langzeitstillen

Florence

Gehört zum Inventar
Hallo,
Ich finde diese Diskussion hier sehr schön.
Als Saskia geboren war und ich sie das erste Mal anlegte, war ich sehr froh, als ich sah, wie sie genüßlich saugte. Als sie das erste Kilo zugenommen hatte, war ich stolz wie Oskar. Als sie vier Monate alt war, hatte ihre Gewichtszunahme etwas stagniert, es waren in acht Wochen nur 320 g mehr geworden. Und eine Kinderärztin (nicht der, zu dem ich sonst immer gehe, er ist absoluter Stillfan) riet mir lapidar zum Zufüttern. Ich war sehr traurig, weil ich ein Gefühl des Versagens gegenüber meinem Kind hatte. Nach Absprache mit meiner Hebamme und gutem Rat hier aus dem Forum ließ ich das Zufüttern aber sein und machte Power-Stillen. Nach einigen Tagen floß auf einmal so viel Milch, daß drei Kinder satt geworden wären. Saskia hatte ihr Gewicht innerhalb kurzer Zeit aufgeholt und liegt seitdem wieder auf "ihrer" Perzentilenkurve. Seitdem habe ich absolutes Vertrauen zu meinem Körper und Saskias Bedarfsanmeldung. Diese Krise hat uns sehr eng zusammengeschweißt. Ich habe sie 24 Wochen und zwei Tage voll gestillt. Dann wurde ihre Neugier auf anderes Essen zu groß, sie wollte etwas anderes. Also gab es den ersten Gemüsebrei. Ich bin froh, so lange mit dem Zufüttern gewartet zu haben, weil sie vom ersten Tag an mit dem Löffel prima klarkam, auch das Trinken aus der Tasse funktionierte sofort. Das einzige, was Saskia nicht kann, ist aus der Flasche zu trinken. So nach und nach haben wir jetzt drei Beikostmahlzeiten eingeführt und sie ißt gern, keine Riesen-Mengen, aber so viel, daß sie gut satt wird. Aber am meisten genießt sie immernoch unsere Stillmahlzeiten morgens im Bett, abends vor dem Einschlafen und auch einmal in der Nacht noch. Und ich bin stolz und wirklich fasziniert davon, wie gut sich der Körper einer Frau an diese veränderte Nachfrage anpassen kann. Jede Nacht ist genug Milch da, um meine kleine Maus satt zu machen, und wenn es nötig wäre, bin ich mir sicher, könnte ich innerhalb von ein, zwei Tagen wieder voll stillen.
Auch wenn ich als Ärztin ja sonst mit dem menschlichen Körper und seinen Funktionen bestens vertraut bin, meine Stillgeschichte bisher lehrt mich Ehrfurcht und Vertrauen in die Natur des Menschen.
Die Reaktionen der Umwelt sind auch bei mir nicht gerade verständnisvoll. Vor der Geburt hieß es nur: In unserer Familie konnte keine Frau lange stillen, die Milch reichte nicht. Als die Maus drei, vier Monate alt war, wurde mir dringend zum Zufüttern geraten - sie braucht doch jetzt deutlich mehr (ich hatte nichts von unserem damaligen Problem erzählt). Als die "frohe Botschaft" von der ersten Breimahlzeit verkündet wurde, meinten alle: Na endlich! Jetzt fragt niemand mehr nach, ob es Flasche oder Brust gibt, es ist selbstverständlich, daß Saskia weiter gestillt wird. Wie lange ich noch stillen werde, hängt davon ab, wie lange wir es beide wollen. Und wenn Saskia mit zwei Jahren immer noch mal an die Brust will, warum nicht (es wird sicher nicht tagsüber sein, wenn sie es jetzt nur noch abends/nachts/morgens gewohnt ist). Ich habe einen kleinen Traum: Ich möchte Saskia nicht an die Flasche gewöhnen müssen. Meine feste Überzeugung ist: Ein Kind kann auch ohne Flasche groß werden. Für das Saugbedürfnis bekommt sie einen Schnuller, den sie aber nur zum Einschlafen und unterwegs ab und zu braucht. Ansonsten ist sie ein zufriedenes, ausgeglichenes und für ihr Alter gut entwickeltes Kind. Und ich denke, dafür ist auch ein bißchen das Stillen verantwortlich.
Entschuldigt, daß es so lang geworden ist, aber als ich Eure Statements gelesen hatte, war es mir ein Bedürfnis, das alles aufzuschreiben.
Liebe Grüße, Anke
 
M

Märilu

Florence hat gesagt.:
Seitdem habe ich absolutes Vertrauen zu meinem Körper und Saskias Bedarfsanmeldung. Diese Krise hat uns sehr eng zusammengeschweißt.......
Und ich bin stolz und wirklich fasziniert davon, wie gut sich der Körper einer Frau an diese veränderte Nachfrage anpassen kann. Jede Nacht ist genug Milch da, um meine kleine Maus satt zu machen, und wenn es nötig wäre, bin ich mir sicher, könnte ich innerhalb von ein, zwei Tagen wieder voll stillen.
Auch wenn ich als Ärztin ja sonst mit dem menschlichen Körper und seinen Funktionen bestens vertraut bin, meine Stillgeschichte bisher lehrt mich Ehrfurcht und Vertrauen in die Natur des Menschen.

Liebe Anke, diese Erfahrung habe ich auch gemacht:

Maria war, als sie ein Jahr alt war, einmal so krank, dass sie NICHTS zu sich genommen hat außer meiner Milch. Du kannst Dir wahrscheinlich vorstellen, wie froh ich war, dass ich noch stillte. Ich habe sie zwei-drei Tage lang NUR gestillt, eben was da war, immer wenn sie es verlangte, auch alle zwei Stunden.
Das Ende vom Lied war ein Megamilcheinschuss und dass ich sie noch weitere 3 Tage lang voll stillte und sie damit SATT bekam. Ich hatte wieder solche Mengen an Milch, das ich locker ein Baby von ?? Monaten hätte stillen können - kein Problem.
Auch das Runterdrosseln auf 3-4 Mahlzeiten in 24 Stunden war danach kein Problem.
Das sind einfach tolle Organe! :-D

Florence hat gesagt.:
Meine feste Überzeugung ist: Ein Kind kann auch ohne Flasche groß werden.

:jaja: Sehe ich absolut genau so - Meine beiden kennen keine Flasche, maximal den Schnabelaufsatz.

Florence hat gesagt.:
Ansonsten ist sie ein zufriedenes, ausgeglichenes und für ihr Alter gut entwickeltes Kind. Und ich denke, dafür ist auch ein bißchen das Stillen verantwortlich.
Es gibt viele Studien, die sich mit dem Einfluss von Stillen auf die Entwicklung beschäftigen, z.B. die emotionale oder die Intelligenzentwicklung, sie alle zeigen: Stillen ist in jeder Beziehung positiv!


@ Tami 70: Danke Dir für das Kompliment! Der Beitrag ist mir vorhin so aus de Fingerspitzen geflutscht... :)

@Tami: Ich bewundere Dich, wie Du das schaffst mit Stillen + Arbeiten gehen. Ich habe Deine Beiträge gelesen, wie schwierig das am Anfang war und bin froh, dass es jetzt so gut klappt!!!!! Ich glaube, ich hätte alles hingeschmissen, wenn mein Kind so geschrien hätte... :heul: :(
Ich wünsche Euch, dass Ihr noch lange eine schöne Stillbeziehung habt!! :jaja:

Liebe Grüße
Kerstin
 

Tamara

Prinzessin
Irgendwie geht es mir richtig gut, wenn ich Eure Zeilen lese :bussi: ! Ich war ja auch schon kurz davor, ganz abzustillen, weil ich körperlich ziemlich fertig war. Fand die Idee auch ganz toll von mir :-? und als es "ernst" wurde, habe ich es immer vor mir hergeschoben und war maaßlos traurig (meine Unsicherheit merkt man ja auch in meinen anderen Postings). Jetzt mit der Beikosteinführung sind meine Sorgen wie weggeblasen, weil wir einen klasse Kompromiss geschlossen haben, mit dem Sohnemann und ich suuuper leben können. Ich stille ihn noch 3-4 x täglich, er genießt es und ich genieße es und ans Abstillen denke ich erstmal nicht mehr :jaja: . Ich werde schauen was die Zeit bringt und genieße einfach diese wundervolle Zeit !

@ Tami: also ich muss auch sagen: Supe Leistung, das Du noch voll stillst UND arbeiten gehst :bravo: ! Und trotzdem hörst Du Dich echt enspannt an !

Liebe Grüße
Tami70
 
M

Märilu

Liebe Tami 70!

Es ist ein sehr großer Unterschied, ob voll oder teilgestillt wird, kräftemäßig.
Teilstillen ist weitaus weniger kräftezehrend.

NACHSCHUB ist wichtig und genug trinken und es sich gut gehen lassen und wenn nötig eben auch mal nachhelfen, damit die Depots wieder aufgefüllt werden. Meine beiden Mäuse haben ja lange gebraucht, bis sie gegessen haben und ich weniger stillen konnte, aber mit 7-... Monaten wollte ich eben auch nicht mehr mit Flasche anfangen, weil ich immer dachte, jetzt fangen sie ja bald an mit Mampfen... - naja, jedenfalls kenne ich mittlerweile genug Päpperle für die Mutti, damit es weitergeht. :-D

Stillen bedeutet einen enormen Stoffwechselumsatz, ist eine Anstrengung für den Körper, es ist richtig ARBEIT und für die Arbeit muss ich mir eben die Arbeitsmaterialien, die ich dazu brauche, bereitstellen...

Apropos essen... :-D ich gehmal weiter!

Liebe Grüße
Kerstin
 

Tami

Partyschnecke
Mensch sind das schöne Postings hier geworden. Es macht Spass das zu lesen!

Danke euch auch für euren Zuspruch!

Die Entscheidung zu stillen, obwohl klar war, das ich bald wieder würde arbeiten gehen, ist mir ganz leicht gefallen. Ich wollte ja bei Lukas schon sooooo gerne stillen. Na ja und irgendwie hab ich wohl eine dicke Schutzmauer um mich rum gezogen. Ich hab einfach gesagt ich schaue wie alles wird, ich stille und das wird schon ( angst das es wieder in die Hose ginge hatte ich zwar irgendwo in mir schon...), wir sehen dann schon wie es wird, wenn es soweit ist. Was sollte ich mir vorher einen Kopf machen? Meine Chefin wußte ja das ich bald nach der Entbindung wieder arbeiten würde. Als sie jedoch hörte das ich voll stillte, kippte sie fast vom Stuhl, damit hatte sie wohl nicht gerechnet. Ich muss dazu sagen, dass ich durch das Stillen nur bedingt eingesetzt werden kann und auch nicht in meiner sonstigen Verwendung ( bin Hüterin des Gesetzes :-D ). Nun wisst ihr das konnte aber nicht mein Problem sein. Das Wichtigste zur Zeit ist das Wohlergehen meines Kleinen und nix anderes. Wie man sieht wurden ja schließlich auch Lösungen gefunden und alles lässt sich vereinbaren.

Ich bin übrigens auch nur noch am Essen... :winke: Märilu. Besonders Schocki scheint mein Körper zu brauchen, :oops: . Das Resultat ist das ich trotz des Stilljobs zugenommen hab.... Das schafft nicht jeder ( Galgenhumor). Klar bin ich damit nicht unbedingt glücklich, aber was solls, wenn mich Rufus angrinst und zufrieden schmatzt ist eh alles andere egal. Damit meine Kilos wegzubekommen befasse ich mich dann später wieder....

Es ist so schön, auch ich teile die Ehrfucht vor der Mutter Natur!

@Tami 70

manchmal bin ich echt überrascht, aber irgendwie bin ich wirklich was das Stillen angeht mittlerweile sehr entspannt. Hierfür ist teilweise glaub ich auch einfach mein süsser Lukas verantwortlich. Er macht mir vieles klar und ich bin an ihm schon so sehr gewachsen. Eigentlich wachsen wir beide täglich. Es ist schwer zu beschreiben...

@Florence,

mir ging es bei den Beiträgen hier wie dir, auch mir wurde es einfach ein Bedürfnis mich euch mitzuteilen.

lg Tami
 
F

funferret

Hallo zusammen,

ich geselle mich auch zu den Stillfans und Langzeitstillenden :D !!

Das Stillen hat bei Tom und mir noch eine ganz besondere Bedeutung, er ist über 11 Wochen zu früh geboren worden und nach über drei Monaten pumpen und oft das Gefühl zu haben eine EU-Kuh zu sein, haben wir es mit Zähigkeit geschafft voll zu stillen. Mein Minimann hat mich regelrecht dazu "gedrängt", für uns ist es auch ein "Wiedergutmachen" der sehr unangenehmen und langen Krankenhauszeit. Wir genießen es beide sehr !!
Wenn ich auf andere Leute ( KIA und die lieben Angehörigen ) gehört hätte, würde er schon seid drei Monaten Beikost bekommen. Am schlimmsten war der KIA :shock: , da mußte ich mir den Spruch anhören: der schreit ja schon nach Beikost....., der brauch was "richtiges", Fleisch und besondere Stoffe, die nicht in der Mumi sind... Nur welche sind das ?????

Na ja, wie dem auch sei, nun merke ich deutlich, das er auch anderes möchte, und bald fange ich mit einem weinenden Auge mit der Beikost an.
Aber das Stillen werden wir wohl hoffentlich noch lange genießen....

Liebe Grüße

Andrea + Tom ( *22.12.02/ SSW 28+5)
 

Jesse

sprachlos im Spreewald
Was für ein wundervolles Posting! :)
Auch ich habe Emma sehr lange und super gerne gestillt. Ich musste mir ebenso wie víele von Euch immer und immer wieder Sprüche anhören, bei denen mir teilweise wirklich die Spucke wegblieb 8O . Emma hat bis zum heutigen Tage nicht eine einzige :!: Milchflasche bekommen und ich denke, das dürfte Beweis genug dafür sein, das es auch ohne geht. Des öfteren musste ich mir Dinge sagen lassen wie: "Wie lange willste denn noch stillen!?" "Guck doch mal, das Kind hat doch Hunger und braucht mal was Anständiges!" "Du bist voll öko :o " "Deine Milch hat doch gar nicht mehr genug Nährstoffe" "So,so! Du stillst also!? Und das geht wirklich"
Noch heute kriege ich nur beim daran denken eine Gänsehaut, wie viele Menschen heute noch so unaufgeklärt reagieren können.
Ich würde es immer wieder so machen, wie ich es mit Emma gemacht habe :jaja: Ich würde jede junge Mama von Herzen darin unterstützen ihr Baby zu stille und ich bin auch heute noch sowas von stolz, das ich sooooooooo lange gestillt habe.
Mit diesem Posting zeige ich allen, -die immer wieder behauptet haben, man könne gar nicht ohne Milchflasche- von ganzem Herzen einen "Effenberg". :-D

LG Jesse
 
M

Märilu

Hallo Tami!

Schoki in der Stillzeit, ein Thema für sich!! :-D

Ich war auch ganz schrecklich auf Schoki aus...

Aber gut ist es sicherlich nicht, ich hatte schon oft ein schlechtes Gefühl... :-?

Kakao ist ein den Körper stark austrocknendes Genussgift, eigentlich nicht so das Wahre in der Stillzeit, in der man sowieso auf seinen Flüssigkeitshaushalt achten sollte. Naja,und Zucker und süße Sachen sucht man sich halt, weil man selbst so viel "Süßes" = Mumi fabriziert... gleichzeitig raubt es Vit. B - das braucht man eigentlich wieder dringend für die Nerven im Leben mit Kindern...

Manche sagen ja auch, so eine Schokoladengier käme von einem Magnesiummangel. Schüsslersalz Nr. 7 (Magnesiumsalz) hat mir oft geholfen, die Sucht und Gier zu zügeln, es hat eine ähnlich entspannende Wirkung wie Schoki.
Nr.9 hilft bei Heißhunger allgemein. Und ganz toll beim Stillen ist auch Nr.2 als allgemeines Aufbaumittel...

Bist Du Polizistin oder welche Art der Gesetzeshüterin? :)

Grüßle
Kerstin
 
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