Vom Lohn in der Bio-Supermarkt-Branche

Krabbelkaefer

Hier riechts nach Abenteuer
AW: Vom Lohn in der Bio-Supermartk-Branche

Meine Erwartungshaltung an die Bio-Branche kommt daher, dass ich übertragen habe, dass viele, die bewusst auf ihre Ernährung achten ganzheitlich leben möchten. Dazu gehört für mich auch eine angemessene und faire Bezahlung. Was nutzt es, wenn ich einerseits darauf achte, dass meine Lebensmittel regional, biologisch und gentechnikfrei angebaut sind, wenn ich gleichzeitig damit unterstütze, dass Verkäufer nicht angemessen bezahlt werden und sich die Lebensmittel im eigenen Laden eigentlich nicht leisten können.....
Für 5 DM oder 5 Euro in der Stunde habe ich nebenbei nie gearbeitet, selbst im Studium als ich im Imbiss gejobbt habe gab es mehr ... da eben der Geschäftsführer vertreten hat, dass er lieber die Leute länger hält als sie kurzfristig auszubeuten.
 

Susala

Prinzessin auf der Palme
AW: Vom Lohn in der Bio-Supermartk-Branche

Martina ich stimme Dir darin zu. Gerade bei Bereichen und Jobs, die ein gutes Image haben, ist es aber besonders leicht die Mitarbeiter auszunutzen und schlecht zu behandeln. Weil sie aus Idealismus arbeiten und nicht nur fürs Geld.

Ich hatte schon Jobs mit ganz tollem Image und mieserabler Bezahlung, aber auch gut bezahlte Stellen, mit teilweise schlechtem Image. Solange ich nichts mache, was meinem Gewissen widerspricht, habe ich lieber einen Arbeitgeber, der gut zahlt und gute Arbeitsbedingungen bietet als einen mit einem wunderbaren Image und schlechten Arbeitsbedingungen.
 
P

Paulchen

AW: Vom Lohn in der Bio-Supermarkt-Branche

naja, das ist eben Kaptitalismus. Das soll nicht zynisch klingen, aber deshalb haben wir ja so wenige "gute" Lebensmittel - weil es eben arbeitsreich und teuer ist, sie zu produzieren. Konventionelle, nicht industriell unterstützte Arbeit ist unpopulär, weil schlecht bezahlt. Frag mal einen Bauern, was er verdient, viele kommen da sicher auch nicht über 5 Euro die Stunde, Abend- und Wochenendarbeit nicht gerechnet...

Natürlich hat jeder Mensch das Anrecht darauf, so bezahlt zu werden, dass er davon leben kann. Aber da ich immer, auch hier, den Aufschrei höre, dass Bioware viiiiiiiel teurer ist als herkömmliche, kann ich davon ausgehen, dass die Margen noch niedriger sind als eh schon im Lebensmittelbereich. Davon kann man eben nicht gut bezahlen. Wenn jeder von uns faire Milch / faire Waren kaufen würde, für 98 ct statt für weissichnichtkaufichnie, dann könnten nicht nur die Erzeuger befriedigend bezahlt werden, die Verkäufer fair bezahlt, die Tiere fair behandelt, unsere Lebensmittel fair und ohne Chemie erzeugt.

Ich verstehe schon die Leute, die für wenig Geld im Bioladen arbeiten und auf manches verzichten, was oft in unserem Leben unverzichtbar erscheint - oftmals ist das für denjenigen gar kein Verzicht, sondern ein Gewinn und Distanz von unserer Gesellschaft, der nichts weit genug, billig genug, groß genug, wachstumsorientiert genug sein kann. Die Müll produziert, weil künstlich Begierden geweckt werden mit Mio Euro an Marketingetats. IN der dinge weggeworfen werden, die noch gut sind, in der sinnlos Lebensmittel erzeugt und verkauft werden, die dann auf dem Müll landen. Industriell produziert. Schau dich um, sieht man noch viele alte Autos in Deutschland auf den Strassen? Ich seh selten welche. Die Abwrackprämie ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie neue Märkte künstlich erschlossen werden - und Müllberge deutlich erhöht.

Ich finde das wunderbar, dass es noch Menschen gibt, die der gängigen Ideologie nicht untertan sind. Und deshalb kauf ich auch demeter und biologisch erzeugte Waren, meist nicht im Supermarkt (manchmal bei tegut) sondern über die Biokiste. Bei tegut sind die Verkäufer immer sehr sehr nett und ich weiss nicht, ob sie gut bezahlt werden. Aber für manchen mag die Bezahlung nicht an erster Stelle stehen.

Wenn WIR wollen, dass diese Menschen fair bezahlt werden, dann müssen WIR mehr fair kaufen und für die Waren mehr FAIR bezahlen. Denn wir sind doch letzten Endes die, die über Abnahmezahlen entscheiden und bezahlen. Wir haben keinen Verkäufer- sondern einen Käufermarkt.

Wer sich das nicht leisten kann, der kann dort nicht arbeiten. Wer dort arbeitet, der arrangiert sich und ist vielleicht zufriedener als so mancher, der das Doppelte verdient aber ein sinnentleertes, dem Geld verschriebenes Leben führt.

Just my two Cents, aus eigener Erfahrung als jahrelange Marketingleiterin mit guter Bezahlung, die gerade all das nicht mehr will.
 
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Su

Das Luder
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Ja, das Problem ist einfach auch was bezahle ich z.B. für eine Semmel.

Wir hätten gerne das diese Semmel vom Bäcker hinten in der Backstube mit frischen Mehl in einer sauberen (gut bezahlten Putzfirma) Backstube gebacken wird, selber Teig in die Teigknetmaschine, dann auf die Semmelstraße und ab in den Ofen, das ganze macht ein Bäcker der gut bezahlt werden möchte, dann geht es vor in den Verkauf in den auch gut geputzten Laden, dort steht eine Bäckereifachverkäuferin die auch wieder gut bezahlt werden soll, packt dann diese Semmel in eine Papiertüte (die auch einen cent kostet) und FERTISCH. Und das ganze bitte 7 Tage die Woche.

So, was kostet nur so eine Semmel/Brötchen und was will man dafür bezahlen.

Und warum wird es wohl solche kleinen feinen Bäckereien wie mein Papa und mein Opa und mein Uropa sie hatten nicht mehr geben ;-) Und warum wird es wohl das Töchterchen nicht übernommen haben ;-)

Lg
su
 

Bianca

Gehört zum Inventar
AW: Vom Lohn in der Bio-Supermarkt-Branche

*gelöscht* da zu privat und hier Kaffeeklatsch
 
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P

Paulchen

AW: Vom Lohn in der Bio-Supermarkt-Branche

Su, so eine Bäckerei gibts hier bei uns noch. Und ein Brötchen dort kostet zwischen 50 und 80 cent, ein Brot (Bio) etwa 3,80 €. Wir bezahlen das, aber für viele ist es unbezahlbar, das weiss ich wohl. Ein Croissant kostet 2 € dort, das gönnen wir uns auch manchmal, teilen dann aber.

Wenn ich dann mal Brötchen woanders esse, merke ich erst, wie gut ich es habe, dass es diese Bäckerei gibt. Zwei Schwestern haben es von ihrem Vater übernommen, die Bäckerei ist seit 200 Jahren hier ansässig...
 

Su

Das Luder
AW: Vom Lohn in der Bio-Supermarkt-Branche

Ja, ich denke das Bewusstsein dafür kommt wieder, ich könnte mir vorstellen mittlerweile gibt es dafür einen Markt. Wobei es auch auf die Gegend ankommt. Aber als mein Papa aufgehört hat vor 20 Jahren, da war die Zeit als die ganzen Bäckerketten in die Supermärkte kamen, unsere Straße wurde dann noch zur Einbahnstraße und alles ist zusammengebrochen, als dann neue Öfen angeschafft hätten werden müssen.
Ich kann mich noch gut an die Samstage erinnern als die Leute bis weit auf die Straße anstanden um 10:00 Uhr als die 2ten Semmeln frisch aus dem Ofen kamen.
Oder Ränder der Zwetschgendatschis vom Blech weg klauen....

Komisch das ich als Kind so dünn war *lach*

Lg
Su
 

Janine83

nette arschige Rolle
AW: Vom Lohn in der Bio-Supermarkt-Branche

Martina, das ist die Argumentation von Menschen, die lieber arbeiten als vom Staat abhängig zu sein - auch wenn die Löhne zu niedrig sind. Und die lieber arbeiten, als den ganzen Tag zu Hause rumzusitzen und ins fernsehen zu starren oder die Zeit totzuschlagen. Ich kann das sehr gut verstehen, was die Janine da schreibt.
Es ist meine persönliche Abwägung ob ich einen niedrigen Lohn akzeptiere oder nicht. Wenn ich ihn nicht akzeptiere und ablehne, dann steht ein anderer auf der Matte und nimmt die Arbeit - aber ich persönlich bin immer noch arbeitslos. Was hilft mir persönlich das dann? Nichts! Was ändert meine Ablehnung? Nichts. Und ich denke so war es gemeint.
Ich bin übrigens alleinerziehend mit kleinem Kind für 4 Mark die Stunde putzen gegangen, weil das Bafög für uns beide nicht reichte. War damals auch weit unter Tarif. Hätte ich ablehnen sollen? Dann hätte das Bafög immer noch nicht gereicht...
Liebe Grüße, Britta

Danke Britta, genau so meinte ich das. Meine Ablehnung interessiert den AG einen feuchten Pups.
Ihnen passt der Lohn nicht? Bitte schön,da ist die Tür. Und vor selbiger stehen die neuen Bewerber. Was habe ich also für eine Wahl?
Warte ich auf den ultimativen Superjob,den mir der künftige Chef persönlich vorbeibringt oder beisse ich in den sauren Apfel,weil ich einfach nicht zuhause sein will und vom Staat abhängig?
Und ich habe in dieser Bewerbungszeit einiges erlebt in den Gesprächen mit den Chefs und auch den Probearbeitstagen. Und es ist häufiger als man denkt,dass der Geschäftsführer an den Gewinn denkt,anstatt an seine Mitarbeiter. Und diese schwarzen Schafe gibt es sowohl in Discountern als auch in großen Lebensmittelmärkten. Da gerade die meist eigenständige Inhaber haben,die lediglich von der Firma beliefert werden und darunter laufen,kann der jeweilige Inhaber seine eigenen "gesetze" aufstellen.
Weihnachtsgeld? Urlaubsgeld? Was ist das-Kann man das essen? Teilweise bekommen 400€-Kräfte noch nicht mal ihren Urlaub gezahlt -von Krankheitstagen ganz zu schweigen.
Und was passiert,wenn man aufmuckt? Man bekommt die Papiere. Da kommt es wieder zum tragen: Was hat man für eine Wahl,ausser den Ausweg ALGII?
 
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