Probieren - ein Muss??

Buchstabensalat

Lebenskünstlerin
In unserem Kindergarten gibt es eine Grundregel: Jedes Essen MUSS probiert werden.
Sonst gibt es keinen Nachtisch.
Und das klappt sehr gut!
Das Probieren beschränkt sich auf eine Gabel/Löffel, muß nicht viel sein. Und es gibt ein paar Sachen, von denen die Erzieherinnen wissen, daß manche Kinder sie eben einfach "nicht runterkriegen". Cassie ißt keine Pilze, okay, muß sie nicht. Alle anderen aber eben doch!
Genauso muß Cassie Tomaten essen (oder probieren), Kind xy aber nicht, weil es "einfach nicht kann". Das ist bekannt, da kümmern sich die Erzieherinnen auch drum, das ist kein gesichtsloses Durchziehen von Regeln. Und die Kinder kennen das und halten sich auch sehr gut daran, spätestens, nachdem es einmal keinen Nachtisch gab.
Wir haben die Regel für uns zu Hause übernommen, mit einer kleinen Abweichung: wenn Cassie probiert hat und nicht mag, kann sie gerne ein Brot (mit Butter) essen.

Gruß,
Buchstabensalat
 
G

gabriela

hallo,

ich finde, dass man differenzieren muss nach charakter, verhalten des kindes und auch nach alter.

flavia musste auch immer probieren, bevor sie meinte, es schmeckt nicht und etwas anderes zum essen gewünscht hat. das ist der springende punkt: wie soll man wissen, es schmeckt nicht, wenn man es nicht probiert hat? also, bei uns gab es auf keinen fall eine alternative, bevor sie nicht gekostet hat (anschliessend ausspucken war auch ok). manchmal ist es sogar vorgekommen, dass sie nach dem probieren weiter gegessen hat (wenn sie das essen nicht aus trotz abgelehnt hat).

ich habe, soweit möglich, mit flavia grösstenteils abgesprochen was ich koche, das ging aber erst ab 3-4 jahre, darum sage ich, es ist auch altersabhängig. wenn sie sich etwas gewünscht hat und meinte am tisch trotzdem bocken zu müssen, gab es auf keine fall etwas anderes zum essen. wenn es etwas gab, wovon ich wusste, sie mag es auf keine fall (pilze, tomaten, lammfleisch), dann habe ich für sie etwas anderes gekocht und wir assen getrenntes zeug. gab es etwas, was sie noch nie gegessen hat, musste sie erstmal probieren, sich einen geschmacklichen urteil bilden und dann gab es je nach möglichkeit nur teile davon (zb leere kartoffeln oder nudeln mit ketchup anstatt sosse), oder etwas kaltes stattdessen. ich habe es angestrebt, dass sie zumindest zum teil dasselbe isst wie ich, auch wenn das hiess, dass sie sachen auf dem tellerrand aussortierte.

ich bin der meinung, dass man die kinder auf keinen fall zum essen zwingen soll, aber probieren muss schon sein, das ist auch erziehung zum essenkultur. das essen zu probieren ist eine respektzollung dem koch gegenüber, auch wenn es nicht schmecken soll und eine bildung im sachen essen. eine ausnahme ist für mich das charakter des kindes - es gibt welche, die von haus aus sehr "konservativ" sind und wenig aufgeschlossen neuem gegenüber, aber auch die (oder gerade DIE) muss man ein wenig aufgeschlossener erziehen, bevor sie ihr lebenlang nur marmeladenbrot essen (es geht nur etwas schwerer als mit diesbezüglich "normalen" kindern).

grüsse,
gabriela
 
M

Märilu

Gut Gabriela , aber wie setzst Du das in der Praxis um, wenn Du ein Kind vor Dir hast, dass einfach nicht probiert? Lässt Du es so lange sitzen, bis es probiert hat, gibst Du ihm nichts anderes und lässt es hungern? So wie mein Vater mich früher zum Essen gezwungen hat? Oder fesselst Du es an den Stuhl, hältst ihm die Nase zu, damit es den Mund zum atmen öffenen muss und dann rein damit? *vorsichtsarkasmus*

Respekt ist ja gut und schön, Du kannst Deinem Kind das erklären und ihm das vorleben, aber letzten Endes muss das Kind mitmachen, sonst geht es nur mit Zwang. Respekt kann nicht erzwungen werden.

Deshalb mein Statement: Essen anbieten, zum Probieren anhalten JA

Probieren müssen - NEIN nicht um jeden Preis!
 
G

gabriela

@kerstin

keins von alledem. ich habe doch geschrieben, wie ich es in verschiedene situationen mit flavia gehandhabt habe. je älter sie wurde, desto verständiger auch, es war ein prozess und keine sache die auf anhieb geklappt hat. meine einzige bedingung ist: probieren, dann können wir über essenersatz verhandeln. keine alternative anbieten, bis das kind nicht probiert hat, das sollte als konsequenz ausreichen? auch kinder haben ab und zu hunger, dann steht es halt mit knurrendem magen vom tisch auf - nachtisch gibt es sowieso nicht. ich habe nie von meine kindern verlangt kandierte spinnen oder 100-jahre-eier zu probieren, lediglich das was ich gekocht und selbst gegessen habe.

wenn dein kind sich weigert die zähne zu putzen, dann setzt du dich auch durch, weil es zu seinem besten ist? so auch beim essen. NIEMALS würde ich meine kinder zwingen, etwas zu essen was sie nicht mögen - aber probieren, bevor man sich eine meinung bildet und bevor ich ein butterbrot als ersatz anbiete? das erstreckt sich als erziehungsmethode auch in anderen lebensbereiche.

wichtig ist, dass man selber dabei cool bleibt, was schwer fällt, wenn man die eigene kindheit im hinterkopf hat. bei uns gab es auch manchmal theater wegen des essens, aber nicht so krass, dass wir immer aufessen mussten oder gezwungen wurden zu essen. wir haben mit der nase gerumpft als es bohnen gab (immer freitags, ich habe später bei freunden oder in der kantine gegessen an dem tag), dafür meine oma mit nachschlag verlangen belohnt, als es hühnerfrikassee gab. auch kinder lernen schnell das prinzip zuckerbrot und peitsche bei den eltern anzuwenden :-D

bei meinem vater ging es ungefähr so zu wie manche von euch es beschreiben, zum glück haben wir nicht so oft bei ihm gegessen und wir hatten auch den "besucherbonus". versuche dich von deiner vergangenheit zu befreien, du erziehst deine kinder in allen bereichen ganz anders als dein vater. aber im gegenteil zu verfallen kann nicht sinn der sache sein, oder?

maria ist vielleicht noch etwas jung, aber mit elias kannst du wunderbar einen essensplan aushandeln, bei dem er sich auf das essen freut. jeder familienmitglied hat das recht für 1 tag pro woche sich etwas zum essen zu wünschen, die anderen müssen mitessen (es sei denn, es ist etwas was bekanntlich überhaupt nicht gemocht wird, dann gibt es eine kleine alternative). 1x pro woche etwas neues einführen, wovon er auf jeden fall eine gabel probieren muss, lässt sich bestimmt so ohne traram durchsetzen? heute probierst du das zucchiniauflauf, dafür gibt es morgen würstchen by request? es gibt schon alternativen zum zwingen.

liebe grüsse,
gabriela
 

jackie

buchstabenwirbelwind
Moderatorin
:-D gabriela, auch eine von den bösen, die ihre kinder ohne essen vom tisch aufstehen lässt, wenn die kids einen machtkampf vom zaun brechen...

solidarische grüße
jackie
 
S

Sonne3121

Oje oje, ehrlich gesagt komme ich mir jetzt nicht viel schlauer vor. Das sind ja bald mehr Meinungen als Speisepläne... :-D

Aber eines hat mir einen Denkanstoß verpasst: Gabriela, mit Respekt vor dem Essen. Find ich gut. Ich versuche bei nächster Gelegenheit mal, Ulrich auf dieser Schiene zu überzeugen, zu probieren.

LG Nele
 

Silvia

Showtalent
Ich weiß nicht, was ihr habt.

Ich setzte mich an den Tisch um etwas zu essen. In diesem Moment bin ich alleine im Zimmer. Und ich kann darauf wetten daß binnen weniger Sekunden ein kleines Wesen zu Türe hereinkommt, leuchtende Augen bekommt und als allererstes sagt: Mama kann ich bieren?

OK, genug geprahlt, auch dies ist nur eine Phase und sie wird vorbei gehen. Und dann werde ich endlich wieder mal etwas ganz alleine essen können. :-D

LG

Silvia
 

Buchstabensalat

Lebenskünstlerin
Ja, komisch, das fällt mir jetzt auch ein, wo du es sagst... Beim eigenen Teller gerne mal Theater machen, aber wenn Mama was Unbekanntes ißt, dann muß es immer "Mama abgeben" sein.
:-D

Gruß,
Buchstabensalat
 
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