Triple P / Dreikurs und andere Erziehungsstile - das Für und Wider

T

Tati

Aus aktuellem Anlass aus dem Kaffeklatsch:
Einige Familienmitglieder haben das Bedürfnis, sich über verschiedene Erziehungsstile auszutauschen. Angeregt durch den Erziehungsstil der Supernanny von RTL.
Es wurden bereits "Triple P" und "Dreikurs" angesprochen.

Gerne dürfen diejenigen, die dort bereits gepostet haben, sich hier nochmals wiederholen, denn nicht jeder, der hier neu in das Thema einsteigt, weiß, was im anderen Threat bereits gesagt wurde.

Ich versuche den Anfang zu machen.

Gruß Tati
 
T

Tati

AW: Triple P / Dreikurs und andere Erziehungsstile - das Für und Wider

Ich fasse meine Meinung kurz zusammen:

Gestern war ein Triple P Trainer bei G. Jauch und Ziel war es, Triple P bekannter zu machen.
Und diese Supernanny geht ja anscheinend nach Triple P vor. Und Triple P wiederum ist eine moderne Form von Dreikurs - meine Meinung.
Und Dreikurs und Triple P finde ich sehr gute Erziehungsratgeber! Denn sie geben einem wirkliche Hilfen in die Hand und sprechen nicht nur pure Theorie.

Triple P nicht nur bei "Problemkindern": Wie diese Frau gestern beim Jauch erzählte: Sie hätten keine großen Probleme gehabt, hätte sich aber dennoch mit Triple P auseinandergesetzt, um ihre freie Zeit, die sie hätten, sinnvoller miteinander verbringen zu können.

Dieser Trainer sagte gestern auch etwas für mich wichtiges: Zu ihnen kommen die Leute, die sich mit Erziehung auseinandersetzen wollen.
Und ich denke, das ist wirklich so.
ich war auch mal auf einem Dreikurs-Vortrag. Und da saßen auch nur Menschen drinnen, die sich mit diesem Erziehungsstil auseinandersetzen wollten.
Und die anderen?


Und es ist auch für mich ganz klar, dass es sehr viele verschiedene Meinungen dazu gibt, was Erziehung ist.
ich könnte nun in meinen Studienunterlagen kramen ... ich lass es einfach.
Aber, die einen meinen, der demokratische Ansatz ist der richtige Weg, die anderen meinen, dass sie lieber über die Kinder herrschen, weil sie Macht über sie haben wollen und wieder andere möchten ihre Kinder nicht "erziehen", sondern lassen sie mal einfach tun und sich entwickeln.
Jeder Stil hat bestimmt irgendwo seine Berechtigung. Und jeder Stil findet seine Anhänger.
Streiten muss man sich darüber nicht.
Aber Fakt ist auch, was von der Gesellschaft erwartet wird. das fängt schon damit an, wie sich Kinder im Kiga oder in der Schule verhalten sollen/müssen.
Und als Grundschullehrerin erkenne ich einfach, dass es auch Nachteile bei dem einen oder anderen Erziehungsstil gibt, denn die Kinder tun sich dann einfach schwerer, sich sozial in die Gruppe einzugliedern.


Nun ist es bei mir auch mal wieder länger geworden.
Und wer sich für Triple P näher interessiert, hier mal der Link dazu:
http://www.triple-p.de/


Lieben Gruß Tati
 
M

Melanie

AW: Triple P / Dreikurs und andere Erziehungsstile - das Für und Wider

Hallo Tati,

also für mich gibt es nicht den Erziehungsstil. Ich habe so einige in der Praxis kennengelernt und die Vor- und Nachteile teilweise sehen können. Natürlich gehen bei Janinas Erziehung auch die Erziehungen von meinem Mann und mir mit ein. Und was für mich ganz wichtig ist, ist mein Gefühl. So fließen eigentlich sehr viele Faktoren und Erziehungsstile mit ein und ich bin nicht so an einen festen "Plan" gebunden.

Sehr viel habe ich mich über Triple P noch nicht informiert, aber so einige Dinge kommen mir doch sehr bekannt vor. Wie zB die stille Zeit. Das hat sich eigentlich von alleine ergeben, dass, wenn wir eine Meinungsverschiedenheit haben, Janina für eine kurze Weile in ihr Zimmer geht. Wir beruhigen uns dann einfach wieder, bevor die Situation eskaliert.

Und ich gebe ganz ehrlich zu, dass ich fast zu konsequent bin. Dagegen ist für mich ein geregelter Tagesablauf, das gemeinsame Mittagessen zur selben Zeit doch eher selbstverständlich.

Wie gesagt, ich machesehr vieles aus dem Bauch heraus. Allerdings bin ich dann doch sehr froh, wenn eine heftige Phase kommt (Trotzphase, Veränderungen durch den Kiga usw.), dass ich dann doch mal in ein Buch schauen und mir Rat suchen kann oder einfach mal hier nachfragen kann. Oder als wir mit Sascha nicht mehr weiterwussten, war ich sehr froh, Hilfe gefunden zu haben.

Aber bei allen Erziehungsstilen oder Methoden sehe ich doch immer einen gleichen Aspekt: Die Aufmerksamkeit. Und das finde ich schon alleine ein sehr großes Thema, wieviel ist richtig, wieviel muss sein? Wenn man zuwenig gibt, holt das Kind es sich durch Unarten, wenn man zuviel gibt, zB beim Schlafengehen, kann es auch wieder eine schlaflose Nacht bedeuten. Für Aufmerksamkeit könnte ich schon alleine sooo viele Beispiele nennen, denn ich finde, dass sich jede Erziehung daran aufbaut.

Wie gesagt, ich lege mich selbst nicht fest, aber bin sehr froh, wenn ich einen Tipp bekomme, mit dem auch ich leben kann (Ferber käme zB für mich nicht in Frage).

Schlusswort ist eigentlich, dass auch uns Eltern Fehler erlaubt sein mögen, wenn es um Erziehung geht und diese, im besten Fall, auch erkannt werden.

Melanie
 
G

Giovanna

AW: Triple P / Dreikurs und andere Erziehungsstile - das Für und Wider

Also ich finde dieses Thema sehr interessant.

Ich kenne Dreikurs, sein Buch steht neben anderen Erziehungsberatern im Regal. Triple P kenne ich bisher nur über Zeitungsberichte und von der Super Nanny hab ich immer mal wieder Ausschnitte gesehen. Ich finde auch, dass diese 3 Konzepte einander sehr ähnlich sind. Sie vermitteln in gewisser Weise den Autoritativen Erziehungsstil, bei dem die Eltern viel Wärme ihren Kindern gegenüber zeigen, sie Akzeptieren und respektvoll behandeln, aber gleichzeitig auch Grenzen setzen, deren Einhaltung sie konsistent überwachen und mit Konsequenz "bestrafen", wenn eine Regel nicht eingehalten wird.

Grundsätzlich sind derartige Erziehungsmethoden bestimmt besser als autoritäre Erziehung oder permissive. Und die Methode der Auszeit ist ganz klar besser als körperliche Züchtigung. Aber ich finde es dennoch nicht ideal.

1.Geht schon allein der Begriff Erziehung davon aus, dass man Kinder irgendwie ändern muss, weil sie so wie sie sind anscheinend nicht gesellschaftsfähig sind.
Auch Dreikurs sieht Kinder irgendwie als kleine "Feinde", zumindest hatte ich so den Eindruck. Und die Supernanny tätigt Aussprüche zu den Müttern wie "Es wird ein harter Kampf, aber da musst du jetzt durch". Diese Einstellung finde ich etwas fragwürdig.

2. Finde ich diese Time Outs schlecht, weil sie genausowenig Bezug zum "Fehlverhalten" der Kinder haben, wie eine körperliche Strafe. Das Kind wird dadurch nur "klassisch Konditioniert", wie man es auch mit Hunden in einer Hundeschule macht. Auf unerwünschtes Verhalten folgt nach einer Verwarnung eine Auszeit. Solange bis die Kinder unerwünschtes Verhalten möglichst nach der ersten Verwarnung sein lassen, damit sie kein Time Out bekommen.

3. Finde ich Erziehungskonzepte ansich schlecht, weil sie einen ganz entscheidenden Haken haben: Sie übersehen allesamt, das Kinder individuell sind. Das sie sich schon im Mutterleib in ihrem Temperament voneinander unterscheiden und das ihre genetischen Anlagen sicherlich mindestens 50% ihrer späteren Persönlichkeit ausmachen werden und damit ganz entscheidend auch ihr Verhalten bestimmen.
Dreikurs, Triple P, Die Supernanny, alle scheren Kinder über einen Kamm. Für jedes Kind, egal welchen Charakter es haben mag, gibt es nur einige wenige Erziehunsrezepte, die dann vielleicht zufällig auf das eigene Kind passen, vielleicht aber auch total verkehrt sind.
Gerade bei den Folgen der Supernanny sieht man eigentlich immer wieder Familien, die in sich schon irgendwie gestört sind. Wo das Verhältnis zwischenn Vater und Mutter nicht passt, wo die Mutter in ihrer Rolle als Hausfrau unglücklich ist und bestimmt noch andere unterschwellige Probleme brodeln. Dieses Negative Familienklima wirkt sich klar auf die Kinder aus, aber um eine wirkliche Veränderung zu erzielen, müsste man schon nach den Ursachen forschen. Stattdessen, schiebt man den Kindern irgendwie die Schuld in die Schuhe. Man erklärt sich das negative Familienklima durch die Wutausbrüche des Kindes. Die Kinder selber werden als schlimm und famielienzerstörend dargestellt, dabei ist ihr Verhalten wahrscheinlich nur Ausdruck ihrer inneren Unzufriedenheit. Denn kein Kind ist grundlos destruktiv und "böse". (Aber das gehört eigentlich zum zweiten Thread zur Super Nanny)

4. Speziell zu Dreikurs. Hier wird immer wieder propagiert, dass Kinder durch negative Verhaltensweisen nur die Aufmerksamkeit der Eltern auf sich lenken wollen. Nun hab ich mich die ganze Zeit, in der ich das Buch gelesen hab, immer wieder gefragt, was denn so schlecht daran ist, wenn Kinder ihre Eltern auf sich aufmerksam machen wollen.
Letzthin, beim lesen von Smart Love, bin ich auf eine ganz andere Sichtweise dieser Aufmerksamkeit gestoßen. Zumindest bei den kleineren Kids sollte man den Autoren nach, diese Aufmerksamkeit unbedingt geben und wenn man wirklich grad keine Zeit hat, die Kinder freundlich auf später vertrösten und sein Versprechen unbedingt einhalten. Nach Smart Love ist dieses kämpfen nach elterlicher Aufmerksamkeit, ein Ausdruck der kindlichen "Allmachtsphantasie", das Kind ist quasi von natur aus der Ansicht, dass es für die Eltern an erster Stelle steht. Ihm in diesem Gefühl zu Bestätigen, ist ganz entscheidend für seine Lebenszufriedenheit und sein Selbstwertgefühl und ganz klar auch fürs Urvertrauen.

5. Jesper Juul vertritt in seinen Büchern eine ganz andere Ansicht. Anders, als alles was ich bis jetzt gelesen hab. Seiner Meinung nach, ist das Verhalten der Kinder in gewisser Weise ein Spiegel der Eltern.
Juul glaubt, dass Kinder das Verhalten von Eltern die irgendwie nicht im Einklang mit sich selbst sind, entweder kopieren oder spiegeln. D.h. wenn eine Mutter z.B. unzufrieden mit ihrer Situation ist und diese Unzufriedenheit und ihre Wut unterdrückt (und gerade der heutigen Elterngeneration wurde es anerzogen, dass man Wut unterdrücken muss), dann kann sich das Kind genauso wie die Mutter verhalten und wird damit insichgekehrt und unglücklich. Oder es verhält sich eben genau gegenteilig und kehrt all seine Wut nach aussen und wird aggressiv. Welches der beiden Varianten das Kind wählt, hängt von seinem Temperament ab.
Im ersten Fall wird man meistens nicht so schnell auf ein Problem in der Familie aufmerksam, weil die insichgekehrten Kids, in unserer Gesellschaft als brav und guterzogen gelten. Sie passen sich an und fallen so garnicht auf.

6. Im allgemeinen finde ich diese Aufrufe, wie "Wir müssen wieder strenger mit unseren Kindern werden" und "Schluß mit der Spaßpädagogik" schlecht, weil es nicht für alle Familien gilt. Es gibt durchaus Eltern, die ohnehin schon zu streng mit ihren Kindern sind und gerade die fühlen sich so bestätigt.

So, ich könnte noch ewig so dahin schreiben, werd aber jetzt mal Schluß machen.

lg, Johanna
 

Daggi

Columbinchen
AW: Triple P / Dreikurs und andere Erziehungsstile - das Für und Wider

Giovanna hat gesagt.:
1.Geht schon allein der Begriff Erziehung davon aus, dass man Kinder irgendwie ändern muss, weil sie so wie sie sind anscheinend nicht gesellschaftsfähig sind.
Auch Dreikurs sieht Kinder irgendwie als kleine "Feinde", zumindest hatte ich so den Eindruck. Und die Supernanny tätigt Aussprüche zu den Müttern wie "Es wird ein harter Kampf, aber da musst du jetzt durch". Diese Einstellung finde ich etwas fragwürdig.

Ich hab das eher so verstanden, daß die Supernanny der Frau durch die Blume zu verstehen gegeben hat, daß sie bis jetzt ziemlich inkonsequent war. Der Kampf wird also nicht mit dem Kind, sondern mit sich selbst und dem eigenen Schweinehund ausgefochten - Nachgeben ist oft bequemer als seine Forderungen durchzusetzen.

Giovanna hat gesagt.:
2. Finde ich diese Time Outs schlecht, weil sie genausowenig Bezug zum "Fehlverhalten" der Kinder haben, wie eine körperliche Strafe. Das Kind wird dadurch nur "klassisch Konditioniert", wie man es auch mit Hunden in einer Hundeschule macht. Auf unerwünschtes Verhalten folgt nach einer Verwarnung eine Auszeit. Solange bis die Kinder unerwünschtes Verhalten möglichst nach der ersten Verwarnung sein lassen, damit sie kein Time Out bekommen.
Nein, das sehe ich nicht so. Ich setze diese Time-Outs auch manchmal ein, aber nur, wenn mein Kind so von der Rolle ist, daß man nicht vernünftig mit ihr reden kann (bei der Großen nur natürlich, die Kleine wird eher noch verzogen als erzogen ;-) ) Dann gibt es allerdings auch keine festen Zeiten, sondern sie darf erst wieder kommen, wenn ich auch verstehen kann, was sie zu sagen hat.

Giovanna hat gesagt.:
3. Finde ich Erziehungskonzepte ansich schlecht, weil sie einen ganz entscheidenden Haken haben: Sie übersehen allesamt, das Kinder individuell sind. Das sie sich schon im Mutterleib in ihrem Temperament voneinander unterscheiden und das ihre genetischen Anlagen sicherlich mindestens 50% ihrer späteren Persönlichkeit ausmachen werden und damit ganz entscheidend auch ihr Verhalten bestimmen.
Kein Grund, sich nicht ein paar anzuschauen und zu gucken, was einem beim eigenen Kind helfen könnte ;-)


Giovanna hat gesagt.:
4. Speziell zu Dreikurs. Hier wird immer wieder propagiert, dass Kinder durch negative Verhaltensweisen nur die Aufmerksamkeit der Eltern auf sich lenken wollen. Nun hab ich mich die ganze Zeit, in der ich das Buch gelesen hab, immer wieder gefragt, was denn so schlecht daran ist, wenn Kinder ihre Eltern auf sich aufmerksam machen wollen.
Letzthin, beim lesen von Smart Love, bin ich auf eine ganz andere Sichtweise dieser Aufmerksamkeit gestoßen. Zumindest bei den kleineren Kids sollte man den Autoren nach, diese Aufmerksamkeit unbedingt geben und wenn man wirklich grad keine Zeit hat, die Kinder freundlich auf später vertrösten und sein Versprechen unbedingt einhalten. Nach Smart Love ist dieses kämpfen nach elterlicher Aufmerksamkeit, ein Ausdruck der kindlichen "Allmachtsphantasie", das Kind ist quasi von natur aus der Ansicht, dass es für die Eltern an erster Stelle steht. Ihm in diesem Gefühl zu Bestätigen, ist ganz entscheidend für seine Lebenszufriedenheit und sein Selbstwertgefühl und ganz klar auch fürs Urvertrauen.
:-? .... ich hab eine 12-jährige zu Hause, die sich heute oft noch für den Mittelpunkt der Welt hält, ist ihr in den ersten Jahren von Omas so vermittelt worden, wie du es oben schreibst. Wenn man ihr heute versucht klar zu machen, daß sie nicht immer im Mittelpunkt stehen kann, fühlt sie sich mißverstanden und ungeliebt. Man sollte den Kindern also lieber früher klarmachen, daß die Liebe ihrer Eltern sich nicht dadurch zeigt, daß sie immer und ständig verfügbar sind.

Muß schluß nachen, später mehr.
 
G

Giovanna

AW: Triple P / Dreikurs und andere Erziehungsstile - das Für und Wider

Hallo Alouetta!




alouetta hat gesagt.:
Ich hab das eher so verstanden, daß die Supernanny der Frau durch die Blume zu verstehen gegeben hat, daß sie bis jetzt ziemlich inkonsequent war. Der Kampf wird also nicht mit dem Kind, sondern mit sich selbst und dem eigenen Schweinehund ausgefochten - Nachgeben ist oft bequemer als seine Forderungen durchzusetzen.
Ja, klar, so könnte man es auch verstehen. Aber nichts desotrotz geht die Supernanny davon aus, dass das Verhalten durch Inkonsequenz der Mutter verursacht ist. Ob das Kind vielleicht durch sein Verhalten auf irgendwelche tieferliegenden Probleme aufmerksam machen will, wird nicht mal in Erwägung gezogen.

Nein, das sehe ich nicht so. Ich setze diese Time-Outs auch manchmal ein, aber nur, wenn mein Kind so von der Rolle ist, daß man nicht vernünftig mit ihr reden kann (bei der Großen nur natürlich, die Kleine wird eher noch verzogen als erzogen ;-) ) Dann gibt es allerdings auch keine festen Zeiten, sondern sie darf erst wieder kommen, wenn ich auch verstehen kann, was sie zu sagen hat.
Deine Große ist 12, wenn ich das richtig verstanden hab. Ich hab eher von Time Outs und kleinen Kindern gesprochen. Und die Supernanny wendet Time Outs vor allem bei kleineren Kindern an. Mit pubertierenden Kindern kenn ich mich ehrlich gestanden nicht so aus. Aber die Zeit kommt sicher noch ;-) .

Kein Grund, sich nicht ein paar anzuschauen und zu gucken, was einem beim eigenen Kind helfen könnte
So hab ich das nicht gemeint. Ich denke es ist falsch, wenn man stur nach einem einzigen Konzept dahinerzíeht, egal ob die einzelnen Methoden nun fürs eigene Kind passen oder nicht. Ich lese Erziehungsratgeber, viele sogar, aber ich suche mir halt von jedem das heraus, von dem ich denke, es könnt bei mir und Marlene klappen. Das probier ich dann aus, wenns funktioniert ist es gut, wenn nicht, muss ich einen anderen Weg versuchen.

ich hab eine 12-jährige zu Hause, die sich heute oft noch für den Mittelpunkt der Welt hält, ist ihr in den ersten Jahren von Omas so vermittelt worden, wie du es oben schreibst. Wenn man ihr heute versucht klar zu machen, daß sie nicht immer im Mittelpunkt stehen kann, fühlt sie sich mißverstanden und ungeliebt. Man sollte den Kindern also lieber früher klarmachen, daß die Liebe ihrer Eltern sich nicht dadurch zeigt, daß sie immer und ständig verfügbar sind.
Bei dem Kapitel der Jugendlichen bin ich noch nicht :oops: , aber ich werd mal beizeiten nachlesen, wie die Autoren dass dann mit dem Alter sehen. Dann werd ich dir darauf auch antworten können.

lg, Johanna,
 
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Jacqueline

Ohneha mit der Lizenz zum Löschen
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AW: Triple P / Dreikurs und andere Erziehungsstile - das Für und Wider

Liebe Johanna,

ich weiss, dass ich Gefahr laufe, herablassend zu klingen, aber ich versichere Dir, dass das keineswegs so gemeint ist - dies als Vorwort :)

Schau, als mein erstes Kind neunzehn Monate alt war und ich meine gesamte Zeit dafür verwenden konnte, seine Bedürfnisse wahrzunehmen und seine kleine Welt zu beobachten, da dachte ich auch : *pah*, was brauch ich denn mehr, man muss nur aufs Kind schauen.

Dann kamen aber noch andere Kinder, das neunzehn Monate alte Kind entwickelte sich zu einer sehr willensstarken Persönlichkeit - und diese kollidierte dann immer öfter mit den Bedürfnissen von uns als Familie. Die Probleme häuften sich und das wohlmeinende Umfeld gab wohl wem schuld? Klar - mir der Mutter. Und dann habe ich festgestellt, dass die Bedürfnisse des Kindes erkennen und befriedigen ein wichtiges Grundprinzip ist - aber das allein reicht nicht.

Welchem Erziehungsstil man folgt, empfinde ich gar nicht mal als so relevant - Hauptsache, man hat einen und ist selber konsequent in seinen Vorgaben. DA hapert es in meinen Augen nämlich am meisten, wenn Probleme kommen.
Beispiel : warum soll es ein Kleinkind verstehen, dass man nicht an den Haaren reissen darf, wenn in seiner Babyzeit es alle so süss fanden, wenn es genau das getan hat? Was passiert wohl, wenn dann da ein "nein" kommt - das Kind trotz - und zwar irgendwie zu recht. Aber das muss man erst mal selber sehen, dass man bisher anders reagiert hat....

Erziehungsbücher haben in meinen Augen ein ganz wichtiges Element in sich : nicht der Umgang mit dem Kind wird "angeleitet", sondern man wird selber animiert, sich selber zu hinterfragen, warum man etwas verbietet, etwas erwartet, etwas verlangt und warum man manche Dinge erlaubt. Die eigene Persönlichkeit wird (sollte *g*) stabilisiert werden, damit man Kinder erziehen kann.
Und die Definition von ERziehen heisst für mich nicht - ich erZIEHE sie in eine Richtung, sondern ich gebe ihnen Leitlinien, wie sie sich in der Welt bewegen sollen, ohne überall anzuecken und mit einem guten Selbstgefühl.

Es wäre natürlich schön, wenn man einfach die Bedürfnisse des Kindes erfüllen könnte und alles läuft wunderbar - aber es wird garantiert auch bei Dir der Tag kommen, wo Deine Bedürfnisse (wir müssen aus dem Haus, wir haben einen wichtigen Termin) mit dem Bedürfnis Deines Kindes (ich will jetzt spielen) kollidiert - und dann brauchst Du vermutlich den Austausch über Erziehung. Und wenn Du das nicht brauchst, weil Du instinktiv immer den guten Weg findest, dann ziehe ich meinen Hut vor Dir....

Liebe Grüsse, Jacqueline
 

Jill A.L.

Dauerschnullerer
AW: Triple P / Dreikurs und andere Erziehungsstile - das Für und Wider

Nach Smart Love ist dieses kämpfen nach elterlicher Aufmerksamkeit, ein Ausdruck der kindlichen "Allmachtsphantasie", das Kind ist quasi von natur aus der Ansicht, dass es für die Eltern an erster Stelle steht. Ihm in diesem Gefühl zu Bestätigen, ist ganz entscheidend für seine Lebenszufriedenheit und sein Selbstwertgefühl und ganz klar auch fürs Urvertrauen.

Ich hab das Buch nicht gelesen, aber der Ausdruck "Allmachtsphantasie" hört sich ganz schrecklich an und ich bin nicht dafür das zu unterstützen. Außerdem glaube ich nicht, dass das außer bei Einzelkindern überhaupt umsetzbar ist. Jedes Zweitgeborene wächst von Anfang an damit heran, nicht alleine im Mittelpunkt zu stehen, sondern Aufmerksamkeit teilen zu müssen und das ist für mich der natürliche Zustand.

Ich war ein Einzelkind und ich kann euch sagen, die Aufmerksamkeit 2er Erwachsener auf ein Kind ist megaanstrengend für's Kind. Ich hatte auch tatsächlich das Gefühl, das wichtigste meiner Eltern zu sein und grenzenlos geliebt zu werden. Wißt ihr wie groß damit auch die Verantwortung für das Kind wird? Sie war manchmal wie eine schwere Last. Jeder Mißerfolg, jeder Fehler erfährt logischerweise genausoviel Aufmerksamkeit wie Lob und Anerkennung , schon nur aus dem einfachen Grund heraus, dass eben megagründlich nach Ursachen geforscht wird (weil dafür ja auch Zeit genug ist). Oftmals ist das aber einfach gar nicht nötig gewesen und für mich einfach nur belastend.

Die angeborene "Allmachtsphantasie" könnte auch als Instinkt betrachtet werden, ähnlich von Jungvögeln im Nest. Wer am lautesten schreit, kriegt was zu essen ohne zu schauen, ob ein Geschwister es nicht viel nötiger hätte.

Gruß
Jill, die gerade Dreikurs liest
 
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