Anne Frank ab wieviel Jahren?

sonnenblume

Schlumpfine
AW: Anne Frank ab wieviel Jahren?

Um das Buch allein zu lesen, ist Paul noch zu jung.
Nicht vom Lesen anfürsich, sondern vom Inhalt her.
Dieser ist für ein Kind nur schwer nachvollziehbar und auch die aufgeführen Umstände, Lebensweisen etc. bedürfen Erklärungen.
Wenn Paul unbedingt Anne Frank lesen möchte, halte ich Annis Vorschlag, das Buch gemeinsam zu lesen, für eine klasse Lösung.

Ich habe das Buch übrigens in der 6. oder 7. Klasse gelesen.
 

Jaspis

Golden Girl
AW: Anne Frank ab wieviel Jahren?

Katja, mMn ist Paul auch zu jung, um das Buch zusammen zu lesen. Es ist einfach ein Stück weit eine Innenwelt beschrieben, die ein noch junges Kind nicht erfassen kann (und damit meine ich nun nicht in erster Linie die Judenverfolgung und deren Folgen).

Meine Meinung dazu.

:winke: J.
 

Frau Mami

Siedler
AW: Anne Frank ab wieviel Jahren?

Ich würd es ihn auch noch nicht lesen lassen :ochne:

Ich finde, das Buch an sich ist harter Tobak, und es sind einfach Dinge geschrieben und beschrieben, die für einen Neunjährigen nicht geeignet sind mangels Lebenserfahrung. Nun muss ich sagen, ich selbst hab das Buch erst mit über 20 gelesen, und bin dann aber schon der Meinung, dass es frühestens mit zwölf gelesen werden sollte... Sonst ist es ein Buch mit wenig Aussage, weil einfach ganz vieles von dem, was dort geschrieben steht, am Leser vorbeizieht.
 
P

Paulchen

AW: Anne Frank ab wieviel Jahren?

Danke euch für eure Meinung, ich selber bin ja derselben. Auf der anderen Seite - wenn Paul den Inhalt nicht versteht, wird er es einfach nicht weiterlesen oder abschalten. Das kenne ich von anderen Büchern. Von daher werde ich das Thema nochmal ruhen lassen. Wenn er aber darauf beharrt, werde ich ihn nicht ausbremsen. Dann finde ich die Idee mit dem gemeinsam lesen gut und dann kann ich ja auch einiges erklären, wenn er etwas nicht versteht.

Vielleicht gehen wir auch erst einmal ins Anne Frank Haus, wir sind ja öfter in Belgien und Holland. Dann bekommt er eine andere Perspektive denke ich, wenn er selbst er-lebt, wie sie gelebt hat.
 

Die Solistin

Dauerschnullerer
AW: Anne Frank ab wieviel Jahren?

Hallo,
ich bin selbst aus einer jüdischen Familie. Bei uns wachsen die Kinder, meins also auch, mit der Thematik notgedrungen auf. Schon die Lücken in der Familie, alle die, die immer fehlen werden, sind immer wieder im Gespräch. Auch wenn es vieles gibt, über das die Überlebenden nicht sprechen können. Die Kinder fühlen es. So ging es mir als Kind auch. Wir könne uns die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt gar nicht stellen. Ich weiss heute, dass Reden und das daraus resultierende Wissen besser ist, als die bleierne Trauer des Horrors. Zumindest für die Kinder der betroffenen Familien, für die Enkel und Urenkel.
Liebe Grüße von
Marah
 

Irrlicht

Lichtlein
AW: Anne Frank ab wieviel Jahren?

Danke euch für eure Meinung, ich selber bin ja derselben. Auf der anderen Seite - wenn Paul den Inhalt nicht versteht, wird er es einfach nicht weiterlesen oder abschalten. Das kenne ich von anderen Büchern. Von daher werde ich das Thema nochmal ruhen lassen. Wenn er aber darauf beharrt, werde ich ihn nicht ausbremsen. Dann finde ich die Idee mit dem gemeinsam lesen gut und dann kann ich ja auch einiges erklären, wenn er etwas nicht versteht.
Finde ich gut, Katja :prima: - auch daß Du es ihm ermöglichen möchtest. Du kennst Dein Kind am besten und weißt, ob er einfach pauschal als zu jung angesehen werden kann oder nicht. Und wenn es brenzlig wird, bist Du sicher die erste, die abbremst :jaja:

:winke:
 

Ravelino

Familienmitglied
AW: Anne Frank ab wieviel Jahren?

Hier nochmal eine andere Sicht auf die Dinge: Ich bin Deutschlehrerin an einem Gymnasium. _Das Tagebuch der Anne Frank_ ist "traditionell" Stoff der 6./7. Klasse. Seit einigen Jahren gibt es bei uns eine Übereinkunft der Deutsch- und Geschichtskolleg/innen, dass wir diese Art von Lektüren (zu denen auch _Damals war es Friedrich_ zählt) nicht mehr in dieser Altersstufe lesen. Laut Lehrplan stehen Nationalsozialismus und Holocaust erst im Jahrgang 9 an und die Kollegen haben die Erfahrung gemacht, dass die Jugendlichen in diesem Alter dem Thema sehr ablehnend gegenüberstehen, u.a. weil sie "das schon tausendmal gemacht haben" (es ist ja auch z.B. Thema im Religionsunterricht). Ich kann das gut verstehen. Mein großes Kind ist in der 10. Klasse und hat jetzt erst zum ersten Mal das Thema in seiner Komplexität behandelt. Sie waren auch mit dem gesamten Jahrgang in Buchenwald. Hier zu Hause führte das zu sehr intensiven und emotionalen Diskussionen, die mich meinem Kind sehr nahe gebracht haben. Erst jetzt hat sie _Der Junge im gestreiften Pyjama_ gelesen.
Eine Kollegin will den Text mit ihrer 6. Klasse lesen und ich habe ihr gesagt, dass ich das unverantwortlich finde.
Mein Sohn ist im Alter deines Sohnes. Auch hier kommt das Thema immer mal wieder auf - nicht zuletzt durch die große Schwester. Ich bemühe mich dann, die Komplexität zu reduzieren - alles andere halte ich für komplette Überforderung.

Liebe Grüße
A.
 
P

Paulchen

AW: Anne Frank ab wieviel Jahren?

Danke für deine Sicht auf die Dinge. Als meine Mutter gestorben ist und auch an anderen Dingen sehe ich aber, dass mein Kind mit für uns "schlimmen" Dingen sehr rational umgeht. Er findet es mehr "interessant", sieht irgendwie mehr von "außen" darauf, wenngleich er mitfühlt und versteht. Ich erinnere mich, dass ich auf dem Gymnasium auch von vielerlei Lektüre eher ermüdet war, dabei war ich traditionell eine 1er Schülerin.

Aber er fragt und ist wissbegierig. Ich will das nicht ersticken, aber du hast recht, ich als Mutter muss verantwortungsbewusst mit dieser Neugier umgehen. Nicht alles kann er schon verstehen. Nicht alles kann er verarbeiten.

Mein Kind ist in vielen Dingen schon deutlich weiter als andere. Und in vielen Dingen ist er auch viel mehr zurück, z.B. medial. Er hat auch schon immer sehr gern über den Tod gesprochen, das hat ihm nie Angst gemacht, bei uns war das schon häufig Thema. Auch über Hunger, über die Todesstrafe und andere Themen spricht er. Und nicht nur mit mir spricht er darüber. Er schaut wenig fern. Er liest viel und denkt über vieles nach. Ich finde das gut und will es nicht beschneiden. Wir haben darüber gute Gespräche, aber ich bin selber auch angstfrei bei diesen Themen und ich denke er bemerkt das.

Ich selbst bin auch Lehrerin, Berufsschullehrerin. Und ich denke, elementare Dinge wie den Tod, das Leid, auch Krieg und Hunger und eben der Holocaust können Kinder schon früh verstehen. Diese Themen sollten nicht tabuisiert (aber natürlich altersgerecht aufbereitet) werden, sondern wir sollten unseren Kindern ehrlich antworten (alles andere bemerken sie sowieso). Kinder haben einen ganz anderen Draht zu den elementaren Themen des Lebens und des Sterbens. Das ist wunderbar.

Anne Frank ist ein Mensch. Die ein Tagebuch schreibt. Ihre Gefühle und Gedanken formuliert. Ich selber habe es früh gelesen, es hat mir nie Angst gemacht. Das Ende bricht ab.. als sie deportiert wird. Und was ich ihm vom "danach" erzähle, wird sich dann ja ergeben denke ich, da muss ich intuitiv sein. Er weiss auch schon vieles, wir haben auch schon Bilder angesehen.

Ich will das Buch aber jetzt doch noch mal lesen, vielleicht sehe ich es heute, als Mutter, mit anderen Augen als damals.
 
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