Extremste Trotzanfälle!

Nicky

Dauerschnullerer
Hallo Jackie,

Eigentlich sind das keine besonderen Regeln, ich denke es sind die gleichen wie sie jede normale Familie hat. Ich bin der Meinung das eine Familie nur funktionieren kann wenn sich alle an die gleichen Regeln halten.

Das bedeutet bei uns das wir alle zusammen essen. Wer sich nicht benimmt oder ständig aufsteht, der hat halt keinen Hunger und bekommt nichts mehr.

Es gibt keine Extrawürste. Wir hatten uns letztens, nach Niklas Wunsch, auf Nudeln geeinigt und als sie fertig waren wollte er auf einmal Würstchen. Die hätte ich weder für ihn noch für meinen Mann oder sonstwen gemacht. Entweder Nudeln oder hungrig ins Bett.

Wir lassen uns ausreden. Niklas unterbricht uns nicht (daran arbeiten wir jedenfalls) aber der Papa hat auch den Niklas nicht zu unterbrechen wenn er mir grade was erzählt!

Niklas hat seine Aufgaben. Er gießt die Benjamina und füllt den Vogelfutternapf auf. Er ist Teil der Familie und hat seinen Beitrag zu leisten. Das gefällt ihm aber sehr gut!

Zähne werden geputzt, das machen wir zusammen. Wir stehen nebeneinander am Waschbecken, Niklas hat Spiegelkacheln hinter dem Wasserhahn...

Und so geht es weiter. Unsere wichtigste Regel ist eigentlich:

Wir sind eine Familie und wir müssen das Miteinander gemeinsam gestalten. Das bedeutet gegenseitige Rücksichtnahme von jedem auf jeden! Das gilt auch für Niklas, er ist nicht der Mittelpunkt, er ist ein wichtiger Bestandteil...

Ja, und nun zum Trotz... Wir haben einen VERDACHT!!! Aber von vorne:

So wie es aussieht ist es ein extremer Fall von "kann seine Gefühle nicht kontrollieren wenn er frustig wird". Und diese extremen Anfälle bzw. Attacken werden hervorgerufen durch... seinen Vater!
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Das ist unsere Vermutung. Denn Niklas kann Dietmar immer und überall um den Finger wickeln. Und wenn ich jetzt so überlege: Die Anfälle kommen fast immer wenn Dietmar involviert ist und immer beim zweiten oder dritten Mal das Dietmar ausnahmsweise mal standhaft bleibt!

Der Doc kam von alleine drauf. Niklas sollte abgehört werden und er hat geschrieen und sich gewehrt solange Dietmar ihn gehalten hat. Dann hab ich mir "kleinen Wüterich" geschnappt, ihm klipp und klar gesagt was Sache ist und Niklas hat kooperiert und sogar "Aaaah" gemacht und den Mund geöffnet!
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Als Dietmar und Niklas draußen waren und der Doc mit mir die Gründe für die Ausraster erörterte, da kamen wir auf die Idee das Niklas seinen Vater gut im Griff hat und von ihm einfach keine Gegenwehr gewohnt ist. Jedenfalls nicht ernsthaft. Und wenn dann wirklich ein standhaftes NEIN kommt, dann wird er zornig. Das baut sich wahrscheinlich auf und beim zweiten, dritten Mal explodiert er und hat sich dann so wenig unter Kontrolle das er sich fast wegschreit...

Klingt logisch, oder?

Um diesen Verdacht zu bestätigen soll ich mal Tagesnotizen machen. So können wir rausfinden ob das der Auslöser ist. Ja, dann muß der Papa mal lernen sich mehr durchzusetzen und strenger zu reden! Manchmal, wenn er von Niklas was will, dann bittet er ihn ja fast! :nix:

WENN es das nicht ist und die Anfälle im Laufe des nächsten halben Jahres weniger werden (wenn Niklas besser sprechen lernt und auch anfängt seine Gefühle besser zu kontrollieren), dann können wir es auch als "unangenehme" Episode abhaken.

WENN es schlimmer wird, dann geht es einen üblichen Weg von dem Doc aber nicht glaubt das wir ihn brauchen werden weil er bei Niklas wirklich nur extremen Trotz vermutet. Der übliche Weg wäre EEG (hätten wir auch direkt machen lassen können, aber das hab ich abgelehnt), Erziehungsberatung, Kinder- und Jugendpsychologe. Doch das wär bei uns seiner Meinung nach KEINESFALLS nötig!

Ich soll Niklas, wenn er so austickt, möglichst komplett ignorieren. Er sollte eine "Wutecke" haben in der er sich austoben kann ohne das Gefahr läuft das er sich verletzt und ich soll mich dazu setzen und lesen oder so. Ihn halt ignorieren denn auch die Aufmerksamkeit, die man ihm dann schenkt, beflügelt ihn so weiter zu machen. Und im Notfall soll ich auch rausgehen. Damit ihm klar wird das er so keine Aufmerksamkeit bekommt! (Nachgeben tun wir ja eh nicht, wenn er so trotzt!!!)
 

Nicky

Dauerschnullerer
Ach ja, und die wichtigste Regel von allen:

Versprechungen und Termine werden eingehalten! Wenn wir Nik versprechen das wir noch ein Eis essen gehen dann GEHEN wir das Eis essen!

Wenn wir einen Termin haben, dann sind ALLE pünktlich!!!

Das ist sehr wichtig, wir können uns alle auf den anderen verlassen!!!
 

talnadjöfull

Bücherwurm
An Affektkrampf hatte ich auch schon gedacht bei der Beschreibung.

Wichtig ist daran, das geschieht im Unterbewussten. Niklas macht das nicht absichtlich wenn es das ist. Er kann das nicht steuern.

Psychoexperten braucht man eigentlich nicht um das in den Griff zu bekommen. Nur eben die Gewissheit dass es das ist. Google mal nach Affektkrampf ob das auf euch passt. Wenn der Arzt es nicht ohnehin schon so genannt hat.

Diese Krämpfe entwickeln sich eigentlich immer dann, wenn mal nach einem starken Trotzanfall das Verbotene doch noch erlaubt wurde (weil man froh war dass nichts passiert ist). Auch soll man wenn sich wieder so ein Anfall abzeichnet nicht vorschnell doch erlauben um ihn abzuwenden. Diese Anfälle müssen komplett ins Leere laufen. Dann wird man sie meist wieder los.

Letztendlich hat der Arzt ja auch genau das geraten.
 
5

5MädelHaus

Zahlenwurm hat gesagt.:
Diese Krämpfe entwickeln sich eigentlich immer dann, wenn mal nach einem starken Trotzanfall das Verbotene doch noch erlaubt wurde (weil man froh war dass nichts passiert ist).

Hallo

Dem muss ich wiedersprechen. Meine Aurélie hat Affektkrämpfe (bis zur Ohmacht mit vorherigem Luft anhalten und blau anlaufen), aber die entstanden einfach so, ich errinere mich noch genau an den ersten. Sie ist eben ein Charakterköpfchen.

Mag sein, dass meine Regeln nicht mehr so star waren als bei den Grossen, aber wenn ich nein gesagt habe, dann ist es bei nein geblieben.

Liebe Grüsse

Rachel
 

Nicky

Dauerschnullerer
Ich glaub nicht dass das was mit Affektkrämpfen zutun hat! Er steigert sich ja nicht rein bis er umfällt! Er steigert sich "nur" soweit rein das er so in seinem Zorn, seiner Wut verhaftet ist das er nichts anderes mehr wahrnimmt als seine Gefühle! Und die hat er dann nicht mehr unter Kontrolle und er tobt dann bis er nicht mehr kann.

Er tobt und wütet schon ganz bewußt! Und er hält dabei weder die Luft an noch fällt er sonst irgendwie in Ohnmacht, wie es beim Affektkrampf ja üblich ist.

Zahlenwurm hat gesagt.:
Diese Krämpfe entwickeln sich eigentlich immer dann, wenn mal nach einem starken Trotzanfall das Verbotene doch noch erlaubt wurde (weil man froh war dass nichts passiert ist). Auch soll man wenn sich wieder so ein Anfall abzeichnet nicht vorschnell doch erlauben um ihn abzuwenden. Diese Anfälle müssen komplett ins Leere laufen. Dann wird man sie meist wieder los.

Das ist bei uns komplett nicht der Fall. Wir haben auch nach so einem Anfall, er hat sie ja erst seit seinem 2ten Geburtstag noch nie nachträglich das Verbot aufgehoben oder das getan was er ertrotzen wollte. Und um den Anfall zu verhindern haben wir auch noch nicht nachgegeben. Dann hätten wir verloren, das weiß ich...

Nein, der Doc empfahl uns diese Vorgehensweise weil Niklas merkt das er, wenn er das Verbotene schon nicht erreichen kann, wenigstens mit seinem Verhalten Aufmerksamkeit erregt und das für ihn trotz der Umstände dann ein positiver Aspekt der ganzen Geschichte ist.
Bei normalen Trotzanfällen ignorieren wir ihn weitestgehend, aber bei den extremen Anfällen haben wir das bislang nicht getan. Aus Angst das er sich verletzt. Wir laufen Gefahr, sagt der Doc, das er von normal komplett auf extrem umsteigt weil er lernt: Ich bekomme zwar nicht was ich will aber die kümmern sich dann ganz dolle um mich und das ist schön!

Hinterher werd ich auch nicht mehr lange mit ihm schmußen sondern ihn nur normal in den Arm nehmen und ihm sagen das es schön ist das er sich beruhigt hat und das ich ihn lieb habe. Und dann geh ich zur Tagesordnung über.
 

yuppi

Gehört zum Inventar
Hallo Nicky,

also wenn ich mir das so durchlese, erkenne ich meinen Joshua zu 99% wieder.

Bei ihm fing das auch an so zwischen 2 u. 3 ... da hab ich mir noch nich viel bei gedacht..weil ist ja eh die Trotzphase, und unterschiedliche Kinder trotzen wohl unterschiedlich.

Mit 3 Jahren hörte es allerdings nicht auf... es ging weiter... er wurde 4 ...er wurde 5... und er wurde immer schlimmer.
Während seinen Wutanfällen war er auch nicht er selbst...er brüllte teilweise 30 - 45 minuten bis zum Erbrechen :(
Egal was ich versuchte...ihn ansprechen, ihn in den Arm nehmen, jede Reaktion machte es nur noch schlimmer, also fing ich an mich einfach daneben zu setzen oder ins andere Zimmer zu setzen und abzuwarten ...

Aber zu helfen wußte ich mir auch nicht. Was mir aufgefallen ist, war daß er erstens ein problem damit hatte, ein Nein zu akzeptieren...und zweitens nicht damit zurecht kam wenn sich irgendwas spontan änderte.
Abzulenken war er allerdings oft sehr leicht.. so nach 10 min brüllen... aber man mußte sich immer was anderes einfallen lassen. Zweimal mit dem gleichen ablenken lief nicht.
Außerdem hat er sich 5 min nach dem Anfall schon oft gar nicht mehr dran erinnert...

Als wir jetzt im März auf Kur waren, hab ich mich von ein Psychologin/Erziehungsberaterin beraten lassen, hab ihr alles geschildert, und daß ich mit dem Kind echt nicht mehr zurecht komme und vorallem angst habe, wenn er mal älter ist und größer wird...

Sie meinte der Ursprung liegt vielleicht darin, daß Joshua kaum Kontakt zu seinem Vater hat (der wohnt in USA kann kein deutsch und Joshi kein engl. sie sehen sich einmal im Jahr)
Das hat mich dann ganz schön getroffen, denn ICH war ja diejenige die die Scheidung wollte... bin ich deswegen daran Schuld daß mein Sohn so probleme hat?
Sie empfahl mir dann daß der Daddy evtl. wenn er den Unterhalt schickt ein Bildchen oder so mit in den Umschlag legt, was Joshua dann in einer Art Schatztruhe sammeln kann.
Das haben wir jetzt auch umgesetzt.
Dann hat sie mir ein Buch empfohlen "Wenn Frau Wut zu besuch kommt" darin sind lauter kurzgeschichten, von verschiedenen Kindern, mit Wutanfällen und wie sie damit umgehen.
Das Buch hab ich Joshua jeden Abend gelesen. Ich fand da ein paar gute Hinweise, die Joshua auch umgesetzt hat.
z.b. wenn er wegen irgendetwas wütend wird...dann ist der Wurm in seinem Kopf aufgewacht.... dann zählt er leise bis 10, atmet tief ein und bringt den *Wurm* so wieder zum schlafen.
Sicher das klappt nicht immer.... aber oft!!! Und er sagt von sich aus... mama der Wurm is wach
Hört sich echt irre an... aber wenns hilft!!!
Dann hab ich angefangen ein Trotztagebuch zu führen, um mal zu sehen in welchen situationen er so *ausrastet* wie ich reagiert habe und was das endergebnis war.
Auch das habe ich aus einem Buch namens *Wenn Eltern die Wut packt* dort wird das ganze umgekehrt angegangen.
Das Buch fand ich sehr informativ, dort wird auch geschildert wie unterschiedlich Kinder sind, wie man evtl. besser reagieren könnte usw.. es sind einige tagtägliche Situation geschildert, in denen ich uns wieder erkennen konnte.

Und ich muß sagen...im März habe ich angefangen teilweise anders zu reagieren, das Tagebuch zu führen usw...
Mag sein, daß Joshuas Phase einfach um ist... oder ich Erfolg hatte... aber seit ca. 6 wochen hatten wir keinen so extremen Trotzanfall mehr.
Klar haben wir noch kleine Weinereien... aber kein Erbrechen, kein 45 min monotones brüllen ...
 

Nicky

Dauerschnullerer
Hallo Annette,

Dein Bericht klingt sehr interessant und informativ, danke dafür! Die Buchtipps guck ich mir direkt bei Amazon an!

Die Idee mit dem Trotztagebuch hatte ich auch, das werde ich heute kaufen und ab morgen dann führen. :)

Es macht mir Mut Deine Geschichte zu lesen! Hat sich das denn bewahrheitet das die Trotzattacken aufgrund des kaum vorhandenen Kontakts zu seinem Vater auftreten? Wie alt war der Lütte denn bei der Scheidung? Oder sind die Fragen jetzt zu persönlich?

Ich wünsche Dir das die Attacken bei Euch jetzt endgültig aufgehört haben! 6 Wochen klingt doch schon mal sehr gut!!!

Nochmals Danke für Deine Antwort! Ich werde das Tagebuch führen und die Bücher lesen...

Wie führst Du denn das Tagebuch? Trägst Du abends ein ob es ein guter oder ein schlechter Tag war? Oder notierst Du nur die Tage die schlimm waren?
 

yuppi

Gehört zum Inventar
Nicky hat gesagt.:
Hallo Annette,

Dein Bericht klingt sehr interessant und informativ, danke dafür! Die Buchtipps guck ich mir direkt bei Amazon an!

Die Idee mit dem Trotztagebuch hatte ich auch, das werde ich heute kaufen und ab morgen dann führen. :)

Es macht mir Mut Deine Geschichte zu lesen! Hat sich das denn bewahrheitet das die Trotzattacken aufgrund des kaum vorhandenen Kontakts zu seinem Vater auftreten? Wie alt war der Lütte denn bei der Scheidung? Oder sind die Fragen jetzt zu persönlich?

Ich wünsche Dir das die Attacken bei Euch jetzt endgültig aufgehört haben! 6 Wochen klingt doch schon mal sehr gut!!!

Nochmals Danke für Deine Antwort! Ich werde das Tagebuch führen und die Bücher lesen...

Wie führst Du denn das Tagebuch? Trägst Du abends ein ob es ein guter oder ein schlechter Tag war? Oder notierst Du nur die Tage die schlimm waren?


Hallo Nicky,

als wir uns haben scheiden lassen, war Joshua 2 Jahre alt, das Jahr davor war mein Ex allerdings schon im Ausland berufstätig und nur ein paar wochen übers Jahr verteilt zuhause.

Sein Daddy meldet sich ja wohl jedes Wochenende, also ist nicht so, daß er sich nicht um die Kinder kümmert, das macht er schon, nur die Sprachbarriere steht halt zwischen den beiden. Natasha dagegen kann perfekt englisch und unterhält sich dann halt auch mit ihm.
Wir haben jetzt angefangen daß Joshua dann auch über den Lautsprecher am Telefon mit seinem Papa redet, und ich übersetze.
Obs jetzt wirklich daran liegt, kann ich halt nicht sagen, weil i ch leider nicht in Joshua reinschaun kann. Aber egal ob oder ob nicht, kontakt egal auf welche art zu seinem Daddy ist immer gut .

Zum Trotztagebuch,

da schreibe ich nur Extrem Situationen rein. Denn kleine Auseinandersetzungen finde ich nicht der rede wert. Für mich war es nur wichtig einen Überblick über die extrem Situationen zu bekommen.
An extrem guten Tagen schreibe ich dann mit Joshi an den Familienkalender in der Küche z.b. Joshi SUPER LIEB
Und er merkt auch selbst daß wir kaum noch ärger haben.
Und läßt mich das auch wissen.

Andersrum versucht er natürlich auch dinge wie...wenn du nich machst, dann bin ich nich mehr lieb.. :-?
 
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