Mama-Fetischistin

Rita

Gehört zum Inventar
Hallo,

Johanna hat momentan eine ganz extreme Mama-Phase. Sie will trinken, Papa reicht ihr den Becher -> Anfall -> Mama soll. Papa will mit ihr zum Einkaufen fahren -> "Mama mit!" -> Geschrei, bis Mama sich anzieht und mitkommt. Papa darf gar nichts, auch nicht die Dinge, die er die ganze Zeit allein mit Johanna gemacht hat (Zähne putzen -> Mama mit, Kartoffeln aus dem Keller holen -> Mama mit...). Die Fremdel-Zeit ist doch eigentlich vorbei?

Was seltsam ist: die Oma darf alles. Bei der Oma bleibt sie, wenn wir weggehen, von der Oma lässt sie sich ins Bett bringen, füttern... Nur bei Stephan bekommt Johanna einen akuten Mama-Anfall.

Kennt ihr das in dem Alter oder muss ich es als auffälliges Verhalten aufgrund der ganzen Belastung wegen Antonias Tod verstehen? Bin mir im Moment sehr unsicher und möchte nichts verkehrt machen.
Ich versuche, immer für Johanna da zu sein, wenn sie mich braucht, aber ich bin auch sehr froh, mal eine Stunde für mich zu haben, wenn Stephan was mit Johanna unternimmt und möchte nicht immer "Mama mit". Es tut mir aber in der Seele weh, wenn sie ganz verzweifelt nach mir schreit und dann gehe ich natürlich zu ihr, was aber wiederum Stephan frustriert, wenn seine Tochter nichts von ihm wissen will.

Was meint ihr, wie soll ich mich verhalten?

Ach ja: Johanna war schon vorher auf mich fixiert, aber lange nicht so stark wie nach Antonias Tod.
Ansonsten haben wir keinerlei Probleme mit ihr, sie ist ein Musterkind. Laut meiner Psychologin ist das aber nicht unbedingt ein gutes Zeichen. Es kann auch sein, dass sie sich bewusst "unauffällig" verhält, weil sie merkt, wie traurig wir sind und sie uns nicht noch mehr belasten will. So ein Verhalten kenne ich von mir selber sehr gut.

Liebe Grüße
Rita
 
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Meike

Familienmitglied
AW: Mama-Fetischistin

Hallo, Rita!

Ach, Mensch, das ist natürlich zum jetzigen Zeitpunkt noch mal extra belastend für dich..

Wir kennen hier solche Phasen natürlich auch. Louis ist auch streckenweise sehr auf mich fixiert, das bricht immer mal wieder durch. Und es verschlimmert sich auch immer dann, wenn sich in seinem Alltag etwas verändert hat, das er nicht so schnell verarbeiten kann. Es wurde schlimmer, als wir umzogen, und legte sich nach ein paar Wochen wieder. Es wurde schlimmer, als ich anfing zu arbeiten, wurde aber auch da irgendwann wieder besser. Es wird jetzt auch immer noch schlimmer, wenn ich mal 2-3 Wochen wegen Urlaub zu Hause bin und danach der Alltag bei der Tagesmutter wieder loslegt.
Von daher gehe ich mal davon aus, dass Johanna einfach generell eher auf dich fixiert ist, Antonias Tod und deine (physische und seelische) Abwesenheit das jetzt aber nochmals verstärkt.

Was bei uns gut geholfen hat, sind Rituale im Tagesablauf, bei denen wir konsequent darauf beharren, dass der Papa sie mit Louis durchführt. Dazu gehören zB das Assistieren beim Anziehen in der Früh (mehr als assisitieren ist bei meinem Dreijährigen nicht erlaubt *g*) und das Zähne putzen abends. Dies beiden Sachen macht jeden Tag und immer nur der Papa. Egal, welche Phase Louis gerade durchläuft.
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Louis diese Rituale gut tun und Klammerphasen verkürzen, weil das eben etwas ist, was sich nie verändert.
Ansonsten versuche ich schon, Louis viel einzubeziehen, und ihm das Vertrauen zu vermitteln, dass ich IMMER, IMMER wiederkomme, wenn ich zur Arbeit fahre oder auch nur kurz aus dem Raum gehe. Was ist denn, wenn du mit Johanna alleine bist? Bleibt sie dann mal alleine im Zimmer oder schreit sie gleich nach dir? Vielleicht könnte man so anfangen, indem du sie mal für 1-2 Minuten alleine lässt, dann wiederkommst und ihr so in vielen kleinen Schritten zeigst, dass du NIE ganz weg bist.

Ach, ja - die Omi darf bei uns auch immer alles. Bei Omi darf auch ich nix mehr machen und sitze nur zu Dekorationszwecken mit im Wohnzimmer *g*

Ich wünsch dir alles Gute,
Meike
 

kolibri

Gehört zum Inventar
AW: Mama-Fetischistin

Meike75 hat gesagt.:
Ach, ja - die Omi darf bei uns auch immer alles. Bei Omi darf auch ich nix mehr machen und sitze nur zu Dekorationszwecken mit im Wohnzimmer *g*

Ich wünsch dir alles Gute,
Meike

Das ist bei uns nicht viel anders.

Leonie ist zur Zeit auch ein Mama-Kind. Wenn ich mich recht erinnere, war das bei unserer Großen auch so. Ich glaube, dass das völlig normal - wenn auch manchmal etwas anstrengend - ist. Zumindest empfinde ich das bei uns so, da ich ja nun die "Hauptansprechperson" für Leonie tagsüber bin, weil mein Mann meist nie vor 19:00 Uhr zu Hause ist. Da ist dann auch manchmal Geschrei, wenn sich Mama aus dem Zimmer entfernen möchte. Solche kleinen Rituale, wie Meike sie empfiehlt, finde ich dabei auch sehr hilfreich. Eine besser Lösung als diese fällt mir nicht ein. Aber momentan seid ihr ohnehin alle seelisch angeknackst :-(, da ist das natürlich besonders schwierig.

Alles Gute
Kolibri
 
G

gretel

AW: Mama-Fetischistin

ich denke auch, dass das hauptsächlich mit der zeit, die ihr durchgemacht habt und noch durchmacht zusammenhägt. du warst eine zeit lang weg. und sie spürt sicher auch, dass du manchmal "weg" bist, auch wenn du da bist.

klar gibt es auch sonst immer mal wieder besondere phasen, wo die knirpse mal wieder mama-fixiert sind. habe ich auch bei anderen immer mal wieder gelesen und auch bei uns festgestellt. die gehen aber in der regel auch wieder weg und sind meist dann besonders stark, wenn das kind sich wieder einen schritt weiter abnabelt. ich hatte da anfang herbst beim arzt auch so ein erlebnis gerade beim kinderarzt. die sagte aber diese o.g. begründung und dass das völlig normal sei.

(bei uns ist es sonst eigentlich nicht so, dass unser sohn mama-fixiert ist, obwohl mein mann die woche über nie da ist. wenn der nämlich da ist, ist er total papa-fixiert.)

bei dir kommen da vielleicht diese 2 sachen zusammen.

was deine psychologin sagte: war johanna schon vorher so bewusst "unauffällig"? für mich klingt das auch sehr einleuchtend, was sie sagt. besonders wenn es erst jetzt so deutlich zum vorschein kommt. dann ist das "ventil", wo es bei ihr rauskommt, eben einzig die mama-fixierung.

dass das bei der oma geht, liegt dann wohl daran, dass frauen einfach emotionaler und intuitiver handeln und sind. das spürt ein kind ja auch. dein mann scheint sehr in sich gekehrt zu sein (so wie er alles mit sich selbst auszumachen scheint, wie männer ja meist sind). vielleicht ist es das, was dein kind nun eben gerade nicht will. schwer zu erklären, was ich meine.

man sagt ja oft, dass mütter diese unbeschwerte art nicht haben, mit kindern umzugehen, wie die väter. das ist eine best. art zu toben etc.. diese unbeschwerte art wird dein mann sooo jetzt vielleicht noch nicht wieder haben. kann es aber durch das andere, was frauen dagegen haben, nicht ausgleichen, weil er eben ein mann ist?! (versteht mich noch jemand?)

ich denke, in dem maße, wie es euch selbst besser geht, wird das auch wieder besser. was sagt denn die psychologin, wie du damit umgehen sollst? (übrigens, schön, dass du dir hilfe holst.)
 
M

mayon_chiara_finja_maya

AW: Mama-Fetischistin

Hallo Rita

Ich würde rein instintiv beantwortet *vom Bauchgefühl her* sagen.. geh mit & lass Ihre Wünsche.
Du warst für sie eine Zeitlang weg & Du bist immer noch nicht die Mami von vorher *geht doch auch nicht* aber sie merkt die Veränderung & kann das nicht einordnen.

Ich weiß das darf man nicht vergleichen; ich lag in Mayas SS sehr oft im KH & in den ersten Tagen war Finja immer mein Schatten; sie wollte mich immer in Sichtweite haben *ich lag eh auf der Couch und konnte nicht weg*

Chiara war bis sie 3 Jahre alt war unser geliebtes Miss Patex Kind .. sie hing nur bei mir & aufeinmal ist bei ihr der Knoten geplatzt .. tja nun is sie zum Papakind mutiert *seufz* .. na ja was ich damit sagen möchte; hab Geduld .. ist mein Standartspruch ich weiß aber auch sie hat Ihre Schwester verloren & merkt wie traurig die Mami ist .. das ist vieleicht Ihr Weg Dir zu zeigen; aber ich bin für Dich immer da !!!
 
G

Grisu

AW: Mama-Fetischistin

Liebe Rita,

Manuel ist von klein auf ein Mama-Fetischist. Da durfte Papa auch nicht dies oder das machen - sein Ausspruch war oft: NUR Mama!

Und jetzt schön langsam merke ich, wie Papa viele Dinge tun darf.

Ich denke, dass das - jetzt abgesehen von der akuten Situation, die ihr durchlebt - eine Phase ist.
Manchmal habe ich auch gemerkt, dass bei Manuel die Mamabezogenheit besonders stark war und dann sozusagen etwas Neues zum Vorschein kam bei ihm. Im Nachhinein habe ich das oft bemerkt. Vielleicht macht Deine Kleine einen Entwicklungsschritt, den sie merkt und der ihr vielleicht auch etwas Angst macht oder sie beunruhigt.
Vielleicht ist es auch eine Art Selbstbestimmung, wenn sie sagt, wer was machen darf - und ich finde so was auch wichtig. Dass sie merkt, dass das angenommen wird - und sie sich so angenommen fühlt mit ihren Gefühlen.

Ich kann total verstehen, dass Du froh bist, wenn Du etwas Luft hast und der Papa "Aufgaben" erfüllen darf.

Ganz lieben Gruß
Christine
 

Rita

Gehört zum Inventar
AW: Mama-Fetischistin

Ach, ja - die Omi darf bei uns auch immer alles. Bei Omi darf auch ich nix mehr machen und sitze nur zu Dekorationszwecken mit im Wohnzimmer *g*
Genauso ist es :jaja:

das ist vieleicht Ihr Weg Dir zu zeigen; aber ich bin für Dich immer da !!!
So hab ich das noch gar nicht gesehen - irgendwie ein sehr schöner und tröstlicher Gedanke...

was deine psychologin sagte: war johanna schon vorher so bewusst "unauffällig"? für mich klingt das auch sehr einleuchtend, was sie sagt. besonders wenn es erst jetzt so deutlich zum vorschein kommt. dann ist das "ventil", wo es bei ihr rauskommt, eben einzig die mama-fixierung.
Johanna war schon immer sehr lieb, sowohl liebebedürftig als auch liebevoll (Mama eia macht sie ungefähr 100x am Tag). Sie ist zwar sehr emotional und impulsiv, aber hat uns immer Freude gemacht. Ein echtes Musterkind, nicht im Sinne von "immer brav", sondern von "liebevoll, eifrig, wissbegierig, clever", wenn ihr wisst, was ich meine.
Mir fällt aber auch auf, dass sie NOCH weniger jammert oder zickt als vorher und öfter kuscheln will.

dein mann scheint sehr in sich gekehrt zu sein (so wie er alles mit sich selbst auszumachen scheint, wie männer ja meist sind). vielleicht ist es das, was dein kind nun eben gerade nicht will. schwer zu erklären, was ich meine.
Eigentlich ist mein Mann gar nicht in sich gekehrt. Sein zweiter Name ist "extrovertiert" :) Super gesprächig, outgoing, auffällig (mich kennen die Leute immer nicht - oft heißt es: "ach du bist die Frau von DEM")

(übrigens, schön, dass du dir hilfe holst.)
Ja, ich habe Glück gehabt und schnell eine Therapeutin gefunden, die mich genommen hat. Sie hat Erfahrung mit dem Thema, meine Hebamme hat sie mir empfohlen und ich hatte gleich einen Draht zu ihr.Sie ist gleichzeitig Kinderpsychologin, was ich sehr gut finde.

Es wurde schlimmer, als ich anfing zu arbeiten, wurde aber auch da irgendwann wieder besser.
Tja, ab Ende Januar muss ich dann wieder arbeiten. Bin sehr gespannt, wie das laufen wird und hab noch keinen Plan, wie ich das schaffen soll...
 
S

Schneck

AW: Mama-Fetischistin

Liebe Rita,

ich weiß, was du für eine schwere Zeit durchmachst und ich denke schon, dass sich das alles auch in Johannas Verhalten widerspiegelt, aber...

Paul war nie ein Mama-Kind und vor 2,5 Monaten war es auch bei ihm soweit: Papa NEEEEEIIIIN! Papa durfte ihn nicht ins Bett bringen, durfte ihn nachts nicht aus dem Bett holen, durfte ihm nicht das essen kochen, durfte nicht spielen... Papa sollte sich am besten in Luft auflösen! Und mein Mann hat gelitten wie ein Tier.

Ich weiß von sehr vielen Freunden, dass ihre Kinder - alle sehr unterschiedliche Charaktere - genau in dem Alter auch diese Marotte hatten.

Nach ca. 2 Monaten war der Spuk vorbei - ach ja und Oma (obwohl nur 3-4 mal im Jahr zu sehen) durfte auch da immer alles und dann MUSSTE Mama auch das Feld räumen!

Ich wünsche euch alles Liebe und viel Kraft und Ausdauer für die nächste Zeit...

Alles Liebe
Bettina
 
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