Ständige Eskalationen...

Meike

Familienmitglied
von Alltagssituationen haben wir hier - und ich drehe wirklich am Rad.
Was Louis zur Zeit abzieht, ist ganz, ganz großes Kino, man könnte echt einen Film darüber drehen.

Vor einigen Monaten hatte ich schonmal Hilfe-geposted, weil Louis eine unerträgliche Jammerphase hatte. Die ging dann vorbei, einige Wochen lief alles gut, dann kam die nächste (hielt fast 2 Monate an), dann war wieder alles in Ordnung - bis vor 2 Wochen. Und jetzt geht der ganze Spuk wieder von vorne los.

- Louis verweigert erstmal per se und aus Prinzip alle Vorschläge. Spielkreis? Will ich nicht. Zu Omi? Will ich nicht. Einkaufen gehen? Lieber zu Hause bleiben. Klar, sind wir dann erstmal vor Ort, ist meistens alles super und er hat seinen Spass, aber es wird den ganzen Weg dorthin gejammert. Bleiben wir seinen Wünschen entsprechend von vorneherein zu Hause, ist das aber auch okay :-? .
- Der Jammermodus ist wieder voll "on". Das nervt mich am allermeisten von all seinen Spleens!!!! Er kann eine halbe Stunde lang hintereinander "Ich will nicht zu Omi" jammern, in einem Ton, der dir die Zehennägel hochrollen lässt. Zwischendurch fordert er ein "MAMI!", wenn ich ihn ignoriere, damit er auch die Aufmerksamkeit bekommt. Es macht mich verrückt, er wiederholt alles ständig und ohne Pause. Auch nach Erklärungen, zB "Du isst jetzt keine Schokolade, weil wir gleich Mittag essen", fragt er noch 1000 x jammernd "Warum keine Schokolade essen, Mami?" AAAAAAAHHHHHH!!
- Er will ALLES alleine machen. Wir lassen ihn auch so viel wie möglich selbst machen. Er zieht sich alleine an, er holt sich alleine was aus dem Kühlschrank, er schmiert sich sein Brot selber. Sollte ich es mal wagen, ihm aus Zeitgründen oÄ die Socken anzuziehen, die Tür selber aufzumachen oder die Einkaufstüte ohne ihn auszuräumen, dreht Senor am Rad, befördert alles wieder in die Ausgangsposition und macht es dann "ALLEINE".

Beispielsituation vorhin:
Wir zu Fuß zum Einkaufen. Louis darf sich keinen Kinderjoghurt mit extra Portion Zucker in den Einkaufswagen packen. Der Jammermodus geht an. Ihm fällt ein, dass er ja gar keine Lust hat, einkaufen zu gehen.
Louis: "Ich will nicht einkaufen, Mama" (leicht gequetschter, heuliger, wehleidiger Ton)
Ich: "Wir sind gleich fertig, Louis. Nur noch Apfelsaft holen, dann bezahlen wir und gehen nach Hause."
Louis: schiebt jammernd hinter mir her, die ersten Leute drehen sich um
Ich: "Louis, sprich bitte vernünftig mit mir, ich verstehe dich sonst nicht."
Louis: quengel, jammer
An der Kasse dann das große Finale, als es keinen im Jammerton verlangten Kinderriegel gab.
Louis: KREIIISCH "Waruuuuum nicht, Mamiiii? MAMIIII!"
Erklärende Worte nützten nix, ich ihn also die 10 Minuten Fußweg heulend an meiner Hand nach Hause geschliffen.
Im Flur fing er dann an, nach mir zu treten und zu hauen und heulte weiter nach seinem Sch.... Kinderriegel.
Ich habe ihn in sein Zimmer gebracht und gesagt, er solle drin bleiben, bis er sich beruhigt habe und wieder normal mit mir sprechen könne.
Nach einer weiteren Viertelstunde, kam er dann runter, schniefte noch ein bißchen. Wir haben gekuschelt, uns wieder vertragen und ich habe ihm nochmal erklärt, wie er sich beim Einkaufen zu betragen hat, damit wir keinen Streit bekommen.

War das jetzt so richtig?
Hört das irgendwann auf?
Was kann ich gegen diesen permanenten Jammermodus machen? Ignorieren? Wie mache ich ihm begreiflich, dass ich es nicht mehr ertrage??

Oh, man, jetzt habe ich so viel geschrieben, hoffentlich hat das überhaupt jemand bis hierher durchgehalten :schnarch:

Ich liebe Louis so sehr, ich bemühe mich so um ihn, mache mir viele Gedanken, hab so viel gelesen, aber ich zur Zeit das Gefühl, alles ist für die Katz...

Danke fürs Zu-lesen,
Meike
 
Zuletzt bearbeitet:

Silly

Moni, das Bodenseeungeheuer
AW: Ständige Eskalationen...

Hallo Meike,

wie gut ich das kenne ..... :-?
Jonathan konnte das früher auch sehr gut .... der legte sich sogar brüllend im Laden auf den Boden. Ich habe ihn gelassen, bin einfach abwartend dabei gestanden :jaja: irgendwann beruhigen sich die Mäuse wieder. Das zerrt zwar an den Nerven aber : nur keine Schwäche zeigen ;-)

Ich weiß, wie sehr dieses Gejammer, Geschrei, Gebocke an den Nerven zerrt - aber ich kann Dir sagen: es ist einfach eine Phase, die vorbei geht. Die kommen dann zwar wieder, wie Du selber schon erleben musstest ....

Wichtig ist, daß Du in Deinem Handeln und Deinen Entscheidungen konsequent bleibst. Wenn Du Nein zum Kinderriegel sagst, dann ist das eine Entscheidung. Dein Sohn muß lernen diese zu akzeptieren.
Versuche ihm, in seiner Höhe mitzuteilen warum Du so entschieden hast. Auch wenn er brüllt oder jammert- er hört Dich.

Deine Erziehungsmethoden sind nicht für die Katz, irgendwann wirst Du das sehen, und Dich freuen, das es klappt. :jaja:

Jetzt noch ein dicker :tröst: für Dich - und viel Durchhaltevermögen :prima:

LG Silly
 

Meike

Familienmitglied
AW: Ständige Eskalationen...

Danke, Silly, für deinen virtuellen Knuddler. Ich werd selbst schon ganz jammerig *gg*.

Darf ich fragen, wie alt dein Sohn jetzt ist? Weil du schreibst, es sei "früher" so bei euch gewesen. Ich weiss auch nicht, ich bin irgendwie in meinem "jugendlichen" *g* Leichtsinn davon ausgegangen, dass ein Kind mit beinahe drei die Grundlagen des menschlichen Miteinanders begriffen haben sollte und nicht permanent versucht, diese auszuhebeln *soiiifz*

Meike
 

Silly

Moni, das Bodenseeungeheuer
AW: Ständige Eskalationen...


Meine Söhne sind jetzt 8 und 5 Jahre alt. Der von dem ich sprach, ist der Kleine, Jonathan.

Um die Grundlagen des menschlichen Miteinanders zu begreifen, da brauchen die Zwerge viel länger dazu. Wir machen z.B. momentan eine sehr schwierige Phase mit Sebastian (das ist der Große) durch, die mir zeigt, das diese Grundlagen, wahrscheinlich erst sehr viel später von den Kinder umgesetzt werden können. Wichtig ist doch aber, das sie sie von klein auf lernen und nahegebracht kriegen.

Du schaffst das!!!!

Liebe Grüße Silly
 

Isabelle

Gehört zum Inventar
AW: Ständige Eskalationen...

Philipp hat vor ca. 2 Wochen auch diese Phase eingeläutet und es macht mich auch schon desöfteren ziemlich rasend... Er kann mich momentan um NICHTS mehr im normalen Ton bitten, immer wird theatralisch gejammert, ob ich ihn nun ernst nehme, versuche ihn abzulenken etc... er jammert dann und kriegt einen schlimmen Anfall wenn ich nicht sofort springe, was ich natürlich nicht tue, also ist unser Tag UND die Nacht gespickt von süssen kleinen Ausrasterchen die meine Nerven arg strapazieren...

Traurig zu lesen, dass dieses Phasen öfters noch kommen :-x

Naja, was uns nicht umbringt kann uns ja nur stärken, gell?! ;-)

Liebe Grüsse
Isabelle
 
G

Grisu

AW: Ständige Eskalationen...

Meike75 hat gesagt.:
- Er will ALLES alleine machen. Wir lassen ihn auch so viel wie möglich selbst machen. Er zieht sich alleine an, er holt sich alleine was aus dem Kühlschrank, er schmiert sich sein Brot selber. Sollte ich es mal wagen, ihm aus Zeitgründen oÄ die Socken anzuziehen, die Tür selber aufzumachen oder die Einkaufstüte ohne ihn auszuräumen, dreht Senor am Rad, befördert alles wieder in die Ausgangsposition und macht es dann "ALLEINE".
Willkommen im Club!:)
Bei Manuel ist das jetzt noch - wehe man macht automatisch die Wohnungtüre auf - schon fängt er zu wimmern an, dass er es machen will - und natürlich muss alles wieder in die Ausgangsposition zurück.
Und es sind VIELE Dinge, die Manuel machen will - mich nervt halt oft, dass ich was wieder "rückgängig" machen muss. Besonders blöd, wenn man einen Termin hat und eh schon spät dran ist.

Ich weiß nicht, wann das aufhören wird - aber ich habe mich schon daran gewöhnt. Mit der Zeit weiß man dann schon, was Manuel wichtig ist, dass er tut - und momentan habe ich mich sogar darauf geeinigt mit ihm, dass es manchmal Dinge gibt, die die Mama macht. Habe ihm zu verstehen gegeben, dass ich weiß, dass er so vieles alleine machen will und es auch wirklich ganz toll macht.

Beim Einkaufen ist es so, dass ich vor der Einkaufstür mich mit Manuel darüber einige, was gilt.
Zum BEispiel: Heute wird nur das gekauft, was auf dem Zettel steht und ich will keine Jammerei wegen irgendwas haben wollen.
Besonders seit der Zeit, wo Manuel auch selber mit dem Wagerl fahren darf.

Dieses Jammern kenne ich auch - und ich sage ihm dann immer, wenn er jammert, dass ich ihn so nicht verstehe. Meist sage ich: Cool down und mache mit der Hand so eine Bewegung nach unten. Manuel reagiert auf das irgendwie und beruhigt sich dann auch und dann frage ich ihn, was er sagen wollte.
Und jetzt erkläre ich ihm schon auch, dass man Dinge auch ohne Jammern bekommt. Wichtig ist bei ihm auch immer, dass ich ihm zu verstehen gebe, dass ich ihn verstehe, dass er gerne was haben würde - es aber nicht geht (zum beispiel sage ich, dass ich nur so viel Geld mithabe, wie ich brauche für die Dinge auf dem Zettel). Und beim nächsten Einkauf bekommt er dann ohne dass er darum bittet zum Beispiel was - und da strahlen seine Augen.

Du hast mit Deinem Filius momentan eine anstrengende Zeit vor Dir - und die kann sicher auch länger dauern (wenn ich von unserem Manuel ausgehe).

Wünsche Dir Ruhe in Deinen Worten - viel Geduld und Kraft
Christine
 

Meike

Familienmitglied
AW: Ständige Eskalationen...

Vielen Dank für eure Antworten.

Sie muntern mich teils auf (juhu, es geht anderen genauso), teils deprimieren sie mich auch etwas (waaas? so lange hat das bei euch gedauert?) :cool: !

Ich weiss ja auch, dass alles, was wir hier erleben, in die Kategorie "kleinkindlicher Trotz" fällt und somit das Normalste vom Normalen ist - eigentlich..

Uneigentlich kenne ich einfach kein anderes Kleinkind in unserem Bekanntenkreis, das so ausufernd leiden und jammern kann, so ausdauernd brüllen und kreischen, da so schrecklich diskutierfreudig ist und alles hinterfragt :-? wie Louis.

Andererseits kann er halt so zum Knutschen sein. So herrlich altklug und charmant und höflich, dass es einem die Schuhe auszieht :herz:

Seit ein paar Tagen haben wir hier auch die Auszeit-Methode eingeführt, von der ich eigentlich nie so ganz überzeugt war. Aber ich denke, er muss echt so langsam merken, wann er meine Grenzen so überschreitet, dass ich wirklich nicht mehr bei ihm sein will. Traurig, aber wahr. Komischerweise bleibt er tatsächlich im Zimmer und kommt erst raus, wenn er sich einigermaßen beruhigt hat. Das hätte ich nie gedacht. Vielleicht bringt es ja auf Dauer etwas, ich weiss sonst keine andere Lösung, ihm wirklich mal eine Grenze zu zeigen. Er quatscht ja allet in Grund und Boden ;-) .
Was haltet ihr von der Auszeit in seinem Zimmer? Praktiziert ihr sowas in der Art auch zu Hause und welche Erfahrungen habt ihr gemacht?

Meike

@Christine
Danke für deinen Tipp mit der Handbewegung. Ich werd das echt mal ausprobieren...
 
H

Honigbiene

AW: Ständige Eskalationen...

Liebe Meike,
trotz Mutter-Kind-Kur mit speziellem Elternseminar, trotz des Buches "Familenkongress" (Gordon): wir haben das auch. Aber das hast Du nun oft genug gelesen. Lorenz ist auch 5 und provoziert ständig. Gestern habe ich ihm erklärt, wie nervlich fertig ich am Abend bin (in einer Situation, die gerade nichts mit dem Kräftemessen zu tun hat), wenn er sich so verhält und sein kleiner Bruder aus Sympathie einfach mal mit wettstreitet. Ich glaube, das hat ihn ziemlich beeindruckt. Heute hatte er es aber schon wieder vergessen. Ich finde, das einzig wirklich gute Buch, das einem sofort hilft, das über 10.000 Praxisbeispiele und deren Behandlung drin sind ist: Dreikurs: Kinder fordern uns heraus - wie erziehen wir sie zeitgemäß? Echt, ich weiß, keiner hat im Advent Zeit zum LEsen, aber DU MUSST ES EINFACH kaufen. Wenn Du die Kapitelüberschriften siehst, greif Dir doch das heraus, dass am besten paßt, ich verspreche Dir, nachher, also wenn Du es doch mal gelesen hast, dann "denkst" Du nur noch in diesen Kapitelüberschriften wie z.B.
"nicht vor fremden Türen kehren" oder so. Gut finde ich auch, dass ein Kind wirklich eine logische Konsequenz versteht (z.B. "wenn DU hier so ein THeater im Supermarkt veranstaltest, lasse ich Dich demnächst im Auto" er versteht nämlich, dass er Dich mit dieser Tour streßt und Du Dir beim nächsten Mal erst recht überlegst, ob DU ihn mitnimmst), andererseits nicht in Zusammenhang bringen kann, warum es kein Eis oder Fernsehen bekommt, wenn es sich daneben benommen hat (was hat das Benehmen mit dem Verbot oder dem Verzicht auf Freude zu tun?). Ich versuche etwas lockerer zu sein und lasse ihm eine Wahl. Z.B. terrorisiert er mich mti dem Essen, da er nichts, wirklich gar ncihts essen mag außer Süßigkeiten und Spaghetti mit Tomatensauce, die aus der Tüte sein muss. Ich sage jetzt jeden Tag (nachdem ich die Sauce aufgepeppt habe mit Möhren, Dosentomaten und Zucchini und dann erst das Pulver dazu getan habe): möchtest Du Nudeln mit Tomatensauce oder lieber.... (was ich gerne mag). Siehe da, nach 3 Tagen hängt es ihm zum Hals raus und er will das, was ich auch mag!!! So könntest Du ihn doch fragen: willst DU mit in den Supermarkt - ohne Gequengel oder willst Du zuhause eine Cassette hören? (wenn DU Dich traust)

Wir schaffen, es! Wir halten durch! Wir lassen uns nicht in Machtkämpfe verwickeln!!!

Also, bis dann,
es grüßt ein müdes (vom den vielen Erziehungsversuchen:))
Honigbienchen
 

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