Gedicht gesucht

AndreaLL

Fernsehbeauftragte
Hallo,

jetzt wende ich mich auch mal in Sachen Hausaufgaben an euch :heilisch:.

Wir suchen ein bestimmtes Gedicht: der Ich-Erzähler steht an einem Bahnsteig, es geht u.a. um die Stille dort; dann kommt es zu einem Bruch, viele Menschen strömen zum Zug, um zu ihrer Arbeit zu kommen; und so laut und unruhig es plötzlich ist, ist es auch schon wieder leise...

Ich kenne das Gedicht, komme jetzt aber überhaupt nicht auf Titel, geschweige denn Dichter.

Kann mir jemand von euch bitte weiterhelfen?

Danke, Andrea (zwischen den Zeiten, denn der eine muss gerade erst lesen lernen, und der andere schreibt mal wieder Gedichtinterpretationen!!! Ich glaube, ich habe gar keine Zeit, alt zu werden...)
 

AndreaLL

Fernsehbeauftragte
AW: Gedicht gesucht

- schubs -

hmmm - heute scheinen wenig Lyrik-Kenner unterwegs zu sein...

Wir haben hier schon verschiedene Suchportale genervt, und ich weiß jetzt auch, dass es eine "Deutsche Gedichte-Bibliothek" gibt. Bisher leider erfolglos :heilisch:.

:winke: Andrea
 

Nike

Flying Googlemuckel
AW: Gedicht gesucht

Meinst Du das hier zufällig

<CENTER>Die seltsame Stadt

Der Zug fährt ratatatat, ratatatat über die Gleise.
Ratatatat, ratatatat bis ans Ziel seiner Reise.

Endlos ergießt sich der Strom der Passagiere
auf den nachtdunklen Bahnhof.
“Gepäckträger hierher, meine Koffer sind schwer“.
Niemand antwortet, niemand ist hier.
Bahnsteig und Bahnhof sind ruhig und leer.

Vor dem Bahnhof, wo sonst Taxen stehn,
gähnende Leere, niemand zu sehn.
Still ist die Nacht, dunkel die Stadt.
Nirgendwo bietet sich Hilfe an,
niemand der den Weg ins Hotel zeigen kann.

Eionsam stehen die Reisenden da.
Das Gepäck türmt sich auf dem Bahnhofsvorplatz.
Alles ist ruhig friedlich und still.
Seltsame Stadt.
Wie´s hier nur bei Tag aussehen mag?

Quirlendes Leben, es ballt sich und drängt,
niemandem wird hier etwas geschenkt.
Jeder muß rennen, muß hasten und eilen,
nur nicht zu lange an einem Orte verweilen.

Dann wird es Abend, die Dämmerung senkt sich herab.
Plötzlich ist Ruhe, still wie im Grab.
Die Fenster verschlossen, die Türen verriegelt,
die Läden herunter, eingeigelt.

Stumpf sitzen die Menschen in ihren dunklen Zimmern.
was draußen passiert, wer wird sich drum kümmern?!

Die Reisenden stehen am Bahnhof herum,
zitternd und ängstlich, stumm.
Kein Laut erhebt sich in der Stille
wo vorher noch Lärm war und Gebrülle.

Die Ausstrhlung der Stadt hat sich auf die Gemüter gelegt,
so daß sich kein Härchen, kein Muskel bewegt.
Und zieht dann der Morgen herauf mit Macht,
hat sie verdrängt die stockdunkle Nacht;
erwacht alles Leben,
als hätt es sie nie gegeben
die finstere Nacht.</CENTER><CENTER> </CENTER><CENTER>von Wolfgang Meiser </CENTER><CENTER> </CENTER><CENTER>Quelle: http://www.e-stories.de/gedichte-lesen.phtml?7669</CENTER>
 

AndreaLL

Fernsehbeauftragte
AW: Gedicht gesucht

Hey,

leider ist es nicht das gesuchte Gedicht :-?.

Ich Schlumpf sollte vielleicht auch noch dazu sagen, dass es Anfang des letzten Jahrhundert geschrieben worden ist (wird dem Expressionismus zugeschrieben).

Danke, Andrea
 

suchtleser

Hühnerflüsterin
AW: Gedicht gesucht

Der rechte Weg von Franz Werfel?

Der rechte Weg
(Traum)
Ich bin in eine große Stadt gekommen.
Vom Riesenbahnhof trat den Weg ich an,
Besah Museen und Plätze, habe dann
Behaglich eine Rundfahrt unternommen.

Den Straßenstrom bin ich herabgeschwommen
Und badete im Tag, der reizend rann.
Da! Schon so spät!? Ich fahre aus dem Bann.
Herrgott, mein Zug! Die Stadt ist grell erglommen.

Verwandelt alles! Tausend Auto jagen,
Und keines hält. Zweideutige Auskunft nur
Im Ohr durchkeuch´ ich das Verkehrs-Gewirre.

Der Bahnhof?! Wo?! Gespenstisch stummt mein Fragen.
Die Straßen blitzen endlos, Schnur um Schnur,
Und alle führen, alle, in die Irre.
 

Elchen

Aufraffbremse
AW: Gedicht gesucht

vielleicht dieses:
Auf einem Bahnhofe (Detlev von Liliencron)



Aus einer Riesenstadt verirrt' ich mich
Auf einen weit entlegnen kleinen Bahnhof.
Ein Städtchen wird vielleicht von hier erreicht
Von Männern, die vom Morgen an viel Stunden
Am Pult, in Läden und Kanzlei gesessen,
Und nun den Abend im Familienkreise
Den Staub abschütteln wollen vom »Geschäft«.

Ein glühend heißer Sommertag schloß ab.
Es war die Zeit der Mitteldämmerung.
Der neue Mond schob wie ein Komma sich
Just zwischen zwei bepackte Güterwagen.
Im Westen lag der stumme Abendhimmel
In ganz verblaßter milchiggelber Farbe.
Und diesem Himmel stand wie ausgeschnitten
Ein Haufen Schornsteintürme vor der Helle.
Aus allen Schloten qualmte dicker Rauch,
Erst grad' zur Höh', dann wie gebrochen bald,
Beinah im rechten Winkel, einem Windzug
Nachgebend, der hier Oberhand gewonnen.
In wunderlich geformten Öfen dort,
Die offne Stellen zeigten, lohte ruhig,
Ganz ruhig, ohne jeden Flackerzug,
Ein dunkelblauer starker Flammenmantel...
Und aus der großen Stadt klang dumpf Geräusch,
Ein brodelnd Kochen, das ich einmal schon
Gehört, als vor Paris wir Deutschen ruhten,
Indessen drinnen die Kommune sich
Im Höllenlärme blutige Wangen wusch.

Um mich war's leer; ein letzter Zug hielt fertig,
Die letzten Arbeitsmüden zu erwarten.
Ein Bahnbeamter mit knallroter Mütze
Schoß mir vorbei mit Eilgutformularen.
Sonst nichts - nur oben stand der Jupiter.
Die blauen Flammen lohten geisterhaft,
Und aus der Stadt her drang verworrner Ton.
 
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