Ostalgie ... bin ich überempfindlich?

Reni

die heisse Ohren macht
AW: Ostalgie ... bin ich überempfindlich?

Reni, ich meinte doch nicht die Produkte, ich habs doch deutlich geschrieben. Und ich habs auch geschrieben, ich find die prinzipielle Schlechtmacherei auch daneben.
Diese Uniform im Kontext mit Honni an der Wand und Stalinverherrlichung allerdings :ochne:

Ich find "Rote Grütze" - Desert mit namen Stalin - Allee daneben - völlig. Mir fallen zu Stalin Zwangsarbeit, Gulags, Vertreibung, Schmerzen und Tod ein. Aber never ever Rote Grütze. Da erinnert mich die Rote Grütze eher an das Blut, das geflossen ist.

So eine Art von Ostalgie find ich daneben, das hat nix mehr damit zu tun, dass man sich schöner Dinge (die es sicherlich unbestreitbar gegeben hat) und auch wertvoller Errungenschaften, die dies System auch hatte, gern erinnert und ihnen wahrscheinlich auch teils zu Recht hinterhertrauert.
Eher denk ich, damit tut man der "sentimentalen" Ostalgie, die ja einen gewissen Charme hat, einen schlechten Dienst.

Vielleicht darf man von solchen Sendungen auch einfach nicht eine kritische, differenzierte Haltung erwarten.

und die Leut die Dinge machen lassen, an denen sie hängen... ja wie soll ich das jetzt interpretieren... manche hängen auch am Dritten Reich :umfall: ...
da bin ich aber so richtig froh, dass man sie nicht lässt.

du tust das schon wieder, wieso musst du immer alles in zusammenhang mit dem 3. reich sehen? ich verstehe das nicht ! und mit welchem satz hat sie die machenschaften von herrn stalin verherrlicht? natürlich war es sicher unüberlegt von ihr, das dessert so zu nennen, aber ihr deshalb gleich sowas vorzuwerfen? e.v.m. war 15 jahre alt als die mauer fiel, da wusste man nix, da hatte man auch kein interesse an politik, genauso wie die jugendlichen heute und hier und damals in der brd. nur wenige davon haben sich dafür interessiert. ich war 16 und ich weiß wovon ich rede. mir graust es heute noch wenn ich beiträge sehe in denen von stasi-gefängnissen berichtet wird, oder von dem schlimmsten jugendwerkhof den es in der ddr gab. wir HABEN davon nichts gewusst, weil es nie ans licht kam. das hat nichts mit augen verschliessen zu tun sondern damit wie die menschen behandelt wurden und ja, das war mehr als schlecht.
was mich extremst ärgert ist einfach, daß du ihr vorwürfst nationalsozialsistisch gesinnt zu sein und das propagiert zu haben und das du immer wieder dieses thema einbringst. ich kann mir nicht vorstellen, daß sie ihr thema so umgesetzt hätte wenn sie nur im entferntesten daran gedacht hätte, daß es menschen gibt, die da sowas heraussehen.
 

silke1977

Gehört zum Inventar
AW: Ostalgie ... bin ich überempfindlich?

Mhh, also ich bin ja der Meinung, das das ganze etwas überbewertet wird.
Ich fand die Sendung nicht schlimm. Ich habe nicht alles gesehen, aber einiges.
Ich bin ehemaliger Ossi.
Und ja,Ich fand vieles sehr sehr schlimm, was bei uns abging.
Aber ich fand viele Dinge auch sehr sehr schön.
Ich war immer stolz, wenn ich meine Pionierkleidung tragen durfte
Ich war sehr traurig über den Mauerfall aus einem Grund, ich durfte kein FDJ'ler mehr werden.
Da wäre ich sehr stolz drauf gewesen.

Man kann es auch übertreiben, ehrlich.
Halloween feiern sehr viele , sehr gerne, auch da stehen schlimme Dinger hinter.
Nur, um das mal als Beispiel zu nehmen.

Wir haben hier sogar Kneipen, die machen ab und an Ossi-Partys.
Und ich liebe z.. Nudossi, das ist das Ossi-Nutelle, wer es nicht kennt.

Es gibt viele Dinge, die waren damals besser als heute oder besser gesagt, die waren zu DDR-Zeiten besser als nach der Wende.
Ja, es stecken grausame Dinge dahinter, das muss man auch sehen, das weiß ich.
Aber war denn im "Westen" wirklich alles in Ordnung ?
Da wurden auch Mensch ermordet, entführt etc.

Mein Onkel und meine Tante sind eingefleischte Ossis und sie halten noch heute, 20 Jahre nach dem Fall der Mauer, nicht viel davon. Sie wünschen sich jeden Tag das alte zurück. So leben und denken sie.
Man muss immer bedenken, das sich nicht für die Wessi's großes geändert hat, sondern die Ossi's hat es getroffen. Für die hat sich sehr sehr viel verändert.
Das ist in etwa so, als wenn man ein Kind aus seiner vertrauten Umgebung reist und in eine neue verpflanzt.
Das braucht Jahre, bis man sich davon erholt hat - seelisch am meisten.

Ich fand die Sendung nicht schlecht.
Klar war auch ein wenig Veralberung dabei, aber das muss man abkönnen. Ich fand das nicht schlimm. Solange man nicht alles in den Schmutz gezogen hat. Wie gesagt, ich hab nicht alles gesehen.
Bei Eni sind sogar Erinnerungen an die schöne Pionierzeit hochgekommen, denn das fand ich wirklich schön.

Jeder hat seine eigenen Ansichten zu dem Thema.
Ich bin in der DDR aufgewachsen. Ich weiß, das es schlimme Dinge gab. Ich hatte dennoch eine schöne Kindheit, wir hatten nie finnazielle Probleme.
 

silke1977

Gehört zum Inventar
AW: Ostalgie ... bin ich überempfindlich?

Ich möchte auch noch anmerken, das unsere Generation ganz andere Ansichten zum Thema DDR hat, wie z.B. die unserer Eltern. Ganz einfach deshalb, weil unsere Großeltern und Eltern den Maueraufbau mit alle seinen tragischen Geschehnissen erlebt haben und auch genau wussten, was hinter den Kulissen passiert.
Deshalb wollen viele dieser Generation sicher auch nicht darüber sprechen.
Eni aber ist eher unsere Generation, die ihre Kindheit gelebt haben.
Auch wenn sie vielleicht wie ich, von einigen schlimmen Dingen wusste, wird sie an diesem Abend sicher nicht daran gedacht haben sondern vielmehr an das Leben in der DDR selbst.
 

jackie

buchstabenwirbelwind
Moderatorin
AW: Ostalgie ... bin ich überempfindlich?

liebe lucie,

ich muss dir sagen, ich bin ganz bei dir.

vor allem, weil hier in österreich ähnliches gerade abläuft. dieses ach geh, war nicht so gemeint, das hat ja nix zu bedeuten, die war doch noch so jung, das darf man nicht so ernst nehmen..
aber bei uns gehts halt grad um RECHTES gedankengut

die lasche einstellung zu dieser thematik macht es möglich, dass parteien mit rassistischen parolen punkten (bei den letzten wahlen 25 und 20 %!!!!!!!!!)

komischerweise leuchtet das den leuten eher ein, dass man kein dessert ss-adolfhitlerallee nennen würde und in einem dress vom bdm rumhüpft. und wenn das hundert mal die eigene vergangenheit ist

gerade dann nicht, oder?

ich frag mich grad, wie's mir gehen würde, wenn ich sowas bei meiner oma in nem alten koffer entdeckt hätte

und die ddr war ein ganz furchtbares regime. x menschen wurden ermordet, willkürlich eingesperrt, gefoltert, vergewaltigt, kinder zwangsadoptiert, nachbarn und freunde haben einander vernadert..
noch immer find ich das naziregime um eckhäuser schlimmer. nichtsdestotrotz finde ich diese scheinrosabrille, die manche leute auf die ex-ddr richten ganz ganz übel.

liebe grüße
jackie
 

silke1977

Gehört zum Inventar
AW: Ostalgie ... bin ich überempfindlich?

jaja, der mauerfall war echt ein schiksalsschlag....

:ochne:

Ja, stell dir vor, für viele war es das !!!!
Denn für viele war es ab dann vorbei ....
Keine Arbeit mehr, weil massig Landwirtschaftsbetriebe dicht gemacht haben, ganze Dörfer wurden arbeitslos.
Denkt man über sowas denn gar nicht nach ????

Ich verharmlose auch nichts, das steht mir nicht zu.
Dennoch haben wir unser Land geliebt, denn wir sind darin aufgewachsen, warum versteht das denn keiner ?
Das meiste kam doch eh erst nach der Wende ans Licht.

Ich denke, wenn man nicht in der DDR aufgewachsen ist, sollte man nicht darüber urteilen.
 

bribra

Gehört zum Inventar
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AW: Ostalgie ... bin ich überempfindlich?

Ich wollte mich ja eigentlich hier nicht einbringen, weil ich mich ja immer in die Nesseln setze bei politischen Sachen, aber: Ich fand die Sendung auch nicht schlimm, überhaupt nicht und ich finde, dass man die DDR kaum mit dem Nationalsozialismus gleichsetzen kann z.B. Natürlich gab es da viele viele schlimme Sachen, es gab Todesschüsse an der mauer, den Schießbefehl, Gefängnisse etc. etc. - aber es gab auch ganz viele, ganz positive Sachen im alltäglichen Leben. Und das hat mit übertriebener Ostalgie überhaupt nichts zu tun!

Ach übrigens, falls man denkt, ich dürfe als Wessi nichts dazu sagen: Mein Vater ist wie drei seiner Geschwister aus der DDR abgehauen (kurz vor der Mauer) und hat wegen einem gescheiterten Fluchtversuch im Stasi-Knast gesessen, monatelang. Wir haben - als er endlich wieder seine Mutter besuchen durfte - im Rahmen des kleinen Grenzverkehrs viele Wochenenden "drüben" verbracht und ich war beim Mauerfall erwachsen. Aber auch als Erwachsene (bei unserem letzten Besuch vorher war ich schon im Studium...) fand ich es drüben nicht schlecht und hatte viel Kontakt zu vielen Leuten, die sich sehr sehr wohl gefühlt haben im alltäglichen Leben und denen nach dem ersten Freudentaumel über Maueröffnung und Wiedervereinigung alles unter dem Hintern zusammen gebrochen ist, weil es ihnen nämlich zuvor viel besser ging...

Im Grunde sind ja die Neuen Bundesländer geschluckt worden und ein wenig Ostalgie gerade auch was die mit der FDJ verbundenen Kindheits- und Jugenderinnerungen angeht, finde ich überhaupt kein bisschen schlimm, sondern mahr als verständlich - auch wenn der Name Stalin etc. etc. fällt.

Übrigens ist Tragen, Besitzen, Zeigen von NS-Symbolen strafbar, von kommunistischen Symbolen jedoch nicht - ein kleiner aber feiner Unterschied.

Sorry, dass das jetzt vielleicht blöd rüber kommt und wie gesagt: Mein Vater hat sich nach Freiheit gesehnt und wir waren als Familie bei den Verwandtenbesuchen in der DDR immer ein wenig unsicher und gehemmt (vor allem bei den unsäglichen Grenzkontrollen), aber sich das Recht herauszunehmen, jemanden zu verurteilen, der sich in seine Kindheit zurückversetzt, finde ich ziemlich daneben...
Und irgendwie so "besserwessi"-mäßig...

Wie steht Ihr dann eigentlich zu Filmen wie "Good bye Lenin" oder "Sonnenallee"?! Ich mein, die kann man schon auch ostalgisch sehen, wenn man will ;-)

Liebe Grüße, Britta

P.S.: Beim Mauerfall hat mein Mutter mich Nachts um 3 in Kiel angerufen, ich hab dann heulend vor dem Fernseher gesessen und bin sofort zu meinen Eltern gefahren und am nächsten Morgen standen unsere DDR-Verwandten mit ihren Trabis bei uns in der Siedlung und es gab eine riesige Party. Aber nach der Wiedervereinigung hat meine Tante ihr Haus verloren, weil der ehemalige zwangsenteignete Besitzer aus dem Westen dies wiederbekommen hat - dass da Ostalgie aufkommt, die vielleicht dann auch manchmal noch verklärend sein kann, sollte man auch verstehen... Aber das ist eine andere Story...
 

jackie

buchstabenwirbelwind
Moderatorin
AW: Ostalgie ... bin ich überempfindlich?

Dennoch haben wir unser Land geliebt, denn wir sind darin aufgewachsen, warum versteht das denn keiner ?

ein land lieben ist eine sache, eine politische diktatur mit all ihren grauslichkeiten gutheißen das andere

ich verstehe langsam wirklich, dass viele wessis von solchen ossis, die so verdrängt haben, was in der ddr abgeht, langsam die nase voll haben
weisst, die wiedervereinigung hat nämlich verdammt viel (steuer)geld gekostet und rat mal wen?

was das kritisieren dürfen betrifft: man kann sich auch über dieses thema informieren, manchmal vielleicht sogar besser, wenn man nicht dort aufgewachsen ist, in der ehemaligen ddr.

und wer so ein regime klasse findet, kann ja nach china auswandern, oder nach kuba, dort ists landschaftlich auch recht schön :-D :nix:

hach, ich merk grad ich bin sehr frechen diskutierlaune :heilisch:

trotzdem, ich steh dazu. nudossi immer noch lecker finden: meinetwegen. aber nen kult draus zu machen, in wehmütiger ostalgie zu schwelgen und das, was in dieser komischen kochsendung abgelaufen ist, einfach abzutun, das finde ich SCHLIMM!

liebe grüße
jackie
 
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