Muttermilch gegen Krebs

Tigerchen

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AW: Muttermilch gegen Krebs

Allerdings bin ich echt gesapnnt ob mir jemand eine vernünftige antwort zum Thema 80% voll stillende Norweginnen gegen 20% voll stillende Deutschen geben könnte ;)
und ich denke, es könnte eine wunderschöne reizende Diskusion daraus werden, ich unterstelle mal aber, dass es keine Antwort geben wird...
 

Florence

Gehört zum Inventar
AW: Muttermilch gegen Krebs

Tigerchen, ich denke, das wird an der Umgebung liegen. Das beginnt schon damit, daß hier in Deutschland die Schwangerschaft und Geburt sehr "medizinisiert" werden. Kaum eine Frau, die nicht bei jeder Vorsorge ihr Kind im Ultraschall sieht, kaum eine, die sich hauptsächlich von Hebammen begleiten läßt. Entbindung im Krankenhaus ist Standard, und bei der kleinsten Unsicherheit wird ein Kaiserschnitt gemacht - bzw. dieser ja teilweise auch als Entbindungsmethode gewünscht. Geburten dauern nur noch in wenigen Fällen länger als 24 Stunden, es wird zu Wehentropf, Schmerzmitteln und PDA gegriffen. Die Kinder müssen danach (in der Klinik) im Bettchen über die Flure transportiert werden, wehe, man trägt das Kind auf dem Arm (versicherungstechnische Bedenken, man könnte ja stürzen...). Es wird ein Stillrhythmus angepriesen, der oft dem Bedürfnis von Mutter und Kind nicht entspricht, wenn das Kind zu viel abnimmt (und da wird nicht geschaut, wie es dem Kind dabei geht bzw. ob vielleicht die Mutter an dem Tag erst den Milcheinschuss hat) wird zugefüttert. Dann wird die Mutter mit dem Kind nach Hause entlassen - und wenn sie sich nicht rechtzeitig gekümmert hat, steht sie ohne verläßlichen Ansprechpartner allein da. Die Kinderärzte sehen das Stillen zwar zunächst gern, wenn es aber Probleme gibt, sind sie ganz schnell überfragt und raten zur berechenbaren Flaschenmilch. Welcher Kinderarzt kann einem schon sagen, wie man mit Wachstumsschüben oder vorübergehendem Gewichtsstillstand umgeht und trotzdem weiter stillen kann?

Und nicht ganz zuletzt: Wie gehen die lieben Mitmenschen mit dem Stillen um? Geht man ins Restaurant oder Cafè stillen, wird man doch oft komisch angeschaut oder bekommt sogar blöde Bemerkungen. Wenn wir in unserer Hautarztpraxis stillenden Müttern einen ruhigen Raum anbieten, werden wir entgeistert angeschaut, sowas kennen die meisten nicht. Nur wenige Frauen können ihrem Körper und ihrem Gefühl noch uneingeschränkt vertrauen. Der Druck läßt die Milch oft nicht mehr so reichlich sprudeln. Und wer dann noch arbeiten will/muß und eine Stillpause pro Tag bei Vollzeitarbeit bekommt, der wird sich lange überlegen, ob es den Streß wert ist.

So - nun war ich noch nicht in Norwegen. Die tun aber seit mindestens 20 Jahren etwas für eine stillfreundliche Umgebung. In der Schwangerschaft, während und direkt nach der Geburt, in der Öffentlichkeit, bei den Arbeitgebern.

Da wundert mich gar nichts mehr, oder?

Nein, ich habe nichts dagegen, daß sich Mütter von vornherein gegen das Stillen entscheiden. Ich habe nichts dagegen, daß sich Mütter in Problemsituationen mit Flaschenmilch helfen und dann abstillen. Ich habe nichts dagegen, daß Kinder zugefüttert werden, wenn sie es brauchen. Ich würde mir aber eine wesentlich stillfreundlichere Umgebung wünschen - dann würden auch wieder mehr Kinder gestillt werden.

Liebe Grüße, Anke
 

Schäfchen

Copilotin
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Ich würde mir aber eine wesentlich stillfreundlichere Umgebung wünschen - dann würden auch wieder mehr Kinder gestillt werden.

*maldickunterschreib*

Das erinnert mich an ein Essen mit dem Tigerchenpapa, Ariane war noch klein ... Wir sitzen im Restaurant, ne Stillecke gabs nicht und ich sah nicht ein mich auf die Toilette zurückzuziehen, ich ess da ja mein Steak auch nicht. Der Typ vom Nachbartisch beobachtete mich die ganze Zeit und kaute dabei auf seiner Zigarre rum ... die er dann fast verschluckte während er rot anlief, als ich das Kind mit einem geübten Handgriff in Sekunden andockte. :hahaha:

Oder die Frau, die mir gespannt über die Schulter zusah, als ich Ariane am Alex stillte - da gibts nur Stühle auf dem Gang und eigentlich wird es nicht gern gesehen, wenn man da sitzt ohne was im entsprechenden Laden zu konsumieren - nun ich nahm einen Tee ;) Als ich die Dame ertappte, wurde sie auch rot. Scheinbar ist Stillen oder der natürliche Umgang damit eher ungewöhnlich ...

Ansonsten geb ich Florence recht. Mein stillfreundliches KH pocht(e) auf 4-Stunden-Zyklus und wehe, du hast das Kind nicht geweckt. Katti haben sie eingeredet, sie hat zu wenig Milch, weil der Kobold so viel abnahm, dabei hatte sie noch nicht mal einen Milcheinschuss. Wie das gelaufen wär, wenn ich nicht immer geredet und Mut gemacht hätte und die Hebi nicht auf Zack gewesen wär ... Und dann hat der Kobold lange voll gestillt und dabei Pausbacken bekommen.

Ich würde sagen, es fehlt an flächendeckender Betreuung für stillende Mütter, an der passenden und dem Kind angepassten Beratung und Betreuung. Zu viele Schubfächer, in die man die Kinder und Mütter pressen will und überfordert ist, wenn sie da nicht reinpassen.
 

Cedric04

schneller Brüter
AW: Muttermilch gegen Krebs

Danke für den Artikel.

Zum stillfreundlichen Krankenhaus kann ich auch ein Wörtchen mitreden. :bruddel:

Als Chiara zur Welt kam und auf die Herzstation musste, habe ich denen gesagt, wenn die Kleine in der Nacht Hunger hätte, sollten sie mich anrufen, ich war ja nicht weit!
Morgens stehe ich auf der Matte, ich frage: hatte Chiara denn keinen Hunger?
Die Schwester: Oh doch und wie. Wir haben ihr Fläschchen gegeben.
Dann durfte ich nur jede 4 Stunden stillen, Chiara sollte aber eifrig zulegen....!
Dann durfte ich nicht mehr stillen sondern nur noch mit Fläschchen füttern. (Es war ihnen wohl zu anstrengend jedes Mal das Kind abzuwiegen, wieviel es getrunken hat) Dafür habe ich abgepumpt auch mit einem Kampf.

Als Chiara mit 8 Monaten operiert wurde und sie nicht mehr auf der Intensiv war, durfte ich sie auch nicht stillen. Sie wollten sondieren, aber Chiara riß sich immer die SOnde aus der Nase und sie blutete.
Dann wollten sie ihr Fläschchen einflössen, aber Chiara hatte die Flasche verweigert und schrie 15 Minuten lang am Stück, 4 Tage nach der OP war das.
Als ich fragte, ob ich sie denn nicht stillen könnte, hieß es:
Herzkranke Kinder sind zu schwach um an der Brust zu trinken!!!! :achtung:


AHA, aber 15 Minuten an der Flasche schreien ist nicht anstrengend, oder wie.
ich durfte sie dann endlich anlegen und sie hat so gut getrunken wie nie zuvor.

Naja, ich hoffe, sie werden irgendwann erkennen, daß nicht jedes Kind, krank oder nicht krank gleich schwach oder gleich stark ist. Und daß es manchen Kindern sogar richtig gut tut. Chiara war nun mal ein richtiges Stillkind.
Cedric war da anders gestrickt. :rolleyes: :hahaha:
 

Tigerchen

Gehört zum Inventar
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....ach, und wie erklärst du dir das?

hab nur so paar Ideen: insgesamt sind die 80% bei Norweginnen für mich schon eine Bestätigung, dass die Aussagen, dass es nicht geht etc. wohl oft Erfahrungsdefizite und Betreuungsdefizite haben und teilweise auch einstellungsbedingt sind. Also, dass es objektiv tatsächlich nciht geht wird in vielen Fällen nciht der Fall sein.

weiter:

höherer Lebensstandard und Bildungsniveau allgemein?
grundsätzlich und speziell in dieser Hinsicht bessere Betreuung?
andere mentalität? (ich merke oft, dass ich extreme Unterschiede in den Einstellungen gegenüber Kinderkriegen und wie man Kindern gegenüber steht bei mir zu Hause und hier in Deutschland sehe. manchmal sind es Gegenpole. oft sogar echt krasse unterschiede.)
was noch?
 

Schäfchen

Copilotin
AW: Muttermilch gegen Krebs

Doris, das ist ja wohl hart ... i

Im übrigen scheint die Aufklärung aber nicht nur in KHs mangelhaft. Ich bin immer wieder auf Erstaunen gestoßen, dass ich eine Einjährige noch stillen kann, wie ich dnen noch Milch haben könne, das Kind ist doch schon so groß.
 

Tigerchen

Gehört zum Inventar
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Tigerchen, ich denke, das wird an der Umgebung liegen.

Danke, Anke, ich glaube, das ist in der Tat so. Ich habe es nämlich in Charite mitte in Berlin anders erlebt: mir wurde trotz einem nicht unerheblichen Risiko vom KS abgeraten und versichert, dass sie es schon hinkriegen. und sie haben es in der Tat bestens hingekriegt. mein Kind wurde mir sofort gegeben und nie wieder weggenommen. Beim transport lag er in meinem Arm. Zum ersten Mal anlegen wurde schnellst möglich angeraten und anlegen gezeigt, später auch immer dabei geholfen. Wenn der Kleene geweint hat, kam immer die frage: wann angelegt? nochmal anlegen!
Zu hause hatte ich wunderbare betreuung durch meine Hebi.

Wahrscheinlich, sind mir viele Dinge nnicht verständlich, da ich es so toll hier erlebt habe? da stand zumindest nichts im Wege. Und manche Schwestern waren echt goldig und menschlich so warmherzig, das hat auch geholfen. Nun lese ich bei Dir, dass es wohl eine Ausnahme ist, was ich da erlebt habe, oder?
Es könnte ja einer der wichtigsten Gründe sein. Allerdings, hat man heute so viele Infos, dass man schon sehen kann, wenn es schief läuft und sich dagegen wehren, oder?

Was tun wir, Mütter, damit sich die Zuständde wie in stillfreundlichen Ländern auch bei uns etablieren? Man kann doch sein recht auch mal einfordern? heutzutage sind wir in den kliniken Kunden, da darf man auch Rechte haben?
 
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