Hört nicht /vorsicht lang

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Paulchen

AW: Hört nicht /vorsicht lang

Maren, danke, darüber habe ich auch schon nachgedacht. Wir hatten eine sehr sehr minitrotzphase, vielleicht ist es wirklich eine Art Abnabelung, Paul und ich sind sehr eng miteinander verbunden.

Heute war es wieder super. Er war auch fröhlich und entspannt und wir haben spontan einen Engel gebastelt, den er wunderbar ausgeschnitten und angemalt hat und ihm ein tolles rosa Kleid aus Papierknüddeln angeklebt hat. Ich habe das Gefühl, er macht gerade eine wahnsinnige Wachstumsphase durch, kann auch plötzlich wieder ganz viele neue Sachen und ist unglaublich kreativ. Andererseits braucht er unheimlich viel Schmuseeinheiten, heute hat er geweint, weil sein Freund keinen "Drücker" von ihm wollte :)

Ich merke schon, dass er sich an den Freunden orientiert. Ich musste so lachen, als er mir neulich ein paar Fragen stellte zum "Quack". Und ich habs gar nicht gerafft, bis ich dann merkte dass es um ein "Quad" geht. Tja, sein bester Freund hat aber "Quack" gesagt und als ich ihn dann fragte, wem er mehr glaubt, seiner Mama oder seinem Freund, hatte ich eindeutig die falsche Frage gestellt. ;-) Denn mit überzeugendem Timbre antwortete er: "Natürlich dem XYZ!"

Von daher: vielleicht hast du recht, es geht um Abgrenzung von der Mutti!

*wink* Katja, ganz fröhlich nach zwei guten Tagen
 

Dustin`s Mom

Gehört zum Inventar
AW: Hört nicht /vorsicht lang

Katja ich denke nun hast es geschafft. Bei uns wars auch ne sehhhhr lange Phase , dann war er lange Zeit lieb und ich merke es aber einmal im Monat hat er für 3-4 Tage wieder sone Phase , is aber auszuhalten find ich.
 
P

Paulchen

AW: Hört nicht /vorsicht lang

*ruderzurück*

Heute hat er ohne Grund einem Mädchen ein Blatt voller Leim ins Gesicht geschmiert und dann den Topf der Erzieherin an den Kopf geworfen.... *seufz*

Was mich langsam etwas stutzig macht ist, dass er nur mit dieser einen, zugegebenermassen etwas gewöhnungsbedürftigen, Erzieherin immer diesen Stress hat. Mit den anderen beiden klappt es. Er hat zu mir gesagt, sie würde ihm "wehtun" was auch immer das heisst, wollte er mir nicht sagen.

Ich denke, da muss einfach mal ein Gespräch her, nutzt ja nichts. Er konnte mir auch nicht beantworten, warum er dem Mädchen das Leimblatt ins Gesicht geschmiert hat... er meinte nur, der Xyz hätte ihm gesagt, er "solle das tun" und da habe er das getan. Was ich gut fand, ist, dass er es mir von selbst erzählt hat!

Oh Mann, ich bin froh, dass Wochenende ist, und er Montag nicht im Kindi ist. Mittwoch und Donnerstag haben die Besinnungstage und so ist er nächste Woche nur 2 Tage dort.

Katja, augenverdrehend und total geschafft
 

Volleybap

Herzkönig
AW: Hört nicht /vorsicht lang

Tja, Katja, wenn ich all das lese, kann ich nur sagen: Du bist schuld.

Nein, ernsthaft: Du bist selbst eine starke Persönlichkeit und weisst überdurchschnittlich genau, was Du willst. Ähnliches "befürchte" ich vom Vater. Nun drückt Ihr den kleinen Mann aber nicht mit diesen Persönlichkeiten platt, sondern entfaltet sie, fördert sie. Paul wird erzogen, in Bahnen gelenkt, hat Grenzen gesetzt bekommen. Und seine Persönlichkeit hat sich entwickelt. Was daraus folgt, ist oben ja schon oft gesagt worden. Dass Paul allerdings im Kiga seine Sachen so macht oder außerhalb und an jedem Ort und nicht nur Zuhause, ist gerade das Zeichen für eine starke, in sich ruhede Person. Er is(s)t und verhält sich hier wie dort gleich. Denn er hat keine Angst. Und wo ihm etwas nicht passt (egal aus welchem Grund), reagiert er. Natürlich kindlich. Probleme mit der einen Erzieherin bedeuten wahrscheinlich, dass sie einen völlig anderen Zugang zu Paul versucht als Ihr Zuhause und die beiden anderen Erzieherinnen. Ich vermute, von Euch bekommt er viel erklärt, gezeigt. Da geht es viel um das Verstehen und Begreifen einer Sache. Dort vermutlich mehr um das Befolgen von Anordnungen.
Paul ist Einzelkind, Zuhause ist er von Ungerechtigkeiten bewahrt. Das sieht im Kiga anders aus...
All das sind so kleine Puzzlestücke, die ich rauslese. Vor allem aber lese ich aus der ganzen Sache heraus, dass Ihr es richtig gut macht. Schlaflose Nächte und Tränen brauchen also nicht zu sein. Nur das dicke Fell zum Wegatmen und den Helm für ankommende Kritik wird gebraucht. Paul gegenüber... Den Erziehern gegenüber einfach nachfragen und sich von denen erklären lassen, wo sie das Problem sehen. Und wie sie empfehlen würden, es zu lösen. Aus den Antworten kannst Du mit Deinen Informationen abgleichen, wo die "Probleme" bei Paul und den Erziehern liegen, wie sie miteinander zurecht kommen, wie sehr sie Paul begriffen haben - oder halt nicht.
 
P

Paulchen

AW: Hört nicht /vorsicht lang

Lieber Ralf,

vielen Dank für deine lieben Worte. Ich denke auch, dass unsere "freie" Erziehung, das Ernstnehmen seiner Bedürfnisse und Gefühle, aber auch dieses viele "Erklären" ein Problem ist. Paul wird konsequent und vielleicht auch streng, aber mit viel Liebe und Anerkennung erzogen.

In der Kita benimmt er sich m.E. "normal". Weder beisst er noch schlägt er noch sticht er anderen Augen aus. :) In der Kita sind Erzieherinnen ab 50 Jahren, die schon seit 30 Jahren in derselben Kita arbeiten. Manche Eltern waren schon bei denen, als sie selber Kinder waren. Nur Frauen. Sie sind sehr sehr liebevoll aber das Gebastelte, was Paul nach Hause bringt, das ist immer von denen gebastelt. Schon morgens, wenn ich reinkomme, sitzen die da und basteln. Ohne Kinder. Da schwillt mir im Stillen der Kamm. Die Kinder sind beinahe den ganzen Tag sich selbst überlassen, nur eine halbe Stunde Stuhlkreis wird gemacht, den freies Spiel ist ja ach so wichtig.

Zu Hause ist Paul entsetzlich kreativ, vielleicht (hoffentlich) hat er einige Gene von Mama, die ja Künstlerin war. Heute morgen waren wir z.b. im Blumenladen und er hat sich abgeschnittene Stengel mitgenommen, eben Beine aus Papier ausgeschnitten und einen tollen Tausendfüssler geklebt und gebastelt. Sooooo schön.

In der Kita gibt es feste Regeln Regeln Regeln. Das ist wichtig immer dort, wo einfach viele Leute aufeinanderhocken. Sinnvoll sind sie nicht immer, aber sie wurden "schon immer so gehandhabt" (Zitat der Leitung auf meine Nachfragen nach einigen Regeln). Wer die nicht befolgt, wird bestraft. Ich denke, genau so ist es gekommen, dass er diesen Leimtopf auf die Erzieherin geworfen hat. Ich habe nämlich gestern erfahren, dass sie zu ihm gesagt hat. "Wehe, du machst das, dann kannst du dein blaues Wunder erleben!" Hihih, wahrscheinlich wollte er einfach mal ein "blaues Wunder" sehen. Die Strafe liegt übrigens meist darin, dass derjenige dann in einen anderen Raum verbracht wird. Aus meiner Sicht unsinnig. Wir lassen ihn auch mal allein, wenn er einen Wutanfall hat und es nicht anders geht, aber meist nehmen wir ihn einfach in den Arm und lassen ihn toben. Wir sprechen hinterher IMMER darüber, woran es lag, was ihn wütend gemacht hat. Oft kann er es noch gar nicht artikulieren.

Ich denke, dass Paul oft unterfordert ist dort. Bei uns daheim ist wieder Ruhe, seit ich mich mehr kümmere, wir viel unternehmen an der frischen Luft und viel basteln und malen. Ich bin so erstaunt, was für tolle Sachen er bastelt! Material sammelt er auf unseren Spaziergängen.

Wieder mal macht er mir klar, dass er mehr braucht als die "Aufbewahrung" in unserem Kiga. Leider gibts keine Alternative hier, der Montessori Kiga wäre ideal, liegt aber eine halbe Stunde Fahrt entfernt. Waldorf ist nicht mein Fall.

Ich habe mich entschlossen, ihn um halb 2 abzuholen, damit wir an den Nachmittagen gemeinsam viel machen. Er ist auch sehr schmusig momentan und will immer bei uns schlafen, wir lassen das auch zu.

Es ist so wunderbar, dass er oft so lange Geduld mit uns hat, bis wir die Dinge endlich "verstehen" - und wir verstehen sie nur dann, wenn er es uns durch sein Verhalten bemerkbar macht. *seufz*

Ich hatte einen schlimmen Traum vorgestern, der mir klar gemacht hat, dass ich immer zu meinem Kind stehen muss, auch wenn es nicht "regelkonform" läuft. Damit meine ich nicht laissez-faire. Sondern ein "nein" zu akzeptieren, auch wenn es mir einmal wieder schwer fällt. Schliesslich will ich keinen Jasager erziehen, davon gibts genug.

Katja, sehr sehr nachdenklich und mal wieder lernend ohne Ende
 
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KaJul

Gehört zum Inventar
AW: Hört nicht /vorsicht lang

ich finde das einfach toll, dass du dich selbst so rausnehmen kannst und die Situation objektiv beurteilst. Sich selbst zu reflektieren und immer wieder nachdenken...

bin ich auch eifrig am üben, denn ich habe (im Alter noch zurück) einen ähnlichen jungen Mann zu Hause.

:winke:
 
P

Paulchen

AW: Hört nicht /vorsicht lang

Hahahaha, Karin, das hört sich vielleicht so an. Aber das ist natürlich nicht immer so, im Gegenteil, bei uns gehts manchmal ganz schön hoch her!

Ich versuche es einfach immer wieder. Aufgrund meiner Kindheit bin ich da gebranntes Kind und versuche, einiges ganz anders zu machen. Aber natürlich schreie ich auch. Oder bin ungerecht. Oder motzig. Aber Paul wird später sicher mal Therapeut, ich hatte noch nie jemanden im Leben, der mich so unbarmherzig spiegelt. Und weil ich ihn so sehr liebe, lerne ich auch so viel daraus.

:) Katja, nicht :heilisch:
 

lulu

Königin der Nacht
AW: Hört nicht /vorsicht lang

Katja, mir tut es leid, dass der Kindergarten so wenig auf die Beduerfnisse der Kinder eingeht. Wir haben ja einen KiGa, der sich im Angebot der Aktivitaeten im wesentlichen auf den Entwicklungsprozess der Kindergartenkinder stuetzt - und das ist in dem Alter nun mal die Feinmotorik und Sozialverhalten, Kommunikation. Zusaetzlich gibt es aber inhaltliche Anknuepfpunkte, die "studies", in denen ganzheitlich und tief bestimmte Themengebiete bearbeitet werden (die in beiden Gruppen uebrigens voellig anders aussehen).
Freispiel ist irre wichtig, finde ich auch. Aber nicht sechs Stunden am Stueck, jeden Tag.

Es ist schon gut, dass die Kinder bei Euch viel basteln, denn genau das schult ja Kreativitaet und Feinmotorik, Planung und Problemloesung. Und sicher ist es auch ok, dass die Kinder bei bestimmten Projekten Hilfe bekommen oder mit den Erziehern zusammen arbeiten. Aber im westentlichen sollte es doch ihre Arbeit bleiben.
Zusaetzlich sollten sie aber auch singen - taeglich! - draussen toben, buddeln, klettern, spazieren gehen. Sie sollten Geschichten erzaehlen (ueben). Sie sollten Szenen aus diesen Geschichten nachspielen. Sie sollten Konflikte haben und loesen lernen (eben nicht dadurch jemanden ein Kleisterblatt ins Gesicht zu pappen *grins*). Sie sollten bauen, saegen, haemmern, kleben. Sie sollten Seilzuege, -bahnen, Rampen,... ausprobieren. Sie sollten zum Zusammenarbeiten ermutigt werden. Etc.
Das klingt mir Eurem Froileins-KiGa nicht unbedingt danach.

Lulu
 
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