Ostalgie ... bin ich überempfindlich?

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Paulchen

AW: Ostalgie ... bin ich überempfindlich?

Reni,

zerreissen mag ich dich nicht. Vielleicht liegen wirklich Welten in der Wahrnehmung ein und derselben Sache - je nachdem ob man vor der "Wende" im Osten Deutschlands oder im Westen gelebt hat. Da gibt es ja kein "richtig" oder "falsch", sondern gelebte Emotion.

Ich komm aus dem Westen und kann null nachvollziehen wie es für euch war. Mich stößt das System aber ab und so übertrage ich vielleicht sogar meine Ablehnung auf das Ganze. Es gibt immer Grautöne, aber ich nehme nur die schwar-weissen ab - eben weil ich es nur aus der Entfernung sehe und keinerlei persönliche emotionale Erfahrungen beisteuern kann.


katja
 
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Paulchen

AW: Ostalgie ... bin ich überempfindlich?

meinst du nicht, du gehst da etwas zu weit und unterstellst ihr etwas, was sie so nie sagen, denken oder tun würde? man kann auch manchmal mehr hineininterpretieren als drin steckt.


Ich fühle mich auch angesprochen, weil mir die Darstellung, so wie Lucie sie darstellt, auch zu weit geht: Das mag sein. Aber die Vergangenheit hat auch gezeigt, dass es Sinn macht, Dinge genau anzusehen. Rechtzeitig.

Versöhnliche Grüsse von

Katja
 
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Paulchen

AW: Ostalgie ... bin ich überempfindlich?

Das war ein Kostüm einer Pionierleiterin und ich find es noch schlimmer sich drüber aufzuregen, als Menschen die Dinge machen zu lassen, an denen sie hängen.

Liebe Grüße
Reni :winke:


Darf ich nochmal senfen: Menschen können ja Dinge machen, an denen sie hängen. Aber sie müssen dann auch akzeptieren, dass diese Dinge, z.B. das Kostüm einer Pionierleiterin, aber auch militärkopierte Kinderbekleidung von anderen mit Inhalten gefüllt werden, die dann nicht unkommentiert bleiben können. Das ist doch genau das Gute: Darüber zu sprechen, andere Perspektiven zu sehen, eigene in Frage zu stellen. Vielleicht sogar neue Standpunkte einnehmen können.

Es gibt ja auch Leute, die sich Parolen eintätowieren lassen. Können sie ja. Dennoch werde ich mir immer die Freiheit nehmen, das zu kommentieren. ist nämlich mein Recht in dieser Demokratie.
 

Wölfin

Gehört zum Inventar
AW: Ostalgie ... bin ich überempfindlich?

Reni, genau das meine ich. Wenn man damit groß geworden ist und plötzlich ist alles nicht mehr gut, war alles falsch....?

Das ist die eine Seite.

Aber ich denke auch, vielleicht wollten manche nicht hinschauen. Und so war das "Aufwachen" vielleicht schmerzhafter.

Aber ich mag mir kein Urteil erlauben, ich habe hier nicht gelebt. Ich versuche nur es mir vorzustellen. Ich fand als Jugendliche den Gedanken furchtbar eingesperrt zu sein, eine Mauer um ein Land....ich war so froh, als die Mauer weg war.

Es ist nur leider nicht zu einem "Zusammenwachsen" gekommen :(, das ist der größte Fehler, den Politiker und Wirtschaft machen konnten. Und so wurden so viele gute Sachen vernichtet.
(aber es gibt sie noch, ein paar alte DDR-Betriebe, und ich kaufe die Produkte gerne :jaja:)
 

Reni

die heisse Ohren macht
AW: Ostalgie ... bin ich überempfindlich?

Für mich geht es nicht ums System, darüber braucht man nicht mehr zu diskutieren, weil ich da mit dir übereinstimme. Für mich geht es nur um Produkte und Traditionen, um Begebenheiten über die man lächelt und an die man gern zurückdenkt. An die Pionierleiterin, die man oft mehr gesehen hat als die eigene Mutter, weil es damals keine 38,5h Woche gab und z.B. meine Mutter von morgens 5 Uhr bis nachmittags 16 Uhr gearbeitet hat. An den Geschmack von DDR-Rote-Grütze oder Königsberger Klopsen die manchmal mehr mit Brötchen gestreckt waren weils zu wenig Fleisch gab. An die Schulspeisung weil kaum eine Mutter damals mittags zuhause war um zu kochen, deshalb kannte die so gut wie Jeder. Weißt du was ich meine? So wie alte Menschen an Traditionen festhalten wollen oder an das "Gute Wohnzimmer", an das Sonntags-Mittagessen mit Nachtisch und Kaffeetrinken mit Kuchen und den Spaziergang danach.
Da verherrliche ich doch keinen Diktator mit, weder den einen noch den anderen oder oute mich damit als jemand der nationalsozialistisches Gedankengut verbreitet oder gut findet.
Wie schon gesagt, wenn man will, kann man viel in wenig hineininterpretieren.

:winke:
 
P

Paulchen

AW: Ostalgie ... bin ich überempfindlich?

Für mich geht es nicht ums System, darüber braucht man nicht mehr zu diskutieren, weil ich da mit dir übereinstimme. Für mich geht es nur um Produkte und Traditionen, um Begebenheiten über die man lächelt und an die man gern zurückdenkt. An die Pionierleiterin, die man oft mehr gesehen hat als die eigene Mutter, weil es damals keine 38,5h Woche gab und z.B. meine Mutter von morgens 5 Uhr bis nachmittags 16 Uhr gearbeitet hat. An den Geschmack von DDR-Rote-Grütze oder Königsberger Klopsen die manchmal mehr mit Brötchen gestreckt waren weils zu wenig Fleisch gab. An die Schulspeisung weil kaum eine Mutter damals mittags zuhause war um zu kochen, deshalb kannte die so gut wie Jeder. Weißt du was ich meine? So wie alte Menschen an Traditionen festhalten wollen oder an das "Gute Wohnzimmer", an das Sonntags-Mittagessen mit Nachtisch und Kaffeetrinken mit Kuchen und den Spaziergang danach.
Da verherrliche ich doch keinen Diktator mit, weder den einen noch den anderen oder oute mich damit als jemand der nationalsozialistisches Gedankengut verbreitet oder gut findet.
Wie schon gesagt, wenn man will, kann man viel in wenig hineininterpretieren.

:winke:

DAS kann ich total gut nachvollziehen (ich liebe Königsberger Klopse!) :).

Aber mir ging es nicht um das Essen, sondern mehr um Honecker an der Wand und das Kostüm. Alles andere versteh ich. Im Kopf und im Bauch.
 

Lucie

Digitaler Dinosaurier
AW: Ostalgie ... bin ich überempfindlich?

Reni, ich meinte doch nicht die Produkte, ich habs doch deutlich geschrieben. Und ich habs auch geschrieben, ich find die prinzipielle Schlechtmacherei auch daneben.
Diese Uniform im Kontext mit Honni an der Wand und Stalinverherrlichung allerdings :ochne:

Ich find "Rote Grütze" - Desert mit namen Stalin - Allee daneben - völlig. Mir fallen zu Stalin Zwangsarbeit, Gulags, Vertreibung, Schmerzen und Tod ein. Aber never ever Rote Grütze. Da erinnert mich die Rote Grütze eher an das Blut, das geflossen ist.

So eine Art von Ostalgie find ich daneben, das hat nix mehr damit zu tun, dass man sich schöner Dinge (die es sicherlich unbestreitbar gegeben hat) und auch wertvoller Errungenschaften, die dies System auch hatte, gern erinnert und ihnen wahrscheinlich auch teils zu Recht hinterhertrauert.
Eher denk ich, damit tut man der "sentimentalen" Ostalgie, die ja einen gewissen Charme hat, einen schlechten Dienst.

Vielleicht darf man von solchen Sendungen auch einfach nicht eine kritische, differenzierte Haltung erwarten.

und die Leut die Dinge machen lassen, an denen sie hängen... ja wie soll ich das jetzt interpretieren... manche hängen auch am Dritten Reich :umfall: ...
da bin ich aber so richtig froh, dass man sie nicht lässt.
 
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