Hallo Helga!
Erstmal möchte ich dir sagen, dass alles, was ich hier schreibe, reines "rumraten" und "vermuten" ist. Es kann sein, dass ich mit so manchem völlig daneben liege, ich kenn euch ja nicht. Also bitte nicht böse sein, wenn etwas garnicht auf euch zutrifft. Ich mach hier nur so ne Art Brainstorming und nur du kannst für euch entscheiden, was auf euch passt und was nicht. Ich mein damit vor allem den unteren Teil meines Geschreibsels!
Kann das wirklich eine Charaktereigenschaft sein, dass man nicht aus seiner haut kann ??
Hm...schwierige Frage. Klar, es gibt Temperamentsmerkmale, die es einem Menschen erschweren Gefühle zu zeigen.
Das hier ist allerdings etwas "komisch":
sie hat dolle Probleme damit, sich mir weinend zu zeigen
Generell ist es ja bei kleinen Kindern so, dass sie ihr Befinden oft nicht in Worte fassen können. Sie lassen dann eher Taten sprechen und man muss eher so zwischen den Zeilen lesen. Von ihrer Entwicklung her, ist Louisa mit ihren fast 3 1/2 Jahren noch weit davon entfernt, auch gedanklich über die Beweggründe für ihre Gefühle und damit ihr Handeln, so richtig zu reflektieren. Die sogeanannte "Theory of Mind", die einem Kind dieses genaue Einfühlen in sich selbst und andere ermöglicht, entwickelt sich erst allmählich zwischen 5/6 Jahren bis ins Jugendalter. Von daher wissen kleine Kinder auf die allgemeine Frage "Wie gehts dir den heute?", keine Antwort und werden so leicht verlegen. Es kann also sein, dass sie mit dem "Gefühle zeigen und darüber wie Erwachsene zu sprechen" schlicht überfordert ist. Du und dein Mann seid aber ein ganz wichtiges Vorbild für Louisa, um genau das zu lernen! Von daher ist es ganz wichtig über Gefühle allgemein in der Familie zu sprechen, eine persönliche Sprache zu haben, Konflikte offen auszutragen usw.
Dann müsstest du bei deinen Fragen eher ins Detail gehen oder das ganze eher spielerisch aufziehen.
Wir haben ihr nie das Gefühle gegeben, dass wir weinen peinlich o.ä. finden; ganz im Gegenteil.
Und Louisa auch umgekehrt das Gefühl geben, dass es O.K. ist, wenn man mal nicht weiß "wie es einem geht" oder einfach nicht darüber sprechen will.
Hier beginnt meine Raterei ;-) Wie gesagt, ich lieg vielleicht (oder wahrscheinlich) völlig daneben!
Louisa ist in einem Punkt genau wie ihr Papa: Gefühle zeigen ist blöd. Ich muss sie regelrecht animieren, mir zu sagen, wie es ihr geht ! Ganz oft fängt sie dann an zu weinen, weil sie einen Gefühlsstau hat. Ich weiß gar nicht warum, aber sie hat dolle Probleme damit, sich mir weinend zu zeigen.
Vielleicht drückt sie aber damit auch etwas aus, oder wie Jesper Juul sagt, sie kooperiert. Ich weiß nicht, ob du "Das kompetente Kind" gelesen hast, wenn hier der Schlüssel zu ihren "Problemen" liegt, wär das vielleicht hilfreich. Nur kurz: Kinder kopieren "destruktive" (blödes Wort ;-) - ich find grad keinen passenderen Ausdruck ) Verhaltensweisen ihrer Eltern oft entweder direkt, d.h. sie Ahmen sie nach, oder spiegelverkehrt, d.h. sie verhalten sich genau gegenteilig.
Vielleicht habt ihr in eurer Partnerschaft generell ein "Problem" damit, über eure Gefühle zu sprechen, da dein Mann ja eher verschlossen ist, wie du schreibst. (Obwohl das ja eher eine Eigenschaft ist, die fast alle Männer haben ;-) .)
Dann müsstet ihr wohl eher
daran arbeiten, um Louisa zu helfen. Den Papa also ganz doll miteinbeziehen, wenns darum geht, Gefühle auszudrücken. Oder spielerisch an das Ganze ranzugehen, wie z.B. über ein Stimmungsbarometer, Kinderbücher, Gefühle malen, usw. Und ihr das auch wirklich vorleben, wie man sich über sein eigenes Befinden austauscht.
lg, Johanna