Nein sagen lernen-wie schütze ich mein Kind

Daniela

Gehört zum Inventar
Hallo,

ich war gestern auf einer Veranstaltung der VHS zum Thema Prävention gegen Missbrauch und sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen.
Ich hatte in einem anderenThread darüber berichtet und Silly bat mich, mehr darüber zu schreiben.

Zunächst mal ist es wichtig zu wissen, dass die größte Gefahr nicht von Fremden ausgeht, sondern von Personen aus dem Umfeld der Kinder:
- 1/4 der Täter sind Familienmitglieder
- 1/2 der Täter kommen aus dem näheren Umfeld, KiGa, Schule, Sportverein, Nachbarn...
- 1/4 sind Fremde

Jedes 3.-5. Mädchen und jeder 7.-8. Junge sind schon einmal Opfer eines Übergriffes geworden.

Aus diesem Grund ist es wichtig, Kindern nicht einfach nur den Satz "Geh nicht mit Fremden mit" an die Hand zu geben, sondern sie sinnvoll zu stärken, damit sie im Fall der Fälle NEIN sagen und über eventuelle Übergriffe auch berichten und sich Hilfe holen.

Es gibt 7 Präventionsthemen, die ich im Folgenden kurz nennen und erläutern möchte:

- Geschlechterrollen:
"Mädchen hauen doch nicht" oder "Jungs weinen doch nicht", sind auch heutzutage immer noch die typischen Klischees, mit denen Jungs und Mädchen in eine Schublade gesteckt werden. Sinnvolle Prävention zum Schutz vor Übergriffen beinhaltet, dass diese Klischees abgeschafft werden. Mädchen dürfen durchaus hauen, um sich vor Gewalt zu wehren und Jungs dürfen weinen, wenn man mit ihnen etwas macht, das ihnen nicht gefällt oder gar weh tut.
- Stärkung des Selbtwertgefühls:
Oft sind gerade schüchterne und verunsicherte Kinder Opfer für einen Übergriff, da der Täter sich dann sicher fühlt, nicht verraten zu werden. Daher ist es enorm wichtig das Selbstbewusstsein der Kinder zu stärken. Viel Lob, nicht nur für gute Leistungen in der Schule, sondern auch für alltägliche Sachen ist wichtig, um Kindern zu zeigen, dass sie etwas Besonderes sind und dass sie geliebt und respektiert werden. Sagt den Kindern ich glaub an Dich und ich glaube Dir.
- Gefühle:
Kinder müssen ihren eigenen Gefühlen, Urinstinkten sozusagen, Vertrauen können. Eltern sollten Kinder in ihren Gefühlen betsärken. Sätze wie "Das tut doch gar nicht weh", oder "Du brauchst doch keine Angst haben" bringt Kinder dazu an ihren Gefühlen zu zweifeln. Kinder die an ihren Gefühlen zweifeln sind dann auch oft nicht in der Lage zu sagen "Nein, das möchte ich nicht", oder "Das gefällt mir nicht, hör damit auf".
- Nein-sagen:
Kindern, die bereits von Anfang an in der Familie das Recht haben, nein zu sagen, fällt es oft leichter, auch ausserhalb der Familie nein zu sagen.
Gebt den Kindern das Recht zu sagen, wenn sie etwas nicht möchten und das dann auch zu respektieren.
Um Missverständnissen vorzubeugen. Es geht hier nicht um ein Nein, das als Widerwort gewertet wird. Solche Neins müssen natürlich nicht von den Eltern akzeptiert werden. Z.B. ein Nein auf die Aufforderung "Räum bitte Dein Zimmer auf".
Ein Nein auf die Frage "Gibst Du der Oma denn keinen Abschiedskuss", oder "Gibst Du der Tante denn nicht die Hand" sollte durchaus akzeptiert werden.
Wichtig in dem Zusammenhang ist auch, dass Kinder das Recht haben ganz klar zu sagen dass sie es nicht möchten, wenn, meist wildfremde, Menschen ihnen an der Supermarkt-Kasse durchs Gesicht oder übers Haar streicheln, oder ihnen in die Wange kneifen:verdutz:
Da sollten dann aber meiner Meinung nach auch die Eltern eingreifen und sich soetwas verbitten.
- schöne und blöde Geheimnisse:
Kinder müssen den Unterschied zwischen schönen und blöden Geheimnissen kennen. Ein schönes Geheimnis wird irgendwann "aufgedeckt" (z.B. Weihnachtsgeschenk) und ist für beide Seiten schön. Ein blödes Geheimnis darf nie verraten werden und ist für das Kind meist nicht schön.
- erzählen und Hilfe holen:
Eltern sollten ihre Kinder darin bestärken, dass sie ihnen alles erzählen dürfen, dass ihnen auch gegalubt wird und dass sie sich, egal wo Hilfe holen dürfen.
- Sexualerziehung:
Mit der Sexualerziehung sollte man möglichst früh anfangen und nicht erst warten, bis man denkt, die Kinder seie in der Pubertät. Kinder müssen früh ein positives Gefühl für ihren Körper entwickeln und sich ihm auch bewusst sein. Mein Körper gehört mir! ist in Zusammenhang mit der Sexualerziehung sehr wichtig. Dem Kind muss klar sein, dass niemand anderes etwas an seinem Körper zu suchen hat, wenn es das nicht möchte.
Man sollte auch nicht aus Scham ein Kind "ausbremsen" dass seinen eigenen Körper entdeckt, das gehört zur Entwicklung dazu.

So, ist jetzt recht lang geworden. Sollten Fragen oder Kritik auftauchen, nur zu.
Fachliteratur zu dem Thema gibt's speziell unter http://www2.txt.de/cgi-bin/WebObjects/TXTSVDonnaVita

Ob es mir nun etwas gebracht hat, wird sich zeigen. Ich weiß auf jeden Fall worauf ich in der Erziehung zu achten hab und bin auf Vieles neu sensibilisiert worden.

Liebe Grüße
Daniela
 
Zuletzt bearbeitet:
M

makay

Vielen Dank für Deine Ausführungen, ich werde mir das mal ausdrucken !

Ein wichtiges Thema, finde ich toll, dass die VHS so etwas anbietet.

LG
 

sandra

the best of 74
Danke für den Text - das gibt mir neue Inspirationen bzw. den Anstoss, in manchen alltäglichen Situationen noch mehr an meinen Sätzen Tizian gegenüber zu feilen.

LG Sandra
 
E

Evi25

Danke für die vielen Infos und Tipps - .... man kann nicht früh genug anfangen die Kinder in ihrem Wachstum und älterwerden zu bestärken!!!!
 
Oben