Sarah's Einstand in diese Welt (KH)

Salome

mit dem grossen Herzen
Lange habe ich mir überlegt, wo ich denn am besten anfange. Ja, und dann habe ich mich für den Anfang entschieden

Entstehungstag: 27. März 2004

Kann mich ganz gut daran erinnern, weil wir an diesem Tag unser neues (gebrauchtes) Auto beim Händler abholen konnten. Weitere Details bleiben natürlich mein Geheimnis.

Am Osterwochenende fiel mir auf, daß ich überfällig war. Kam bei mir zwar nie vor, kann aber ja mal sein. Die Spannung stieg. Einen Test hatte ich selbstverständlich NICHT im Haus. Am Dienstag um 8.00 Uhr stand ich vor der ersten Apotheke die ich finden konnte. Da ich an diesem Tag erst gegen 13 Uhr in die Arbeit mußte hatte ich ja Zeit dazu. Zuhause angekommen wurde sofort getestet. POSITIV. Irgendwie war es ein seltsames Gefühl. Es war ein absolutes Wunschkind. Doch daß es so schnell gehen würde hatten wir beide nicht gedacht.
So stand ich also im Wohnzimmer und habe abwechselnd schallend gelacht und dann wieder bitterlich geweint. Das totale Gefühlschaos. :hahaha: :heul:
Könnt ihr das nachvollziehen?

16. Dezember 2004 war der errechnete Entbindungstermin und verstrich, ohne daß sich irgendetwas getan hat. Am 20. sagte mein Arzt: "Feiern Sie morgen Ihren Geburtstag und kommen Sie am 22. in die Klinik, dann werden wir versuchen es voran zu treiben" (er wollte bei der Geburt gerne dabei sein, aber natürlich für uns nicht seinen Weihnachtsurlaub verschieben).

Gesagt, getan (dachte ich zumindest). :mrgreen:

Alle Freunde wurden mobilisiert. Die Geburtstagsfeier findet statt. Wir gehen zum Italiener. :hamm:

Am Morgen des 21. Dezember, prasselten die Anrufe nur so auf mich herein, schließlich war es mein 30. Geburtstag. (Oder wollten die alle nur wissen, ob es nun schon endlich soweit ist?!? :sabber:
Um 10.30 Uhr, während des Telefonats mit meiner Arbeitskollegin, ging es mir heiß und kalt über den Rücken, und ich sagte zu ihr: "Also wenn ich's nicht genau wüßte, dann würde ich sagen, daß war eine Wehe." Aber weiter passierte nichts.
Erst drei Stunden später hatte ich starke Regelschmerzen. :???: Das mußte es sein.
Doch der Christbaum wollte noch fertig geschmückt werden, schließlich wollte ich eine weihnachtliche Stimmung, wenn wir aus dem Krankenhaus zurück kommen.
Meinen Göga wollte ich noch nicht anrufen. Um 17 Uhr würde er sowieso von der Arbeit nach Hause kommen. "Oh Gott!! So wie ich ihn kenne, fährt er bestimmt nach der Arbeit noch und kauft mir mein Geburtstagsgeschenk :roll: Wer weiß, wann er nach Hause kommt." Also habe ich ihn um 16 Uhr doch angerufen.

Ständig ging das Telefon. Eine Freundin, die mir zum Geburtstag gratuliert hatte, habe ich mitten im Gespräch aus der Leitung geworfen. Es kam eine Wehe, aber es war mir peinlich, ihr ins Telefon zu stöhnen. :hechel:

Die Rückenschmerzen waren so unerträglich, daß ich mich auf ein heißes Dinkelkissen gelegt hatte. Zur Erleichterung - dachte ich in meiner Naivität zumindest. Denn dann ging's erst richtig los. :cool:

Das Geburtstagsessen war geplatzt. In den Wehenpausen habe ich allen abgesagt. Die wußten jetzt natürlich Bescheid. :roll:

Während mein Mann noch geduscht hat, wir haben ja alle Zeit der Welt, habe ich versucht noch ein paar Brote zu richten. Mehr als mit der Brotmaschine zwei Scheiben abzuschneiden ist mir allerdings nicht gelungen. Ich mußte laufen, einfach nur laufen und immer nur laufen.

Das Geburtstagsgeschenk hielt mir mein Göga unter die Nase, als ich gerade gekrümmt am Tisch stand und eine Wehe veratmete. Ein wunderschöner Ring (er hatte ihn bereits in der Mittagspause gekauft, wie sich später herausstellte), der mich in diesem Moment aber so überhaupt gar nicht interessiert hat.:oops:

Um 19 Uhr setzte ich meinem Ich-habe-die-Ruhe-weg-Göga das Messer auf die Brust und wir fuhren ins 10 km entfernte Krankenhaus. Bremsen war strengstens verboten, denn bei jeder kleinsten Bremsung dachte ich, das Kind kommt im Auto zur Welt. Mein Göga hat den Wagen immer schön ausrollen lassen. :bussi:

Im Kreissaal, der übrigens sehr gemütlich eingerichtet ist, und so gar nicht nach Krankenhaus aussieht, ging es mir gleich besser. Die Hebamme hat mir nach dem üblichen Tralala eine Infusionsnadel gelegt und mir dadurch ein Wundermittel eingeflößt. Die Wehen wurden dadurch nicht leichter, aber leichter erträglich. Kann's nicht genau beschreiben. Es verlief alles normal, das Licht war gedämpft, mein Göga war bei mir, ab und zu schaute die Hebamme vorbei. Wehenfördernde Mittel hatten wir abgelehnt, so hat mir die Hebamme öfter mal den Bauch mit einem Öl eingerieben, was auch helfen soll. Das einzig unangenehme war die Kontrolle des Muttermundes. Da wurde mir jedesmal schlecht. Er ging schief auf, und die Hebamme versuchte ihn in die richtige Richtung zu ziehen. Ekelig.

Eine Wassergeburt war leider nicht möglich. Das CTG der Wanne war kaputt. Das war ein wenig enttäuschend.

Nach einem letzten Versuch, die Blase zu entleeren, ging's auf den Geburtsstuhl. Das war glaub ich so um 1 Uhr nachts. (Das wir das mit dem Geburtstag am gleichen Tag nicht mehr hinbekommen hat uns die Hebamme gleich bei der ersten Untersuchung gesagt) Irgendwie habe ich jegliches Zeitgefühl verloren.
Auch hier war eigentlich alles normal (was bei einer Geburt halt so normal ist). Nur wenn ich auf der Seite lag hatte ich unerträgliche Schmerzen. Heute kann ich nicht mehr sagen, ob ich nur 10 Minuten Presswehen hatte oder eine Stunde, das weiß ich nicht mehr. Sorry. Auf einmal verspürte ich einen unglaublichen Schmerz und ich herrschte die Hebamme an, sie solle sofort die kochend heiße Kompresse da unten wegnehmen. "Faß doch mal nach unten, das Köpfchen ist schon fast da", war darauf ihre Antwort. Ein unbeschreibliches Gefühl.......WOW...... Mit der nächsten Wehe war unser aller Goldschatzi da.
Die Schmerzen "der kochend heißen Kompresse" waren wahrscheinlich vom Dammriß.

Nach der Geburt passierte alles wie im Rausch.
Das erste Mal die Kleine auf dem Arm.
Das erste Beschnuppern.
Das erste Küßchen.
Das erste Weinen........ Einfach himmlisch.

Zu stillen haben wir ganz vergessen. Das haben wir dann auf dem Zimmer gemacht. Mein Göga sagt heute noch "Sie hat's sofort gekonnt und nachdem sie abgesetzt hat gleich mal richtig gerülpst". Daran kann ich mich nicht mehr erinnern.

Nach der Geburt hatte ich einen wahnsinnigen Muskelkater in der Leistengegend. Viel bewegen sagt man ja, und der Muskelkater verschwindet schneller. Gesagt, getan. Also sind wir gelaufen und gelaufen, Treppe um Treppe erklommen. Doch irgendwie wurde es immer schlimmer. Meine Beine konnte ich kaum noch vom Boden heben und hatte wahnsinnige Schmerzen. Daß irgendwas nicht in Ordnung war ist mir erst aufgefallen, als ich mit meiner Tochter beim Stillen im Kinderzimmer war. Es war sehr mühevoll, bis ich endlich aus dem Stuhl aufgestanden bin, dann konnte ich mich noch ein wenig fortbewegen --- dann war Schluß :help: Ich stand mitten im Kinderzimmer, mit meiner kleinen Maus auf dem Arm, und konnte nicht mehr laufen. Es ging nichts mehr vorwärts und nichts mehr rückwärts. Ich weiß nicht mehr wie lange ich dort gestanden habe und versuchte weiter zu kommen. Mich irgendwo "hinzuangeln" ging ja nicht mit meiner süßen Last. Nach ein paar endlos langen Minuten war die Blockade endlich weg. Jede Bewegung war schmerzhaft. Laufen fast unmöglich.

Am ersten Weihnachtsfeiertag hatte ich meinen Heultag. Auf dem Bett bin ich gesessen, wie ein Häuflein Elend. Ich konnte keinen Schritt mehr tun. Als mein Arzt zur Visite kam (er wurde von den Schwestern wahrscheinlich schon informiert), setzte er sich neben mich hin und fragte was los sei. In Tränen aufgelöst sagte ich: "Ich kann nicht mehr laufen!"
Nach einem gezielten Druck auf meinen Schambereich und einer schmerzhaften Röntgenaufnahme war das Ergebnis eindeutig - Symphysenlockerung.

Was?

Ja, das habe ich auch gefragt.

Sie Symphyse ist ein Knorpel, der die beiden Beckenhälfen vorne im Schambereich zusammen hält. Während der Schwangerschaft wird dieser Knorpel weich, um dem Köpfchen den Weg zu erleichtern. Doch bei mir wurde er so locker, daß sich das Becken um ca. 2 cm verschoben hat.

Hauptgewinn, denn das kommt bei 500 Geburten nur einmal vor.

Tun kann man da nichts. Man muß sich in Geduld üben und warten, bis sich die Hormone wieder umstellen, der Knorpel wieder fester wird und sich so das Becken wieder begradigt.

Am 03. Januar haben wir dem Krankenhaus den Rücken gekehrt, ich konnte mich soweit wieder fortbewegen, daß ich in unsere Wohnung im 1. Stock "gehen" konnte. Runter mußte ich ja nicht mehr kommen, die Einkäufe und alles andere erlegigten mein Göga und meine Eltern, die mit im Haus wohnen.

Im Februar bin ich das erste Mal wieder aus dem Haus gekommen. Ca. ein halbes Jahr hat es gedauert, bis ich schmerzfrei war. Es ist schön wieder normal zu laufen, oder auf der Seite zu schlafen, um mal ein paar alltägliche Dinge zu erwähnen. Es war keine sehr schöne Zeit, aber ich hab's gepackt. Übrigens hat es mich nicht von einer weiteren Schwangerschaft abgehalten. ;-) Denn unser Blümchen ist ja jetzt auch schon wieder 7 Monate alt. :lol: (Geburtsbericht folgt)
 

K.a.t.j.a

Katzenflüsterin
AW: Sarah's Einstand in diese Welt (KH)

Oh das ist ein sehr schöner Geburtsbericht!

Diese Symphysenlockerung hatte ich auch ... allerdings nicht unter der Geburt, sondern wegen den Hormonen schon in der Schwangerschaft! Echt gemeine Sache, ich kann dir so nachfühlen!
 

Anja

Gehört zum Inventar
AW: Sarah's Einstand in diese Welt (KH)

Wunderschön erzählt!

Ich konnte so richtig mitfiebern!

Liebe Grüße
 

Simone

Lesemaus
AW: Sarah's Einstand in diese Welt (KH)

Ein sehr schöner Geburtsbericht :jaja:

Das mit der Symphysenlockerung habe ich hier schon ein paar Mal gelesen, GsD ist mir das erspart geblieben, das müssen ja wirklich höllische Schmerzen sein :tröst:
 

Salome

mit dem grossen Herzen
AW: Sarah's Einstand in diese Welt (KH)

Diese Symphysenlockerung hatte ich auch ... allerdings nicht unter der Geburt, sondern wegen den Hormonen schon in der Schwangerschaft! Echt gemeine Sache, ich kann dir so nachfühlen!

Hallo Katja,

war die Symphysenlockerung nach der Geburt wieder weg, oder hattest du noch länger Schwierigkeiten?

Im nach hinein muß ich sagen, daß sich die Lockerung bereits stark angedeutet hat. Das Köpfchen drückt so nach unten, dachte ich z. B. immer, was aber bestimmt schon die Symphyse war. Beim Sitzen konnte ich die Beine nicht mehr ohne Hilfe nach oben legen.

Herzlichst
 
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