Giulianas Dickkopf

Carolin

Caipirinha Queen
AW: Giulianas Dickkopf

Ein starker eigener Willen ist bei der Erziehung sicherlich schwierig, an sich finde ich es aber gar nicht so schlecht - und mit der Zeit wird auch die Kooperationsfähigkeit zunehmen.

Wenn ich das richtig verstanden habe, ist das Sprachproblem bei euch aber größer als bei uns. Es ging kurz nach dem 3. Geburtstag bei uns richtig los, sehr spät, ohne Hilfe, und heute ist kein Rückstand mehr da, außer dass es manchmal etwas vernuschelt klingt.

Den starken eigenen Willen finde ich eigentlich auch nicht so schlecht, zumindest denke ich, dass sie sich als Erwachsene (oder auch schon früher wenns drauf ankommt) nicht so schnell unterkriegen lässt :prima: NUR jetzt für mich ist das halt echt so anstrengend :heul: ;-)

Das Sprachproblem ist in der Tat größer. Mittlerweile denke ich aber recht positiv und hoffe, dass wir das bis Schulbeginn aufgeholt haben.

Mit meinem kleinen Dickkopf wurde in der Frühförderung ganz anders umgegangen....vielleicht weil ich mit ihm da war als er noch sehr klein war. Er durfte unter Einhaltung einiger Regeln sehr viel tolles entdecken. Die Sachen waren so spannend für ihn, dass er dort gerne die Regeln in Kauf nahm.

Wie alt war Marek?
Giuliana gefiel die Frühförderung extrem gut, was mich (und auch die Frau Frühförderin :)) anfangs erstaunte, weil man eigentlich denken sollte, dass sie nicht mehr hin will eben weil sie sich dort eben nicht so oft durchsetzte.
Sie durfte dort auch sehr viel Neues entdecken und das machte ihr Spaß, aber es hat eben einige Stunden gebraucht, bis sie merkte, dass sie sich an ein paar (wenige) Regeln halten muß.


Aus Deinen Worten spricht so wenig Mitleid.

Hm, schade, dass das so rüber kommt. So ist es natürlich überhaupt nicht. Ich versetze mich sehr oft, eigentlich ständig, in sie hinein und ich akzeptiere auch meistens wenn sie etwas nicht mag.


Vielleicht kann sie ein schönes kleines Buch an dem Tag mitnehmen, sich dafür wünschen, was es zum Abendbrot gibt, ....

Genau das war ja so besprochen mit der Leiterin, dass sie ihre Decke und Bücher von daheim mitnehmen darf und es war letzte Woche völlig ok für sie.


Ich versuche bei solchen Problemen auch, nicht solche Dinge wie "dickköpfig, stur, uneinsichtig" zu denken. Dann hat man den schwarzen Peter schnell (im eigenen Kopf) beim Kind, obwohl er nicht selten ganz woanders liegt.

dickköpfig ist vielleicht auch wirklich der falsche Ausdruck, aber mir fiel vorhin einfach nichts anderes ein.

Bevor man den Kindergarten revolutionieren will (was dieser wahrscheinlich gar nicht gerne mag), koennte man auch versuchen eine kuerzere Ruhezeit auszuhandeln. Ruhen, schlafen, Buecher oder Kassette finde ich als Angebot fuer die Zeit zum Kraft tanken eigentlich schon gut. Nur eine ganze Stunde still zu halten, das kann einem Quirlfloh natuerlich schwer fallen. Koenntest Du die Leiterin fragen, ob es evtl. moeglich waere die nicht schlafenden Kinder schon nach 30-40 Minuten aus der Ruhepause zu entlassen?

Das werd ich auf jeden Fall machen :jaja:

Wobei ich nochmal sagen muß, dass DAS eigentlich gar nicht wirklich das Problem ist, was Giuliana hat.
Sie lag heute wirklich die ganze Stunde da und erzählte mir ja sogar, dass sie schlafen wollte s.o.
Ich kann deshalb nicht glauben, dass es ihr wirklich um diese Stunde ausruhen geht sonst würde sie doch sicher im Kindergarten auch dagegen wehren. Das ist aber nicht so.




Eins noch zu ihrem Wesen an sich:

Ein Arzt im SPZ meinte damals einmal bei einer Untersuchung, dass man merkt, dass sie gern die Hosen anhat und bei uns in der Familie das Sagen haben will.
Die Frau von der Frühförderung meinte dazu, dass das nach außen so scheint, aber dass Giuliana das eigentlich gar nicht will, also ständig den Ton angeben. Dass sie viel zufriedener ist, wenn man sie leitet, wenn sie Kind sein darf.
Und so praktizierte sie es eben und wie gesagt, Giuliana gefiel das trotz den "Machtkämpfen" und freute sich immer schon auf die nächste Woche.
 

Maike

Unbezahlbar
AW: Giulianas Dickkopf

Erziehungsmäßig kann ich jetzt wenig dazu sagen - ob hart oder nicht hart bleiben, das ist wahrscheinlich ganz schwer zu beurteilen aus der Ferne. Ich finde es allerdings von den Kindern nicht zu viel verlangt, sich eine Stunde auszuruhen - zumindest weil sie ja auch Alternativen haben (Bücher gucken, Musik hören, etc.) Ich kann mir eher vorstellen, dass es halt für Guiliana eine Abweichung vom normalen Rhythmus ist und dass sie dies aus der Bahn wirft. Allerdings finde ich auch, dass Du in der konkreten abgesprochenen Situation (Infos zu Hause geben, Kuscheltier und Decke mitnehmen dürfen, etc.) auch verlangen kannst, dass sie sich an die Absprache hält. Das kann man mMn in dem Alter schon verlangen.

:bussi: Ich drück Dich mal und wünsch Dir gute Nerven!
 

talnadjöfull

Bücherwurm
AW: Giulianas Dickkopf

Ich denke, es spricht nichts gegen eine ruhigere Stunde - solange das nicht hinlegen und liegenbleiben für alle bedeutet.

Malen, Basteln, Bauen etc. bringt auch einiges an Spaß und Bewegung ohne groß Lärm zu machen.

Aber so wie das hier beschrieben wird ... finde ich es auch nicht gut.

Zur Pubertät ... mir wurden die Widerworte und eine eigene Meinung "ausgetrieben". Seit der Pubertät habe ich so gut wie gar nichts mehr gesagt, weder in der Schule noch zu Hause. Das war aber auch nicht das, was man erreichen wollte - den Noten in der Schule hat es nicht gutgetan. Schriftlich 2 und mündlich 5 ergibt eine 4, wenn man mündlich 60% wertet ...

Den Willen sollte man nicht brechen, sondern dem Kind zeigen, damit umzugehen. Nicht um jeden Pipapo Machtkämpfe führen, sondern nur um wirklich wichtige Dinge. Erfolge beim Kleinkram können auch dazu führen, dass bei anderen Dingen mal nachgegeben wird. Nachgeben lernt man nicht dadurch, dass man es immer machen soll.

Ich habe zwar Schwierigkeiten, meine Meinung zu sagen/erklären, ich lebe mein Leben aber trotzdem so, wie ich es für richtig halte. Was hat es also gebracht damals? Nicht viel, ich gehe trotzdem meinen Weg und habe meine eigene Meinung - und setze diese um. Nach fünf Jahren Ehe kann ich so langsam ausgewählten Leuten etwas über Ansichten erzählen, die mit deren Ansicht nicht ganz komform gehen.
 

talnadjöfull

Bücherwurm
AW: Giulianas Dickkopf

Zu den wenigen Regeln - das bewährt sich auch hier.

Das "Bestimmen-wollen" was der SPZ-Arzt da meinte - das ist mir auch immer angedichtet worden. Und meine Mutter hat natürlich geglaubt, was ihr Kaffeetanten und Erziehungsberater und was es sonst noch so gibt, erzählt haben.

Vielleicht habe ich es mit diesem Thema heute leichter, weil ich es selbst erlebt habe - samt allen Missverständnissen.

Man kann auch leiten, ohne immer den Chef zu spielen. Hat das die Frühförderdame ungefähr gemacht? Das versuchen wir hier, und bisher klappt es auch gut. Céline hat ausreichend Raum, sich selbst einzubringen - sieht, dass wir ihr zuliebe auch öfters mal einlenken und ist dann hin und wieder auch bereit das gleiche für uns zu tun. Stur gehorchen wäre sicherlich (für uns) bequemer - aber wäre das der richtige Weg???

Meine Eltern schwätzen natürlich: genau wie damals, ihr lasst ihr zu viel durchgehen, die wird euch noch auf der Nase rumtanzen, etc. etc.
 

Carolin

Caipirinha Queen
AW: Giulianas Dickkopf

Martina, ich finde toll, dass du aus deiner eigenen Erfahrung berichtest. :)

Aber ich glaube einfach nicht, dass wir Giuliana hier was andichten wenn wir sagen, sie will gern bestimmen.

Mir fällt grad kein konkretes Beispiel ein, aber es ist oft so, dass sie etwas möchte, was wir nicht erlauben und sie dann - einfallsreich wie sie ist - etwas anderes durchsetzen will, was indirekt auch mit dem Thema zu tun hat.
Schwierig zu erklären.

Die Frühförderdame ist für mein Gefühl ziemlch "rabiat" mit ihr umgegangen. Zum Beispiel wollte sie vielleicht (warum auch immer) nicht mehr ausmalen, was aber zuvor so besprochen war, dann hat sie ihre Hand genommen und mit ihr zusammen gemalt, also ihre Hand geführt.
Das sah teilweise echt schlimm aus, weil sie sich ja auch gewehrt hat.

Ich hatte oft genug kein gutes Gefühl und auch wenn ich jetzt darüber schreibe, weiß ich nicht so Recht, was ich davon halten soll. Aber jedesmal wenn dieser eine Machtkampf in der Stunde ausgefochten war, war alles wunderbar.
 

Jacqueline

Ohneha mit der Lizenz zum Löschen
Mitarbeiter
Moderatorin
AW: Giulianas Dickkopf

Liebe Carolin,

zur Kindergarten-Schlafsituation kann ich gar nichts beitragen wegen habenwirnichtkennenwirnicht.


Aber zum Thema "willensstark" könnte ich wohl unterdessen einen Roman verfassen...
Das tue ich jetzt aber hier nicht, sondern versuche mich (für meine Verhältnisse *ggg*) kurz zu halten.

Als Benjamin zur Welt kam, dachte ich, ich hätte nun schon einige Erfahrung, aber nicht, wirklich gar nichts hat mich auf dieses Kind vorbereitet.

Der kam an, wusste, was er wollte, wie er es wollte, wann er es wollte und rückte davon nicht wieder ab, egal, was wir anstellten.
Erst dachten wir auch an einen Dickkopf, an ein Trotzkind, doch mit der Zeit stellten wir fest, dieses Kind ist einfach nur unbeirrbar und unbestechlich. Wenn er entschieden hatte, dass es Zeit war, um irgendetwas zu tun oder zu lernen, dann hat er es gemacht - und solange er aber nicht dieser Ansicht war, konnten wir uns auf den Kopf stellen, alle möglichen erzieherischen Massnahmen ausprobieren, uns mit Geschrei abfinden oder auch nicht abfinden - es war egal.
"Erziehungsresistent" habe ich ihn oft genannt, und das trifft es zwar im Kern, aber ich glaube, es geht viel tiefer.
Ich glaube, es gibt Kinder, die haben in sich so ein starkes Bewusstsein, was für sie richtig ist, was sie brauchen, dass sie sich von uns "Grossen" nicht beirren lassen, selbst wenn wir mit Engelszungen auf sie einreden, wie wichtig das jetzt sei - für uns, nur für uns, für das Kind nämlich nicht.

Und das hat mir schlussendlich geholfen, einen Weg zu finden.
Solche willensstarken Kinder muss man nicht anleiten, sondern nur das Ziel (die Familienregel) vorgeben.
Sprich : Nicht - "Du musst jetzt schlafen" sondern "eine Stunde Mittagsruhe, Du kannst malen, basteln, CD hören, schlafen, aber Du bleibst ruhig im Zimmer".

Ausserdem haben wir uns darauf beschränkt (auch schon vorher), nur wenige Grenzen zu stecken, aber die so unverrückbar, dass man noch nicht mal mehr drüber diskutieren muss, und da haben wir uns auch auf keine Diskussionen eingelassen.

Gleichzeitig haben wir aber festgestellt, dass das Verweigern einer bestimmten Aktion auch manchmal nur an einer Kleinigkeit hing.
Eine Weile lang gab es regelmässig Terz beim abendlichen InsBettgehen, spätestens beim Wort "schlaf gut" ging es los, und jedes "Du musst jetzt schlafen" hat die Lage verschärft.
Bis ich irgendwann einfach sagte "Du musst nicht schlafen, Du musst nur im Bett bleiben, Du kannst die Augen offenlassen" - Thema erledigt, sofern wir nicht das böse Wort aussprachen.

Begegne ihr auf Augenhöhe, mit Liebe - aber überleg Dir gut, welche Dinge diskussionsfähig sind - und welche eben nicht bzw. worum es Dir geht.

Liebe Grüsse, Jacqueline
 

talnadjöfull

Bücherwurm
AW: Giulianas Dickkopf

Céline möchte in vielem mitreden. Unter bestimmen wollen stelle ich mir was anderes vor. Dazu gehört für mich auch nicht, ein Anliegen noch teilweise irgendwie durchbringen zu wollen.

Letztendlich machen wir Erwachsenen doch auch was wir wollen und schauen, dass wir - wenn es nicht ganz geht - doch zumindest in die Nähe unserer Vorstellungen gelangen. Wir können nur schon besser einlenken, nachgeben oder vertagen - oder so tun als ob.

Den Laden hier kann und will sie nicht leiten, sie will aber auch nicht vorgekaut bekommen, wann was wie zu machen ist - oder auch nicht, egal wie doof oder wie klasse.

Ein Verbot wird auch erstmal kräftig bezetert und dann entweder hingenommen oder zu umgehen versucht. Das ist aber ganz normal, denke ich, auch bei weniger "dickköpfigen" Kindern. Hört man jedenfalls auch von eher braven Kindern ...
 

Carolin

Caipirinha Queen
AW: Giulianas Dickkopf

Jac, danke. Du hast (mal wieder) den Nagel auf den Kopf getroffen.

Erzähl ruhig noch mehr, mir kommts vor als ob du von Giuliana schreibst.

Unbeirrbar und unbestechlich genau das ist sie. :jaja:

Da fällt mir dann wieder die Geschichte ein, als wir beim Ohrenarzt waren. Sie war gerade zwei Jahre alt und wir hatten keine Chance sie dazu zu bewegen, diese Ohrstöpsel reinzumachen.
Die Arzthelferin liess sie irgendwann dann was aus dem Körbchen aussuchen, ein Armband hat es ihr angetan.
Und dann sagte die Frau, dass Giuliana nun aber auch die Dinger rein tun muß, wenn sie jetzt so ne tolle Kette bekommen hat.
Und was machte sie: Legte das Armband zurück. :nix:


Und den Terz mit dem Schlafengehen haben wir gerade auch. Ein Versuch ists Wert, ich werd morgen nicht das Wort schlafen benutzen :)
 
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