AD(H)S, Hochbegabung

Jacqueline

Ohneha mit der Lizenz zum Löschen
Mitarbeiter
Moderatorin
Nachdem ich ein anderes Posting völlig zweckentfremdet habe *winkzuannie* durch das Abschweifen auf die obgenannten Themen, erlaube ich mir jetzt einfach, ein eigenes Thema dazu aufzumachen.

Vielleicht gibt das einen reinen Dialog zwischen Corinna und mir - aber vielleicht gibt es hier noch andere betroffene Eltern oder Interessierte, die mehr zur Thematik wissen möchten.

Zwangsweise habe ich mich damit sehr intensiv auseinandersetzen müssen, da mein ältestes Kind, Oliver ein hochbegabtes ADS-Kind ist.
Gleichzeitig weiss ich ja seit Januar, dass ich selber KEIN ADS habe, obwohl es sehr danach aussah - dafür wurde da die Hochbegabung diagnostiziert bei mir :???:

Gerade ADS ist eine Erkrankung, die sehr stark in den Medien vertreten ist in den letzten Jahren, aber nicht immer sehr sachlich. Wir ADS-Mütter müssen uns dann neben den Alltag mit unseren "anspruchsvollen" Kinder auch sehr oft damit auseinandersetzen, Klischees und Vorurteile um die Ohren gehauen zu bekommen. "Modekrankheit" "Suchtpotential" "zuwenig Konsequenz in der Erziehung" usw.

Ich bin gern bereit, hier Rede und Antwort zu stehen - das Klima in der Schnullerfamilie ermutigt mich dazu.

Liebe Grüsse, Jacqueline
 

sandra.mo

heisser Feger
:winke: Jac



wie äußert sich ADS genau...ich habe mich damit noch nie richtig beschäftigt, aber es interessiert mich sehr :jaja: , weil wie Du schon sagtest die Medien sehr mit diesem Thema beschäftigt sind :-?


LG
 

Jacqueline

Ohneha mit der Lizenz zum Löschen
Mitarbeiter
Moderatorin
sandra.mo hat gesagt.:
:winke: Jac



wie äußert sich ADS genau...ich habe mich damit noch nie richtig beschäftigt, aber es interessiert mich sehr :jaja: , weil wie Du schon sagtest die Medien sehr mit diesem Thema beschäftigt sind :-?


LG

Ich fange mal ganz vorne an - anders geht das nicht sinnvoll ;-)

ADS ist eine Störung im Gehirnstoffwechsel, die bewirkt, dass die im Gehirn ankommenden Reize von aussen nicht gefiltert werden können. Alle Eindrücke, Geräusche, Gerüche, Empfindungen, Berührungen prallen gleich wichtig im Gehirn aus - und das Gehirn ertrinkt quasi in dieser Datenflut und kann damit nichts mehr anfangen.
Der gesunde Mensch kann beispielsweise in einem Gespräch das Flugzeuggeräusch draussen und die zwickende Hose ausblenden - Menschen mit ADS können das nicht und nehmen das als genauso wichtig wahr wie das, was das Gegenüber eben gesagt hat.

Dies führt dann zu den Symptomen, die sehr vielfältig sein können:
  • °Konzentrationsstörungen
    °Mangelnde Selbstkontrolle von Gefühlen und Handlungen, Impulsivität, extreme Gefühlsschwankungen
    °Mangelnde Körper-Wahrnehmung
    °Schwierigkeiten mit wiederholten, monotonen Handlungs- oder Bewegungsabläufen
    °Geringe Frustrationstoleranz
    °Schlechte Merkfähigkeiten von einfachen und komplexen Aufgaben ( zwei Dinge gleichzeitig aufgetragen bekommen..)
    °Tics ( Nägelkauen, Haarezupfen, Pullover ankauen, )
    °Motorische Unruhe, Zappeligkeit, schwallartiges Reden ohne Zuhören ( beim hyperaktiven Typ)

Diese Symptome können auch bei Nicht-ADS-Kindern auftreten - entscheidend ist die Häufigkeit und die Intensität (wenn ein zweijähriger eine niedrige Frustrationstoleranz hat, ist das normal, bei einem siebenjährigen kann das aber ein Zeichen sein)

Auffällig werden die Kinder oft erst, wenn sie im Kindergarten oder der Schule grösserem Druck standhalten müssen und/oder die familiäre Situation eskaliert - eben weil viele Verhaltensweisen auch einfach "Charaktersache" oder eine Altersfrage sein können.

Die grosse Schwierigkeit liegt nun darin, mit einer seriösen Abklärung alle anderen möglichen Ursachen auszuschliessen, die von familiären Spannungen, schlechtem Sehen oder Hören bis hin zu anderen psychischen Störungen gehen. Das ist ein langer, weiter Weg - und das Bild in den Medien, dass ein Arzt mal so eben im Vorbeigehen die Diagnose stellen kann, ist einfach nur falsch.

Liebe Grüsse, Jacqueline
 

sandra.mo

heisser Feger
:winke:


Danke Dir :bussi:

Aber es ist doch sicherlich schwer ein einfach nur zappeliges unaufmerksames Kind von einem ADS- Kind zu unterscheiden, oder :(
und welcher Arzt heut zu Tage nimmt sich die Zeit :???:

Unser Großer ist auch sehr zappelig, unruhig kann sich zwar konzentrieren, aber wenn man sagt bring mal bitte das von unten mit, meint er ja...vergisst es aber dann in genau 2 Minuten :? ...da denk ich manchmal, gibt es denn sowas :-?
Er ist aber sehr schlau, was ja auch ein Anhaltspunkt zu sein scheint :eek:
Ich habe mir da eigentlich nie so Gedanken drüber gemacht auch wenn man es wieder und wieder in den Medien gehört hat.
MMMMMMMMM...was meinst Du ;-(


LG
 
L

loisadd

Schön, dass Du dieses Thema eröffnet hast.

Bei meinem Neffen (9) wurde auch letztes Jahr ADS diagnostiziert.

Er ist ein absolut schlaues Kerlchen, in vielen Bereichen sehr intelligent.
Andererseits kommt er aber leider manchmal mit den einfachsten Aufgaben nicht zurecht. In der Schule hat er auch große Probleme sich zu konzentrieren, somit verpasst er natürlich viel Schulstoff. Welchen er aber eigentlich mit Links meistern könnte.

So viel ich weiß, besucht er eine Ergotheraphie und geht zum Kinderpsychologen, damit ihm das Leben ein wenig einfacher gemacht werden kann und er lernt, mit dieser Krankheit umzugehen.

Gern würde ich auch noch von anderen erfahren, wie sich die Krankheit bei Euren Kindern zeigt und was man evtl. unternehmen kann.

Viele Grüße
 

Jacqueline

Ohneha mit der Lizenz zum Löschen
Mitarbeiter
Moderatorin
Liebe Sandra,

ein ADS wird in Deutschland in der Regel nicht von "irgend"einem Arzt abgeklärt, sondern in SPZ (meines Wissens) - das sind Experten, die sich die Zeit nehmen.(das ist in der Schweiz ein bisschen anders, anderes Gesundheitssystem halt)

Aber sonst :
solange für Dich und Deinen Sohn die Welt stimmt und es sich um "kleinere" Ärgernisse handelt und nicht um ein allbestimmendes Verhalten - solange sehe ich persönlich keinen Handlungsbedarf.

Bei allen Müttern mit ADS-Kindern, die ich kenne, war der Leidensweg ein sehr, sehr langer und im Nachhinein von Anfang an spürbar.

Liebe Grüsse, Jacqueline
 

sandra.mo

heisser Feger
Jacqueline hat gesagt.:
Liebe Sandra,


Bei allen Müttern mit ADS-Kindern, die ich kenne, war der Leidensweg ein sehr, sehr langer und im Nachhinein von Anfang an spürbar.

Liebe Grüsse, Jacqueline



Das hört sich ja wirklich "schlimmer" an...wie meinst Du das..."von Anfang an" ???


GLG
 

Jacqueline

Ohneha mit der Lizenz zum Löschen
Mitarbeiter
Moderatorin
loisadd hat gesagt.:
Er ist ein absolut schlaues Kerlchen, in vielen Bereichen sehr intelligent.
Andererseits kommt er aber leider manchmal mit den einfachsten Aufgaben nicht zurecht. In der Schule hat er auch große Probleme sich zu konzentrieren, somit verpasst er natürlich viel Schulstoff. Welchen er aber eigentlich mit Links meistern könnte.
Das ist typisch für ADS-Kinder - was für uns einfach erscheint, kann für so ein Kind eine nahezu unlösbare Aufgabe sein - und dann noch dauernd zu hören " das müsstest Du jetzt aber wirklich können" oder "du bist doch wirklich alt genug" , trägt wenig zum Erfolg bei.
loisadd hat gesagt.:
So viel ich weiß, besucht er eine Ergotheraphie und geht zum Kinderpsychologen, damit ihm das Leben ein wenig einfacher gemacht werden kann und er lernt, mit dieser Krankheit umzugehen.

Wir wenden momentan Verhaltenstherapie in Kombination mit Medikament an (ja, das umstrittene Ritalin ;-) ).
Manche Kinder brauchen die Medikamente, um überhaupt erst soweit zu kommen, die Verhaltenstherapie aufzunehmen.
Nebst halt einer sehr klaren, konsequenten Erziehung mit viel Alltagsstruktur und Ritualen - das feste Gefüge im tobenden Kopf-Chaos hilft den Kindern sehr.


sandra.mo hat gesagt.:
Das hört sich ja wirklich "schlimmer" an...wie meinst Du das..."von Anfang an" ???

GLG

Im Rückblick ist oft auffällig, dass die Kinder schon als Babys auffallend unruhig (Schreikinder!) waren, auf Veränderungen im Tagesablauf sehr sensibel reagiert haben, sich schlecht von Bezugspersonen lösen konnten, sehr ausgeprägt trotzten - aber all das kann auch bei einem anderen Kind auftreten. Muss nicht mal ! Unser Sohn war das einfachste und pflegeleichteste Baby, das man sich vorstellen konnte (hat wohl auch mit der körperlichen Schwäche durch den Herzfehler zu tun) und auch als Kleinkind nicht extrem auffällig - so mit fünf hat es angefangen zu eskalieren - dann aber gleich richtig.


Liebe Grüsse, Jacqueline
 
Oben