Wer kennt sich aus in der russisch-orthodoxen Kirche?

Schäfchen

Copilotin
Hallo ihr Lieben,

Arianes Pate heiratet im Mai. Eingeladen sind wir, wieviel wir "mitnehmen, entscheidet sich bei uns ja wegen Fabienne eher spontan. Und da ich davon ausgehe, dass nur wegen uns das Restaurant nicht rauchfrei bleiben wird, bleiben wir wohl eher nur bei der kirchlichen Trauung.

Jetzt möchte ich aber nicht nur eine "schnöde" Gratulationskarte zum Geschenk tun sondern etwas "besonderes, was zeigt, dass ich mich mit dem anderen Glauben auseinandergesetzt habe.

B. ist evangelisch und bleibt es wohl auch, seine zukünftige Frau ist russisch-orthodox - die Trauung wird ökumenisch sein mit zwei Pfarrern.

Jetzt stellt sich mir die Frage: Worin unterscheidet sich die russich-orthodoxe Kirche von der evangelischen? Gibt es eine andere Bibel? Kennt jemand aus dem Bereich einen schönen Spruch?

Bin für alle Infos dankbar.
 
J

Jea

AW: Wer kennt sich aus in der russisch-orthodoxen Kirche?

also, ich kopier mal ein bisl was rein, was ich so gefunden habe:

Die orthodoxe Kirche versteht sich als die ursprüngliche christliche Kirche, von der sich alle übrigen Kirchen abgespalten haben (auch die katholische). Von daher sieht sich eine orthodoxe Kirche auch als geistliche Heimat aller Christen in ihrem Gebiet und sieht mit mehr oder weniger Befremden auf die zahlreichen evangelischen Konfessionen, insbesondere, wenn diese auf dem eigenen Gebiet Parallelkirchen eröffnen. Auch für die Errichtung von papsttreuen Parallelkirchen (Unierte Kirchen) und neuerdings von (lateinischen) katholischen Bistümern in den orthodoxen Ländern herrscht wenig Verständnis.

Den orthodoxen Kirchen liegt an der Einheit des Christentums, fast alle von ihnen haben sich aus diesem Grund dem ökumenischen Rat der Kirchen angeschlossen und führen einen ökumenischen Dialog zwecks Annäherung vor allem mit der katholischen, der anglikanischen, und den anderen orientalischen Kirchen. Sie sind jedoch nicht bereit, sich durch Mehrheitsbeschluss nicht-traditionelle Werte und Praktiken aufzwingen zu lassen (beispielsweise von einer Priesterin geleiteter Gemeinschaftsgottesdienst, gemeinsame Eucharistie, inklusive Sprache in der Liturgie, Befreiungstheologie).

Die Theologie der Orthodoxen Kirchen ähnelt in vieler Hinsicht derjenigen der Römisch-Katholischen Kirche, im Detail gibt es allerdings diverse kleine Unterschiede.

Ein wichtiger Unterschied in der Mentalität ergibt sich daraus, dass im Westen fast alle der wenigen, dafür aber herausragenden und prägenden frühen Kirchenväter und Theologen beruflich Rechtsanwälte und/oder Staatsbeamte des römischen Reiches waren, und das rechtliche Denken in der römischen Gesellschaft tief verankert war. Dadurch denkt die westliche Theologie oft in Kategorien des Rechts, wie z.B. Strafe und Gnade. In der östlichen Kirche war dies so nicht der Fall; sie hatte eine größere Anzahl von frühen "Vätern" recht unterschiedlicher ethnischer, sozialer und beruflicher Herkuft, die je einzeln betrachtet jedoch deutlich weniger bemerkenswert und prägend waren als die westlichen. Die östliche Theologie neigt dazu, in medizinischen Kategorien zu denken, wie z.B. Krankheit und Heilung.

Ein weiterer Hauptunterschied ist vermutlich, dass die Orthodoxen insgesamt eine weniger positive Sicht der heidnischen griechischen Philosophie haben -- vor allem fehlt die im Katholizismus sehr verbreitete Hochschätzung des Aristoteles -- und somit auch deren Denkweise weniger als ein geeignetes Vehikel der christlichen Theologie sehen als die Katholiken. Demgegenüber werden das Erbe Israels und die direkte spirituelle Erfahrung stärker betont. Daraus ergibt sich, dass viele Bereiche der Theologie bewusst im Vagen gelassen werden; beispielsweise wird bei der Eucharistie zwar eine "Veränderung" der Elemente bekannt, der Begriff der Transsubstantiation aber abgelehnt, und auch die Marienlehre ist in der Orthodoxie zwar in der Liturgie klar vorhanden, aber kaum formell dogmatisiert.

Ikonen sind nach speziellen Traditionen gemalte Bilder von Christus sowie von Maria mit Kind und anderen Heiligen.

Die orthodoxe Kirche sieht die lebenden Christen und die verstorbenen Christen, besonders die Heiligen, als eine einzige spirituelle Gemeinschaft -- vor allem bei der Anbetung Gottes. Ikonen sind für die orthodoxe Kirche Fenster in die geistliche Welt -- daher auch der meistens goldene Hintergrund, die Zweidimensionalität und die nicht naturalistische Malweise.

In der orthodoxen Kirche gibt es die Ikonostase, eine mit Ikonen geschmückte Holzwand mit drei Türen zwischen den Gläubigen und dem Altar. Der somit abgetrennte Altarraum übernimmt dabei zugleich die Funktion der westlichen Sakristei. In der Mitte hängt (vom Betrachter aus) rechts eine Christus-Ikone, links eine Ikone der Gottesgebärerin (d.h. Maria) mit Kind, dazwischen ist die königliche Türe, durch die der Priester im Evangelienbuch und in der Eucharistie den König der Ehren zur Gemeinde bringt. Während der Eucharistie ist diese Tür offen und der Altar somit sichtbar. Wenn der Priester nicht das Evangelium oder den Kelch der Eucharistie trägt, oder wenn eine andere Person den Altarraum betritt, wird eine der beiden äußeren Türen benutzt.

Ikonen werden verehrt, indem man sich vor ihnen bekreuzigt und sie küsst. Diese Verehrung wird dabei strikt unterschieden von Anbetung, die nur Gott zukommt. Auch die Verehrung bezieht sich nach orthodoxer Lehre auf den Dargestellten, nicht auf die Ikone selbst als einen Gegenstand aus Holz und Farbe.

Die Frage der Ikonenverehrung in Ansicht des Bilderverbots der Bibel löste im byzantinischen Reich eine erbitterte bürgerkriegsähnliche Auseinandersetzung aus, den byzantinischen Bilderstreit, in dem der größte Teil der frühchristlichen Ikonen zerstört wurde. Johannes von Damaskus erklärte daraufhin, Gott selbst habe sich in Christus sichtbar und greifbar gemacht, das im Alten Testament ausdrücklich mit der Unsichtbarkeit Gottes begründete Bilderverbot sei damit überwunden, und die Ablehnung der Bilder sei eine Ablehnung der wirklichen und nicht nur scheinbaren Menschwerdung Christi. In diesem Sinne wurde der Bilderstreit schließlich -- unter gewissen Auflagen -- zugunsten der Bilder entschieden.

Statuen von Heiligen werden dagegen abgelehnt, vor allem da die vorchristlichen Griechen Statuen in ihrer Religion viel verwendet hatten und diese daher automatisch mit Götzen identifiziert wurden.

Die meisten Orthodoxen haben auch private Ikonen zu Hause.

Auf den ersten Blick gibt es v.a. Gemeinsamkeiten: Orthodoxe und Katholiken haben denselben apostolischen Glauben, dieselben Sakramente und dieselben geweihten Ämter. Trotzdem ist alles anders - was daran liegt, dass es sich um zwei recht verschiedene Kulturen handelt, die aus einer gegenseitigen Entfremdung, die bereits am Ende des ersten Jahrtausends begonnen hat, resultieren. Hinzu kommt, dass das historische Gedächtnis der jeweiligen Völker noch Zeit braucht, um zu heilen. Gegenseitige Vorurteile sind noch gegenwärtig. In Osteuropa wurde wegen zwei, drei kommunistischen Generationen die Gedächtnis- und Versöhnungsarbeit völlig blockiert.

Speziell auf der dogmatischen Ebene bereiten v.a. alle römischen dogmatischen Definitionen des 19. und 20. Jahrhunderts Probleme: Unbefleckte Empfängnis, leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel, Primat und Unfehlbarkeit gemäss Vatikanum I.

Die Orthodoxen haben ebenfalls ein Problem mit der "uniatischen Frage", d.h. mit der Existenz von katholischen Ostkirchen, sowie mit der Errichtung von katholischen Bistümern bzw. Apostoloschen Administraturen auf orthodoxem Gebiet. Sie sehen dahinter eine falsche Ekklesiologie, ein Versuch seitens Roms, mehr Macht zu gewinnen, und sprechen von Proselytismus.

Grundsätzlich muss man sich aber fragen, ob sie bereit sind oder wären, die volle Kirchlichkeit der römisch-katholischen Kirche selbst anzuerkennen.


Ich war mal in einem russisch-orthodoxen Gottesdienst und hab diesen noch als sehr sehr anstrengend in Erinnerung, da er a.) extrem lange dauerte und b.) fast die ganze Zeit gestanden wurde.

Ich muß mal ein bisl wühlen, hier in meinem Jäger und Sammler Chaos *flöt*. wir haben nämlich damals zur Hochzeit eine Karte mit einem sehr schönen Spruch bekommen, der sich auch so ein bisl darauf bezog, dass wir aus verschiedenen Religionen stammen. Leider bekomm ich den so ausm Kopf nicht mehr zusammen *blöde Stildemenz*.

Lg,
Jea
 
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