Klammern - ich kann bald nicht mehr

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Heele

Hallo Schnullerfamilie,

mein erster richtiger Beitrag und dann gleich ein ziemlich verzweifelter, aber ich muss da jetzt einfach mal fragen, ob das bei anderen genauso ist/war.

Christoph ist ungeheuer auf mich fixiert. Er hängt mir ständig am Bein, und das meine ich wortwörtlich. Er umklammert mein Bein mit den Armen. Ist das nicht möglich, weil ich mich in Bewegung befinde, läuft er dicht hinter mir her und hält sich an meiner Jeans fest. Bleibe ich stehen, kommt wieder der Klammergriff.
Wenn ich dusche, sitzt er vor der Dusche und weint. Setze ich ihn in den Kindersitz, mache die Autotür zu und gehe ums Auto rum, weint er, weil er mich dann kurz nicht sehen kann.
Andere Leute schaut er kaum an, lässt sich von keinem hochnehmen. Wir sind in einer Krabbelgruppe und die anderen Eltern sind wie Luft für ihn. Mit den Kids spielt er schon, aber nur, wenn ich direkt danebensitze. Wenn ich nur einen Schritt mache, läuft er hinter mir her.
Wenn er bei meiner Mutter ist, dann spielt er anscheinend schon, er weint nur, wenn ich gehe ( und da komme ich mir gemein vor), und wenn ich wiederkomme, dann rennt er mir entgegen und weint.

Er ist schon munter, aufgeweckt und spielt auch gerne, nur muss ich IMMER dicht dabei sein. Er wirkt auch nicht unglücklich.

Chris ist mein erstes Kind (geb 03/200:relievedface:, also habe ich keinen Vergleich. Ich weiss nicht, ob das noch normal ist. Der Kinderarzt sagt, das gibt sich, die anderen Mütter erzählen mir immer, dass ihre Kinder das nie tun/getan haben, und geben mir immer irgendwie das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben. Eine Mutter hat mir gestern gesagt, dass Chris ein asoziales Kind werden würde (asozial in dem Sinne, dass er sich nicht in eine soziale Gruppe eingliedern könne), und dass sie da schon lange was getan hätte.

Nur, was soll ich denn tun? Ihn weinen lassen? Kann ich nicht. Das kann ich einfach nicht, da bricht mir das Herz. Sonst habe ich keine Ideen, ich hab nur das Gefühl, da etwas falsch zu machen.

Und ganz ehrlich gesagt, es nervt mich. Ich liebe mein Kind, aber manchmal halte ich es kaum noch aus, fast 24 Stunden am Tag auf Tuchfühlung mit ihm zu sein, egal wo, beim Einkaufen, Duschen, auf dem Klo und beim Lesen. Die Stunden, wo er mal bei meiner Mutter ist, geniesse ich in vollen Zügen, auch wenn ich ein schlechtes Gewissen dabei habe.

Ich habe noch nie ein anderes Kind in Christophs Alter gesehen, das so intensiv klammert.

Bitte, helft mir, wenn ihr könnt. Seid bitte ehrlich, habe ich etwas falsch gemacht? Was soll ich machen? Ist das eine Phase (wenn ja, dann dauert die aber schon lange)? Haben Eure Kinder das auch gemacht?

Ziemlich verzweifelte Grüsse
Heele
 
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5MädelHaus

Hi!

Ich kann Dir versichern, solche Kinder gibt es noch mehr, z.B. meine Aurélie :jaja: und auch Marlene von Giovanna, vielleicht meldet sie sich ja noch. Schau mal hier hat Giovanna mir eine ganz tolle Antwort gegeben: http://www.schnullerfamilie.de/forum/viewtopic.php?t=47617

Du hast gar nichts falsch gemacht, im Gegenteil Du machst das genau richtig, Du gibts ihm die Nähe die er braucht und gehst so auf seine Bedürfnisse ein. Wenn es für Dich ertragbar ist, würde ich gar nix daran ändern.

Das muss gar nicht sein, dass er deswegen ein asoziales Kind wird, das halten ich für *sorry* totalen Blödsinn. Ich weiss gar nicht warum, Kleinkinder schon in die Gesellschaft "passen" müssen.

Lass Dich nicht unterkriegen.

Solidarische Grüsse

Rachel
 
H

Heele

Hallo Rachel,

Danke erst mal für die liebe Antwort und auch den verlinkten Beitrag. Ich habe mir das durchgelesen und es klingt für mich nachvollziehbar. Ich muss darüber noch ein wenig nachdenken und meine Beziehung zu Christoph mal ein wenig analysieren, glaube ich.

Was mich aber noch viel mehr beruhigt, ist, dass ich nicht die Einzige bin!!!
Das tut wirklich gut, denn bisher hat mir gegenüber noch nie eine andere Mutter zugegeben, dass ihr Kind auch so klammert.

Ich bin einfach noch sehr unsicher, denke ich. Ich habe keinen Vergleich in unmittelbarer Nähe, Chris ist mein erstes Kind, in der Verwandschaft/ Nachbarschaft gibt es kein Kind in verleichbarem Alter. Vielleicht werde ich ruhiger, wenn ich auch mal 4 Kinder habe :)

Aber ich will natürlich auch alles richtig machen. Ich gebe mir wirklich Mühe, nur manchmal kommen mir da einfach Zweifel. Der Tag war heute so anstrengend (sag mal, wie managst Du 4 Kinder??? Mein Tag hat ja schon für eines nicht genug Stunden! Mein Respekt!) und heute nach habe ich auch nicht viel geschlafen, und momentan bin ich einfach ein bisschen niedergeschlagen. Und wenn dann solche Sprüche kommen, dass ich da etwas ganz falsch mache, dann kan ich meistens gar nichts erwidern. Mir fällt dann einfach nichts mehr ein.

Vielen Dank für die Antwort, es geht mir schon besser. Naja, ich muss wohl doch so denken, wie meine Mutter es vorgeschlagen hat: Mit 18 macht er das dann auch nicht mehr... ;-)

Danke!
Heele
 
G

Giovanna

:winke: Hallo Heele!

Ich hab auch so ein Klammerkind :-D . Und ich weiß auch, wie einem das nerven kann, wenn die Kleinen dauernd am Rockzipfel oder Hosenbein hängen :jaja: .

Und ich kenne auch die Vorwürfe anderer Mütter und vor allem der Omas, das Kind sei verwöhnt und in der Erziehung läuft was falsch :shock: . Das kann einen ganz schön verunsichern.

Dein Kleiner wird bestimmt nicht assozial, wie kann man denn sowas behaupten :nein: *kopfschüttel*. Wahrscheinlich ist er einfach nur etwas schüchterner und unsicherer als andere Kinder in seinem Alter.

Ich hab kürzlich ein sehr interessantes Buchkapitel zum Thema soziale und emotionale Entwicklung aus der Sicht der Neurobiologie gelesen. Darin ging es unter anderem auch um schüchterne, gehemmte Kinder und um die Frage was ist angeboren und was anerzogen. Die Autorin meinte Schüchternheit ist ein Temperamentsmerkmal und wird meist vererbt, d.h. wenn Vater oder Mutter auch eher introvertiert sind, kann es gut sein, dass auch das Kind diesen Wesenszug trägt.
Bei uns ist es so. Ich bin auch eher so ein Typ :jaja: .

So richtig ändern kann man ein Charaktermerkmal wohl nicht. Aber man muss die Unsicherheit ja nicht noch zusätzlich unterstützen, indem man seinem Kind alles abnimmt, sondern es sanft herausfordert. Das ist sehr schwierig, denn man muss dabei das richtige Maß finden. Verlangt man seinem Kind zuviel ab, kann das das Klammern noch verstärken :jaja: .

Ich hab das bei Marlene selbst gemerkt, als ich mich von anderen verunsichern ließ. Marlene wurde nur noch anhänglicher und ängstlicher und wachte sogar nachts wieder regelmäßig auf, kam zu uns ins Bett und holte die versäumte Nähe nach.
Dann hab ich es akzeptiert, dass mein Kind eben anhänglicher ist als andere Kids in ihrem Alter und seither geht es uns viel besser. Ich versuche ihr genau die Nähe zu geben, die sie braucht, nicht mehr und nicht weniger. Und bemühe mich, sie in ihrem Drang nach Selbständigkeit zu unterstützen. D.h. wenn sie grad allein vor sich hinspielt, unterbreche ich sie nicht um sie z.B. zu wickeln oder weil das Essen fertig ist. Ich warte, bis sie zu mir kommt (dauert eh meistens nicht lang :-D ). Der Montessorigrundsatz "Hilf mir es selbst zu tun", ist dabei sehr hilfreich.

Mittlerweile hat Marlene gelernt sich zwischendurch auch mal für ne gute halbe Stunde selbst zu beschäftigen, während ich den Haushalt mache oder Koche. Mit interessanten Beschäftigungen, wie plantschen, Sandkasten oder neuem Spielzeug, schaffe ich es auch immer mal wieder mir ne Verschnaufpause zu gönnen.

Doch ansonsten ist sie noch immer sehr anhänglich, vor allem wenn wir in einer fremden Umgebung sind. Dann dauert es eben ne gute Weile, bis sie aufgetaut ist und sich von mir wegwagt.
Auch anderen Menschen gegenüber ist sie sehr zurückhaltend. Aus guter Distanz lächelt sie jeden fröhlich an. Ich werde sogar oft darauf angesprochen, dass ich ein besonders freundliches Kind habe. Aber wehe es kommt ihr jemand zu nahe, dann gibt es Gebrüll. Auch die Trennungsangst, ist bei ihr sehr stark ausgeprägt.

Die Krabbelgruppe, die du mit deinem Sohn besuchst, ist bestimmt hilfreich für ihn. Auch wenn er ab und an mal bei Oma bleibt, hilft ihm das zu lernen, dass er auch kurze Trennungen von dir meistern kann. Verabschiede dich aber jedesmal wenn du weggehst vorher bei ihm, ansonsten lebt er in der ständigen Angst, dass du weggehst und klammert noch mehr an dir. Die Trennungsangst sollte man, wie alle Ängste nämlich auf keinen Fall schüren, sonst verstärkt sie sich nur.

Der Klammergriff am Hosenbein, ginge mir auch zu weit. Ich denke, Christopher kann/muss lernen, dass du auch einen gewissen Freiraum brauchst. Versuch es ihm langsam und in kleinen Schritten beizubringen, dass er zwar bei dir sein kann, aber dich nicht so festhalten darf. Wenn er dann heult, rede freundlich mit ihm und gib ihm zu verstehen, dass du nicht böse auf ihn bist... Ein bischen Frust können die Kleinen schon vertragen. Wenn du mit dem Haushalt oder was auch immer fertig bist, kannst du zur Belohnung ja mit ihm Spielen.

Ich wünsche dir alles Gute und starke Nerven,

lg, Johanna
 
H

Heele

Liebe Giovanna,

auch Dir erst mal vielen Dank für Deine Antwort. Ich bin so froh, dass es auch noch andere Kinder gibt, die so klammern.

Ich habe da jetzt mal ein wenig darüber nachgedacht, und obwohl weder mein Mann noch ich besonders introvertiert sind, gibt es zumindest in der Verwandschaft einige, die eher dem Bild entsprechen. Ausserdem bin ich fast die einzige wirkliche Bezugsperson, denn mein Mann arbeitet viel und lang und ist oft auf Geschäftsreise (ganz anderes Thema, muss nicht heute sein...)

Also, mein erstes Ziel ist jetzt mal, dass Chris lernt, mein Hosenbein loszulassen. Das ist für mich das Wichtigste, weil es das ist, was mich am meisten stört. Ich habe da wirklich keinen Freiraum. (Ausserdem haben alle meine Hosen in Greifhöhe Flecken von klebrigen Kinderhänden :-?)
und ich denke, wenn das mal einigermassen funktioniert, dann werd ich auch gelassener.

Mir gehts eigentlich sowieso schon besser, nachdem ich gehört hab, dass mein Sohn nicht der Einzige ist!

Viele liebe Grüsse
Heele
 
G

Grisu

Liebe Heele,

Manuel ist auch ein Kind, dessen Mama (ich :-D ) immer in der Nähe sein muss/soll.

Wenn ich mich mit anderen Müttern verglich in der Krabbelgruppe - da war in mir auch oft der Gedanke, dass ich was falsch gemacht habe.
Ich mußte immer bei ihm sein - wehe ich bewegte mich nur zum Mülleimer oder zum Rucksack - gleich kam er weinend gelaufen.

Wir hatten Zeiten, wo ich nicht mal mit dem Mülleimer runtergehen konnte - obwohl mein Mann da war. Für mich war schon das Mülleimeraustragen eine Zeit, wo ich das Gefühl hatte, endlich mal Luft zu haben.

Wir hatten zuhause Zeiten, wo ich nicht mal in einen anderen Raum gehen konnte - geschweige ich bewegte mich auf die Türe zu. Manuel kam gleich weinend nach.

Und jetzt ist es so:
Manuel muss mich sehen, dass ich da bin. Zum Beispiel wenn ich koche, dann spielt er im Vorzimmer genau vor der Küchentür.
Im urlaub heuer war ein viel gesprochener Satz von manuel: Mama gleich wieder kommen! (wenn er mit Papa alleine war und ich mal eine Runde schwamm oder von wo was holte).

Ich denke, dass das einfach ein Wesenszug des Kindes ist - udn ich spüre, dass ich ihm nichts Gutes tue, wenn ich auf Biegen und Brechen sage: Das mußt Du jetzt lernen.
Wie Giovanna schon schrieb - es wird dann nur noch schlimmer mit dem Anhänglichsein.

Kann Dich sehr gut verstehen, dass Dich das belastet. Es ist eine anstrengende Zeit. :jaja: Und so richtig sagen, wann die Phase endet - ....jedes Kind ist verschieden.

Mich hat jedenfalls immer sehr beruhigt (wie auch Dich), dass es auch andere Mütter gibt mit Kindern dieses Wesens. Nur leider schaut oder sieht man meistens DIE Mütter, deren Kinder so die "InDieWeltLaufendenSind" - und die können einem oft nicht verstehen. Im Gegenteil - ich hörte oft: Du mußt einfach lernen, das Kind loszulassen - dann läßt es auch los. Dabei sehnte ich mich so danach, dass Manuel mal mehrere Meter ohne mich etwas tat.

Rezept kann ich Dir keines geben - denn ich handle nach dem, was ich spüre. Und bei Manuel weiß ich, dass er diese "Sicherheit der Mama in der Nähe" einfach noch braucht und ich nehme es an.
Im Herbst ist Kindergartenbeginn und ich bin gespannt, wie das dann laufen wird.

Wünsche Dir jedenfalls, dass zumindest das an der Hoseklammern bald vorbei ist.
Übrigens: Ich bewundere auch alle Mamis, die mehrere Kinder haben - wie die das schaffen. :respekt:

Alles Liebe
Christine
 
J

Jasmins Ma

Hallo Heele,

mach Dir keine gedanken Dein Kind ist nicht das einzige mit diesem klammertick, meine ist auch nicht viel anderes obwohl es sich jetzt schon langsam durch die Kita gegeben hat. Als es bei uns dann mit der Kita anfing dachte ich schon das kann ja lustig werden, da Jasmin die ganze Zeit bei mir rum saß aber ich bin dann angenehm überrascht worden denn auf einemal ging es ganz schnell mit der Eingewöhnungszeit.
:D
Ach ja das mit der Dusche kommt mir auch bekannt vor nur das Jasmin die Angewohnheit hat die Badezimmertür immer offen zu lassen und ich mir dann immer den Hintern unter der Dusche abfriere. :eek:
Also mach dir keine Sorgen deshalb das gibt sich auch bald.
 
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