Paul (31.10.2003)

F

Fussel

Meine Schwangerschaft verlief soweit ich das beurteilen kann völlig normal mit ein paar nervigen Zipperlein aber ohne Komplikationen. Ich spürte etwa ab der 25. Woche Kontraktionen der Gebärmutter, die wohl trainierte, dann ca 2 1/2 Wochen vor Termin die ersten Senkwehen, bei denen ich (war ja meine erste Schwangerschaft) nicht sicher war, ob es jetzt losgeht. Die Senkwehen waren ziemlich lang im Vergleich zu den Übungswehen (teilweise 5-10 min) und ich merkte hinterher, dass ich sie automatisch "veratmete".

Dann genau 2 Wochen vor Termin hatte ich leicht bräunlichen Ausfluss und obwohl ich mich gründlich informiert hatte und hätte wissen müssen, dass es eine Zeichnungsblutung ist, konnte ich es nicht glauben. Als ich am nächsten Morgen dann etwas häufiger Wehen hatte, dachte ich zwar immer noch, dass es frühe Senkwehen wären, rief aber vorsichtshalber im Kreisssaal an.

Ja, ich solle zur Untersuchung vorbeikommen. Ich stieg also auf mein Rad und fuhr zur Klinik (ca 14.00 Uhr) , wo ein CTG geschrieben wurde. 2 Wehen während der 30 min. Dann wurde ich untersucht und die Hebamme sagte mir, es wäre eine typische Zeichnungsblutung und es würde evtl am gleichen Abend noch, sicher aber in den nächsten Tagen losgehen.

Ich schob mein Fahrrad nach Hause, rief meinen Mann an und berichtete ihm alles. Da wir vorhatten, am Wochenende nochmal essen zu gehen, bevor es damit schwieriger wird, beschlossen wir, das abends noch zu tun, falls "Paul" uns die Zeit dazu lassen sollte. Ich schrieb die Wehenabstände auf, immer noch nicht sicher, ob das schon die Geburtswehen waren. Sie kamen sehr unregelmäßig, aber schon etwa alle 10-15 min, inzwischen war es 16.30 Uhr. Bis mein Mann nach Hause kam (ca 18.30 Uhr) waren sie immerhin schon so stark, dass ich sagte, wir gehen gegenüber von der Klinik Pizza essen, damit ich gleich rüber gehen kann, falls es richtig losgeht.

Nachdem die Wehen nun alle 5-10 min kamen, beschlossen wir, dass wir die Pizza nach Hause bestellen, da ich ungern bei jeder Wehe in der Pizzeria umherlaufen wollte, sie im Sitzen aber kaum aushalten konnte. Wir aßen also Pizza (ca 20.00 Uhr), bei mir ständig unterbrochen von den Wehen, die jetzt etwa alle 4-7 min kamen. Geschmeckt hat es mir trotzdem und ich hatte keinerlei Probleme damit, die ganze Pizza zu schaffen, ausser der Befürchtung, dass ich sie später rückwärts wieder von mir geben würde. Nach dem Essen (ca 20.15 Uhr) gingen wir dann spazieren, wir wollten schließlich alles tun, um nicht zu lange Zeit in der Klinik zu verbringen. Da die Wehen aber doch inzwischen richtig heftig wurden, hatte ich nicht lange Geduld und wollte wieder nach Hause. Dort stieg ich erstmal in die Wanne (ca 21.00 Uhr), da es heisst, dass die Wehen darin leichter zu ertragen sind und auch in der Hoffnung, dass sie dann regelmäßiger würden. Zuerst waren sie im Wasser auch weniger unangenehm und ich entspannte mich während mein Mann letzte Bauchfotos machte. Nach etwa einer halben Stunde wurden die Wehen jedoch so schlimm, dass ich sie im Liegen nicht mehr ertragen konnte.

Ich stieg also aus der Wanne und wir hatten eigentlich vor, es uns vorm Fernseher bequem zu machen, sofern man von "bequem" reden kann, wenn man alle paar Minuten aufstehen und umherlaufen muss. Doch jetzt wurden die Wehen so schmerzhaft, dass ich sagte, ich würde lieber jemanden dabei haben, der mir sagen kann, wie weit es schon ist. Da ich auch noch eine etwas stärkere Blutung hatte, riefen wir ein Taxi (anstatt, wie geplant, die 10 min zu Fuß zurückzulegen). Der Taxifahrer fuhr zu allem Überfluß noch einen Umweg, wollte dies aber nicht zugeben und behauptete stattdessen, wir wären übernervös. Unverschämtheit!

Im Vorwehenzimmer wurde dann erstmal CTG geschrieben (ca 22.40 Uhr) , leider im Liegen, weil es im Stehen angeblich nicht geht (später ging es dann plötzlich). Ich fand die Wehen im Liegen absolut unerträglich. Der Muttermund war erst 3-4 cm eröffnet, sagte mir die diensthabende Hebamme. Ich rechnete also mit einigen Stunden. Gegen Ende des CTG kam dann auch meine Beleghebamme. Mein Mann und ich liefen noch kurz auf Station auf und ab, aber bald wollte ich in den Kreisssaal, weil ich gern in der Nähe "meiner" Hebamme sein wollte, um mich sicherer zu fühlen.

Nach wenigen Wehen tastete die Hebamme nochmals meinen Muttermund und stellte eine Öffnung von 8 cm fest. Sie schrieb ein weiteres CTG. Während des CTG änderten sich die Wehen plötzlich und ich sagte ihr, dass ich vermute, dass die Presswehen losgehen, sie sagte mir dann, sie müsse die Fruchtblase aufstechen, ich solle mich aufs Kreissbett legen. Ich wurde etwas panisch, obwohl ich wusste, dass das Aufstechen der Blase nicht weh tun würde. Schließlich bedeutete das Öffnen der Fruchtblase, dass es "richtig losgehen" würde. Sie sagte etwas rabiat, sie müsse aber, das Kind könne nicht in der Glückshaube geboren werden. Ich bat noch darum, mich nicht hinlegen zu müssen und durfte mich im Vierfüßerstand auf das Bett begeben.

Die Hebamme brauchte mehrere Versuche, bis sie die Fruchtblase offen hatte. Ziemlich zäh offenbar. Ich folgte dann den Anweisungen der Hebamme und versuchte, um Vierfüßerstand zu pressen, aber es tat sich wohl nicht viel. Nach mehreren erfolglosen Presswehen forderte mich die Hebamme auf, es in der Seitenlage zu probieren. Irgendwann um die Zeit kam dann auch die Ärztin dazu. In der Seitenlage sah ich die Instrumente für den Dammschnitt und sagte noch schnell, dass ich einen Schnitt nur will, wenn er nötig ist, um "Paul" nicht zu gefährden. In Seitenlage drückte dann die Ärztin bei jeder Presswehe gegen meinen oberen Fuß, was ich als sehr hilfreich empfand. Bald konnten sie die Haare sehen und wieder 3-4 Wehen später war endlich der Kopf da. Ich spürte dann noch genau, wie "Paul" sich umdrehte und die Geburt der Schultern war entgegen meiner Erwartung noch einmal sehr unangenehm, weil er wohl eine Hand an der Schulter liegen hatte. Er wurde mir auf den Bauch gelegt und ich streichelte seinen angenehm glitschigen Rücken. Es war inzwischen Freitag, 31.10., 0.46 Uhr. Den lange vorher gepackten Klinikkoffer hatten wir nicht gebraucht.

Mein Mann nabelte ihn ab, er wurde in ein dünnes Tuch gewickelt (nein, nicht mein Mann :D ) und mir wieder gegeben. Erst schrie er, dann schaute er mich groß an und dann schlief er ein. An der Brust zeigte er am Anfang keinerlei Interesse und es dauerte 20 Stunden, bis er das erste Mal saugte. Trotzdem hatte er 5 Tage nach der Geburt schon 250 g zugenommen. Zur Welt kam er mit 3300 g und 52 cm.

Mein Damm war heilgeblieben, aber ich hatte zwei Wunden an den Schamlippen, die genäht werden mussten. Etwa 2 Stunden nach der Geburt waren wir wieder zu Hause und somit nur 4 Stunden weg. Dass mein Muttermund so weich war und so schnell nachgab lag möglicherweise (auch) am Himbeerblättertee, den ich etwas 2 Wochen lang vorher täglich trank. Vorbereitende Akupunktur hatte ich auch in den 2 Wochen vor der Geburt.
 
S

ShaRi

Ein schöner Geburtsbericht. :bravo:

Und die Pizza kam nicht wieder zum Vorschein? :)

Hoffe, ich habe auch bald mal Zeit, meine 3 Berichte zu schreiben. :???:

Susi
 
M

Melanie und Lea Marie

<Hallo


das liesst sich super.

hört sich so richtig famliliär an
 

turtleblue

Geburtstagsfeenhelferin
Hallo,

super Geburtsbericht, ganz spannend geschrieben.

Erzählst Du noch, was die Pizza gemacht hat??
 
F

Fussel

Die Pizza

Nee, erstaunlicherweise ist die Pizza drin geblieben. Sie hat sich nur einmal kurz bemerkbar gemacht, was aber lediglich dazu führte, dass ich in einer Preßwehe hervorpresste "ich glaub ich kotz gleich :-? ", musste aber nicht. Bei den weiteren Preßwehen war nix mehr.
 
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