An die Mamas mit autistischen Kindern

Lucie

Digitaler Dinosaurier
Dir Überweisung fürs spz kann dir auch der /die Hausärztin ausschreiben.
Du könntet ausserdem frühförderung beantragen.
Ansonsten würde ich mich ganz sicher in einer autismusambulanz vorstellen selbst in so jungem alter. Schon allein weil ich sonst nie beruhigt wäre.....
 

Mo-Ma

Chaosqueen
Was mir beim lesen etwas fehlt. Was sagt die Tagesmutter? Sieht sie Auffälligkeiten? Was sagt der Papa? Gerade die Tagesmutter kann aus einem Erfahrungsschatz schöpfen, den junge Eltern nicht haben.

Ansonsten: Wenn die Eltern Auffälligkeiten sehen, egal ob begründet oder unbegründet, sollte das abgeklärt werden. Denn eine über Wochen oder Monate angespannte Stimmung zu Hause hilft niemandem.

Was ich aber mal herausgreifen will: laufen auf Zehenspitzen machen viele Kinder, meiner hat das auch ne Zeit lang gemacht. Und spätes sprechen ist auch eher normal als die Ausnahmen. Ich habe vorhin mal geschaut: das erste wirkliche "Mama" bekam ich erst 21 Monate nach Geburt von meinem Sohn geschenkt. Ich habe das nie hören oder glauben wollen, ich war verzweifelt. Aber die Sprache explodierte wirklich von ein Tag auf den andern.

Ich wünsche alles Gute! Lass deine Sorgen abklären, dann bist du wieder handlungsfähig. Ist nix, dann schau mal nach dir, ob du vielleicht einfach zu unsicher und ängstlich bist und dir Techniken aneignen solltest, damit besser umzugehen. Werden deine Sorgen bestätigt, hast du einen Handlungsgrundlage.
 

Blümchen

Mama Biber
Ich habe deine traurige Aneinanderreihung von vermeintlichen Defiziten gerade durchgelesen und unabhängig von dem, was andere schon geschrieben haben zum Abklären lassen, möchte ich dir hier lassen, dass es vielleicht gut für euch wäre, wenn du so eine Auflistung nochmal machst und zwar mit allen wundervollen, guten, liebenswerten Seiten an deinem Kind.

Du bist so defizitorientiert unterwegs, in diesem Thread, aber auch in den anderen, es geht so oft um das, was sie nicht kann, macht, leistet, bringt.
In erster Linie ist sie eure kleine Tochter, euer (fast noch) Baby, gerade ein gutes Jahr alt, fast noch neu auf dem Weg ins Leben.
Wenn du schreibst, dann klingt das für mich oft so, als hättet ihr euch noch nicht zusammen gefunden, als nun dreiköpfige Familie, nicht mehr als Paar, sondern eben als Eltern plus Kind (das eine schließt das andere übrigens nicht aus, auch, wenn sich manches ändert).

Selbst, wenn ihr jetzt Diagnostik macht und eine Diagnose bekommt, was hier vom reinen Lesen niemand beurteilen kann, weil alles kann und nichts muss und jeder Punkt für sich genommen und auch in Kombination miteinander vollkommen normal sein kann, also selbst dann wäre es so wichtig, dass ihr eurer Kind so wie es ist, wundervoll findet und annehmen könnt. Und dazu gehören vor allem seine Stärken, seine tollen Eigenheiten, sein sich immer mehr zur eigenen Persönlichkeit entwickelnder Charakter.

Sollte es eine Diagnose geben, dann ist professionelle Unterstützung sicher wichtig. Aber nur von dem her, was ich lese (mehr kann ich ja nicht beurteilen), möchte ich wenigstens vorsichtig einbringen, dass das generell ein Weg für euch sein kann. Zu euch zu finden als Familie, zu eurem Kind zu finden, dass so anders zu sein scheint, als ihr es euch vorgestellt habt (und als es ja oft auch -fälschlich- in bestimmten Medien suggeriert wird). Du liest dich unglücklich und nicht angekommen an deinem Platz.
Daran kannst du etwas ändern, wenn du dir Unterstützung suchst und davon wirst du profitieren.
Euer Kind braucht starke Eltern an seiner Seite, die für es einstehen und es annehmen können, wie es ist. Jedes Kind braucht das. Lass die Verunsicherung in dir nicht immer wieder Überhand gewinnen. Und achte auf dich und deine Grenzen.

Alles Liebe dir!
 

PePaMel

Dauerschnullerer
Liebe Nora,

auch ich verfolge schon länger deine Themen und da Autismus meine größte Angst ist, will ich dir gerne was dazu schreiben.

Einer meiner Brüder leidet an einer sehr schweren Form von Autismus. Daher war (und ist es heute noch) diese Erkrankung immer meine größte Angst. Von Anfang an beäugte ich mein Baby auf etwaige Anzeichen. Mein Sohn zeigte auch die ein oder andere "Auffälligkeit" allerdings bedeutet dies unterm Strich erstmal gar nichts.

Z.B. war mein Kleiner früher kein Kuschel Kind, er zeigte lange kein großes Schmerzempfinden. Alles Dinge die bei meinem Bruder sehr ausgeprägt sind.

Was mich aber doch immer beruhigt hat, waren die Einschätzungen meines Umfeldes. Was sagt der Kindergarten etc.

Wie ist es bei der Tagesmutter? Welche Einschätzung hat sie?

Mein Kleiner ist im übrigen auch kein guter Esser und gesprochen hat er erst mit 2 1/2 Jahren. Auch das Laufen auf Zehenspitzen hab ich bei ihm beobachtet.

Woher kommt deine große Angst? Habt ihr auch einen familiären Hintergrund?

Nachdem du anscheinend nicht aus der Spirale raus kommst, rate ich dir deine Kinderärztin zu drängen dir eine entsprechende Überweisung auszustellen.

Alles in allem kann ich dir schon nachfühlen, aber versuch dich nicht in der Angst zu verlieren.

LG, Mel
 

Coro

Space Ranger
Wir haben zwei autistische Kinder. Du kannst mir auch gerne eine PN schreiben.

Für eine Diagnose ist es in der Tat zu früh. Unsere Große bekam die Diagnose mit 3,5 Jahren und das war schon recht früh. Aber du kannst dir sehr wohl Hilfe suchen bei einem Heilpädagogischen Fachdienst oder eben im SPZ. Ich rate dir, dich bei rehakids anzumelden. Dort bekommst du eine Liste mit guten Adressen bezüglich Autismus. Nicht alle SPZ sind für Autismus geeignet (auch wenn sie offiziell natürlich alles diagnostizieren können) und innerhalb eines SPZ gibt es auch wieder Ärzte und Psychologen, die sich wirklich auskennen und andere, die nur so tun.

Ich schließe mich Janine an. Du kennst dein Kind am besten und wenn du ein ungutes Gefühl hast, dann lass es dir nicht wegreden, sondern kämpfe! Sollte dein Kind besonders bleiben, wirst du jeden Tag von Neuem kämpfen müssen. Das ist einfach so. Wenn du dich von deinem Kinderarzt nicht unterstützt fühlst, musst du vielleicht mal über einen Wechsel nachdenken. Oder du hast eben einen vertrauensvollen Hausarzt.

Und natürlich hat Blümchen recht, wenn sie daran erinnert, wieviel Wunderbares auch in deinem Kind steckt. Aber ich kenne das von uns. Wenn man die Sorgen lange mit sich herum getragen hat und dann sein Anliegen vorträgt, ist man so verzweifelt, dass man natürlich all die Probleme auflistet, weil man ja genau hierfür Hilfe sucht. Keiner schließt dann noch mit einer Positivliste ab - gleichwohl diese im Alltag durchaus spürbar ist.

Eines liegt mir noch auf dem Herzen. Du schreibst, dass Autismus ja nicht heilbar sei. Das stimmt. Aber Autismus ist auch keine Krankheit, die geheilt werden müsste. Autismus ist eine ganz besondere Weise, die Welt wahrzunehmen. Das ist eine Eigenart, wie es eben viele Eigenarten bei den Menschen gibt. Und man darf ruhig autistisch sein. Auch wenn es saumäßig anstrengend sein kann für die Umgebung, erschreckend für den Autisten selbst und manchmal auch traurig. Das gehört nun mal zur Buntheit des Lebens. Sollte es auch bei euch so sein, dann ist dein Kind eben so. Und du wirst es lieben wie ein nicht-autistisches Kind auch. Und daraus gewinnst du die Kraft für jeden neuen Tag!
 

Krabbelkaefer

Hier riechts nach Abenteuer
Ich ergänz mal bei Coro aus Sicht ener I-Kraft noch, dass ich noch nie so viel von einem I-Kind mitgenommen habe, wie von dem Autisten, den ich nächsten Freitag in Richtung Schule verabschiede.
 

Blümchen

Mama Biber
Aber ich kenne das von uns. Wenn man die Sorgen lange mit sich herum getragen hat und dann sein Anliegen vorträgt, ist man so verzweifelt, dass man natürlich all die Probleme auflistet, weil man ja genau hierfür Hilfe sucht. Keiner schließt dann noch mit einer Positivliste ab - gleichwohl diese im Alltag durchaus spürbar ist.

Ich weiß, wie sehr schwer das sein kann, wie du auch, Coro. Man geht ja auch nicht zum Arzt und zählt erst auf, was einem alles nicht weh tut, bevor man auf den Punkt kommt, wo es zwickt und natürlich muss es um die Auffälligkeiten gehen, wenn Hilfe eben diesbezüglich gesucht wird, weiß aber auch, wie wichtig neben all dem der positive Blick aufs Kind ist.
Ich bin schon aus Arztgesprächen herausgegangen, den Kopf brummend voll mit Diagnoseschlüsseln, in denen es ausschließlich um Defizite und Krankheiten ging und habe gedacht, meine Güte, wenn du jetzt selber nicht überzeugt wärest von deinem Kind, dann wäre es gerade niemand. So können ganz unauffällig ganz ungute Spiralen entstehen. Die Negativliste, so nötig sie zu bestimmten Anlässen auch sein mag, hätte mich vollkommen runtergezogen und mir es erschwert, mich vorbehaltlos auf mein Kind einzulassen.
Nur der immer wieder reflektierte Blick auf seine Einzigartigkeit kann das.
Es gibt Dinge, die wird er nie können, Es gibt Dinge, die konnte er deutlich später und eingeschränkter als Gleichaltrige. Seine Grenzen aufgrund der chronischen Erkrankung sind oft sehr eng gesteckt, zwangsläufig.
Aber mir ist es dennoch wichtig, spontan mindestens 10 Dinge nennen zu können, die ich ganz toll an ihm finde, denn mein eigener positiver Blick überträgt sich aufs Kind und sein eigenes Selbstverständnis, davon bin ich überzeugt.

Wie gehts euch denn heute, Nora?
 
Oben