Klasse überspringen ?!

Brigitte+3

Dauerschnullerer
Hallo,
unser "Problem" ist, das Dominik zu gut für die 1.Klasse ist - ich hatte am Freitag noch einmal ein Elterngespräch mit seiner Klassenleiterin und sie meinte, sie habe bereits mit dem Rektor der Schule gesprochen und mit Dominik muß etwas passieren. Er macht mittlerweile den 2.Klass-Stoff und das teilweise auch "zu gut". D.h. entweder wir lassen ihn in die 3.Klasse springen oder in die 2.Klasse. Sie meinte das sei sehr ungewöhnlich aber er tut sich nun mal einfach zu leicht. Bei der Entscheidung wollen sie uns nun mit Tests nach den Ferien weiterhelfen. Ich muß sagen, das die Lehrerin auch mir gegenüber sehr bemüht ist und auf meine Ängste eingeht (Dominik ist mit gerade 6 Jahre in die Schule gekommen, er wird diesen August erst 7.)
Wer hat ein Überspringer-Kind und wie ist das gelaufen, gerade mit der Neuen Klasse insbesondere den Klassenkameraden. Für Dominik würde es nämlich bedeuten er käme mit den Nachbarskindern zusammen in eine Klasse und die rödeln halt so rum, damit sie von Jahr zu Jahr weiterkommen.
Schade finde ich eigentlich das man mit fast niemandem ehrlich darüber reden, kann, die meisten tun das so olala ab - und bei den anderen heißt es dann - na ja er konnte ja auch schon lesen, warum habt ihr ihm das eigentlich beigebracht.
Der wird schon noch sehen wo er bleibt!

Ich mag mit keinem mehr diskutieren, denn mittlerweile habe ich das Gefühl man mß sein Kind "dumm halten" damit es nicht auffällt.

Ich hoffe das versteht jetzt keiner Falsch !!!

Viele Grüße
Brigitte
 

Anouschka

Lexikon der 1000 Vornamen
AW: Klasse überspringen ?!

Hallo Brigitte,
ich habe ja noch keine Kinder, aber doch schon öfter, als angehende Lehrerin, solchen Fällen durchgesprochen oder mitbekommen.
Erst einmal muss ich dir sagen, dass ich das Verhalten der "anderen" echt unverschämt finde. Aber anscheinend ist es in unserer Gesellschaft nicht mehr die Regel, dass man die Leistungen anderer ganz normal anerkennen kann. Es wird immer gleich gemunkelt oder ein Leistungsdruck angenommen oder er entsteht (bei den anderen Kindern).
Die Tests solltet ihr auf jeden Fall machen und nochmals mit der Klassenlehrerin und dem Rektor ein Gesprächstermin vereinbaren. Wenn es geht auch mit Dominik. Es ist wichtig, dass er auch mit entscheidet.

Da ich seine Leistungen jetzt nicht kenne, kann ich dir auch nicht sagen, ob die 2. oder 3. Klasse geeigneter ist. Aus eigener Erfahrung mit Überspringern ist aber auch die körperliche Entwicklung mit zu beachten. Wenn euer Sohn erst 6 Jahre alt ist, geh ich davon aus, dass er körperlich einem 1. Klässler entspricht. Von dem Standpunkt aus würde ich euch die 2.Klasse eher ans Herz legen, als die 3. Wir hatten an der GS einen ähnlichen Fall, in der ein Junge mit 5 eingeschult wurde und von seinen Eltern aber als Hochbegabt eingestuft wurde. Der Junge ist jetzt mit 10 Jahren in der 8. Klasse Körperlich kann er einfach nicht mit 13/14 jährigen mithalten. Das belastet ihn ungemein. Falls Dominik jedoch je auch in der 2. Klasse unterfordert sein sollte, dann würde ich mich evtl. nach einer Begabtenschule kundig machen. Dort ist die Förderung der Kinder weit aus besser als an einer normalen Schule.

Ich wünsche euch alles Gute!

Liebe Grüße
Annika
 
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waldschnepfe

Dauerschnullerer
AW: Klasse überspringen ?!

Liebe Brigitte,

ich habe selber ein Schuljahr übersprungen, allerdings nicht die erste sondern die neunte Klasse. Meine Eltern waren damals sehr skeptisch und vorsichtig und haben die Probleme, die ich meiner Klasse hatte immer wieder versucht, anders zu lösen. Zeitweilig musste ich sogar regelmässig zur psychologischen Beratung gehen. Erstmalig war am Ende der 5. Klasse vorgeschlagen worden, dass ich überspringe, aber meine Eltern meinten immer, dass es auch so gehen muss, dass ich keine Extrawurst brauche etc... In der achten war es dann so schlimm, dass ich die Lehrer terrorisiert habe und meine netten Mitschüler mich kollektiv in eine Mülltonne gesteckt und diverse Male verprügelt haben. Für meine soziale Entwicklung waren die 6. bis 8. Klasse also echt richtig mies. Dann habe ich übersprungen und mit einem Mal war alles gut. Die Noten blieben wie gehabt auf 1+Niveau aber die anderen Schüler waren einfach viel weiter. Plötzlich hatte ich Freunde, wurde akzeptiert und auch die Lehrer waren viel motivierter. Später wurde mir dann nahegelegt, die 11. Klasse auch noch mal zu überspringen, aber da wollte ich nicht mehr, weil ich mich wohl fühlte und keine Lust hatte zu hetzen. In der Oberstufe gab es durch das Kurssystem ja auch viel bessere Möglichkeiten, sich interessante Sachen rauszupicken und selbst seine Herausforderungen zu suchen. Ich habe dann z.B. neben Englisch und Französisch, die ich schon vorher gelernt hatte, in der 11 noch mit Russisch und Spanisch angefangen.
Aufgrund meiner Erfahrungen würde ich davor warnen, zu lange mit dem Überspringen zu warten. Man sollte es glaube ich nicht so weit kommen lassen, dass das Kind in seinen sozialen Kontakten (und auch seinem Selbstbewustsein) nachhaltig beeinträchtigt wird. In den Grundschuljahren ist allerdings neben der intellektuellen Entwicklung auch noch die körperliche Entwicklung (bei Jungen, die sich ja stark über ihre Körperlichkeit definieren und mit anderen vergleichen besonders wichtig) und die soziale Entwicklung zu beachten. Wenn Ihr Euch für ein Überspringen entscheidet, solltet Ihr also darauf achten, Euren Sohn auch hierbei optimal zu fördern, damit er mit seinen neuen Klassenkameraden mithalten kann. Das könntet Ihr z.B. tun, indem Ihr ihn in einem Sportverein anmeldet (z.B. Judo fürs Selbstbewusssein, Fussball für die Teamfähigkeit etc.)
Damit er auf dem Teppich bleibt, kann es auch sehr hilfreich sein, wenn er ein Hobby hat, wo er nur Durchschnitt ist. Bei mir war das das Geigespielen. In den Jahren vor dem Überspringen hat mich das glaube ich gerettet, weil ich im Orchester Mitglied einer Gemeinschaft war, wo ich einfach so mitgeschwommen bin und nicht bei jeder Gelegenheit aus dem Rahmen fiel so wie in der Schule.
Wenn Ihr Euch doch erst mal gegen das Überspringen entscheidet, solltet Ihr halt darauf achten, dass er genug "Input" bekommt. Viel kann man da selber machen: Bücher, Museum, Natur entdecken, Experimentieren etc. Dadurch könnte allerdings auch der Abstand zu seinen Klassenkameraden noch größer werden. Ihn "dumm" zu halten nützt aber auch nichts, weil er dann nur Frust schiebt und irgendwann komplett verweigert.

Ich wünsche Euch alles Gute für Euren Weg und vor allem gute Nerven...

Verena
 
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