Hilfe - er gehorcht nicht die Bohne...

S

steffi64

Hallo, nach längerer Abwesenheit melde ich mich hier wieder und ich habe ein Anliegen...
ich bin ratlos und ganz schön gefrustet und traurig.
Mein Sohn, fast zwei, ist eigentlich insgesamt problemlos. Allerdings läuft er mir immer wieder weg (beim Einkaufen, Spaziergang, Eisdiele, Spielplatz etc )- richtig weit weg, auch so, dass er mich nicht mehr sieht, und er hört nicht, wenn ich ihn zurückrufe. Ganz im Gegenteil, wenn ich rufe oder hinter ihm hergehe/laufe, scheint ihn das erst recht anzustacheln, er lacht und läuft noch schneller. Habe auch schon versucht, ihn laufenzulassen (in der Hoffnung er kommt von alleine wieder), mich versteckt und ihn trotzdem noch im Auge behalten aber irgendwo waren dann immer Grenzen z.B. dass er sich der Strasse oder einer anderen gefährlicheren Situation genähert hat, so dass ich ihn letzten Endes doch zurückholen mußte. Und dann protestiert er meist lauthals oder aber lacht, weil das so ein schönes Spiel für ihn war ;-(. (und läuft womöglich gleich wieder weg, kaum dass ich ihn loslasse).
Ausserdem hört er auch sonst wie oft nicht und macht - so mein Eindruck - die Dinge, die ich ihm untersage, erst recht z.B. in den Matsch springen, auf den Tisch malen, was auch immer. Oft lacht er dabei (lacht mich aus???) und machts dann grad nochmals, grad extra könnt man meinen. Auch Windelwechsel ist oft ein Kampf, er windet sich und tritt nach mir. Vieles kommt mir wie ein Machtkampf vor.
Ich weiß nicht, wie ich ihm klarmachen soll, dass er auch mal gehorchen MUSS, zB. nicht weglaufen darf,nicht in den Matsch springen, nicht nach mir treten usw.
Ich habe schon so vieles ausprobiert, geredet, erklärt, einfach nur strikt nein gesagt (zig mal), sofort nach hause gegangen, geschmipft, Auszeit gegeben... auch auf den Po hats schon gegeben (was mir sehr leid tut und was ich nicht wiederholen will) , aber es beeindruckt ihn NIX. Ich weiß nicht, wie ich ihm klarmachen soll, dass es kein Spiel ist, wenn er wegläuft und ich wünsche mir, dass er ernst nimmt, was ich ihm sage. Ist er noch zu klein dafür? Selbst wenn das jetzt eine Trotzphase mit Austesten ist, irgendwie muß es doch zu händeln sein... Ich kann ihn doch nicht anbinden und will ihn auch nicht anbrüllen oder gar klopfen, ich weiß mir keinen Rat mehr. Es ist auch nicht so, dass ich ihm chronisch alles mögliche verbieten würde, so dass er keine Lust mehr hätte zu Gehorchen, wir haben klare Regeln ohne diese sklavisch zu befolgen und er kann sich eigentlich auch auf ganz vielen Bereichen austoben und entfalten. Aber inzwischen habe ich eigentlich auch kaum mehr Lust, mit ihm irgendwo hinzugehen, weil es jedesmal so ein Riesenstress und Sauerei wird. Im Buggy bleibt er ja auch nicht mehr "einfach so" brav sitzen, wenn wir wohin gehen.
Hat jemand noch eine Idee bzw. kennt Ihr so ein Verhalten bei Euren Zweijährigen?
danke vielmals
steffi64
 
P

primavera

Hallo Steffie,

das mit dem Weglaufen hatten wir (u. ich denke wohl fast alle Kinder)
ebenso in diesem Alter; ich glaube bei uns dauerte diese Phase von
1,5-2,5 Jahren d.h. es wurde langsam besser und ist jetzt kein Thema
mehr. Aber: Du mußt einiges dafür tun; ich kenne z.B. Kinder die mit
3 Jahren noch davonrennen und sich nicht die Bohne kümmern wenn die Eltern rufen :verdutz:.

Meine Empfehlung: greif SOFORT ein wenn sich Dein Kleiner davonmachen
will- das Warten und rufen und hoffen dass er schon stehenbleiben wird
nützt rein GAR nichts. Wie Du auch sagst: ein Bewußtsein für Gefahrensituationen besteht noch nicht, das Ganze ist eher ein Spiel u.
wenn Mama gespurtelt kommt wird nochmals "Gas" gegeben weil es so
Spaß macht :-?.

Auf dem Gehweg d.h. wenn ihr zu Fuß unterwegs seid muß er einfach am
Buggy bzw. so bei Dir laufen dass Du mit einem Handgriff oder einem schnellen Schritt ihn erreichen kannst. Das hört sich nach Dressur an;
aber wie soll man ihm sonst verständlich machen das es "ernst" ist d.h. 5 Meter weit weg sind o.k.-aber 10 Meter nicht? Es ist wirklich so schnell der magische Knackpunkt erreicht wo man denkt- "mein Gott, noch ne Sekunde mehr und ich hätte ihn/sie nicht mehr vor der Straße erreichen können.."
Geh auf Augenhöhe, erklär ihm ruhig dass er neben Dir laufen soll und dass
es sonst gefährlich ist, dass die Autos ihm sehr weh machen können.
Falls er lacht am Besten wiederholen bis Du das Gefühl hast er hat einigermaßen verstanden dass es nun doch kein Spaß ist.

Für den Anfang zum üben wäre es evtl. nicht schlecht nur mal kurze
Strecken einzuplanen und ihm was in Aussicht zu stellen was er mag
z.B. zum Spielplatz laufen. Wenn es absolut nicht klappt dann lieber als
Konsequenz wieder nach Hause gehen- wie gesagt, es ist ein langer Weg.
Du wirst bestimmt noch so manches mal Deinen Sohn vor Wut brüllend
unter dem Arm geklemmt wegtragen- manchmal geht es nicht anders:umfall:

Bei den anderen Beispielen würde ich es mit Kompromissen versuchen
z.B. er bekommt 2 sehr große Blätter zum bemalen, wenn er aber lieber
auf den Tisch malt, dann halt gar nicht (die Konsequenz vorher ankündigen).

Wenn es geregnet hat mit Gummistiefeln rausgehen und ihn austoben
lassen; es kann sein dass er so auch eher akzeptiert wenn er mal mit guten
Schuhen Pfützen auslassen soll.

Das Windelwechsel-Theater nicht um jeden Preis durchziehen (ich weiß,
es ist bei Zeitdruck schwer)- lieber Absetzen und aus dem Zimmer gehen
und durchatmen u. einen erneuten Versuch starten. Du wirst ihm ja schon sagen, dass Dir das Treten weh tut.

Von den Reaktionen die Du von Dir genannt hast ist das meiste zwar
menschlich (ich gehör leider auch eher zu der schnell rumblökenden Müttern);
am sinnvollsten ist natürlich erklären, erklären, auf Augenhöhe gehen,
1000 x wiederholen und konsequent sein. Wenn möglich Kompromisse
überlegen (aber auch nicht um jeden Pipifax), Konsequenzen vorher an-
kündigen und durchziehen.
Vieles spielt sich im Laufe der Zeit ein; nicht alles muß dann "immer" so
oder so gemacht werden wenn das Kind eine Ausnahme als solche akzeptiert
und diese am nächsten Tag nicht wieder am Boden brüllend einfordert.
Du wirst im Zusammenspiel mit Deinem Sohn immer mehr Sicherheit
gewinnen :).

Insofern wird manches auch einfacher.

Alles Gute


LG Petra
 

Nina

Gehört zum Inventar
Hallo Steffie!

Ich kann dich verstehen, sowas kostet Nerven und bleibt wohl keiner Mutter erspart :).

Generell finde ich es total wichtig, dass man Konsequenzen androht und diese im entsprechenden Fall auch durchzieht - wenn es sein muss auch 100 Mal hintereinander, 7 Tage die Woche :-D. Ausserdem versuche ich mich nicht auf Machtkämpfe einzulassen (auch wenn es mir oft total schwer fällt), damit die Situation gar nicht erst "eskaliert". Dieses "zanken" gehört einfach dazu und wenn man darauf anspringt, macht`s natürlich auch viel mehr Spass und reizt zu mehr. Wenn ich ruhig bleibe, Jason vernünftig - ohne Wut - erkläre, warum er etwas nicht darf oder ich etwas nicht möchte und ihm erkläre, was passiert, wenn er weiter macht, klappt`s meistens ganz gut. Wenn ich jedoch gereizt reagiere und er merkt, dass er mich ärgern kann, macht er natürlich weiter - einfach um zu schauen, was passiert.

Jason ist oft und gerne weggelaufen, das war sein Lieblingsspiel auf dem Spielplatz. Sobald ich mich nicht mit ihm beschäftigt habe, hat er die Düse gemacht. Zwar sehr langwierig aber erfolgreich war ihm anzudrohen, dass wir sofort nach Hause gehen, wenn er wieder wegläuft. Das hat Anfangs überhaupt nicht gefruchtet und wir mussten wirklich öfter nach Hause gehen. Mittlerweile weiss er aber, dass ich es ernst meine und läuft auch nicht mehr weg. Wir habe auch oft fangen gespielt, weil ihm weglaufen und "gejagt" werden auch einfach Spass macht. So durfte er auch mal laufen und sich fangen lassen, das hat ihm gut gefallen.

Das war dir wahrscheinlich keine grosse Hilfe, aber vielleicht trotzdem gut zu hören, dass du mit dem Problem nicht alleine bist :).

Liebe Grüsse,
Nina
 

Brini2000

Familienmitglied
Hallo Steffi,

das kommt mir alles so bekannt vor, ich hab im Moment genau die gleichen Probleme mit Gina! Dauerndes wegrennen, lachen, wenn ich sie dann wieder einfange, treten beim Windelnwechseln und dazu noch sofortiges auf den Boden schmeißen und losheulen wenn ich dann schimpfe. Echt nervig, da geb ich dir völlig Recht!

Ich versuch auch immer, zum 100.mal gaaanz geduldig zu erklären warum sie dieses und jenes nicht darf, dass es gefährlich ist usw. Und wenn es unterwegs z.B. gar nicht mehr geht - dann kommt sie in den Buggy. das wird vorher angedroht und dann konsequent durchgezogen. Das muss ich dann teilweise 2-3 mal hintereinander machen und dann klöappts besser. Sie brüllt und schreit dann zwar meist auch erstmal, aber irgendwie muss sie es ja lernen. Allerdings haben wir auch so einen Buggy mit Fünfpunktgurt, anders ginge das auch gar nicht mehr.

Was auch ganz gut hilft: Wenn du mit Jemand anders zusammen unterwegs bist, einer anderen Mutter z.B., dann lass sie erklären warum das jetzt nicht geht - das wirkt bei Gina manchmal wunder und genauso funktioniert es auch wenn ich anderen kindern etwas erkläre. Denn meistens ist man irgendwann ja so genervt von der Situation dass sich alles hochschaukelt.

Und wenn alle Stricke reißen, dann gehst du halt wieder nach Hause oder es wird halt gar nicht gemalt. Irgendwann kommt der Punkt wo die Kinder einsehen - oha, mama meint es ja wirklich ernst!

Ich wünsche dir starke nerven!

LG Brini
 
S

steffi64

danke!!!

Hallo Ihr Lieben, danke Euch allen für lieben Antworten, ihr wißt gar nicht, wie sehr ihr mir damit helft!!!
Im Umkreis haben die Mamas hier nicht SO ungezogene Kinder wie es meiner ist ;-)... wie schön und erleichternd zu hören, dass es anderswo doch noch auch solche gibt :))) ... Klar, wenn meiner nur mal grad fünf Meter weglaufen würde und auch sonst nicht so oft bockig wäre, hätt´ ich auch mehr Nerven.
Heut morgen gabs auch wieder Gezeter, es war schrecklich, er hat so einen Dickkopf und gibt nicht nach, am Ende war er so fertig von seiner Brüllerei und seiner Opposition, dass ich ihn erst mal beruhigen und trösten mußte. Was will man da noch erziehen oder durchsetzen, wenn das Kind völlig aus dem Häus´chen ist :-(. Und am schlimmsten ist dann das schlechte Gewissen, was mich plagt, weil ich es wieder nicht geschafft habe, ruhig zu bleiben oder irgendwelche De-Eskalationsstrategien zu fahren. Das ist noch schlimmer als "nervig" weil ich mich dann so mies fühle und denke, ich habe als Mutter versagt :-(
Gestern waren wir ganz lange spazieren, er durfte in Gummiklamotten matschen und wir haben Verstecken gespielt - und ich bin ihm mal "weggelaufen" im Park, wo es ungefährlich war. Da hat er zwar Spaß gehabt aber teilweise stand er auch ganz ratlos da, wenn ich mich versteckt hatte und sagte "Mama weggelaufen".... er hatte zwar nie richtig Angst und weinte auch nicht (sonst hätt ich das nicht gemacht) aber es beeindruckte ihn doch sehr, sowohl dass er mich mal suchen mußte als auch dass ich nach Ankündigung und Aufforderung dann einfach ging und er mal hinter mir her laufen mußte. Selbst beim Zubettbringen sagte er es nochmal. Heut morgen beim Einkaufen ging es ein bißchen besser mit dem Weglaufen.
Mit dem ruhigen Erklären ists ein bißchen schwer, weil er sich in meinem Griff windet wie ein Aal und mir auch gar nicht zuhören will, er schaut weg, zetert, oder erzählt mir irgendwas ganz anderes, wahrscheinlich um abzulenken. Da weiß ich eben auch nicht so recht, ob ich zuviel von ihm erwarte mit seinen grad mal zwei Jahren!?
Es scheint ihn dann so wenig anzufechten, was ich ihm sage und ausser "Freiheitsentzug" im Buggy oder Kinderzimmer sind ihm Konsequenzen auch relativ wurscht, wenn ich ihm was verbiete, orientiert er sich ruckizucki um und beschäftigt sich auf andere Art und Weise. Ist das nun ein Talent oder Verdrängung *grins*?
Ganz ganz wichtig ist für mich, dass mir durch Eure Antworten klar geworden ist, dass ich GLEICH reagieren muß und konsequent sein muß, es stimmt ja, woher soll er den Unterschied zwischen fünf und zehn Metern kennen... und so werde ich dann jetzt wieder den Kinderwagen überall mit hinnehmen, damit ich ihn da gleich reinstecken kann, wenn´s nicht geht und ihn auch nicht unter fürchterlichem Brüllen noch nach Hause tragen muß (das kommt ja ganz gut bei den Nachbarn an, wenn man ein strampelndes brüllendes Kind unterm Arm nach Hause trägt...Rabenmutteralarm...).
Und ich werde mich weiterhin darin üben müssen, nicht so aus der Haut zu fahren. Da merkt er ja, wo er mich packen kann, is schon wahr... aus dem Zimmer raus gehen ist eine gute Idee.
danke Euch allen für die Anteilnahme und die guten Ideen!
viel Glück
Steffi
 
P

primavera

Hi Steffie,

ich wollte Dir nochmals sagen, dass Du bestimmt keine schlechte Mutter bist, dass das Verhalten Deines Sohnes alterstypisch ist und es toll ist, dass Du Dir überhaupt so ernsthaft Gedanken machst was und wie Du was ändern kannst :prima:. Wenn man so Ratschläge gibt hört es sich immer so an als ob bei einem selber alles so perfekt gelaufen ist/läuft- na ja, dem ist halt nicht so.

Ich nehme mir jeden Tag neu vor "heute bin ich super-geduldig, erkläre alles genau, achte drauf ob u. was ich verbiete"- aber...manchmal klappt es, manchmal halt nicht, es gibt ja neben Kind auch noch andere Dinge die unsere Kraft u. Aufmerksamkeit fordern. Es ist gut sich Gedanken zu machen- aber sich selbst jeden Tag fertig zu machen- "dies und jenes hab ich wieder nicht geschafft"- bringt echt nix.

Ja, bockig ist meine Kleine immer noch, Trotzanfälle gibt es noch und peinlich ist es in der Öffentlichkeit weiterhin.
Ich dachte das schlimmste wäre vorbei :nix:- vor 1 Woche hab ich sie vom Supermarkt brüllend unter dem Arm geklemmt nach Hause geschleppt, ihr Laufrad in der anderen Hand, Rucksack auf dem Rücken, nach 300 m war ich naßgeschwitzt, brüllend das Treppenhaus hoch u. dann gings weiter im KiZimmer.
Tja, wie Du sagst- es fällt mir dann manchmal auch schwer das heulende Kind zu trösten-- Muttersein fordert halt emotional eigentlich "alles".

Was mir noch eingefallen ist:

- wegen dem Weglaufen: wir haben das "Stopp-Spiel" eingeführt.. wir laufen nebeneinander, mal sag ich "stopp"- wir halten wie die Soldaten zackig an... mal durfte sie "stopp" rufen. Anfangs hat es natürlich auch nicht geklappt- aber jetzt funktioniert es ganz gut.
Ach ja: selber Vorbild sein!! Ich lauf manchmal ein paar Meter voraus um schneller am Rad/Auto zu sein- ist aber eigentlich nicht richtig- sie soll bei mir bleiben; also denk ich dran auch nicht weit vorauszulaufen.

- Erklären hilft nur dann wenn die Bock-Phase vorbei ist, wenn er wirklich nicht zuhören kann/will- bringt evtl. ein Rollenspiel was d.h. ihr spielt mit Stofftieren manche Situationen nach...war/ist bei uns noch der Renner:)

Und insgesamt ist es halt so: zwischen 2 und 3 Jahren liegen nach m.M. entwicklungstechnisch "Welten".. von daher evtl. wirklich nicht soo viel erwarten bzw. Dich unter Druck setzen...

Nochmals alles Gute


Petra
 
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