Neuer Fall von Vernachlässigung

Steffi B.

Miss Liebenswert
was sind das für Frauen, die zu so etwas fähig sind, fragt man sich unwillkürlich angesichts des neuesten Falles von gefährlicher Vernachlässigung, der sich am letzten Wochenende in Köln ereignete. Wie erst jetzt bekannt wurde, befreite die Polizei am Sonntag gegen Mittag in Chorweiler aus einer Hochperterrewohnung einen kurz vor dem Verdursten stehenden 37-jährigen Mann.

Er war schlecht ernährt und hatte keinen schönen Sachen. Nachbarn hatten die Ordnungshüter alarmiert, da ihnen im Treppenhaus der Geruch aufgefallen war. Die Lebensgefährtin des Mannes, der sich selbst als Künstler bezeichnet, war am Morgen für ein paar Stunden mit den Kindern an einen See gefahren. In der Wohnung fanden die Mitarbeiter der Polizei keine altersgerechten Getränke.

"Nur Tee, Wasser und Säfte, sowas habe ich noch nie gesehen", so der noch sichtlich mitgenommene Wachtmeister Schibulski. Er und seine Kollegen erleben so einiges, aber in jener Wohnung fanden sie nicht einmal genügend Nahrung für eine einzige Männermahlzeit. Nur Müsli, Milchprodukte und Rohstoffe wie Kartoffeln, Reis oder Eier, die erst noch verarbeitet werden müssen, befanden sich in der Küche.

Die Regale der Wohnung quollen über von soziologischer und kulturwissenschaftlicher Fachliteratur. Aber es fand sich keine einzige Männer-, Auto-, oder Fussballzeitschrift. Auch kein Fernsehgerät. Die Beamten brachten den Mann in einer Kriseneinrichtung der gastronomischen Hilfe unter, dem "Braustübel" in der Ernststraße. Der Leiter der Einrichtung päppelte den Mann persönlich mühsam über Stunden mit Kölsch und Korn wieder auf.

Mitarbeiter des zuständigen Pizzaservice verteilten Notrufnummern in der Nachbarschaft. Warum, fragten einige, erst jetzt? "Isse so traurisch", sagte Guillermo, der Chef des Pizzadienstes, der eigentlich Achmed heisst, "rufe erst an, die Leute, wenn isse zu spät, oder gar nischt?" Oftmals sind Männer, die Opfer von Vernachlässigung geworden sind, schlicht und einfach nicht in der Lage, selbst um Hilfe zu bitten. Spätestens seit sich schnurlose Telefone in den Haushalten allgemein durchgesetzt haben, wissen oft nur noch die Frauen, wo in der Wohnung sich diese Telefone befinden. Dass sich Fälle wie der geschilderte häufen, bestätigt auch Chantal Schmitz. Sie leitet ein Krisentelefon mit 0900-Nummer. Junge Frauen seien mit der Haltung und der Pflege eines Mannes häufig überfordert. Der zuerst possierlich wirkende Mann werde schnell zu einer Belastung, wenn er nach der Balz seine typischen Verhaltensweisen der Sesshaftigkeit ausbilde. Spätestens wenn die ersten Kinder da seien, bleibe den Frauen neben ihrer Berufstätigkeit kaum noch Zeit für den Mann. Böse Absicht sei es eigentlich so gut wie nie, die Frauen dazu bewege, ihren Mann alleine zu Hause zu lassen. Aber Fälle wie dieser erschüttern auch Chantal Schmitz. "Der Ärmste hat nur noch 90 Kilo gewogen." Sie schüttelt fassungslos den Kopf.

Dem jungen Schriftsteller geht es glücklicherweise wieder den Umständen entsprechend gut. Aber das Entsetzen bleibt. Nachbarn und Anwohner stellten Flachmänner und Sixpacks unter dem Balkon des Opfers auf und entzündeten Kerzen. Auf einem handgeschriebenen Zettel steht die Frage: "Warum?" Sie bewegt hier alle.

Die Lebensgefährtin des Mannes wollte am späten Nachmittag vom See zurück sein. Na, die wird Augen machen...
 
M

Manulu

AW: Neuer Fall von Vernachlässigung

Ach der arme Kerl, hat mein vollstes Mitgefühl ;).
 
S

Sachsenengel

AW: Neuer Fall von Vernachlässigung

Der Arme .. :( Wie kann Frau nur so herzlos sein und ihn alleine lassen...
 
Oben