Gedichte & Gedanken Der Tod des Ich's

NeverTouchARunningSystem

Familienmitglied
Heute stolperte ich über eine Textstelle beim Lesen, die mich erschrecken lies - Der Tod des Ich's. :???:

Entgültig, brutal, hart - so sassen die Worte. Das Gedankenkarussel begann. Ich soll etwa mein Ich sterben lassen? Ich soll mich etwa selber aufgeben? Ich soll etwa mein Leben aufgeben? :???: Ich soll also meinen inneres Ich einfach über Bord werfen? :piebts: Was bleibt dann noch von einem Menschen übrig? :rolleyes:

Ziemlich entrüstet war ich, doch dann ging das Gedankenkarussel weiter - Lebensaufgabe (beispielsweise Menschen helfen), Selbstaufgabe (Egoismus aufgeben :???:) , Selbstverzicht (Verzicht auf die grosse Karriere zu Gunsten anderer Menschen),....

Im Leben geben wir Menschen einiges auf, nehmen vieles auf uns auf, jedoch kann der Moment geschehen, wo wir unser Ich soweit aufgegeben haben, so dass der Tod des Ich's eingetreten war. Wir haben uns weggeworfen wie ein Stück Müll, was in der Mülltonne auf die Entsorgung zur Mülldeponie wartet. Und genau jenes hatte mich so an der Textstelle wütend gemacht. Da wurde doch tatsache geraten, dass man sein Ich aufgeben soll.

Die Kirche versteht da eher drunter, dass man seine Selbstsucht aufgeben soll. Es gibt kein Dein oder Mein, es gibt ein Wir. Und Wir als einzelne Person sind ein Teil des Wir. Klingt ja schon einmal besser. Nur um ein Teil des Wir sein zu können, muss man auf einiges verzichten - Örgs. Nur wie weit sollte jenes gehen bzw. wie weit ist es überhaupt möglich. Soll man wirklich soweit gehen, dass man sein Ich mit guten Taten speist? Nur im Dienste der Menschheit, kein kleines bisschen Ich mehr? :???: Was ist mit dem heutigen Zeitgeist??? Wir bestehen so oder so aus einem großen Wir, nur jeder kämpft für sich alleine. Die Ellenbogen sind nun einmal hart in der Gesellschaft. Wenn man sie nicht einsetzt, geht man leider unter. Ein Wir :???:..... Nun ein Wir ist der Staat, wo ab und an nicht das Geld dort ankommt, wo es ankommen sollte bzw. muss. Nur sollte man ein Wir vom Geld abhängig machen :???:. Das war dann wohl auch nicht gemeint.

Dennoch wurmt es mich noch ein wenig, dass ich mein komplettes Ich über Bord werfen sollte? Was ist überhaupt ein Ich? Ein Ich ist eine Persönlichkeit. Ein Lebewesen mit einem besonderen Aussehen und einem Charakter. Ein liebenswertes Wesen, was ein Teil der Gemeinschaft ist und die Gemeinschaft ist ein Teil des Ich's. So ganz können wir dann doch nicht ohne Menschen leben, dennoch benötigen wir unsere Freiräume, in der sich das Ich entfalten kann.

Muss man jetzt nun den Weg eines Heiligen gehen??? In gewisser Weise würde ich sagen: Nein. Letztendlich sind wir Menschen und Mensch sein bedeutet auch Verletzlich zu sein. Wollen wir wie ein hartes Stück Holz durch das Leben schreiten? Jenes will man dann auch wieder nicht, nur ab und an muss man Ellenbogen einsetzen, wenn es um die Würde eines Menschen geht. Wenn es um den Respekt und die gegenseitige Rücksichtnahme geht. Ein Wir hat geregelte Grenzen und ein Ich hat es ebenfalls. Also braucht man gar nicht das Rad neu zu erfinden, wenn es seit zig Jahrhunderten schon da ist - der Weg des Lebens. Der Weg dessen, was man den Weg des Ich's nennt :cool: . Und den Weg gehen wir nicht alleine, sondern wir gehen ihn zusammen. Wir gehen ihn in einem Wir. Jenes ist schon einmal beruhigend. So alleine sein will man doch nicht in der Welt.

Dennoch man benötigt ein Ich, denn ohne ein Ich kann man nicht leben. Das Ich kann die eigene Seele sein, der eigene Charakter, die tollen Haare, das typische Lächeln, der gewisse Blick im Gesicht, wenn man sauer oder wütend ist - ob gute oder schlechte Seiten, sie machen das Ich aus. Das Ich ist das Ich und ohne ein Ich gibt es kein Du und ohne kein Du gibt es auch kein Wir. Man benötigt schon das Einzelne, um daraus ein Ganzes zu machen. Und wenn man ein Ganzes hat, ja, was braucht man noch mehr, um glücklicher zu werden. Ein Ich und ein Du reicht aus, um ein Wir zu gestalten. Und ein Wir besteht aus einem Du und einem Ich. Und das Du ist ein Ich, so wichtig, wie die Luft zum Atmen.

Der Tod des Ich's geht schlecht, denn ein Ich ist lebensnotwendig. Also, wer sich an irgendeiner Stelle selbst aufgegeben hat und vergessen hat, warum ein Ich wichtig ist, ran ans Werk ;) .
 
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