Kaiserschnitt im babyfreundlichen Krankenhaus

Natajuli

Tourist
Eigentlich hatte ich mir meine erste Entbindung anders vorgestellt, aber ich bin dennoch glücklich mit dem, was ich dort erlebt habe. Nicht nur während des Kaiserschnitts, sondern auch im Wochenbett kann ich ein babyfreundliches Krankenhaus nur empfehlen!
Hier mein Bericht :tippen::

Mein Baby sollte am Ostersonntag das Licht der Welt erblicken und ich bereitete mich auf dieses Ereignis mit Freude vor. Ich besuchte einen Schwangerenyogakurs, ging regelmäßig schwimmen und das Damm-Massageöl stand bereit für seinen Einsatz. Ich wünschte mir eine Geburt in Geborgenheit und ich wählte eine babyfreundliche Klinik, welche mir von vielen Seiten empfohlen worden war. Die Rechnung aber hatte ich ohne mein Baby (welches sich auch in der 39. Schwangerschaftswoche nicht mehr drehen ließ) und meine Symphyse gemacht. Ich musste mich schweren Herzens nach drei Gynäkologen- und einer Hebammenmeinung darauf einstellen, dass ein Kaiserschnitt gemacht werden musste.
Der Termin stand fest und ich bin nach ei ner schlaflosen Nacht morgens mit meinem Partner im KS aufgetaucht. Mir war schlecht vor Aufregung und Angst, ich wurde vorher noch nie operiert und ich wollte doch unbedingt eine spontane Geburt ohne Nadeln und ohne Kacheln an der Wand.
Das Krankenhausperson war sehr zuvorkommend und behutsam, vom Einlauf an (denn damit begann der eigentliche Akt). Im Krankenhaushemdchen mit Haube wurde ich in den OP gefahren, mein Mann musste aber draußen warten, bis ich soweit vorbereitet wurde. Man zog mir eine Art Netz über die Brust, damit das Baby dort später hineingelegt werden könne, während ich noch vernäht werden sollte, erklärte mir die Schwester. Fast wie ein Kängeruhbeutel, nur eben weiter oben sitzend.
Es kam eine Nadel in die Vene, weil das "die Anästhesisten so brauchen". Danach die Spinalanästhesie, die ich unangenehm, aber nicht schmerzhaft fand. Ich war dennoch totunglücklich. Dann legte man mich auf den OP-Tisch, mir wurde übel, die Schwestern und Hebammen beruhigten mich, mein Kreislauf wurde stabilisiert, da mein Blutdruck sehr niedrig war und mir die Augen wegrollten. Es waren gezählt 13 Menschen im OP, was auch mich schwer überraschte, aber nicht weiter störte, denn ich war einzig und allein mit mir selbst beschäftigt. Es war eine gewisse Anspannung im Raum, die mich davon überzeugte, dass ein Kaiserschnitt zwar ein Routineeingriff ist, aber dennoch mit großer Sorgfalt vollzogen wird.
Vor meinen Augen wurde der Vorhang hochgezogen und ich bekam nur noch durch Ruckeln mit, dass da etwas vorbereitet wurde (u.a. wurde mir ein Katheter gelegt, was ich erst nach der OP bemerkte). Fluchtgedanken kamen auf . Derweil erkannte ich meinen Mann neben mir, was gar nicht so einfach war in seiner OP-Kleidung. Er versuchte mich mit käseweißer Miene abzulenken und aufzuheitern, ein wundervoller Göttergatte ist er :herz:
Einer der operierenden Ärzte gab dann den Startschuss: "Wir fangen jetzt an. Gleich bekommen Sie Ihr Baby zur Ansicht!" und ich fühlte nichts außer Anspannung und das entsetzliche Gefühl, nichts tun zu können, der Situation ausgeliefert zu sein. Ein Baby zu bekommen, ohne je auch nur eine Übungswehe gefühlt zu haben. Kurz gesagt, es hilft nur die Resignation. Man kann nichts tun, es ging nicht anders, aber das Leben ist nunmal kein Wunschkonzert und manchmal muss man die Dinge nehmen, wie sie sind. Hat schon meine Oma gesagt.
Der erlösende Satz kam auch schon wenige Atemzüge später:
"Wir haben das erste Bein... (Pause) und das zweite" und es entfuhr mir mehr aus Instinkt, denn aus Planung ein wirklich erstaunlich lautes "Ich will es sofort sehen", worüber ich heute schon schmunzeln muss - zuerst so ein Hemdchen im OP und dann fordernd sein :p
Der große Moment: Ich sah SIE, auf die ich monatelang gewartet hatte, zuerst aus den Augenwinkeln, wie sie an mir vorbeigetragen wurde. Weißlich blau, kein Schreien. Ich spürte dennoch, dass alles gut war und schon bat man meinen Mann, Platz zu machen, denn die Hebamme legte mir unser Baby gekonnt in den Beutel. Die Emotionen sind kaum in Worte zu fassen, wir heulten vor Glück. Ich sah, wie sie immer rosiger wurde, sich langsam bewegte, küsste ihr Köpfchen, spürte ihre Haut auf meiner, bewunderte sie, bis mir der Kreislauf wieder zu schaffen machte und die Hebamme mit ihr und meinem Mann für wenige Minuten zur U1 verschwand, während man mich ins Krankenhausbett legte. Ich bedankte mich etwa 100 Mal beim OP-Team, so aufgeregt-glücklich war ich und schwupps, schon legte man sie in meine Arme und wir übten das erste Mal mit Hilfe einer Hebamme stillen, noch bevor wir die Wöchnerinnenstation erreichten. Eigentlich war das der Moment, in dem ich lernte, was Liebe ist.

Ich habe wieder geheult vor Glück, als ich den Bericht hier geschrieben habe und möchte auch jenen die Angst nehmen, die vielleicht einen Kaiserschnitt erleben müssen. Die Betonung liegt auf müssen, denn anders als vielfach gedacht, muss dieser keine leichte Alternative zur spontanen Geburt sein. Vor allem nicht in der Zeit, wo die Spinalanästhesie nicht mehr wirkt... Und in meinem Fall kann ich sagen, dass ich etwa vier Tage starke Schmerzen und Kreislaufprobleme hatte, die nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, aber durch Medikamente in den Griff zu bekommen sind. Auch hat sich die Wunde nur langsam geschlossen, was Bettruhe heißt.
Besonders bemerkenswert finde ich, wie sehr ich in der Klinik beim Stillen unterstützt worden bin, trotz allem! Und wie egal plötzlich alles wird, wie die Ängste verschwinden, wenn das Baby da ist, wie sich die gesamte Weltsicht verändert. Ein wundervolles Gefühl.
 
Zuletzt bearbeitet:

Brini

ohne Ende verliebt
AW: Kaiserschnitt im babyfreundlichen Krankenhaus

Das hast Du wirklich sehr schön geschrieben :herz:
Und ich bin sicher, dass dieser Bericht mir helfen würde, wenn ich mich doch noch mit einem KS befassen müsste.

Liebe Grüsse Sabrina
 

Ulrike

will auch einen
AW: Kaiserschnitt im babyfreundlichen Krankenhaus

Ein ganz wunderbar geschriebener Bericht :herz: Und wie du von der Klinik sprichst...ganz genau so habe ich es auch erlebt. Bei mir kamen beide Kinder per KS zur Welt. Bei meiner Tochter war es ein Not-KS und bei meinem Sohn ein geplanter KS. Eben weil es bei der Großen schon Probleme gegeben hatte und die Ärzte kein Risiko eingehen wollten :jaja:
 
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