie viel mehr aus als ihre Sandalen oder Schillerloeckchen :herz:. Und sie soll auch wissen, dass wir sie so wahrnehmen und nicht nur als huebsche. Ich glaube das macht stark und unangreifbar.

Lulu


P.S.: Mir tut das uebrigens total leid, wenn ich von Euch lese, dass Ihr so herumgeschubst wurdet (jetzt auch im uebertragenen Sinne) :( . Ihr hinterlasst zumindest jetzt schon den Eindruck, als ob Ihr starke, selbstbewusste Frauen seid :prima:.
 

christine

Weltreisende
AW: Wie darf ein Kind sich wehren?

Tja, es hat nicht viel hinterlassen bei mir, außer ein bißchen Hoffnung, daß Julia es besser haben wird in der Schule und sich lernt durchzusetzen. Ich will es nicht auf meine Eltern schieben und auf Äußerlichkeiten, aber ich war auch immer nicht modern gekleidet, schüchtern, altmodisch irgendwie. Vielleicht hätte ich mich sicherer gefühlt, wenn das anders gewesen wäre, keine Ahnung.


Aber wahrscheinlich war es einfach meine Ausstahlung...ich weiß heute, wer ich bin und was ich kann, ich kann auch zu meinen Schwächen stehen, muß sie nicht verstecken, bin sehr offen und gehe auf Leute zu. Wann der Hebel umgelegt wurde....ich glaub so in der Abizeit, als ich begann, Ökoklamotten zu tragen und mich wilder und anders als die meisten anderen zu kleiden, selbstbewußter wurde.

Ich denke halt, es sind immer irgendwelche Äußerlichkeiten, wenn Kinder gehänselt werden, wenns nciht die Kleider sind, dann ist es das Instrument, was es spielt, oder die blauen Augen oder die schiefe Nase, irgendwas gibts immer.

Ich glaube es hat wirklich mit der Art des Kindes zu tun,...mein höchstes Ziel ist es, ihm im vertrauten Zuhause sein Selbstvertrauen zu fördern, sein Vertrauen in uns als Eltern zu stärken und ihm genügend Handwerkszeug mitzugeben, daß es sich behaupten kann. Das Ziel kenne ich jedenfalls ;-)

Gibts da eine psychologische Erklärung ??

christine
 

Lilienfrau

Moderatorin
Moderatorin
AW: Wie darf ein Kind sich wehren?

Oh je, das ist echt mal ein schwieriges Thema, über das ich mir auch schon des öfteren den Kopf zerbrochen habe... (ohne zu einer wirklichen Lösung gekommen zu sein, natürlich)

Ich bringe Johanna auch bei, dass sie laut und deutlich "Nein" sagen soll, wenn ihr was nicht passt oder wenn sie jemand haut oder sonstwas. Sie haut auch nie zurück, wenn mal was ist, oder "wehrt" sich sonstwie. Einmal hat sie tatsächlich gefragt "Die hat mich gehauen, darf ich zurückhauen?" Da musste ich mir das Lachen echt arg verkneifen... (die Person, die zurückgehauen werden sollte,stand ja daneben :-D da ist die "Überraschung" natürlich fort)

Ich bin selber nie als Kind in so Konflikte geraten, obwohl ich immer ein totaler Außenseiter war. Aber trotzdem hatten immer alle Respekt vor mir, auch wenn ich lange die Kleinste und Dünnste in der Schule war. Warum das so war weiß ich bis heute nicht :???: wahrscheinlich weil ich eher freiwillig der Außenseiter war und gar kein Interesse hatte an sozialen Kontakten, ich hatte eine Freundin und das war es, an weiteren hatte ich kein Interesse. Viele wären wohl gern mit mir befreundet gewesen, aber ich war da immer superwählerisch (bin ich heute noch :-D).

Mein Neffe allerdings ist auch ein kleiner, zarter blonder Junge. Und als er eingeschult wurde, kam er direkt mal nach ein paar Tagen verhauen nach Hause :heul: das tat mir richtig weh. Als dass dann häufiger passierte, haben wir gemeinsam überlegt, wie man ihm helfen kann... er ist motorisch nicht besonders "gut" (also alles was mit Sport zu tun hat ist nix für ihn), dafür in allen anderen Sachen. Typische Außenseiter-Streberrolle, der arme Junge... jetzt spielt er seit über einem Jahr Fußball und ist seitdem viiiiiiiel selbstbewußter geworden, jetzt passiert auch nix mehr, zum Glück.

Ich glaube schon, dass der Schlüssel im Selbstbewußtsein liegt. Wer selbstbewußt auftritt und bestimmt "Lass mich in Ruhe!" sagen kann, wird auch in Ruhe gelassen. Wer mit Tränen in den Augen, eingezogenem Kopf und "ich würd am liebsten weglaufen"-Haltung "Nein" flüstert, wird erst recht verhauen. Darwin lässt grüßen ;)

Wenn's also danach geht, muss man seinem Kind wohl einfach "nur" genug Selbstbewußtsein mit auf den Weg geben. Johanna hat davon allerdings noch viel zu wenig, stelle ich immer wieder fest. Sie behauptet zB von allen möglichen Dingen, sie könne das nicht und weigert sich, es überhaupt zu versuchen ("Nein, ich kann das nicht"). Wenn sie sich dann doch nach viiiiiiiiel gutem Zureden von mir doch mal überwindet und es klappt, ist sie stolz wie Oscar. Nur leider hält das meistens nicht lange vor :( in einigen Dingen ist sie sehr sicher, da ist das auch kein Problem, nur sind das in der Regel eher "intellektuelle" Fähigkeiten (lesen, zählen, malen...), aber absolut alles was mit Motorik zu tun hat wird abgewehrt. Schon komisch...

Liebe Grüße

Alex
 

Schäfchen

Copilotin
AW: Wie darf ein Kind sich wehren?

Lulu, ich hab Selbstbewusstsein erst gelernt, als ich von zu Hause weg bin. Als ich Oma und Opa hinter mir hatte tagtäglich, die mir eben genauso den Rücken stärkten, wie du es schreibst.

Danke für den Hinweis mit dem "hübsch aussehen". Ariane wird nun natürlich wegen ihres neuen Haarschnitts entsprechend von den Leuten gelobt. Ich werd mal bei mir drauf achten, dass ich sie auch noch mehr oder bewusster als sonst für die starken Dinge lobe. Wenn sie z.B. Fabienne hilft, einfach so, dann lob ich sie schon, weil ich es gut finde.
 
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