Kein wirklicher Geburtsbericht

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5MädelHaus

Hallo

Ich glaube der Geburtsbericht eines geplanten KS wäre nicht wirklich interessant zu lesen. Trotzdem gibt es etwas dass ich mit Euch teilen möchte, weil Ihr mich auch über die Zeit der SS getragen habt.

Ich weiss nicht ob es in dieses Unterforum gehört, habe aber kein passenderes gefunden ;)

In meinen ersten 2 Schwangerschaften hatte ich kaum Probleme. Ich war jung und auch herzlich naiv, hatte noch das "heile-Welt-Denken", was sollte mir schon passieren, ich hatte immer Glück gehabt. In der Zwillingsschwangerschaft kamen vorzeitige Wehen dazu, aber niemals hatte ich mir grosse Sorgen gemacht, die Kinder könnten zu früh auf die Welt kommen.

Meine 3 grossen Mädchen sind gesund, und es ist alles gut gegangen.

Dann kam die SS mit Laurin. Ich war weiterhin etwas naiv, lehnte grundsätzlich pränatale Diagnostik ab, in der Überzeugung, mich würde es ja nicht treffen. Bei einem routinen Ultraschall, wurden Aufälligkeiten gefunden, ganz per Zufall. Der Sturz aus dem "heile-Welt-Denken" war sehr hoch. Es folgten eine Menge Abklärungen bis es hiess: Kind nicht Lebensfähig, schwere intrauterine Zytomegalieinfektion (durch einen Zytomegalieerstinfekt). Das Hautpmerkmal war die Mikrozephalie (ein zu kleines Gehirn, das im Endeffekt gar nicht mehr wuchs)

Nach Laurins Tod, liessen wir uns beraten. Der Spezialist für Infektionen in der SS, befand dass Zytomegalie auch für eine weiter SS ein Gefahr bedeuten könnte, da die Viren lebenslänglich im Körper verbleiben, und somit reaktivieren und ein weiteres Kind schädigen allerdings nicht so dramatisch wie beim Erstinfekt. Andererseits sind 50% der Frauen ebenso Trägerinnen wie ich auch, und haben somit etwa dasselbe Risiko, und die Kinder dieser Frauen sind auch gesund, und niemand fragt nach Zytomegalie in der Schwangerschaft.

So waren wir aufgrund dieser Tatsachen hin und her gerissen, eine SS nochmals zu wagen.

15 Monate nach Laurins Tod wurde ich schwanger.

Diese SS war durch die Angst bestimmt. Ich dachte, wenn im Ultraschall immer alles OK sei, könnte ich beruhigt sein. Dies war jedoch nicht der Fall. Ich war selber schon so auf Ultraschallmesswerte fixiert, dass ich immer etwas fand um mir Sorgen zu machen. Aurélie hatte etwas "auffällige" Proportionnen: ein grosser Kopf und kurze Beine. Ich dachte da stimmt was nicht, es könnte ja einen Wasserkopf sein, immer mit dem Hintergedanken an die Zytomegalie. So lebte ich von Ultraschall zu Ultraschall, brauchte immer wieder einen Ultraschall um mich zu beruhigen, aber jeder Schall machte es nur noch schlimmer. Ich war völlig durch die Angst gesteuert, machte mir immer wieder Gedanken, über verschiedene Möglichkeiten wie ich mein Kind verlieren könnte, über total seltene Dinge. Ich war der Meinung wenn mich mal etwas seltenes getroffen hat, könnte es ebenso ein 2. Mal passieren. Es war mir nicht möglich, eine Verbindung zum Kind herzustellen, es fiehl mir sogar schwer, beinahe unmöglich, meinen Bauch zu berühren. Als Aurélie geboren wurde hatte ich fast nichts bereit, der Nestbautrieb hatte gar nicht stattgefunden.

Meine Beziehung zu Aurélie ist sehr stark. Sie ist ein "typisches" Folgekind. Um sie habe ich immer mehr Angst als um die anderen Kinder. Ich habe sie stets mit Argusaugen beobachtet. Mit 3 Monaten kamen neurologische Aufälligkeiten dazu, Aurélies Kopf war immer noch sehr gross, und ich war überzeugt mein Kind hat eine Schädigung im Gehirn. Aurélie hat sich aber prächtig gemacht und entwickelt, mit einigen Stolpersteine, aber ich bin überzeugt sollte jemals was gewesen sein - aus welchem Grund auch immer, ihr Gehirn hat das kompensiert (das Gehirn ist in den ersten 2 Lebensjahre noch sehr plastisch). Sie unterscheidet sich nicht mehr von anderen Kinder.

Als Aurélie 18 Monate alt war, wurde ich völlig ungeplant schwanger. Ein "klassischer Unfall" ;-). In den ersten 3 Monate war ich einfach nur geschockt, und habe mir selber versprochen, dass ich mich nicht mehr durch die Angst fremdbestimmen lassen möchten. Für mich nicht, für meine Kinder und meinen Mann nicht, das würde keiner von uns ein 2. Mal aushalten. So suchte ich nach Möglichkeiten, wie ich das schaffen sollte.

Zuerst überlegte ich mir, was kann ich beinflussen und was nicht. Ich stellte fest, dass ich sehr wenig selber beinflussen kann, und dass Angst nichts nützt. Ich entschloss mich für soviel Diagnostik wie nötig, aber so wenig wie möglich, und suchte mir eine liebe und sehr kompetente Hebamme mit 25 Jahren Berufserfahrung. Ich entschloss mich 2 x zum Ultraschall zu gehen, aber auf einige Messungen u.a. die vom Kopf zu verzichten. Der Rest der Vorsorge übernahm dann meine Hebamme.

Zudem suchte ich nach Möglichkeiten wie mit der Angst umgehen, wenn sie mich überkommt. Denn diese Situationen gab es trotzdem immer wieder. Ich entschloss mich, einen Einzelkurs für autogenes Training zu besuchen. Das Autogene Training tat mir sehr gut, und ich lernte aus einer Gedankenspirale wieder rauszukommen. Mein Leitsatz durch diese Zeit war "ich bejahe die jetzige Lebenssituation, und mache mir keine Gedanken über das was kommen könnte". Dies musste ich mir täglich mehrmals wiederholen ;-)

Ich fing mich an über mein Bauchbaby an zu freuen, und es gelang mir eine Beziehung zu ihm aufzubauen, meinen Bauch zu berühren, mit dem Baby zu sprechen, wie sehr ich mich auf seine Geburt freuen würde.

Momente der Angst gab es immer wieder, aber die Angst steuerte mein Handeln nicht mehr. Ich war in der Lage, in Momente der Angst einfach zuzuwarten, gegen meine Angst anzukämpfen, die dunklen Gespenster zu verscheuchen, ohne zum Ultraschall zu gehen. Mein Arzt hat mich in dieser SS sehr wenig gesehen ;-), ich glaube er war erstaunt darüber.

Jetzt wenn ich meine kleine Zoé so anschaue, frage ich mich wie ich mich jemals nicht über die SS freuen konnte. Sie ist ein solches Geschenk. Durch sie habe ich jetzt schon viel gelernt, und sie ist der krönnende Abschluss unserer Familienplannung (diesesmal aber wirklich ;-))

Liebe Grüsse

Rachel
 

Corie

Gehört zum Inventar
*tränchenkullerndsitzichhier*

Das hast du wunderschön geschrieben, und ich kann dich in so Gewissen lagen wirklich sehr gut verstehen und Dir auch ein wenig nachfühlen.

Es freut mich hat Dir dein Baby die Freude gegeben und du kannst so über Alles denken!

Finde ich wirklich schön...


Weiterhin ALLES Liebe!


P.S: Wie gehts mit der Kleinen und deinen 4 grösseren? ;-)
 

Leo28.04.01

Gehört zum Inventar
Das hast Du wirklich wunderschön geschrieben, liebe Rachel.

Ich bin gespannt, was Du in der nächsten Zeit über Deine wunderhübschen Mädels berichten wirst!

Liebe Grüsse und nochmals alles Gute für Euch, Steffi
 
A

Anki

Du hast diese Zeilen sehr schön geschrieben. Ich kann dich gut verstehen das du während der SS Ängste hattest das etwas nicht stimmen könnte.


Schön das es allen deinen Mädels gut geht.

Lg:blume:
 
D

Dini

Wunderschön geschrieben .


Deine Mädles können froh sein, so eine tolle Mama zu haben !
 

Zaza

Miss Velo High Heels
Du bist sehr mutig, ich hätte das nie ausgehalten (Kleiner Schisshase :) ) Respekt, und alles Gute für Dich und Deine Mädels

:winke:

Zaza
 
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